ROYAL OPERA HOUSE MUSCAT

www.rohmuscat.org.om/
Pressekonferenz Royal Opera House am 31.5.15
So viel hatte ich schon über das 2011 in Muscat, der Hauptstadt des wenig mehr als 3 Millionen zählenden (aber flächenmäßig der Größe von Italien entsprechenden) Sultantas Oman, eröffnete Opernhaus gehört, dass ich einer Einladung zur Pressekonferenz trotz der von Reiseführern als in diesen Monaten wegen der großen Hitze (bis zu 48º!) nicht empfohlenen Jahreszeit gern gefolgt bin.
Der Eindruck, den dieses Haus vermittelt, ist denn auch schlicht sensationell, nicht nur wegen der so groß dimensionierten und prunkvoll, aber nicht kitschig ausgestatteten Räumlichkeiten. Nein, besonders beeindruckend ist für mich zum Beispiel die riesige (in Deutschland erbaute) Orgel, die je nach Bedarf der Bühne Platz machen kann. Als Liebhaber westlicher Musik hat der Sultan alle verschiedenen Möglichkeiten der Akustik durchdeklinieren lassen.
Sind für Symphoniekonzerte rund 1100 Plätze vorgesehen, werden diese bei Opernvorstellungen auf etwas mehr als 800 reduziert, wobei die Akustik umgestellt werden kann, was sich nicht nur auf eine Konzertmuschel beschränkt, sondern auch verschiedene andere akustische Einrichtungen betrifft. „Demokratie ist keine gute Regierungsform, aber ich kenne keine bessere“, sagte einst Winston Churchill. Angesichts solcher und anderer (auch die Architektur Muscats betreffender) Entscheidungen wäre ich geneigt, einem illuminierten Absolutismus meine Stimme zu geben...
Die Pressekonferenz stellte die Saison 2015/16 vor
Wie bisher geübt, werden auch unter der neuen Ägide des Italieners Umberto Fanni für das westliche Repertoire Produktionen europäischer Häuser eingekauft, die auch dazu dienen, ein technisches Personal von Omaniten heranzuziehen, was natürlich seine Zeit braucht. So wird die kommende Saison am 1. Oktober mit „Turandot“ (Theorin, Sartori; Battistoni) in der Zeffirelli-Produktion der Arena di Verona eröffnet Am 12. November folgt „Die Czárdásfürstin“ des Budapester Operettentheaters.
Am 13. Dezember wird mit „Viva Madrid“ der Zarzuela gehuldigt, gefolgt am 14. Jänner von „Lucia di Lammermoor“ (Mosuc; Bisanti) in einer Inszenierung aus Genua. Donizetti auch in der Folge: „L'elisir d'amore“ (Ignacio, Demuro, Esposito; Carminati) am 17. Februar aus La Fenice in Venedig, am 14. April schließlich „Werther“ (Zhidkova, Secco) in der Wiener Inszenierung. Am 11.Mai vervollständigt „La fille du régiment“ (Rancatore, Albelo; Wilson) in der Zeffirelli-Inszenierung aus Palermo die Hommage an Donizetti.
Eine Art inoffizieller Eröffnung erfolgt bereits am 16. September mit einem Recital von Jonas Kaufmann, dem am 18. Dezember Sondra Radvanovsky folgt, am 19. Jänner Dmitri Hvorostovsky und schließlich am 18. Mai Diana Damrau. Kaufmann wird übrigens vom Royal Oman Symphony Orchestra begleitet, das auf Betreiben des Sultans 1985 gegründet wurde und in seinen Reihen männliche wie weibliche Musiker hat.
Ein weiteres Beispiel für die Einbeziehung der Omaniten in die Opernwelt sind fünfzig Komparsen, die für „Turandot“ aus der Bevölkerung rekrutiert werden. Außerdem gibt es eine auf der italienischen (!) Übersetzung basierende, englisch und arabisch gesungene „Zauberflöte“, ein interaktives Spektakel, das bereits im Vorjahr hunderte Kinder in das Opernhaus gelockt hat.
Ergänzt oder, besser, erweitert wird das Programm durch Auftritte von Jazzsängern wie Cassandra Wilson und Natalie Cole, durch Ballettabende wie „Le Corsaire“ vom English National Ballett, „Der Brunnen von Bachtschissaraj“ aus Perm, das kubanische Nationalballett mit „Don Quixote“, durch die Bamberger Symphoniker, die Regensburger Domspatzen und natürlich zahlreiche Gastspiele von Künstlern aus arabischen Ländern.
Manche Leute werden neiderfüllt sagen, dass hier natürlich jede Menge finanzieller Mittel zur Verfügung stehen, aber „in dem Wie, da liegt der ganze Unterschied“ - immerhin hätte das Geld auch in Shoppingcenter investiert werden können.
Eva Pleus 18.6.15
(c) Bilder: Der Opernfreund / Pleus