DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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UNSER NEGATIVPREIS :-((((((( !

Die OPERNFREUND-Schnuppe

gibt es für Dinge, die uns überhaupt nicht gefallen haben.  Aufführungen, die auch Ihnen schnuppe sein sollten.

Die symbolische Schnuppe ist die schlechteste Bewertung, wie wir vergeben können; unser absoluter Negativpreis ganz im Gegenteil zum OPERNFREUND-STERN unserem "Oscar".

 

 

Bisher:

Ungenießbares Menü Meister und Margarita in Köln

Siegfried Wagners Friedensengel total verhunzt Bayreuth

Nervige laute Rockmusik in den Umbau/Lichtpausen BASEL

Zerstörung eines Kulturgutes - Il Barbiere  BASEL

(Ohn)Macht des Schicksals hau ab nach drüben  BERLIN 

Anbiederung ans Publikum Rock around Barock Ballett ESSEN

Pausenflucht Luisa Killer statt Luisa Miller WUPPERTAL

Buuuuuuuuuuuuuuuuu! Was für ein Elend Fra Diavolo! ERFURT

Was soll das? Moskau Tscherjomuschki GELSENKIRCHEN

Tod durch Langeweile in Martinus "Julietta"  WUPPERTAL 

Der Flüchtlings-Troubadour - Quark hoch 5 ESSEN

Die versaute Braut ESSEN

Die Wartburg ist eine Moschée Tannhäuser in DARMSTADT 

Mit Star Trek am Werk vorbei Holofernes in BONN

Rocky Horor im Kohlenpott als Klatschmarsch GELSENKIRCHEN

Der Rampensteher Holländer BONN

Billigster ärgerlicher Ramsch Faust in BERLIN

Oper als Schaftablette Tosca in WUPPERTAL

Langweilige billige Wellblechfolklore Carmen in DORTMUND

Betrug und Fälschung einer Oper Florentinische Tragödie DÜSSELDORF

Zensur nach Protest - Holländer gecancelt DÜSSELDORF

Auf der Suche nach dem Tuberkel-Bazillus Traviata in ESSEN

 

 

KÖLN

Der Meister und Margarita

Quatsch mit Soße

 

Liebe Leser, willkommen im Opernfreund-Kochstudio. Heute bereiten wir für Sie eine köstliche „Regie-Pampe deluxe“ zu. Wir brauchen: Ein möglichst komplexes und unbekanntes Werk, denn wir wollen nicht, dass irgendjemand einen Wissensvorsprung hat, weil er das Stück vielleicht schon mal gesehen hat. Ganz wichtig: Betonen Sie immer, dass Ihnen das Stück sehr viel bedeutet und etwas Besonderes ist, da kann Ihnen hinterher keiner was vorwerfen, wenn die Suppe versalzen ist! Nehmen Sie sich dann einen großen Topf – auch wenn er für Sie persönlich viel zu groß ist – egal! Viel ist viel! Dann kommt die Vorbereitung und die ist bei diesem Rezept besonders wichtig. Sammeln Sie Ideen. Egal ob gar oder halbgar, sie sollten in jedem Fall nur nicht zu leicht verdaulich sein. Werfen Sie diese Ideen alle in den großen Topf, rühren lange und wild um. Wenn Sie ein echter Gourmet sind, machen Sie Bühnenbildner und Kostümbildner zu guten Beiköchen: Auch hier gilt – vermeiden Sie den Bezug zum Werk, gehen Sie Ihrem Publikum auf den Wecker und lassen Sie sich nicht von den Bedürfnissen der Akteure die Ihren Quatsch hinterher spielen müssen ablenken – ihr exzellentes Rezept erfordert halt Opfer. Lassen Sie dieses Rezept drei bis vier Stunden köcheln. Dann kommen wir zum Anrichten. Hier zeigt sich der wahre Profi, der verstanden hat, dass das Auge mitisst: Dekorieren Sie ihren Brei schön, erfinden Sie wilde Dinge dazu, die vielleicht keinen interessieren, die verwirren oder stören. Hauptsache es sieht nach was aus und Sie vermitteln den Eindruck, dass Sie ein echter Koch sind. Wenn Sie das getan haben, dann servieren Sie ihre „Regie-Pampe deluxe“ lauwarm. Bon Appetit!

Und wenn Sie jetzt Appetit bekommen haben, dann fahren Sie doch mal in die Oper Köln, da hat Valentin Schwarz dieses Rezept gerade exzellent für Sie zubereitet.   

 

Sebastiab Jacobs, 9.4.22

 

 

 

 

BAYREUTH

 

Siegfried Wagner: Der Friedensengel oder VIDEOMANIA

 

Da spielen sie schon einmal eine ultraseltene Oper von Siegfried Wagner – und dann versemmeln sie‘s auf eine Weise, wie es nicht einmal von der ISWG, der Internationalen Siegfried Wagner Gesellschaft, erwartet werden konnte. Dass Peter Paul Pachl kein Regisseur, sondern ein Dramaturg ist, ist ja bekannt, dass er Videos liebt nicht minder, aber an diesem Abend treiben sie‘s denn gar zu toll. Denn keiner, ich betone keiner der Sänger ist wirklich gut. Rebecca Broberg ist sozusagen die einhörige unter den Tauben, während die nach der letztjährigen SW-Produktion Sonnenflammen hoch gelobte Julia Reznik als „lyrischer Sopran“ vor allem laut flackernde Unverständlichkeiten von sich gibt und der angepriesene Tenor Giorgio Valenta v.a. das lagrimoso beherrscht. Kommt hinzu der Sound, der vom Bayreuth Digital Orchestra, also einem Apparat produziert wird: er ist zu leise und die Streicher klingen in den hohen Lagen nur noch steril.

Zudem werden wir vom ersten bis zum letzten Takt mit Videos bombardiert, die vermutlich nur ppp sehen will – aber was soll man machen, wenn man sonst keinen an die Regie lässt? Höhepunkt vons Janze: minutenlang kopulierende Maikäfer und Schnecken, langgezogene Ausschnitte aus einem Nunsploitation-Movie der frühen 70er, vulgo: einem Nonnensadopornofilm, daneben kitschige Naturbilder und am Anfang, Gott weiß warum, Filme von Kriegen, Diktatoren und demokratisch legitimierten Präsidenten. Hinzu kommt eine weitere üble Dosis politischer Polemik, wo sie nicht hingehört: Jens Spahn wird mit einem miesen Mediziner vom Schlage des Arztes in Wozzeck verglichen, der ernstzunehmende Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hinter einen durchsichtigen Totenschädel gesetzt. Was soll der reaktionäre Unsinn? Die Frage kann beantwortet werden: Pachl folgt seinem infantilen Assoziationstrieb und mischt in haltloser Weise Unpassendes mit Unpassendem und allzu Naheliegendes mit allzu Naheliegendem. Kulturwissenschaftler und Leute, die sich insgeheim für ihren schlechten Geschmack schämen, nennen das inzwischen, wenn sie‘s gut finden, „trash“. Wäre ich Sänger, würde ich mich weigern, als Tonproduzent vor einer von allem Wesentlichen ablenkenden Bilderwand missbraucht zu werden. Denn das Eigentliche, die Oper, die man gern einmal – nach der sage und schreibe ersten szenischen Aufführung seit der Uraufführung im Jahre 1926 – auf einer Bühne kennenlernen würde, wird verraten.

So erwies man dem Komponisten, den man angeblich so vehement vertritt, wieder einmal einen Bärendienst. Auch und gerade ein Siegfried Wagner hat das Recht, mit musikalisch und szenisch erstklassigen Aufführungen bekannt gemacht zu werden. Wenn man‘s, aus welchen Gründen (finanziellen und äshetischen) auch immer, nicht kann, sollte man es bleiben lassen.

Und da wundern sich die Leute, dass Siegfried Wagners Werke ansonsten nirgendwo gespielt werden.

