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MAURO PETER

Hoffentlich lebenslang Schubert und Mozart

Von Harnoncourts Mozart-Zyklus im Theater an der Wien über „Das Buch mit den sieben Siegeln“ im Musikverein bis zu einem Liederabend im Park Hyatt – der junge, aus der Schweiz stammende Tenor Mauro Peter ist auch in Wien präsent.

Herr Peter, ich habe gerade die Kritiken über Ihren Liederabend in Frankfurt vorgestern gelesen, die sind ja zum Einrahmen. Weiß man eigentlich selbst, wenn man gut oder sehr gut war, oder muss man es sich bestätigen lassen?

Man hat schon eine gute Ahnung, wenn etwas gelungen ist, aber hundertprozentig sicher ist man nicht. Darum sind Kritiken schon interessant, sie beantworten die Frage, wie etwas ankam, und wenn sie gut sind, ist es sehr erfreulich. Also, ich gebe zu, ich lese Kritiken, denn die Außenwirkung ist wichtig, was andere denken, sollte man wissen.

Immer wieder liest man die nicht ohne Erstaunen getätigte Feststellung: Und er ist ja noch so jung! Als ob erst gesetzte Herren von 40 plus Lieder singen dürften.

Ja, ich bin 28, und am extremster kam dieses Argument bei der „Winterreise“, die ich bisher dreimal gesungen habe. Ich kann dazu nur sagen: Schubert war ja selbst nicht alt, als er das schrieb, und ich singe die „Winterreise“, wie ein Tenor es tut, obwohl ich zugebe, dass gewisse Lieder wahrscheinlich anders klingen, wenn man sie mit einer dunklen Stimme interpretiert. Aber das liegt in der Natur der Sache – wenn ich den „Erlkönig“ singe, liegt wahrscheinlich ein stärkerer Akzent auf dem Erlkönig und dem Kind als auf dem Vater.

Es gibt eine Legion grandioser Liederkomponisten von Schumann bis Mahler, Wolf bis Strauss, aber für viele – für mich persönlich etwa – ist Schubert doch die ultima ratio des Liedgesangs. Wie geht es Ihnen dabei? Sie singen ja sehr viel Schubert.

Ja, es gibt bereits eine CD der „Schönen Müllerin“ und die Schubert’schen Goethe-Lieder ebenso. Was soll ich sagen? Schumann ist natürlich auch wunderschön und für mich sehr wichtig, da möchte ich nicht wählen müssen, bei Wolf ist vieles genial. Aber ja, Schubert ist auch für mich ideal, in der Überschwänglichkeit, auch im Spaß, im Augenzwinkern, der Frische, aber viel seiner Melancholie finde ich auch in mir. Ich habe mich bisher vor allem mit den Liedern befasst und wenig Zeit für anderes gehabt, aber nun bin ich dabei, eine Biographie über ihn zu lesen und mich rundum über ihn zu informieren.

Die klassische Kabarett-Frage für Schauspieler lautet: Wie legst Du es an? Wie lernen Sie neue Lieder?

Ich bin kein ausgesprochen intellektueller Sänger, aber auch kein dummer. Und ich weiß, dass ich noch sehr, sehr viel zu lernen habe – aber das möchte ich eigentlich auch noch mit 60 Jahren von mir sagen… Wenn ich etwas Neues angehe, höre ich es mir an, von verschiedenen Interpreten, und ich habe gar keine Angst, dann etwas nachzumachen, denn jeder Mensch ist ein Individuum. Ich denke sehr über den Text nach, und dann spricht die Musik ja für sich. Und ich bin der Überzeugung, dass diese Liedertexte uns etwas angehen – ja, wir schreiben SMS und keine Briefe, aber Gefühle wie Liebe, Glück, Eifersucht, Leid, das kennen wir doch auch? Ich habe einfach die Hoffnung, dass das noch jeden Menschen betrifft.

Und wenn Sie selbst die Vorarbeit geleistet hat, kommt Helmut Deutsch dazu?

O ja, und ich kann gar nicht sagen, wie wichtig er für mich ist. Ich habe ja in München 2011 seine Liederklasse besucht und 2013 abgeschlossen, schon 2012 durfte ich erstmals öffentlich mit ihm konzertieren. Er hat mich sehr gefördert, den Kontakt zur Schubertiade hergestellt, und er hat in meinen Anfängen fast wie ein Agent für mich fungiert, dafür bin ich sehr dankbar. Wenn ich dann mit ihm die Lieder erarbeite, sind wir schon von einem Lehrer-Schüler-Verhältnis zu echter Zusammenarbeit weitergegangen, und das ist natürlich schön für mich. Vor allem, weil wir dieselbe Einstellung zu den Dingen hat – Kunststück, meine Ausbildung ist ja von ihm geprägt.

