DER KONTRAPUNKT
Lob und Tadel zu freien Themen der Politik, des Gesellschaftslebens und unseres sozialen bzw. oft weniger sozialen Umfeldes und alle freien nicht-anonymen Meinungsäußerungen, die außerhab unserer Kritiken liegen, finden hier ihren Niederschlag. Bissigkeit, Humor, Edelmut, Larmoyanz, Ironie, Wut und Sarkasmus sind nicht unerwünscht ;-) und geben nicht notwendiger Weise die Meinung des Herausgebers wieder.
Eine gewisse Beziehung zur Musik-Kultur wird allerdings immer garantiert. Schreiben Sie uns; vielleicht steht demnächst Ihr Artikel auch auf dieser Seite. Wir freuen uns >>>>>>>>>>>>>>> opera@e.mail.de
Corona iss weg! Alles wie früher?
Corona ist weg, wie das Gas aus Russland. Nur ein kleiner Unterschied: Zweiteres stimmt. Glaubt man der Politik, wenn überhaupt, existiert nur noch ne harmlose Grippe. Dann können wir ja wieder reinhauen, als wäre nichts gewesen – hipp hipp hurra! Unsere Theater sind wieder da – volle Kanne!
Als Beweis dienen allerorten massenhaft 5-Stunden-Opern. Na, da müssten die Opernfans doch wieder die Häuser stürmen. Oder? Mitnichten... Ja watt iss datt denn? Selbst für die Premieren der Wiener Staatsoper gab es noch Karten. Von Bayreuth reden wir ja gar nicht erst mehr. Die Menschen kommen nicht. Sie sind ängstlich, sie sind kritisch und vorsichtig. Aber praktisch alle Musentempel des edlen Gesangs tun so, als wäre nichts gewesen. In der Blase lebt es sich herrlich. Wir gendern weiter… Auch wollen wir die Leute weiter belehren, wo es lang zu gehen hat. Dazu eignen sich natürlich solche Produktionen, die jeden Charme des Werkes im Keim ersticken, dem Zauberkasten Opernbühne sich weiterhin verschließen und höchste intellektuelle Ansprüche regiemässig erfüllen, was früher Publikumsflucht bedeutete. Holla! Das setzte aber voraus, dass Publikum überhaupt vorhanden ist.
Ganz verantwortungsvolle Intendanten setzen schonmal grundsätzlich alles Russische ab – nur Netrebko darf noch singen... und Currentzis dirigieren. Kriegsverherrlichende Werke, wie Die Regimentstochter werden durch Kolonial- oder Märchenopern ersetzt. Perlenfischer und Lakme haben plötzlich Hochkonjunktur.
Ja, so füllt man die Häuser wieder. Wie sonst? „Borstenvieh und Schweinespeck, das ist mein holder Lebenszweck…“ Konjunkturbelebung mit Operette klappt irgendwie auch nicht mehr in Zeiten drohenden Fleischkonsumverbots oder zumindest dessen Ächtung. Her mit der Veganeroper!
Das Auto muss weg, Kohle muss weg, Atomenergie um Gottes willen ganz weg, Gas ist weg. Sparen ist angesagt. Wissen Sie eigentlich, was so ein Opernhaus an Strom verbraucht? Bald kommt der Blackout. Bitte demnächst Kerzen mitbringen und Taschenlampen. Ging doch früher auch.
Gehen Sie endlich wieder in die Oper! Ist die Kultur einmal kaputt, ist es wie mit der Wirtschaft. Weg iss weg, sagt der Niederrheiner. Aber der Kölner sagt auch „Et hett noch imma juht jejange!“ Glauben wir dran. Im Jahr 2030 wird auch diese Stadt ihre Oper wieder öffnen… Wetten dass?
Bleiben Sie fröhlich! ;-) Wir sind noch da.
wünscht Ihr Herausgeber
…und ewig klingeln die Handys
Müssen mittlerweile Oper und Konzert damit leben?
„Tüdelüddelütt tüddellüdelütt“ der Dirigent in einem großen Opernhaus unterbricht sein Orchester und dreht sich zu der Dame in der 2 Reihe um: „Nehmen Sie mal ruhig Ihr Gespräch an, wir warten so lange“. Na, wenigstens kein Heavy Metall Sound oder Helene Fischer! In letzter Zeit nimmt es wieder zu, das Handyklingeln in Konzerten und Opern.
Kann man das in der Tourismus-Attraktion Nummer eins von Hamburg (Elphi) noch verstehen, denn das sind ja mittlerweile überwiegend Touristen ohne jegliches Klassikinteresse, welche die Weltsensation der Weltsensationen besuchen. Parallel ist dies bei der ähnlich aufgebauten Besucherstruktur der Wiener Staatsoper erstaunlicher Weise nur noch selten der Fall. Hier ärgert man sich mehr über kurzhosige T-Shirt-Träger aus den USA oder Russland bzw. schwätzende Japanerinnen oder Chinesen.