 

Ps: Zu Beginn lesen wir, bevor uns die pantomimischen Gesellen auf der Bühne von der an sich schönen Musik ablenken, die Jahreszahlen 1914, 1984 und 2024. Die Oper wurde 1914 vollendet, aber was sollen uns die anderen Ziffern sagen? Wird ppp 2024 die letzte Siegfried-Wagner-Oper verhunzen? Auch dies bleibt ein Geheimnis der sog. Regie – aber es ist eh schon alles egal.

Pps: Ich darf mit Fug und Recht eines Opernfreunds auf Renate Wagners Beitrag in unserem KONTRAPUNKT verweisen.

 

Frank Piontek, 22.8.2021

 

 

 

schon wieder

BASEL

Sounds der Bohème - Was soll das?

Rockmusik in den Umbaupausen

Kaum zu glauben: Die musikalische Verschlimmbesserung eines Werks der Welt-Musikliteratur! Der amerikanische Regisseur Daniel Kramer

hat es unternommen, in Basel die geniale Komposition von Giacomo Puccinis LA BOHÈME zu verbessern.

 

Das Bühnenbild war so angelegt, dass Umbaupausen von Akt zu Akt notwendig wurden. Diese Umbaupausen wurden genutzt um werkfremde Einspielungen zu tätigen. Ab Konserve donnerte dem Premierenpublikum unmelodische Rockmusik der beiden Sounddesigner Marius und Ben de Vries entgegen. So war eine innere Betrachtung, ein Nachgeniessen der wundervollen Musik Puccinis nicht möglich. Jeder Akt hört mit einem musikalischen Höhepunkt auf und verlangt ein Nachempfinden des Gehörten.

Das Sounddesign wurde den Zuhörern als "Klangkomposition (Sounds der Bohème)" verkauft. Kompletter Blödsinn: Das angebotene Gedonner hat mit Puccinis Bohème nichts zu tun. Diese Fantasie entstand allerhöchstens im Kopf des fortschrittlich sein wollenden, aber provinziellen Amerikaners. Meine Empfehlung an Herrn Kramer: Bleiben Sie doch in Amerika, am besten in der Provinz, den an der Met oder anderen grossen Opernhäusern können Sie sich solche hirnrissigen Mätzchen nicht leisten!

Die würden von den jeweiligen Intendanzen und musikalischen Direktionen abgeschmettert. Provinzielle Sichtweisen können nicht mit Rockmusik überdeckt werden, sie verstärken diese Ansichten!

Wieso legt bei solchem Tun eines Regisseurs die musikalische Leitung und GMD ad Interim, Kristiina Poska nicht ihr Veto ein? Wieso toleriert der Operndirektor Basel ad interim, Pavel B. Jiracek diese nicht tolerierbare Verfälschung einer Oper?

Peter Heuberger, 15.12.2019

 

 

 

BASEL

Il Barbiere di Siviglia

Zerstörung eines Kulturgutes

Jede Regisseurin, jeder Regisseur hat das Recht, seine Ideen und Vorstellungen auf der Bühne, im Film zu verwirklichen. Jede Regisseurin, jeder Regisseur hat die Pflicht, Vorstellungen und Vorgaben von Autoren und Komponisten der jeweiligen Werke nicht über alles Mass zu verfälschen. Dies gilt ganz speziell für das Musiktheater, wo musikalische Vorgaben das Mass aller Dinge sein sollten, sein müssen. Wenn nun ein Regisseur hingeht und die Musik als reine Untermalung für seine Ideen verwendet, verletzt er diese Pflicht auf grobe, nicht akzeptierbare Art; gleiches gilt für eine Regisseurin!

Der russische Regisseur Kirill Serebrennikov, in Personalunion verantwortlich für Regie, Bühne und Kostüme, hat den Barbier als Kritik, als Betrachtung über modernes Kommunikationsverhalten missbraucht und dabei das musikalische Werk des Komponisten Rossini über alle Massen strapaziert, verfälscht und die Musik als Soundtrack wie im Film verwendet.

Der russische Regisseur überfährt Rossinis geniale Oper  wie weiland die Panzer der UDSSR Ungarn und die Tschechoslowakei, das damalige Regime aus politischen Gründen, Serebrennikov aus Selbstverliebtheit, Narzissmus, vielleicht Unkenntnis. In einem Interview aus dem Jahre 2016 drückt er aus, dass er eigentlich eher ernsthafte Stoffe liegen. Lustspiele für Film oder Schauspiel hätte er abgesagt, die Oper aber biete andere Möglichkeiten:

Sie eröffnet mir die Auseinandersetzung mit meinen eigenen Vorurteilen!

Seine Regiearbeit strotzt vor Allgemeinplätzen, ist überladen mit Nebensächlichkeiten, unnötiger Aktivität auf der Bühne. So stören zum Beispiel zwei Hauptdarsteller das eingängige Vorspiel mit Zwischenbemerkungen und Selfies mit dem Dirigenten, Klatschen am falschen Ort und ähnlichen Gags. Solche Visualisierungen von Ouvertüren sind ein absolutes No Go.

Die leise, nächtliche Szene vor dem Fenster Rosinas verkommt zu lautem Geschrei, einem miserablen Gesang und ist alles andere als ein Liebeslied, eine zarte Cavatine. Dies und noch mehr spielt sich auf der Vorbühne, näher noch dem Publikum als der hochgedrehte Orchestergraben. Dazu kommen noch die Einspielungen der Handytexte, so dass ein jederextrem abgelenkt wird.
Dies nenne ich, im Gegensatz zu den Lobhudeleien anderer Kritiken, Zerstörung eines Kulturgutes, gleichzusetzen mit der Überflutung von Abu Simbel, um nur ein Beispiel zu erwähnen. Auch wenn ein Künstler von einer totalitären Regierung unter Arrest gesetzt wird, darf dies einen Kulturberichterstatter aus Sympathie, falsch empfundener Solidarität, nicht davon abhalten, objektiv die Arbeit dieses Künstlers zu beurteilen, und dies umso mehr, als es sich in diesem Fall nicht um ein Eigenprodukt Serebrennikovs handelt, sondern um die Interpretation eines in der Musikgeschichte verankerten Werkes.

 

Peter Heuberger18.10.2019

 

 

BERLIN

(Ohn)Macht des Schicksals

"Wir wollen Verdi hören - hau ab nach drüben!"

 

So tönte es bei der Premiere aus dem Publikum. Die Zuschauer forderten Abbruch. Eine ganze Viertelstunde lang war die Aufführung unterbrochen. Wir konstatieren:

Bezug zu Verdis Werk: null. Personenführung: null Komma null. Spannung nicht vorhanden. Bluttriefend nervende Dauerberieselung nichtssagender Videos. Ärgerfaktor: 110 Prozent. Was will dieser DDR-Schauspiel-Regisseur, der ja schon den Bayreuther Ring komplett verhunzt hat, eigentlich? Zurück in die Ostzone? Sehnsucht nach dem Arbeiter- und Bauernparadies, welches so toll war, daß man eine Mauer mit Sprengfallen drum herum baute und den Menschen, die eben dieses Paradies nicht wertschätzten und es verlassen wollten erbarmungslos in den Rücken schoss. Lassen wir den Agitator zu Wort kommen:

Das Besondere an Verdis LA FORZA DEL DESTINO ist, dass der Alltag in die hohe Kunst der Oper einbricht. Es ist Krieg, Krieg, Krieg. Bei Verdi kämpfen spanische Truppen gegen die Habsburger. Dieser Krieg ist merkwürdig beschrieben. In einer Szene singt eine Zigeunerin: „Der Krieg ist das Beste, was es gibt, wir sind stolz auf den Krieg!“ Bei Verdi spiegelt sich Zerstörung auch in einer bestimmten Ästhetik, Opern zu schreiben. Er löst die Zeit auf, die Handlung, den Raum. Und ich ziehe mit Verdi ins Neapel 1943, in die Welt des Schriftstellers Curzio Malaparte, der in seinem Roman „Die Haut“ beschreibt, wie die Amerikaner in Sizilien landen. Wie Mussolini gestürzt wird. Wie Italiener, die zuvor im Widerstand gegen die Faschisten gearbeitet haben, plötzlich ihre Brüder, Töchter, Mütter verkaufen. Es herrscht Sodom und Gomorrha. Auch so kann Befreiung aussehen. Manchmal ist es schwerer, Befreiung zu ertragen, als besiegt zu werden, schreibt Malaparte. Solche Brutalität interessiert mich, deshalb suche ich diese Stoffe. Es wird heftig. Aber ich weiß, dass Verdi nicht das Organische wollte, sondern das Disparate. Die Musik ist so schön, aber Verdi wollte wachrütteln. Für mich gehören diese Kriege zusammen – literarisch, historisch, assoziativ. (Frank Castorf)

Das sollte also bei Ihnen, liebe Leserschaft, auch null Erwartung auf Verdi wecken. Wenn doch und Ihnen das obige Gesülze etwas sagt, dann gehen Sie bitte rein - aber beklagen Sie sich nicht später bei uns. Wir haben Sie gewarnt!

Diese Aufführung sollte Ihnen wahrlich Schnuppe sein. Gehen Sie lieber an diesem Abend ins Kino, oder lecker Essen. Das Leben ist zu kurz um es mit solchem Kappes zu verschwenden.                                                       

 

Peter Bilsing  9.8.2019

 

 

 

 

ESSEN BALLETT

Rock around Barock

Eine Zumutung von Anbiederung ans Publikum

 

Furzhumor, Dümmlings-Gags auf RTL Niveau, übelste Anbiederung ans Publikum, schmierige Anmache, permanente Animation zu Klatschmärschen, billigste Dorfzirkusnummern (da klöppelt doch tatsächlich jemand die Bonanza Melodie auf seinem Schädel und das Volk ist aus dem Häuschen!) und Tanz, den jede gute Jazz-Tanz-Laienformation ähnlich bringt. Dazu verhunzt eine in die Jahre gekommene Opa-Poprock-Band Jahrhundert-Klassiker, wie Whiter Shade of Pale  oder Hey Jude  - ich will das ganze weitere Elend gar nicht noch erwähnen. Schlimmer, einfältiger, belangloser und dümmer geht es wirklich nimmer...

Eine Beleidigung des guten Geschmacks und der Abstieg der Kultur ins Kunstgewerbes; Kulturpräsentation à la André Rieu oder Komödiantenstadel bzw. ZDF-Fernsehgarten.

Jeden Moment erwartet man, daß unter lautem "Hossa, hossa, hossa" eine tuntige Rex Gildo Schlagerbarden-Kopie um die Ecke auf dem Hover-Board herein düst. Das Publikum wäre wahrscheinlich ausgeflippt.

Oder war dieser bunte simple Billigheimer-Tanzabend gar nicht ernst gemeint, sondern ein Protest gegen Sparmassnahmen?

Egal... gehen Sie, verehrte Ballettfreund bitte lieber in Essen Essen, anstatt sich in dieses niveaulosen Tingeltangel-Gerhampel zu begeben. Dieser Abend sollte Ihnen schnuppe sein. Behalten Sie ihren guten Geschmack. Man kann kaum glauben, daß die Essener nach der begnadeten Hommage an Queen nun so einen ...... bringen.

Der Jubel des Zirkuspublikums erschüttert und man stellt sich ernsthaft die Frage nach der Berechtigung millionenschwerer Unterstützung für solchen Kappes.

Da retten auch drei Tanznummern, die durchaus akzeptabel sind, den ganzen Abend nicht mehr. Vielleicht wäre Ben Cauwenbergh auf dem Posten des zweiten ZDF-Unterhaltungs-Chefs besser aufgehoben.

Quo vadis Aalto-Ballett?

Alviano Salvago 16.5.2019

 

 

WUPPERTAL

Luisa Killer statt Luisa Miller

Pausenflucht

Nach Magdalena Fuchsberger beim Hagener Simon Boccanegra und Tatjana Gürbaca beim Essener Freischütz“erlebt man in Wuppertal neuerlich eine Inszenatorin, welche sich mit anarchischer Wollust auf eine Repertoireoper stürzt und sie berserkerisch zerfleischt. Tolle Bühne; die kahlen, weißen Wände verblüffen - rückwärtig wird ein schwarzer, in den Umrissen kirchenähnlicher Raum hinzu addiert. Welch unglaubliche Farbsymbolik! Dann trippeln zwei artige Kinderlein auf die Szene und verewigen seitlich die Worte Amore und Intrigo. Luisas Geburtstag feiert eine Chormeute, welche wie eine Mixtur aus Karnevalisten und Dämonen ausschaut. Abrupte, sinnentleerte Bewegungen...

In der Folge werden Tänzer aufgeboten, die somnambul über die Bühne irren. Einige von ihnen steigen in Blechbehälter und werden mit schwarzer Farbe übergossen, die sie später an den doch ach so schönen weißen Wänden körperrollend abstreifen. Die Bedeutungsschwere dieser Vorgänge ist horrend. Zu einem erotischen Zweikampf artet die Begegnung von Rodolfo und Federica aus. Die genialen Einfälle der Regie wären noch bis ins Unendliche hinein zu ergänzen... Doch irgendwann reißt halt der Geduldsfaden.                                                                         CZ 16.12.2018

 

So etwa smuß man nicht zu ende schauen um unseren Negativpreis die OPERNFREUND SCHNUPPE schon zu verdienen. Diese Produktion, liebe Opernfreunde, sollten Ihnen schnuppe sein. Gehen Sie lieber nett Essen, da gibt es in Wuppertal einige schöne Lokalitäten - oder fahren Sie mit der Schwebebahn; das umweltfreundliche Verkehrsmittel; und das seit über 100 Jahren.                                                                                               PB 16.12.208

 

ERFURT

Fra Diavolo

"Buuuuuuuuuuuuuuuuu!!!!"

Es kann passieren, dass die Einfälle der Regie nicht für, sondern gegen das Werk arbeiten, dass seine Ideen nicht so beim Publikum ankommen, wie er sich das vorstellt. Wenn er aber das Werk benutzt, ja missbraucht, um seine eigenen unzulänglichen Librettistenqualitäten darzustellen, mit plattesten Witzen und unterstem Boulevard-Niveau nah an der Ekelgrenze vergebens eine Aktualisierung versucht, dann kommt das einer vorsätzlichen Demontage gleich und ist besonders ärgerlich. Kommt dazu noch eine teils fehlbesetzte Sängerriege und verhindern nur wenige Lichtblicke wie das lupenreine Dirigat von Harish Shankar und der engelsgleiche Gesang von Leonor Amaral, dass man spätestens zur Pause fluchtartig das Theater verlässt, dann bleibt unterm Strich ein Totalausfall und damit verlorene Lebenszeit – und das darf Theater niemals sein.

Ein dickes „Buh!“ und die Opernfreund-Schnuppe für Hendrik Müller und seinen Fra Diavolo in Erfurt!

 

Jochen Rueth 4.11.18

 

 

GELSENKIRCHEN

Moskau Tscherjomuschki

Es ist ja schon eine Leistung, ein Stück, das keiner kennt, so inszenieren, dass es keiner versteht.

Das hat Schostakowitsch, trotz des im Vergöleric zu seinen Opern DIE NASE der LADY MACBETH schwächeren Librettos, nicht verdient. Man möchte dem singenden Schauspieler, Dominique Horwitz der sich hier am schwierigen Regiehandwerk versucht zurufen: Schuster, bleib bei Deinen Leisten, lass bitte die Finger zukünftig von der hochkomplexen Arbeit der Musiktheater-Regie!