Sie werden nun einen neuen Luxus-Lieder-Zyklus eröffnen, der im November im Park Hyatt Hotel am Hof seinen Anfang nimmt – die zum Luxushotel umgebaute ehemalige Länderbankzentrale.

Ja, und das ehrt mich wirklich. Ich werde natürlich Schubert’schen Goethe-Lieder singen, dazu für mich zum ersten Mal Lieder von Richard Stauss, die ich noch nicht im Programm habe. Die „Mädchenblumen“ zum Beispiel sind wirklich nicht leicht zu singen, und es gibt andere Strauss-Lieder wie zum Beispiel die „Cäcilie“, die ich ihres Schwierigkeitsgrades wegen noch aufschiebe – man muss ja nicht alles auf einmal machen.

Wie lange braucht es, ein neues Lied so zu lernen, dass man damit wirklich sattelfest ist?

Wohl zwei bis drei Wochen, aber man ist nie völlig sicher, bevor man etwas nicht am Konzertpodium vor Publikum gesungen hat. Man lernt bei den Auftritten immer dazu, und ich möchte auch nichts so „perfekt“ können, dass ich es wie mit Autopilot herunterspule. Es soll doch jedes Mal immer wieder spontan entstehen. Normalerweise geht man eine Stunde vor dem Auftritt – Helmut Deutsch inspiziert den Raum, wenn er ihn nicht kennt, immer noch einmal am Nachmittag – in den Konzertsaal und probt dies und jedes nach. Aber im Grunde geht es darum, beim Konzert die Erfahrungen zu sammeln und zu verarbeiten.

Nun ist ja das Liedersingen nicht die einzige Sparte der „Tenorkunst“, der Sie sich widmen.

Ich möchte wirklich, dass Liedersingen, Konzertauftritte und Oper sich die Waage halten. Ich bin ein lyrischer Tenor, die Stimme diktiert mir, was ich kann und soll. Das heißt, in der Oper vermutlich nie einen dramatischen Verdi, sondern einfach das „lyrische“ Repertoire, um es vereinfacht zu sagen, vielleicht geht einmal ein Nemorino. Ich fände es schön, wenn man das eine oder andere deutsche Singspiel entdecken könnte, da gibt es wunderbare Tenorrollen. Aber wenn ich bis zu meinem Lebensende Mozart singen kann, wird mich das sehr, sehr glücklich machen. Man sagt, ich hätte eine Mozart-Stimme, und in der Oper bedeutet er mir mehr als alle anderen.

Es fällt auf, dass viele Tenöre heutzutage Mozart in ihren Anfängen singen, und dann geht man sozusagen zu anderen Rollen über. Dass jemand, wie einst Peter Schreier, lebenslang auch stolz die Bezeichnung „Mozart Tenor“ getragen hat, ist nicht mehr üblich. Würden Sie das wollen?

Ich bin ein bisschen vorsichtig geworden bei dem, was ich sage. Wenn ich meine Bewunderung für Peter Schreier oder Fritz Wunderlich, für Anton Dermota oder Nicolai Gedda ausdrücke, dann heißt es gleich, ich vergliche mich mit ihnen und wie käme ich dazu. Aber, wie gesagt, ich habe kein Problem damit, ein „Mozart Tenor“ zu sein, so sehr das auch dem heutigen Schubladen-Denken entgegen kommt.

Nun sind Sie ja den Wienern nachdrücklich aufgefallen, als Nikolaus Harnoncourt semi-szenisch die drei Da Ponte-Opern im Theater an der Wien herausgebracht hat und Sie alle drei Male dabei waren – das heißt, Sie haben sich beim „Figaro“ sogar mit Basilio und Don Curzio abgegeben…

Also so würde ich das nicht sagen! Wenn Nikolaus Harnoncourt vorschlägt, dass man das singt, tut man das natürlich gern! Sicherlich werde ich diese Rollen dann nicht auf der Bühne verkörpern wie ich es mit Ferrando, demnächst in Zürich, und dem Don Ottavio vor habe, Rollen, die mich begleiten sollen so wie der Tamino, den ich in Zürich gesungen habe und der in München bevorsteht, oder der Belmonte, den ich in mein Repertoire aufnehmen will. Zu Harnonocourt kam ich, als ich für „Cosi fan tutte“ vorgesungen habe – die war ja zuerst szenisch geplant. Er nahm mich dann für Haydns „Ritorno di Tobia“ zu den Salzburger Festspielen und gab mir die Rollen in den konzertanten Abenden im Theater an der Wien.