An den freundlichen Ansagen vorher in gefühlten 48 Sprachen kann es nicht liegen, denn die sind überall gleich, so eindeutig wie unverbindlich und langweilig. Vielleicht etwas mehr Drohen und Druck, liebe Freunde der Dramaturgie! Beispiele, die garantiert für Aufmerksamkeit sorgen würden:
- Verzerrte Stimme: Hallo, hier spricht Edgar Wallace (Maschinengewehrgeknatter) – wenn Ihr Handy klingelt, knallen wir Sie sofort ab!
- Hallo Hallöchen liebe Ignoranten. Wichtiger Hinweis: Klingelt ein Handy, lassen wir die Bären aus der Kosky Inszenierung frei!
- Achtung, die Kriminalpolizei warnt: drei psychopathische Straftäter mit Rasiermessern sind vermutlich im Saal. Bei Handyklingeln rasten sie aus.
- Holla! Unsere Sitze sind alle mit Tasern verbunden, bitte setzen Sie sich nicht hin, bevor Sie ihr Handy ausgemacht haben. Die Stromstöße im Sitz sind zwar harmlos und nur leicht schmerzhaft – sie reagieren aber auf aktive Handywellen – ggf. können sie wichtige Geräte wie Herzschrittmacher oder Blutpumpen beeinträchtigen.
- Lautes Sirenengeheul. Achtung: Wenn Ihr Handy während der Vorstellung klingelt, zerstören wir es mit einem EMP (Elektromagnetischen Impuls)!
- Bei Handyklingeln oder Pyrotechnik räumen wir den Saal! Sie kommen dann nur noch nach gründlicher Leibesvisitation wieder rein...
Dabei gibt es eine einfache Lösung: HANDYSTÖRSENDER
Sie sind in der Größe eines Walkie-Talkies ab locker 300 Euro legal zu kaufen, Benutzung aber offiziell nicht erlaubt.
Mehrere Kollegen in meiner ehemaligen Schule legten sich so ein Gerät zu und berichteten über wunderbar ruhige Straßenbahn- und Busfahrten morgens zum Dienst. Zwar klopften die Schüler wie verrückt auf ihren Smartphones rum (allein das waren ihnen die 300 Euro wert), aber sonst war Ruhe.
Besonders wirksam waren die Geräte in geschlossenen Räumen – je nach Leistung bis zu mehreren 100 Quadratmetern. Sehr wirksam in den meist kleinen Klassenräumen! Handyverbote brauchten gar nicht mehr erwähnt zu werden. Keine Konferenzen mehr wg. Verstoßes gegen das Handyverbot. Bitte sagen Sie es unseren Schülern nicht weiter!
In Terroreinsätzen, besonders bei Bombenalarm, benutzen Agenten des MOSSAD oder amerikanischer Spezialkommandos solche Geräte, wie verlautet, auch heute regelmäßig u.a. um das Fernzünden von Bomben zu verhindern. Gleiches gilt für die Fahrzeugkolonne des Präsidenten. Kein Scherz! In Deutschland nicht, da können potentielle Terroristen vor so etwas absolut sicher sein.
Dennoch würde ich jeden Zuschauersaal bei seriösen Konzerten während der Vorstellung damit lautlos beschallen lassen. Und seien Sie sicher, verehrter Opernfreund, wenn Sie von Freunden hören, daß in deren Heimat-Opernhaus noch nie ein Handy geklingelt hat, dann haben die so ein Gerät.
Offiziell gibt es das natürlich genau so wenig, wird die Pressestelle verlauten lassen, wie die mittlerweile an nicht wenigen Theatern verbauten Klang- und Stimmenverstärker.
In diesem Sinne
Ihr Peter Bilsing (Hrg.)
God save the King ;-) !
Berliner Spielpläne
Sooo langweilig...
Ein sehr persönlicher Kontrapunkt anlässlich der Veröffentlichung der Spielpläne für die Saison 2022/23 der drei großen Berliner Opernhäuser. Wenn ich das richtig begriffen habe, gibt es eine interne Absprache der Berliner Opernhäuser, damit es nicht zu ständigen Doubletten bei den Neuinszenierungen kommt; bei seltenen Werken bedeutet es eine Sperrung für zehn Jahre, zu einer Neuinszenierung an den anderen Häusern, Hauptwerke dürfen öfters inszeniert werden; eine "Zauberflöte"oder "Carmen" sorgt schließlich für ein volles Haus oder eine gute Kasse. Wenn sich alle daran halten, könnte es funktionieren. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn ein Haus sein Repertoire erneuert oder das Augenmerk auf einen besonderen Komponisten oder eine besondere Zeit wendet. Doch an den Berliner Häusern kommt es zur Zeit verstärkt zu unnötigen Ballungen von einzelnen Werken und Komponisten.