Eine Idee ist keine gute Idee, wenn sie mit dem Kern des Stück nichts zu tun hat.

Mit rasanten Tempi und mitreißenden Rhythmen wallt und swingt Schostakowitschs Musik. Anscheinend haben weder Dirigent noch "Regisseur" gelesen, was der Hausdramaturg schreibt, denn es dominiert Langeweile, Uninspiriertheit, Rampensteherei und sinnloses Gehampel. Und die Musik wird auch noch stark gekürzt, wichtiger Stellen beraubt und willkürlich umgestellt.

Dafür liest man dann im Programm-Faltblatt den Grund fü diesen szenischen Offernbarungseid gleich vorweg: Die Motive der Komödie sind für uns (wer ist eigentlich "uns"?) nur mehr bedingt nachvollziehbar, da uns die Erfahrungen fehlt, die den Kontext für die Anspielungen in der Operette bietet.

Doch halt, Freunde! Hier wäre genau der Ansatzpunkt für einen professionell arbeitenden Regisseur gewesen. Stattdessen gibt es eine szenische Kritik am heutigen sozialen Medienschwachsinn. Zumindest verbal im Programmblatt:

Amazon, Facebook, Payback oder wie auch immer, sind die Übel der Zeit. Teufel, Teufel! Follower, Likes, Instagram, Whatsapp sind die unseligen Schlagwörter unserer Gegenwart. Auf der Bühne nichts davon. Da findet man eine harmlos nettes sozialistische Arbeitslager-Fabrik mit angeschlossenem Bettenkeller und der nervigen Zwangsdarreichung von Wohlfühltabletten. Huxley lässt grüßen...

Leider haben all diese Dinge nichts, aber auch gar nichts (!) mit der Gesellschaftskritik Schostakowitschs zu tun, die er hier satirisch aufzeigt und anklagt; es geht um die Probleme der kommunistischen Staatsdiktatur u.v.a. Mangelwirtschaft, Gleichschaltung, Indoktrination, Wohnungsnot und Armut. Das alles wird deftig in volkstümlicher Operettenmanier aufs Korn genommen, indem der Komponist subjektive Zufriedenheit, harmlose Musik und Arbeiteridylle vorgaukelt. Die subkutane Ebene der Musik, die im Aufbau der Szenen (trotz scheinbarer Harmlosigkeit auf den ersten Blick) durchaus ihre Wirkung entfaltet, wenn man das Stück richtig spielt, findet null Entsprechung oder Widerhall in Szene und Bühnenbild der völlig verkorksten MiR-Produktion.

Einem Regisseur, der in die Musik hineinhörte und sich mit dem tragischen Leben des großen Komponisten gründlich auseinander gesetzt hätte, müsste ganz andere Bilder liefern. Doch halt! Um die Tragik dieser Zeit aufzuzeigen, wird natürlich am Ende des ersten Teils mal flugs eine Arbeiterin, die sich zuvor allzu sehr dem Lagerleiter angedient hatte, vom bösen Wachpersonal vergewaltigt. Mein Gott...

Was ein Elend!

Diese Inszenierung sollte Ihnen, verehrte Opernfreunde Schnuppe sein. Schauen Sie lieber bei YOUTUBE - mal rein. Da gibt es ein gutes Beispiel (Lyon 2009) dafür, wie herrlich doch das Stück ist, wenn man es richtig versteht und mit dem nötigen ironschen Humor auch im Sinne Schostakowitschs inszeniert.

 

Peter Bilsing 3.4.2018

 

 

Wuppertal

Martinus Julietta

Ich weiß-nicht-was-soll-es-bedeuten bzw. Tod-durch-Langeweile

 

Ich fass mich ganz kurz: So eine sinnlose, inhaltlose, langweilige, lieblose und nichtssagend uninspiriert Regiearbeit (Inga Levant) habe ich selten gesehen. Das optisch einschläfernde völlig simple Pappmasché-Billig-Einheitsbühnenbild von Jan Freese hätte locker jede Realschule in ihrem Bastelunterricht billiger fertigen können. Über die gezwungen originell wirken sollenden Kostüme Petra Korink hätte selbst im Karneval niemand mehr gelacht...

Zwei Stunden "sinnlose Plage, Müh ohne Zweck" (Wagnerzitat) bis zur Pause - dann reichte es dem Rezensenten, denn selbst der permanente Versuch des Theaterschlafs misslang. Und zwei Stunden gestohlene Lebenszeit ist ein ziemlich übles Verbrechen.

Augenscheinlich hatte man die Pause  - immerhin verkündete meine Einlasserin noch stolz "schon nach ein einviertel Stunde !" wäre ja auch sinnvoll mit dem Pistolenschuss ungefähr in der Mitte der Oper zu pausieren - kurzfristig bis zum Ende des ersten Aktes verschoben.

Eigentlich war das alles zu erahnen, denn was da schon vorher im scheinbar völlig unvorbeiteten - improvisiert erscheinenden - Auftaktgespräch mit dem Produktionsteam im fast stuhlfreien (!) Kronleuchterfoyer der Oper an Allgemeinplätzen bzw. Nichtigkeiten geäußert wurde, ließ Schlimmstes erahnen. Schon da wurde klar, daß man mit dieser Oper wohl nichts hatte anfangen konnte...

Es stellt sich auch die Frage, warum man das Werk auf Deutsch bringt, wenn bis auf zwei Mitwirkende keiner richtig diese Sprache beherrscht? Ist doch in diesem surrealen Werk auch der Sprachduktus ein wichtiger künstlerischer Bestandteil, der eigentlich nur in der tschechischen Originalsprache überzeugt. Wahrscheinlich hätte sogar das Französisch des Erstentwurfs noch besser geklungen. Man hätte es auch in Esperanto geben können, denn so waren die Zuschauer praktisch in Gänze gezwungen ständig auf die Subtitle zu starren.

Schade um das tapfere und durchaus schön singende Talent, den jungen Sangmin Jeon - er musste eine statuarische Mischung aus Hop Sing (Bonanza) und Pan Tau mimen - ein völliger Fehlgriff vom Besetzungsbüro.

Über den Rest - pars pro toto die unsäglich unfreiwillig peinlich albernen Anklänge an Monty Pythons Ministerium für Gänge und Bewegungsformen - oder wars ein Anklang an Pina Bausch - schweigt der Kritiker und fragt sich warum jemand eine Oper inszeniert, noch dazu eine höchst schwierig kafkaeskes Werk, der weder Idee noch einen "roten Faden" (besser wäre das Wort "Konzept") hat.

Das ist nicht nur eine vertane Chance, sondern alles höchst ärgerlich für ein eigentlich noch gut zu entdeckendes und dem Publikum bitte demnächst in begeisternderer Form (siehe Beispiele Berlin / Zürich) zu präsentierendes tolles Werk, was heuer eigentlich nur der Kapellmeister Johannes Pell erkannte, welches spannend aussagekräftig mit seinen Wuppertaler Musici umsetzte.

 

Peter Bilsing 5.3.18

 

P.S. So toll kann die Oper sein mit einem richtigern Konzept !

Beispiel Staatsoper Berlin

Beispiel Oper Zürich

 

 

Essen

Der Flüchtlings-Troubadour

IL TROVATORE ist keine Flüchtlingsoper! Ist keine Flüchtlingsoper! Ist keine Flüchtlingsoper! Ist keine Flüchtlingsoper! Ist wirklich keine Flüchtlingsoper!!!!!

Am liebsten gäbe man als Lehrer den beiden Regie-Verantwortlichen Patrice Caurier & Moshe Leiser als Hausaufgabe auf diese Worte tausend Mal (!) zu schreiben. Und - hallo Agostino Cavalca! - Zigeuner sehen nicht so aus, als wenn sie sich gerade bei mit Kik, Tedi oder Zeemann mit bunten Billig-Proleten-Klamotten in überwiegend leuchtend kolorierten Trainingsanzügen angekleidet hätten. Die Schirmmützen gab es wohl umsonst.