Stehen Sie gerne auf der Opernbühne – bekanntlich eine andere Welt als im Konzertsaal? Und wenn Ihnen eine der seltsamen Inszenierungen begegnet, was tun Sie dann?

Also, wenn jemand von mir verlangte, dass ich mich nackt ausziehe, würde ich glatt nein sagen. Aber wenn es nur ein bisschen seltsam ist wie der Tamino in Zürich, wo ich in Leggins und einem Zorro-Kostüm auftrete… na ja, ich sage immer: Wenn es mich beim Singen nicht hindert, kann man es ja machen. Ich bin vom Studium weg nach Zürich engagiert worden, ich bin hier im Ensemble, und da gibt es auch kleine, aber interessante Aufgaben – ich habe eben in der Neuinszenierung des „Wozzeck“ den Andres gesungen, Andreas Homoki hat inszeniert, Fabio Luisi dirigiert, Christian Gerhaher war der Wozzeck, das war ungewöhnlich, aber schon eine tolle Erfahrung. Ich fühle mich auf der Bühne sehr wohl, es ist ein eigener Adrenalinstoß, da hinaus zu gehen. Und in diesem Fall arbeitet man ja mit vielen Menschen zusammen, nicht wie beim Liederabend, wo man mit Ausnahme des Pianisten ganz allein am Podium steht…

In Zürich sind Sie als Schweizer daheim – übrigens, was ist „Mauro“ für ein Name? Studiert haben Sie aber in Deutschland.

Ich denke, es ist eine italienische Form von Moritz, aber ich bin in Luzern geboren und ein schlichter Deutsch-Schweizer, der auch gut Französisch spricht – besser als Italienisch, das muss ich noch verbessern. Man war bei uns daheim musikalisch, meine Eltern waren Weltmeister im Rock ‚n’ Roll, aber zum Beruf hat es vor mir keiner gemacht. Meine Stimme wurde, wie so viele andere, im Kinderchor entdeckt, ich kam gut über den Stimmbruch und ich bin zur Ausbildung nach München gegangen, was mir sehr gut getan hat. An der Bayerischen Theater Akademie konnte man viel lernen und auch Praxis erwerben, man sagte mir, ich sei ein „Mozart Tenor“, und tatsächlich bin ich als Belfiore in der „Finta Giardiniera“ erstmals auf der Bühne gestanden.

Zürich ist jetzt Ihr Wohnsitz, Sie sind also wieder in der Schweiz, „daheim“, aber wie alle Sänger quasi ununterbrochen unterwegs, von einer Stadt zur anderen. Das ist eine Entscheidung, die man gegen das Privatleben trifft – wobei es viele Sänger gibt, die Frau und Kinder in ihrer Heimatstadt „parken“ und schnell einmal zurück kommen, wenn sie Zeit haben…

Das stimmt schon, das weiß man, obwohl man vieles, was man vorher zu wissen glaubt, dann erst durch die harte Erfahrung wirklich begreift. Ich möchte allerdings darüber nicht sprechen, ich möchte nie, dass mein Privatleben Gegenstand irgendeiner öffentlichen Betrachtung wird, das betrifft nur mich und jene, die mir nahe stehen.

Wie genau plant man seine Zukunft?

Ich habe zwei Agenten gefunden, Oliver Kretschmer und Helga Machreich, die sich glücklicherweise gut verstehen und alles, was sie für mich abschließen, genau mit mir und miteinander absprechen. Das sind die Menschen, mit denen ich mich berate, wie es weitergeht, und wir planen sehr intensiv, auch in der Ausgewogenheit der Genres. Wobei man sich klar sein muss, dass man nur das tut, wobei die Stimme sich wohl fühlt. Das ist natürlich ein Entwicklungsprozeß. Ich habe mir beispielsweise vorgenommen, auch Lieder von Wolfgang Rihm zu singen, aber im Moment fehlt mir noch der Zugang. Das ist dann eine Frage der Arbeit daran. Natürlich möchte ich Oper an großen Häusern singen, aber nicht, um sie abzuklappern und abzuhaken. Wichtiger ist, mit dem, was ich tue, das Beste aus mir und meiner Stimme zu holen.

Herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Das Interview führte Opernfreundmitarbeiterin Renate Wagner / Wien 20.10.15

Foto: Robert Kittel

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