Besonders die Staatsoper tur sich damit hervor: am ärgerlichsten empfinde ich es bei der Erneuerung des Mozartrepertoires: muss man gleich zwei "Zauberflöten" im Programm haben? Auch die Neuinszenierung eines "Figaro" nach nur fünf Jahren, damit man einen neuen "Mozart-da Ponte-Zyklus" machen kann, finde ich als keine optimale Programmplanung. Gleichfalls das ständige Wiederkäuen des ewigen Wagner-Repertoires an der Staatsoper kommt mir etwas stumpfsinnig vor. Wohlgemerkt: nichts gegen den "heiligen Richard", bevor die Wagner-Gemeinde gleich wieder aufschreit. Doch meiner Meinung kann eine zumindest ordentliche Inszenierung bei guter Pflege gern mal ein viertel Jahrhundert im Spielplan bleiben. Vor allem wenn bei dem Luxus dreier Häuser in Berlin doch einige Werke des Repertoires schon lange fehlen, von Raritäten mal ganz abgesehen; daß der Berliner Komponist Albert Lortzing schon seit Jahren keine Berücksichtigung bei der Programmplanung findet, ist da nur ein Beispiel. Also haben wir dieses Jahr den Abschluss von Wagners "Ring " an der Deutschen Oper erlebt, so muß die Staatsoper nächste Saison gleich nachlegen und Daniel Barenboim schmiedet mit.
Doch nicht genug, daß die Staatsoper diese Saison einen lang erwarteten "Mozart-da Ponte-Zyklus"vollendet hat, so beginnt die Komische Oper einen solchen in der Saison 2022/23 mit dem Regisseur Kirill Serebrennikov. Man möchte dem neugebackenen Intendantenduo Susanne Moser und Phillip Bröking nur zurufen: Fangt bitte nicht auch so an! Das ist nicht wirklich kreativ. Überhaupt gilt das eigentlich alle Programmgestalter an den Theatern: Hauptwerke wie die Mozartopern, sind so Besonders und im Repertoire verankert, das es weder originell, noch besonders ist, sie herausgestellt ins Programm zu nehmen. Feststellung: ein "Mozart-da Ponte-Zyklus" ist wirklich nichts Spezielles. Sucht euch einen , von den nicht so oft gespielten Komponisten aus, meinetwegen auch Janacek oder Britten, die ja eigentlich auch zum Repertoire gehören. Oder, wie die Deutsche Oper Berlin, einen Zwanziger Jahre-Zyklus mit Korngold, Zemlinski, Zandonai und Schreker. Aber seid bitte nicht so langweilig!!!
Martin Freitag
Festspiele St.Gallen: TSCHAIKOWSKI OPER WIRD DURCH VERDI ERSETZT
Tschaikowskis DIE JUNGFRAU VON ORLEANS wird wegen des völkerrechtswidrigen russischen Einmarschs in die Ukraine nicht gespielt werden und durch Verdis Oper zum selben Sujet, GIOVANNA D'ARCO, ersetzt.
Medienmitteilung der St.Galler Festspiele: "Der brutale Einmarsch Russlands in die Ukraine zwingt uns zu einer Programmänderung bei den 17. St.Galler Festspielen. Angesichts des unvermindert anhaltenden Kriegsgeschehens im Osten Europas können wir es nicht verantworten, im öffentlichen Stadtraum ein russisches Werk aufzuführen, dessen Musik kriegerische Handlungen zugrunde liegen. Anstelle von Pjotr I. Tschaikowskis Die Jungfrau von Orléans bringen wir deshalb ab 24. Juni 2022 Giuseppe Verdis Giovanna d’Arco auf die Freilichtbühne im Klosterhof."
Persönlicher Kommentar:
Dieser Entscheid der St.Galler Festspiele ist für mich nicht nachvollziehbar - man cancelt Tschaikowskis Jeanne d' Arc Oper und setzt dafür Verdis Vertonung von Schillers Drama Die Jungfrau von Orleans (GIOVANNA D'ARCO) auf den Spielplan. Tschaikowski hat doch mit Putin so wenig zu tun wie Verdi mit Mussolini. Zudem behält man die Stoffwahl bei. Wenn schon Programmänderung, dann hätte man besser Richard Strauss' FRIEDENSTAG wählen sollen!
Anmerkung Red.
Eine ketzerische Frage an alle Ähnlichdenker wie die Festival-Organisatoren oder Ähnlich-Nichtdenker sei mir erlaubt: Wieso spielt man dann überhaupt noch Wagner? Und darf man überhaupt Nudelsuppe noch verkaufen ;-) ? P.B.
Galakonzert von Anna Netrebko zugunsten der Opfer im Ukraine-Krieg
Ja, liebe Opernfreunde, das ist natürlich ein böser vorgezogener Aprilscherz. Ein Treppenwitz sonders gleichen ist natürlich auch, dass man diesem Megastar – gerade mit der österreichischen Ehren-Staatsbürgerschaft ausgestattet ob ihres vorzüglichen Geträllers an der StOp (!) - obwohl sie kein einziges (!) Wort Deutsch spricht, nun de facto zur persona non grata erklärt. Müsste man diese nicht korrekter und anständiger Weise jetzt nicht wieder zurückziehen?
Ja, ich weiß, liebe Österreicher ;-) wir „Piefkes“ sollen ganz still sein. Kriegen wir doch keine einzige unserer großspurig angekündigte Maßnahme um Prachtbauten, Luxusautos und Megayachten russischer Oligarchen festzusetzen bzw. zu enteignen, hin. Warum ist die BRD wohl das Mafia-Paradies schlechthin? Keine einzige dieser großspurig angekündigten Straf- bzw. Boykottmaßnahmen (!) ist realisierbar in Deutschland, denn da hapert es am Datenschutz, an den Zuständigkeiten oder sonstigem Bürokratischen Hindernissen. Denn, Ei der Daus (!), wer hätte das gedacht, die sind alle nicht auf Personen, sondern auf sogenannte Briefkastenfirmen auf den Cayman Inseln oder anderen Verbrecher-Paradiesen, zugelassen. Boooh...