Dass Christian Fenouillat für diese schäbig billige und primitive Einheitsbühne - ein länglicher leerer Raum mit weißen Wänden und Ikea-Stühlen, oben hängen Neonleuchten (Stilisierte Bahnhofshalle oder unaufgeräumter Keller ?), auch noch Geld bekommen hat (viel Geld vermutlich) ist skandalös.

Ein Kollege neben mir murrte "vermutlich wurden diese Pappwände von den Schülern der Essener Berufsschule - Fachrichtung "Gestaltung", also Malerlehrlinge - gratis gefertigt." Nun gehen wir in medias res, damit Sie sich einfühlen können:

Beginn der Oper DER TROUBADOUR von Giuseppe Verdi:

Auf den Ikea-Stühlen nehmen Männer in schäbigen grauen Anzügen (C & A-Stangenware) platz. Dann stürmen Asylanten hinein und platzieren sich ängstlich verstört in der Mitte. Ein Buchhaltertyp erzählt den Männern die Geschichte von dem Säugling, den die Zigeunerin gestohlen hatte. Warum?

Währendessen an die Stirnwand ein großes Dia dieses Babys projiziert wird, auf welches alle diese Männer in dem schäbigen Zwirn demonstrativ nun zeigen. Dann ziehen sie sich weiße Armbinden an, stürzen sich auf die Asylanten, fesseln selbige und erschießen dann alle. Das Blut spritzt meterhoch an die weiße Wand. Beim Rausrennen werfen sie noch laut lärmend alle Stühle um. Üble Figuren! Merke: Leute in Anzügen sind immer zwielichtig und grundsätzlich verdächtig. Meist Mörder.

Zweites Bild (gleiches Ambiente, nur die Leichen der Asylanten fehlen und vorne steht jetzt eine Couch vom Sperrmüll). Eine kettenrauchende Sekretärin in Lederjacke tritt auf, die wir dem Gesang nach als Leonora outen. Sie hört ihren Troubadour singen und geht nun schnurstracks auf einen Beanzugten zu, der als einziger Mann mitten im Raum steht, ihr aber den Rücken zuwendet und herzt ihn von hinten. Leider ist es Luna und nicht Manrico, wie der Textkundige weiß. Sogar als er sich umdreht erkennt sie ihn nicht, denn sie ist einen Kopf kleiner und blickt ihn nicht an, sondern drückt sich die Nase an seinem Hemdkragen platt.

Da kommt ein Gammler im Hoodle mit kurzer Jeansjacke reingestürmt und Madame erkennt schlagartig "Oh je - das war ja gar nicht mein Geliebter Manrico! Welch fataler Irrtum!" Sie stößt den Beanzugten von sich. Nun stehen sich beide Männer mit erhobenen drohenden Fäusten und rollenden Augen gegenüber. Luna zieht eine Knarre, schießt aber nicht, denn sonst wäre die Oper ja schon aus. Zu den letzten Takten der Musik stürmen sie raus.

Zweiter Akt: Das schäbigste Bühnenbild aller Zeiten wird sich den ganzen Abend nicht verändern, soviel sei verraten. Nun wird ein AOK-Billig-Krankenhausbett rüde reingeschoben und darauf liegt... Na raten Sie? Genau: Azucena! Dann stürmen viele weitere Asylanten rein - sorry Error ! - diesmal sind es Zigeuner, welche gerade die Altkleider-Container der Stadt Essen geplündert haben. Sie singen ihr berühmtes Zigeunerlied, auf welches alle im Publikum nur gewartet haben.

Böse klopfen einige mit Schlagstöcken den Rhythmus auf das Krankenbettgestell. Dann packen sie ihre Schlafsäcke aus und legen sich zur Ruhe, während Azucena Manrico erklärt, daß sie einst ihr eigenes Kind.... (Geschichte bekannt). Manrico ist so entsetzt, daß er sich die ganze Zeit wirr durchs Haar fährt, die Hände vors Gesicht schlägt bzw. die Arme verwirrt ausstreckt...

So das reicht! Nein doch noch nicht? Gut, wie Sie möchten...

Dann noch kurz Bild 2, welches eigentlich im Kloster spielen sollte. Drei Nonnen stellen dicke Weihnachtskerzen auf. Immer mehr Nonnen drapieren die Ikea-Stühlchen zur Sitzgruppe. Weiterhin tauchen auf: Leonora, die grau Beanzugten vom Anfang und die Zigeuner, die nun alle in Hoodles auftreten mit alten Puma- und Adidas-Trainigshosen. Sie schleichen sich an (in dem großen leeren Raum!) und bedrohen schließlich die Beanzugten, indem sie jedem ihr Zigeunermesser an die Kehle setzen. Diesmal hat Manrico die Knarre. Die Beanzugten haben leider heuer ihre Pistolen nicht dabei - so geht die Sache 1 zu 0 für die Zigeuner aus. Vorhang. Der Kritiker geht nach Hause...

...ohne die ausführliche ekelhaft drastische Vergewaltigung einer Gummipuppe "nach allen Regeln der Kunst" (wie Kollege Zimmermann schreibt) noch mitbekommen zu haben, oder den seltsamen Schluss wo Manrico sowohl Luna, als auch Azucena erschießt und dann hohnlachend verschwindet.

Das ist "Bockmist hoch 5" !!! und da reicht schon die Hälfte für die ganze OPERNFREUND-SCHNUPPE. Dieser Abend, verehrte Opernfreunde, sollte Ihnen wirklich schnuppe sein. Gehen Sie lieber ins Kino! 

 

Peter Bilsing 3.12.2017

 

 

 

Essen

Die versaute Braut - frei nach Smetana

Verquirlter Regiebockmist in übelster Form

Achtung: Diese Produktion kann nicht nur ihren Gemütszustand, ihre Gesundheit, sondern auch Ihr Seelenheil als guter Opernfreund und Smetana-Kenner schwer beschädigen !

Wäre nicht die einigermaßen akzeptable Leistung der Essener Philharmoniker unter dem, wie immer herausragenden Tomas Neptopil gewesen, man wäre schon nach 20 Minuten gegangen. Doch der höfliche Kritiker bleibt ja wenigstens noch bis zur Pause. Daß 90 Minuten dann eine Höllenqual sein können und man der ersten Regung nicht nachgegeben hat, wird man dann doppelt und dreifach bereuen - eine alte Lebenserfahrung, denn selten wird es besser, meist schlimmer...

"Flieh (oh Kritiker!), solange Du noch Zeit hast... (Filmzitat aus METROPOLIS)

Die schlimmste Form des Diebstahls ist - je älter man wird mit immer mehr Gewichtung - jener von Lebenszeit. So etwas nehme ich diesem Regieteam namens "Skutr" (vielleicht hätte die wirklich berühmten Jungs von "Scooter" das sogar viel besser gemacht) ernsthaft übel.

Die Sekunden gerinnen zu Minuten, die Minuten zu Stunden, das Unsägliche beschleunigt den Puls in beängstigende Aggressionshöhen - auch wenn man immer wieder angesichts des schon fast tölpelhaft Gebotenem die Augen verschließt. Man durchlebt, dem Herzkasperl nahe, wahre Alpträume des Bühnenelends und fühlt sich auf den Arm genommen. Ihr Zeitdiebe!

Oben auf der Bühne der steinzeitalte und schrecklich antiquiert dahindümpelnde deutsche Text von Honolka. Man singt deutsch ! Kaum zu glauben, hat man doch einen urtschechischen Tenor mit Richard Samek.

Ärgerlicheres sah ich selten; wobei einem die Künstler in der Tat leid tun, die so einen Kappes; Blödsinn und Firlefanz mitmachen müssen.