"Sinnlose Plage, Müh ohne Zweck" - das kommt uns doch bekannt vor, oder?
Die Wahrheit ist: Oligarchen lachen über Deutschland.
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/oligarchen-101.html
https://www.welt.de/wirtschaft/article237470787/Russische-Oligarchen-mangelhafte-Sanktionsdurchsetzung.html
Peter Bilsing, 12.3.2022
Schwachsinn, sowie Hirnriss und Co. werden auch das Jahr 2022 prägen
Ich weiß gar nicht, wo ich auch im neuen Jahr hinschauen soll ohne mich grün, blau und schwarz zu ärgern. Beispiele? Gerne – voila:
Da kommt man auf die vernünftige Idee (endlich!) per Ministerpräsidenten-Konferenz, dass dreifach Geimpfte (ja wie oft sollen wir uns eigentlich noch impfen lassen um wieder relativ normal leben zu können?!) im Fall von 2G+, der mittlerweile fast überall gilt, natürlich sich nicht noch jedes Mal 45 Minuten für einen Coronatest anstellen müssen. Danke. Promt scheren einige Ministerpräsidenten sofort aus. Bitte gebt uns sofort unseren alten Kaiser Wilhelm wieder…
Beispiel NRW: Hier müssen die „Übergeimpften“, egal wohin sie gehen, ob Oper oder Fitness-Studio zusätzlich (!) jedes Mal (!) noch einen separaten Test vorlegen. Und wer prüft das? Natürlich viele viele Ungeimpfte, denn für diese Leute gilt grundsätzlich nur die 3G-Regel, Stichwort Arbeitsplatz, obwohl selbige nicht gerade wenig Menschen täglich kontaktieren. Ich weiß es ziemlich konkret u.a. von Schulen und Fitnessclubs. Der beamtete Lehrer lässt sich nicht impfen. Wie bitte? Sein Problem - aber meine Kinder soll der bitte nicht unterrichten. Doch wer das gerade ist, darf natürlich keiner wissen. DATENSCHUTZ.
In Theatern werden die eh nur noch wenigen Besucher ebenso beinhart gecheckt. Ist Oper oder Schauspiel ein Superspreader-Event? Übrigens in Ischgl ist wieder voll die Ssau los ;-) Auch hier wird das zuständige Kontrollpersonal nicht kontrolliert, aber Selbiges kontrolliert haarklein und akribisch die Theaterbesucher; stören sogar das Konzert, falls jemandem mal die Maske verrutscht. Der Blockwart ist wieder da, Hurra... Bald geht keiner mehr in die Oper.
Schafft endlich den Föderalismus ab! Dann werden nicht nur die Schüler weniger blöd und besser ausgebildet, sondern auch die Faxe in Behörden endlich verboten. Wir wollen unseren alten Kaiser Willhelm wieder haben. Bitte mitsingen, aber schön laut.
Bei unseren Nachbarn in Österreich sitzt der neue anständige Bundeskanzler ganz dreist und fesch (oder eher frech) im engen Freundeskreis jodelnd ohne Maske und Abstand in der Skihütte auf 1700 Metern. „Jauh auf da Oalm da gibt es koa Sünd - ähem Corona“. Man hat auf dem Foto (Copyright - bitte googlen) irgendwie den Eindruck die lachen sich tot über ihre blöden Bürger. Stolz lässt er sich fotografieren. Wen störts. Bei uns ist es ganz anders, da verliert der schon ziemlich sichere Bundestagswahl-Gewinner, Kanzlerkandidat Armin, glatt die Bundestagswahl, weil er im Katastrophengebiet kurz lachte. Tsssst - Tut man ja auch nicht.
Tennisstars, Fußballer oder Schauspieler sind oft eine besondere Spezies von Homo-Non- Sapiensis - nicht alle, denn da sind die Ausis dann wieder Vorbild. Zumindest einer! So sprach doch der große Christoph Waltz gerade klare unmissverständliche Worte indem er Impfverweigerer und Querdenker trefflich als „Gruppe von asozialen Vollidioten“ titulierte, während in Deutschland – gibt es hier überhaupt noch gute Schauspieler? – sich überschätzende Tatort-Mimen, oft an der Grenze zum Laienschauspieler, das Gegenteil behaupten.
Mittlerweile werden sogar Volltrottel, die schwören, dass die Erde eine Scheibe ist, ins TV-Studio eingeladen. Googlen Sie mal, wie viele das schon sind. Flat-Earth-Theory. Nein, das sind keine Trumpisten, die gibt es in der zivilisierten BRD, dem einstigen Land der Dichter und Denker, noch nicht soviele. Zurück zur Kultur!? Nö, macht auch keinen Spaß mehr.
Täglich zunehmend terrorisieren uns Pressemitteilungen, in denen man vor lauter Genderei und Sternchen-Schwachsinn kaum noch textlich verständlich lesen kann. Pressesprecher, die oft Germanistik studiert haben, entschuldigen sich dann ggf. im ganz privaten freundschaftlichen Gespräch im Hinterstübchen beim Bier mit Maske „Sorry Peter, aber wenn ich das nicht mache, riskiere ich meinen Job.“ Bücher sollen, so fordern ideologie-Fanatikerinnen (Ja hier fehlt das Sternchen bewußt ;-) geändert, gelöscht, umgeschrieben oder gar verbrannt werden. 1984 haben wir da längst erreicht. Oder schon übertroffen. "USA", Stalin, Mao und Co. grüßen. Widerstand zwecklos. Wirklich?
Die Oper DER ZWERG (Zemlinsky) heißt demnächst DER KLEINWÜCHSIGE. Auch auf den SINTI-UND-ROMA-BARON werden wir bald treffen, wetten dass? Und in Berlin werden schon die ersten großen Ballette verboten – DER NUSSKNACKER ist zu rassistisch. Na klar! Esst weniger Pilze bitte, meine Damen in der Heeresleitung.
Mehr Titel? DIE TROJANER*INNEN, FÜRST*IN IGOR, DIE FRISEUSE VON SEVILLA, DIE REVISORIN, DIE HAMLET*IN, EIN LEBEN FÜR DIE ZARIN, DIE/DER DIVERSE VON HOMBURG, DIE RATTENFÄNGER*INNEN VON HAMELN, DIE NÄHERIN WIBBEL, VAMPYR*IN, ROBERTA DIE TEUFELIN, DIE TEMPELRITTER*INNEN, DIE MONDIN, DIE TEUFEL*INNEN VON LOUDON, DIE MÄNTELIN, DIE TRANSEN DER TAFELRUNDE – Schluss jetzt mit dem Quatsch. Aber was ist mit FIDELIO? Höre ich da oh o oh...
Astrid Lindgrens PIPPI LANGSTRUMPF oder Bonsels BIENE MAJA gehören verbrannt in letzter Konsequenz! Agatha Christie – weg damit. Elende Kolonialismus-Verherrlichung. Ich denke, dass auch Samenspender*in, Nazi*in oder Taliban*in vor der Vollverblödung in den Öffentlich Rechtlichen nicht halt machen werden. Gibt es eigentlich noch was Positives? Ja:
Lang lebe unser OPERNFREUND
Frohes Neues Jahr
wünscht Ihr Hrg.
Bleiben Sie bitte fröhlich und uns treu
MAN LERNT NIE AUS
Ein Fazit der letzten Jahre
Den sehr langjährigen Opernbesucher freut es, dass er in den letzten Jahren doch viel Neues erleben konnte. Zwar waren Texte und Musik vertraut, aber schon bei Übertiteln fremdsprachiger Opern lernte man, dass auf die wörtliche Übersetzung des Textes manchmal weniger Wert gelegt wurde als auf dessen Vergröberung oder etwa Erklärung von Regieabsichten. Viele Komponisten haben ihren Opern Ouvertüren oder Vorspiele vorangestellt, die die Opernbesucher auf das kommende Stück akustisch vorbereiten sollten, darunter bekanntlich häufig bedeutende Musik! Nun haben wir gelernt, dass diese Auffassung falsch ist. Vielmehr dienen diese dazu, bei geöffnetem Vorhang schon Bühnenaktionen darzustellen, für die während der eigentlichen Aufführung offenbar keine Zeit bleibt.
Überhaupt keine Ahnung hatten Komponisten und ihre Textdichter für den passenden Spielort der Handlung. So spielt z.B. Beethoven´s „Fidelio“ in einem „Staatsgefängnis“, eigentlich aber nicht „Parsifal“ von Richard Wagner. „Ariadne auf Naxos“ spielt zum Teil auf einer wüsten Insel, nicht aber „Don Giovanni“ von Mozart. Als Spielort wird dann immer häufiger ein Hospital oder Irrenhaus gewählt – scheint manchmal ja auch irgendwie passend. Dasselbe gilt für die Kostüme, hatten sich die Autoren solche passend zur Zeit ausgewählt, in der das Stück spielt, so lernen wir heute, dass schäbige Alltagsklamotten immer passend sind, allerdings auch Abendgarderobe für Bösewichte! Darstellungen ganz grosser Gefühle sollen durch das Bühnenbild zur Schonung der Nerven des Publikums gemildert werden, dann schon lieber Altherrenabend in der Kneipe als verzweifelte Suche nach Erlösung. Auch waren die Autoren von Opern häufig viel zu sparsam bei der Zahl der Mitwirkenden – das muß verbessert werden, indem entweder jede Person verdoppelt wird, zusätzliche Mitwirkende eingefügt werden, manchmal gleich viele davon. Jedem wird verständlich sein, dass eine lange Oper wie Wagner´s „Siegfried“ nicht mit so wenigen handelnden Personen auskommen kann, da muß kräftig nachgeholfen werden am besten von wenig bekleideten Statisten.