Armer Smetana! Der gesamte Schnuppen-Text folgte etwas verspätet, da sich erst mein Gemütszustand wieder beruhigt musste, was mein Hausarzt heuer mit >Valium hinbekam. Tiefergehende Auseinandersetzung mit solchem Grauen könnte meine Gesundheit jedoch schwer beschädigen, daher ende ich jetzt und nehm schnell noch ne Valium Tablette. Foto aus dem Programmheft (c) Matthias Jung

 

 

 

Peter Bilsing 15.10.2017

(Nur mit Sonnenbrille zu ertragen)

 

Damstadt

Tannhäuser als Flüchtling - die Wartburg als Moschee

Lohnt es sich allein für drei ganz gute Stimmen (Elisabeth, Herrmann, Wolfram) und ein ordentlich spielendes Orchester nach Darmstadt zu fahren. Nein! Tun Sie´s nicht. Unser Herausgeber schrieb über "läppische Präsentation", "hilflose Regie" und "Rampengesang". Alles ist zu bestätigen, auch nach der zweiten Aufführung; doch es ist eigentlich noch viel viel schlimmer, denn ich würde bestätigen, daß der Regisseur absolut keine Ahnung vom Musiktheater hat. Möge er ein passabler Schauspielregisseur sein, aber Finger weg von Oper! Es muss nicht jeder Oper machen, verehrter Amir Reza Koohestani. Bleiben Sie bei Ihren Leisten!

Bei seiner Regie merkt man den aktuellen Zeitgeist, wo das Thema "Flüchtlinge" alles und allem aufoktruiert werden muss, und ist extrem verärgert. Nun hat Richard Wagner ja viel verdient, aber das ist einfach zuviel und kommt schon einer Vergewaltigung des Werkes nahe. Selten sah man so einen sinnlosen Blödsinn.

Die wahre platonische Liebe gibt es nur in einem muslimischen Regime. Wir müssen ja etwas für unsere muslimischen Brüder tun, schimmert die fehlgedachte Intention irgendwie durch. Na Bravo! "Tannhäuser hat es sich mit seinen verklemmten Rittersfreunden verscherzt!" schreibt die Pressestelle - gemeint sind moslemische Ritter! Hier hat jemand genau so wenig Ahnung von Oper wie der Regisseur und ruft es auch noch laut aus dem Wald - im vermeintlichen Teenie-Jargon.

Soviel Kappes sollten Sie, verehrte Opernfreunde, sich nicht antun. Daher unser Negativpreis - diese Produktion sollte Ihnen Schnuppe sein. Es gibt nette Lokale in Darmstadt und auch sonst Einiges zu sehen...

...nur eben nicht diesen Tannhäuser.

 

Akviano Salvago 4.5.2017

 

 

Bonn

Die Inszenierung von Holofernes - am Werk vorbei

„Der StarTrek-Holofernes“ - Wer sich einer Ausgrabung widmet und eine Oper nach mehr als 90 Jahren erstmals wieder auf die Bühne bringt, hat eine besondere Verantwortung, einem Geburtshelfer gleich.

Er ist in der Pflicht, dem Werk Raum zu lassen, seine musikalische und dramaturgische Wirkung zu entfalten. Wer dann menschliche Abgründe ins Lächerliche zieht, wer aus Drama Slapstick macht und um des vordergründigen Effektes Willen jeden noch so verstaubten Trick aus 40 Jahren Regietheater an einem Abend auf eine übervolle Bühne knallt  - und dies dazu noch handwerklich schlecht, wer sich dilettantisch an eine

r Parodie versucht, der tut nichts für Werk und Musik. Und wer eine solche Vergeudung an Potenzial und finanziellen Mitteln zulässt, ist nicht weniger zu rügen.

Da in dieser Produktion die Konzentration auf das eigentlich Wesentliche – nämlich die erneute Aufführung eines vergessenen Werkes nach fast einem Jahrhundert – nicht mehr möglich ist, kann vom Besuch des Bonner „Holofernes“ bei aller Ehre, die einer solchen Ausgrabung gebührt, nur dringend abgeraten werden. Stattdessen sei eine der Radioübertragungen empfohlen – die Musik ist hörenswert und musiziert wird auf beachtlichem Niveau.

 

Jochen Rüth 1.6.16

 

Regisseur (Kurzvideo 1)

J.R. Weber (Kurzvideo 2)

 

Redaktionelles PS

Ausnahmsweise müssen wir heuer unsere Kernkriterien (s.o.) "Diese Produktion sollte Ihnen schnuppe sein" etwas aufweichen, denn hier geht es nur und ausschließlich um die seltsame Deutung des Regieteams um Jürgen R. Weber.

Sie, verehrte Opernfreunde, die unbekanntem Guten aufgeschlossen sind, sollten sich das Werk unbedingt anschauen (!) - anhören... Darüberhinaus ist das Programmheft mit 120 Seiten ein Juwel; ein wichtiges Dokument, was auch für alle, dienicht nach Bonn kommen können absolut empfohlen werden muss.         P.B.

 

 

Gelsenkirchen

Rocky Horror zum Davonlaufen

Ballermann lässt grüßen! Ein Abend, der für richtige Altrocker Horror-Picture-Fans schlicht unerträglich sich geriert. Musik auf undifferenziertem schon beinah Disko Niveau - vermaledeiter Klangbrei! Wenig überzeugende Sänger, sowie unsägliche Übertragungstechnik - Krach statt Musik.

Verkleidet kamen zur Premiere gerade einmal eine Handvoll Personen, aber dafür gibt es Rocky-Doggy-Bags für 6 Euro mit Kinderkarnevals-Equipment (Reis ist ebenso verboten, wie weiter als einen halben Meter spritzende Wasserpistolen). Dazu eine schon fast läppisch zu nennende Choreografie nach dem Motto "Let´s do the hippy happy Shake"; doch am Ärgerlichsten: permanent werden die Zuschauer von den Künstlern zum Mitklatschen aufgefordert, nach fast jeder Szene drapiert man sich beifallsheischend an der Rampe. Erbarmungslos!

Die Krönung ist gleich im ersten Teil der legendäre "Time Warp" als Headbangerversion im Klatschmarsch-Rhythmus präsentiert. (Anmerkung: Nur für alle begeisterten MiR-Fans, bevor ihr mich beschimpft, hört bitte mal in den  Originalsound. So toll ist das Stück eigentlich.)

Das Premierenpublikum, bei dem augenscheinlich Hausmitglieder und Angehörige lautstark dominierten, jubelte ohne Ende und hofierte, nach alter Kölner-Willi-Millowitsch-Traditon, seine vermeintliche "Super-Stars" schon beim Erscheinen mit Auftrittsapplaus.

Nennen wir es Rocky 2016, denn mit dem tollen urigen Original von 1975 (Warnung an alle von weither anreisende Rocky-Fans!) hat die in einem verrosteten U-Boot bzw. Schiffambiente spielende MiR-Fassung wenig gemein. Als Eddie aus einer Bergbau-Kipplore auftaucht (Ja Leute, wir sind im "Kohlenpott"!) noch dazu einem Outfit, das an einen Buchhalter in der Disko erinnerte, war der Abend für den Rezensenten erledigt.

(c) MiR / Malinowski

Man hat den Eindruck einem verspäteten Karnevalsscherz aufgesessen zu sein. Das obige Bild sagt - pars pro toto - wirklich mehr als Worte. "Helau" oder "Alaaf" !? Ich sage "Good Bye Rocky", so eine Verhunzung hast Du nach 41 Jahren des Welterfolgs wirklich nicht verdient. Mehr Bilder.                                               PB  21.2.16


 

Bonn

Öder Rampensteher-Holländer

Wagner vom uninspirierten Bonner Orchester erschlagen.