Seit einiger Zeit werden Premieren in Kinos oder im TV übertragen, das wurde leider durch Corona häufiger nötig. Da scheint es passend, gleich darauf die Inszenierung vorzubereiten und weniger auf die dagegen wenigen Zuschauer im Opernhaus Rücksicht zu nehmen, die ja auch mehr als im Film durch die Musik vom „eigentlichen“ Geschehen abgelenkt werden könnten.
Da freut man sich auf weitere neue Opernerlebnisse in 2022.
Ihr Sigi Brockmann, 1.1.2022
OPERNFREUNDE benutzen nur grünen Strom
Kurze Anleitung wie man das ganz einfach über die Steckdosen im ganzen Haus, auch ohne Elektriker, einstellen kann.
Danke an YOUTUBE
Eins in die Fresse!
oder
Man fasst sich an den Kopf. Was haben wir heute eigentlich für Intendanten? Da holt der einer für sein relativ großes Opernhaus extra einen linken Theaterregisseur um es den Wagner Hardlinern – alles Nazis ? - mit einem provokanten Tannhäuser, die Storyline spielt heuer zum Teil im Kz, mal so richtig zu zeigen. Ja, diese Burschen brauchen mal so richtig (ähem… ich sag es mal in der Sprache einer einstigen SPD-Vorsitzenden) „eins in die Fresse…“ Blumenreiches Bild, welches jeder versteht, oder? Und dann?
Quod erat demonstrandum: Die Goldkettchen Gemeinde, nein keine Zuhälter Gott bewahre (!), am Kettenende prangt nämlich ein güldenes Portrait ihres für sie gottgleichen Komponisten, ist empört und heult wohlkalkuliert auf. Man fordert lautstark Abbruch und droht dem Regisseur – wie es in solchen Kreisen wohl usus ist (Bayreuth 1976 Patrice Chereau lässt grüßen) - schon im Auditoium und später bei der Premieren-Feier Gewalt an, also das sprichwörtliche „eins in die Fresse“. Bei Philippi sehen wir uns wieder, oder nicht. Bürschlein, wenn wir Dich früher kriegen!
Die Inszenierung wird sofort nach der Premiere vom Intendanten gestoppt. Das Ziel war erreicht. Die einst große Landeshaupt-Oper, mittlerweile der Mittelmässigkeit öder Stadttheaterrealität verfallen, kam weltweit endlich wieder in die Presse. Zensur!!! Danach übrigens nie wieder… Aber war das wirklich so geplant?
Next please:
Gendern per Order Mufti. An einem anderen weniger großen Opernhaus ordnet der Intendant*in das erbarmungslose Gendern an. Dem Pressesprecher*in ist das, als studiertem Germanisten*in sehr peinlich, aber was soll er:sie denn machen? Gendern bis der Arzt kommt, oder eventuell Rausfliegen. Soweit geht die Liebe zur guten alten deutschen Sprache ja nun auch nicht.
Sicherlich kein Einzelfall. Daher Sorry für meine Schwachsinnsgenderei hier- das ist verzweilte Ironie. Normalerweise schreibe ich den Pressestellen: Bitte schicken Sie uns keine Pressemitteilungen mit Rechtschreibfehlern mehr zu. Mails mit Gendersternchen oder Ähnlichem werden sofort und ungelesen gelöscht. Sinnlose Plage, Müh ohne Zweck. Entweder krieg ich keine Antwort, eine unverschämte oder man versucht mich auf dümmlichste Art und Weise über den Zeitgeist zu belehren. Unsere Argumente auf der extra eingerichtetetn Genderseite liest niemand.
Nur noch ein weiteres ganz aktuelles Beispiel aller-übelster, geradezu menschenverachtender frauenfeindlicher und sonst was Diskriminierung, die bestraft gehört. Koste es was es wolle:
Ein bis dato von mir sehr geschätzter Intendant an einem bayerischen Provinztheater holt den berühmten Regisseur, der als enfant terrible bekannt ist, mal wieder an sein Haus. Ein hochintelligentes enfant, das nicht nur explizit Partituren lesen kann (also nicht mit dem Reclam Heft inszeniert), sondern auch bisher stets phantastische, durchdachte und spannende durchaus werktreue (!) Produktionen lieferte, die allerdings Erzkonservativisten immer stetig zur Weißglut brachten.
Nun versucht eben dieser Regisseur*in mit einem geradezu perversen kranken rassistischen Bild aus Kolonialzeiten von wilden Löwen in Afrika, die einen Menschen angreifen, klar zu machen, was er für eine gewollte Reaktion – nämlich Mischung aus Angst/Neugier - im Gesichtsausdruck des Chores haben wollte. Das wars dann für ihn, denn die Choristin war eine Farbige…
Ist diese Welt eigentlich bekloppt geworden? Habt Ihr noch alle Tassen im Schrank?
Schneewittchen und die sieben Kleinwüchsigen
Wir sind auf dem Weg der Bücherverbrennung und geradezu stalinistisch anmutender Zensurversuche. Es wird nicht nur Zwangsgegendert, nein da sollen klassische Kinderbücher wie Pippi Langstrumpf, das Dschungelbuch oder Karl Mays Indianergeschichten umgeschrieben werden, Kunstwerke verändert und Orwells Neusprech (1984) realisiert. In Berlin werden gerade Nussknacker, Butterfly und Otelo aus rassistischen Gründen vom Spielplan gelösch t !!! Entartete Kunst?
Während dessen schließen die Theater und stirbt unsere Theaterkultur am Coronavirus oder der neuen grünen Kulturpolitik. Können DVD-Player wirklich Opernhäuser ersetzen? Immerhin kann man die ersparten Millionen ja in Radwege und die Subventionierung von Lastenfahrädern investieren.
Eine krude Mischung aus Impfverweigerern, Satanisten, Ufologen, Freaks, Sektierern, Trumpisten, Esotherikern, AFD-lern, Verschwörungstheoretikern, Ausserirdischen etc. pp. genießt Welpenschutz, während sie in Wahrheit unsere freiheitliche demokratische Grundordnung aus den Angeln heben, weil die Politik der falschen Toleranz, Ignoranz und die demokratische Mehrheit der Deutschen, sich von solchen Minderheiten tyrannisieren lässt. Da entblöden sich tatsächliche Impfverweigerer nicht sich mit Juden im Dritten Reich zu vergleichen.
Wehret den Anfängen! Stoppt endlich den Genderschwachsinn! Rettet unsere Kultur und Sprache - Verdammt nochmal! Es ist fast überall wahrlich 5 vor 12.
P.B. 23.11.21
(c) Peter Klier
Ernsthafte Kontrolle – praktisch null!
Und da wundern wir uns über gestiegene Corona Zahlen.
In diesen Zeiten steigen wieder die Inzidenzen. Genau, aber haargenau so, wie es Fachleute, wie zum Beispiel der vielgescholtene Prof. Dr. Lauterbach, exakt vorausgesagt haben. Und da faseln Wir
rköpfe tatsächlich vom Freedom Day. Wie krank muss man sein um diesen eher politischen Begriff überhaupt in diesem Zusammenhang zu verwenden?
Die tatsächliche Inzidenz liegt bei über tausend aktuell, wenn man nämlich nicht verschleiert, sondern das Ganze auf Nichtgeimpfte reduziert, die hauptsächlich betroffen sind. Also kann doch nur 2G die vernünftige Konsequenz sein. Kann es?
Was millionenschwere Hauptschüler in Trainingsanzügen oder prominente Linke sprachlich absondern interessiert doch (Sorry!) kein Schwein. Warum wird der Schwachsinn ernst genommen und das sofort publiziert? Jeder Volltrottel findet heutzutage eine Bühne in Presse und ÖR und eine Internetseite, die seinen Schwachsinn bestätigt. Wo ist die Verantwortung?
Wenn ein homo non sapiensis Blödsinn redet, ist das seine Sache – ich will es aber nicht wissen. Und wenn das dann auch noch zur totalen Verunsicherung in Teilen der Bevölkerung führt, ist solches gemein gefährlich und zeugt von unverantwortlichem journalistischen Handeln der Nachrichten Redaktionen.
Ja, es gibt Leute, die behaupten tatsächlich, daß es die Mondlandung nicht gab, daß das FBI die Twin Towers selber gesprengt hat, überall Außerirdische rumlaufen und daß Schweine fliegen können bzw. die Erde eine Scheibe ist. Sollen sie – man kann ja nicht jeden in die Psychiatrie sperren. Oder doch?
Ein aktueller Kontraste Beitrag zeigt, daß nicht wenige diese Leute nicht so harmlos sind. Die Trump Gemeinde lässt auch in Germany grüßen. Blöd ist blöd aber nicht gefährlich? Eine grpßer Irrtum, wie es scheint...
Aber dass sogar die 2G Regeln fast nirgendwo richtig kontrolliert werden, wie dieser Filmbeitrag des BR zeigt, erleben wir doch täglich selber - das ist aber ein Skandal. Als Eintrittsvoraussetzung gar immer noch (!) 3G zu schreiben ist der blanke Hohn und grob fahrlässig, denn solche Tests können mittlerweile schon 5-Jährige am PC fälschen. Juristerei und Politik schweigen bzw. bleiben untätig und werden so mitschuldig am aktuellen Desaster.
Da müssen wir uns nicht wundern, wenn so auch die Theater kaputt gemacht werden und die Leute verängstigt nicht mehr zurückkommen. In Folge werden immer mehr Städte sich überlegen ob, unter diesen Bedingungen und den immer weniger Besuchern, die Millionen Steuersubventionen noch bezahlt werden müssen. Das Theatersterben hat gerade erstbegonnen. Peter Bilsing, 5.11.2021
Wichtige Erfindungen. Heute
DIE SPRECHENDE ARMBANDUHR
Endlich gibt es sie: Die Uhr für Oper und Konzert!
(c) Amazon
Liebe Opern- und Konzertfreunde, auch Kino- und Theatergänger spreche ich hiermit an. Freunde, Euer Sehnen wurde erhört. Als quasi Nebenprodukt der Raumfahrt, wie mir der Hersteller vertrauensvoll versicherte, entstand "die sprechende Armbanduhr". Darauf haben wir gewartet, oder? Nicht jeder verfügt, wie der Rezensent, über eine Armbanduhr mit Beleuchtung. Ja Freunde, so etwas braucht man heute als Kritiker...