Langweiliger und uninspirierter kann man Wagners Fliegenden Holländer kaum in Szene setzen. Von Fliegenden keine Spur - hier wird herumgestanden, als mache man Reklame für Pattex. Wen wundert es, denn der verantwortliche Arrangeur heißt Walter Schütze und gibt als Beruf "Bühnenbildner" an - das Regiefach hat er leider nicht erlernt; und solch ein überflüssiger Abend kommt dann dabei heraus:

Mal wieder ist ein Einheitsbühnenbild angesagt. Wir schauen den ganzen Abend auf einen simpel illuminierten Rahmen um einen Holzkasten; innen Treppen, hinten klappt ab und zu mal eine Bretterwand hoch. Vorne Rampensteherei ohne Ende mit Steinzeitgesten der Sänger (z.B. Arme längs ausgebreitet, Finger gestreckt oder Hand an die Stirn beim Ausschau halten - Winnetou lässt grüßen), als wären wir am Kirow Theater oder bei den Karl-May-Festspielen in Elspe; sogar der Chor grimassiert anfangs quasi militärisch in gelber Gummistiefel-Reihe an der Chorus-Line und schmettert viel zu laut ins Publikum. Später, wenn Bewegung angesagt ist, müssen sie wie die Affen herumhüpfen. Lustig, lustig... ja liebe Kinder! Kultivierter Wagner-Chor Gesang hört sich anders an.

Der Himmel hängt nicht voller Geigen, sondern voller kleiner Modellbau-Schiffchen. Was an Bühnenbildqualität, kreativer Inspiration und handwerklicher Kunst fehlt, wurde hier in die 25 niedliche Modelle arbeitsreich investiert. Rewell lässt grüßen!

Die Beleuchtung funktioniert nach dem Lichtschalterprinzip "An-Aus" - Variante: der Norweger schnippt in die Luft und der Farbrahmen verändert sich. Toll...

Der Kritiker quält und opfert sich für unsere Opernfreund-Gemeinde durch 2,5 pausenlose Stunden der Öde und der lärmenden Musik. Minuten gerieren zur Ewigkeit, während die Bonner Musiker sich unter der Leitung von Hendrik Vestmann vergeblich um Wagners schöne Musik bemühen. "Geht es noch lauter und polternder?" ist man motiviert zu rufen. "Sinnlose Plage - Müh ohne Zweck..." würde der Meister selber durch den Mund von Mime sagen. Gesanglich noch akzeptabel - aber wer geht dafür in die Live Oper. Ein Abend verschenkter Lebenszeit. Schade...

PB 28.9.15

Unsere Hauptkritik

 

Berlin

FAUST - billigster Ramsch

Es gibt wirklich ärgerlich Aufführungen, so die unglaublich halbherzige Neuproduktion von Gounods "Faust" an der Deutschen Oper Berlin. Bei Phillip Stölzls Regie (Co-Regie Mara Kurotscha; kann das eigentlich kein Regisseur mehr alleine?) fragt man sich: "Warum macht man als Regisseur in den gehandelten Kaliber ein Werk?" Offensichtlich nicht aus Interesse, sondern um Geld zu verdienen. Man dekoriert sich irgendwie auf der ständig bewegten Drehbühne durch die dreieinhalb Stunden, umgeht durch Maskenhaftigkeit irgendwei geartete Chorregie, Personenregie bleibt konventionell Standbein-Spielbein. Heike Vollmer müllt mit Ingredienzen des modernen Theaters die Bühne voll, man wartet letztendlich darauf, daß irgendetwas mit dem großen, runden Bühnenturm passiert: vergebens . Die Bühneneffekte werden zudem so ungeschickt angewendet, daß man im Vorhinein weiß, gleich leuchten die Bäume. Schlimmster Billigramsch !

Marco Armiliato dirigiert Gounods Musik unter dem der Devise "süßlich", so wie die Vorurteile französische Oper allzu oft abstrafen. Die Kommunikation mit den Solisten innerhalb der Phrasierungen geraten ebenso wackelig, wie einige mit dem Chor. So werden die eigentlich guten Solisten auch unter Wert verkauft.

Hatte man in Deutschland aus Goethepietät Gounods "Faust" zur Unterscheidung in "Margarethe" umbenannt, bei Stölzl reicht es höchstens zu "Margarine".

MF 7.7.15

 

Wuppertal

Tosca - mißglückter Saisonauftakt

Weder Stefano Podas ästhetisierende Regie, noch Toshiyuki Kamiokas fades Dirigat geben Puccinis Opernreißer "Tosca" eine Tropfen Lebendigkeit. Das häufige Benutzen der Drehbühne bietet da keine Abhilfe, ebensowenig wie fast durchgängig schwarze Kostüme vor fast schwarzem Hintergrund zu überzeugen wissen. Die ordentlichen Sänger müssen ohne Hilfe aus dem Graben vokal durch den Abend kommen. Ein langweiliger, denkbar schlechter Start für die neue Wuppertaler Opernleitung.    MF

Wenn ein Verismo-Reißer wie Puccinis „Tosca“ zur szenischen und musikalischen Schlaftablette wird, ist das ein echtes Ärgernis. Stefano Poda baut zwar eindrucksvolle Bühnenbilder, verschenkt aber als Regisseur fast alle Möglichkeiten dieses Stückes. Der Wuppertaler GMD und Neu-Intendant Toshiyuki Kamioka zerdehnt die Partitur und dampft jede Dramatik ein. Die Sänger üben sich eher in ihren Rollen, als dass sie diese gestalten. Fiebert man sonst mit Tosca und Cavaradossi mit, so zittert man nun, dass sich diese Sänger gleich noch an „Vissi d´arte“ und „E lucevan le stelle“ versuchen.   

RH Oktober 2014

 

 

Dortmund

Carmen als langweilige Wellblechfolklore

Zum Einsteig zitiere ich unseren Kollegen Christoph Zimmermann "Was ist nun zur Regie von Katharina Thoma zu sagen? Sie ist konventionell ausgefallen, und sogar auf eine beschämend klägliche, peinliche Weise." Recht hat er! Siehe gesamte Kritik.

Am wenigstens verdrießlich ist noch das mangelhafte Französisch in den Dialogpassagen; wobei man sich ohnehin fragt: wozu überhaupt? Die simple klare Handlungsstruktur macht diese Textstellen ohnehin verzichtbar. Deprimierendes Sahnehäubchen: In Dortmund werden sie deklamiert, wie in der Vorstadt-Aula eines Schülertheaters.

Und warum müssen die Soldaten / Polizisten (?) schon wieder mal auftreten und hampelnd dilettantisch marschieren, wie die Keystone Cops im Stummfilm? Das Ganze wäre ja, ironisch gemeint, noch akzeptabel... Leider ist es nicht ironisch gemeint. Auch nicht im geringsten zynisch oder machofeindlich; die Auftritte mutieren zum Kasperle-Theater. Sollten etwa die orangefarbenen Umhänge der Fabrikarbeiterinnen wirklich an Guantanamo erinnern? Schlimmer geht´s nimmer... Das sind Kostüme für die Altkleidersammlung!

Gut, die Chöre singen ganz passabel, aber warum müssen sie, wenn sie nicht öde herumstehen, dermaßen blödsinnig outrieren wie bei einem schäbigen US-Musical-Abklatsch; es fehlten nur noch Zylinder und Stöcke. Dazwischen positionieren sie sich, als warte man auf den Bus oder sie starren ins Publikum. Zur Chorus-Line ordnet man sich vorne an der Rampe an wie bei einem Andrè Rieu Konzert. Das tut dem Musiktheaterfreund weh...

Wenn schon die Sänger nicht befriedigen, so singt wenigstens der Kinderchor hervorragend, würde er nicht - den schönen Klangeindruck sofort und schnell wieder kaputtmachend - so fürchterlich nervig agieren, als spiele man eine Persiflage auf den alten Hitparaden-Song Das Lied von Manuel.  Jeden Moment könnte Dieter-Thomas Heck um die Ecke der Bühne kommen und rufen "Ja Hurra Leute, das ist Platz Eins unserer heutigen Deutschen Hitparade!!"  Auch ist das Bühnenbild von seltener Einfallslosigkeit und simpler Bretterbudenhässlichkeit; weder stimmen die Perspektiven, noch die Räume. Es sieht auf den ersten Blick aus, wie ein Billig-Bonanza-Verschnitt mit Ikea-Charme plus Saloon-Entry mit übergroßem Klohäuschen.

Nix Femme Fatale - die Carmen-Besetzung vermittelt den erotischen Charme einer Doris Day in ihrer legendären Werbung für Häppi-Seife (Im Jewison-Film "Was diese Frau so alles treibt" Universal 1962). ...und der Maestro im Graben fetzt über die Partitur, als gelte es die Qualifikation für ein Formel-Eins-Rennen zu gewinn, wo hundertstel Sekunden zählen - er hat obsiegt! 

Dass die Zuschauer jubeln, als wenn Bumm Bumm Becker erneut Wimbledon gewonnen hätte, hält uns nicht davon ab, für diese in fast allen Bereichen provinzielle Steinzeit-Regie und deren miserable Umsetzung sowie die musikalische Minderqualität unsere OPERNFREUND-SCHNUPPE zu verleihen. Liebe Musiktheaterfreunde, diese scheußliche Carmen-Produktion sollte Ihnen wirklich schnuppe sein. Gehen Sie lieber mit Ihrer Familie nett irgendwo essen und anschließend ins Kino.                                                      

PB Jan. 2014

 

 

Düsseldorf

Zemlinskys Florentinische Tragödie als inszenatorische Frechheit

Die Opernfreund-Schnuppe ergeht diesmal für die schlechteste, überflüssigste und dilettantischste Opernregie, die der Lokalkritiker an der Rheinoper binnen 40 Jahren erlebt hat. Und wenn böse Zungen nun behaupten, daß die völlig unbegabte Regisseurin Barbara Klimo ihr Regiedeputat nur der naheliegenden Tatsache zu verdanken habe, daß sie die Tochter der legendären Edita Gruberova sei, dann möchte ich das dahingestellt sein lassen.

Darüber hinaus ist es eine Frechheit, Dreistigkeit und Betrug am Zuschauer, wenn bei einem so selten aufgeführten Werk der unbedarfte Opernfreund mittels Programmheft noch nicht einmal über den originalen Operninhalt informiert wird, sondern absichtlich in die Irre geführt wird, weil es nicht den Originalinhalt, sondern das hanebüchene Blödsinns-Konzept der Regiedebütantin wiedergibt, die wahrscheinlich zu oft im Kino war - Woody Allen "The purple Rose of Cairo" (1985) oder Arnold Schwarzeneggers "The last Action-Hero" (1993) - diese Filme spielen tatsächlich im Kino und von dort ist natürlich auch das dramaturgische Konzept geklaut.

Wenn man als Regisseur eine sehr seltene, also dem Publikum praktisch unbekannte Oper, szenisch übernimmt, hat ein Regisseur die verdammte Pflicht und Schuldigkeit und auch kulturelle Verantwortung, dieses Werk wenigstens einigermaßen fürs Publikum kenntlich rüber zu bringen

Hier wurde Oscar Wildes/Zemlinskys Werk nicht neu entdeckt, sondern übelst verhunzt und damit geradezu hingerichtet. Das hätte kein Intendant mit nur etwas Verantwortungsbewusstsein zulassen dürfen. Hier hat der Genralintendant der Rheinoper zum zweiten Mal peinlichst versagt. Man hätte diesen unsäglichen Schmarren unbedingt schon im Vorfeld aus ernsthaften "künstlerischen Gründen" absagen müssen - diesmal zurecht!    

PB Juni 2013

 

 

Düsseldorf

Christoph Meyer (Intendant)

im Zusammenhang mit der Absetzung des umstrittenen Tannhäusers

Wir zitieren aus Presseschlagzeilen (nur einige von gut 100 aus Europa):

"Nicht der Tannhäuser ist der Skandal, sondern die Reaktion der Intendanz"

"Tannhäuser-Absetzung nach Zuschauerprotesten und Pöbeleien..."

"Opernsteinzeitler jubeln über einen "Sieg gegen das Regietheater"

"Das kommt einer Entmündigung des Opernpublikums gleich"

Für das feige und rückgratlose Zurückrudern beim Düsseldorfer "Skandal-Tannhäuser" vergeben wir die Opernfreund-Schnuppe an Generalintendant Christoph Meyer und sein Leitungsteam. Offiziell verlautete aus der Pressestelle höchst peinliches, nämlich daß die vorgebliche "Krankmeldung" von (angeblich) 10 Zuschauern den schockierten und zutiefst entsetzten Rheinoper-Intendanten Meyer und sein Team so tief betrübten, daß er sofort nach der Premiere anordnete jede weitere Vorstellung nur noch konzertant zu geben, um sein Publikum zu schützen.

Was war geschehen:

- Tumulte und Zuschauerproteste schon während der Aufführung

- Abbruch der Premierenfeier wg. Gefahr fürs Regie-Team durch aggressive  bedrohlich auftretende Zuschauer

- Drohungen von Nazis, Pöbel und "wahren" Wagnerianern im Umfeld

- Potest-Schreiben der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf

- Forderungen der Lokalzeitung, Rheinische Post, die Kulturfreiheit in solchen Fällen sofort einzuschränken.

Davor ist  Intendant Meyer dann eingeknickt!  

P.S.

Der Regisseur mußte, wie weiland Salman Rushie untertauchen, weil er sich körperlich bedroht fühlte im Umfeld von "Klein Paris" (gemeint ist die sich selbst so titulierender Landeshauptstadt Düsseldorf!) und angesichts der Reaktionen teilweise hochangesehener Düsseldorfer Honartioren, Wagnerverbandsmitgliedern und Gutmenschen, die drohten ihn zu vergasen bzw. zu erschießen.                             

PB Mai 2013

 

 

Essen

La Traviata

AUF DER SUCHE NACH DEM TUBERKEL-BAZILLUS

Penicillin wurde im September 1928 entdeckt; Violetta stirbt dennoch...

Emotionslos, lust- und herzlos wird diese "selten" gespielte Oper von  Köpplinger inszeniert, dessen Vorliebe sich anscheinend (?) auf völlig überflüssiges Männerballett und nackte Jünglinge mit "Knackärschen" erstreckt, die auch gelegentlich unverblümt ihren "Johannes" vorne an der Rampe baumeln zu lassen. Leiackers Bühne gähnt, wie leider mittlerweile üblich, mit der Kreativität seiner allseits bekannten hohen Bühnenräume mit steriler Lichtgalerie. Zauberberg-Ambiente gilt anscheinend mittlerweile in Essen wohl als Standard-Bühnenbild.

Superoriginell: Violetta trägt violett ! und liegt schon zu Anfang zwischen anderen Kranken in der Lungenheilstätte Davos. Mal wieder AOK-Krankenhausbetten (Marke Kassenpatient) - wie delektierlich.

Noch nie gesehen: Violetta deliert ihre Geschichte zwei pausenlose Stunden lang in gähnender Langeweile - aus dem Armenschlafsaal wird später ein Luxusbordell.

Gesang findet überwiegend auf Stadttheater-Niveau statt.

Sehr nett: Stefan Soltesz Musiker spielen brav, zurückhaltend und emotionslos um die Kranken nicht zu stören...

Fazit: Alles wirkte wie eine zweitklassisch abgekupferte Hilsdorf-Produktion - ein völlig überflüssiger Abend, findet der desillusionierte Kritiker. Gehen Sie lieber ins Kino und schauen sich eine schöne Oper von der MET an.

PB  Juni 2012

 

 

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