Das ideale Geschenk für die opernbegeisterte Verwandtschaft. Das Ei des Columbus besonders für ältere Leute, die ja die oft kleinen Ziffern von Uhren kaum noch lesen können - geschweige im Dunkeln
. Ich habe sie ausprobiert. Funktioniert perfekt und ist nicht zu leise. Man hört sie gut. Wichtig im Konzert vor allem bei Wagner und Co!
Und wenn Sie ihre Nachbarn, Freunde oder Verwandte mit Kindern loswerden wollen oder einfach nur ärgern, dann schenken Sie deren Kindern diese sprechende Watch. Diese werden dann ihre Eltern in den Wahnsinn treiben. Besser als jede Barbiepuppe und vor allem Unisex geeignet durch die silberne Farbe ;-)
Ein hervorragendes Medium übrigens um, wenn sie im Konzert in der ersten Reihe direkt in der Nähe des Dirigenten sitzen, ihn am Ende der zum gähnen langweilig dirigierten und nicht enden wollenden Beethoven Symphonie darauf hin zu weisen, daß irgendwann mal Schluss sein muß, weil ihr Taxis wartet.*
Soviel Spaß für nur 16 Euro ist schon toll.
Herzlich grüßt Ihr Opernfreund Herausgeber
* in diesem Fall empfiehlt es sich allerdings bei mehrmalige, Einsatz immer empört einen ihrer Nachbarn anzuschauen und den Kopf zu schütteln, wenn sie ein Hausverbot demnächst vermeiden möchten.
Wehret den Anfängen!!
Reisserischer Bildartikel, aber keine Fake-News. Zwei Beispiele fallen mir spontan ein, es wird hunderte geben. Die Sprachpolizei arbeitet kontinuierlich. Aus der Operette DER ZIGEUNERBARON (wenn man dies degoutante Werk überhaupt noch spielt - gehört das nicht auf den Index?) wird bald garantiert DER SINTI UND ROMA CHEF. Aus Oscar Wilde / Zemlinsky DER ZWERG muß DER KLEINWÜCHSIGE MENSCH werden.. Die Kulturrevolution hat begonnen. Die Bilderstürmer sind schon unterwegs. "Ja, haben wir denn keine anderen Probleme?" sagt der Unbedarfte oder geschichtlich Ungebildete, oder derjenige, der ablenken will.
Vom Verändern historischer Kinder-Buchtexte - pars pro toto Astrid Lindgren - bis zur Bücherverbrennung ist kein großer Schritt. Und von der Umbenennung alter Kunstwerken bis zu dere
n Zerstörung auch nicht. Hier lassen Hitler, Stalin, die Taliban und vor allem Mao ganz herzlich grüßen. Die dämliche Genderei ist übrigens ein nicht unwichtiger Faktor in dem bösen Spiel. Wehret den Anfängen!
Hören Sie sich bitte mal den vielleicht interessantesten Podcast an, den es zur Zeit in Deutschland gibt; LANZ/PRECHT (Folge 2). Weise Worte - ein gutes Gespräch - ohne jegliche öffentlich rechtliche Gesinnungsmanipulation oder Ideologie. 50 wirklich lohnende Minuten!
Peter Bilsing (Hrg.) 14.9.2021
PS
Bitte schicken Sie mir unbedingt noch Opern oder Literaturbeispiele, die dringend in diesem Sinne verändert werden müssen, um unsere Gesellschaft zu schützen. Danke
APROPOS: Ich begehre, nicht schuld daran zu sein
28.07.2021
Ich begehre, nicht schuld daran zu sein
Es gibt Dinge, gegen die ist man machtlos, gegen die hat man den Kampf aufgegeben. Die ersten Premieren in Bayreuth (Tcherniakovs „Holländer“) und Salzburg (Castelluccis „Don Giovanni“) beweisen erneut, was man längst weiß: Der Anspruch an Regisseure heute lautet: „Mach was Dir einfällt, ganz egal, was, und kümmere Dich nicht um die Vorlage. Was immer Du erfindest, es ist egal, es kann dies sein oder auch ganz was anderes, jede Willkür erwünscht, jede Albernheit erlaubt, jeder Schwachsinn sanktioniert. Je schräger, desto besser. Die Presse wird jubeln und das Publikum auch (entweder, weil es so viel gezahlt hat, oder weil es stolz ist, dabei sein zu dürfen).“
Die Schöpfer der Werke sind Freiwild und spielen nicht mehr mit, die Inszenierungs-Interpreten sind (neben den Intendanten) die einzigen Könige der heutigen Bühnen. Die Sänger (und Schauspieler) halten besser den Mund und machen, was von ihnen verlangt wird, sonst haben sie demnächst keinen Job mehr.
Und das Publikum, so es einigermaßen jung ist, weiß gar nicht mehr, wie die Werke – die Opern, die Theaterstücke großer, großer Komponisten und Dichter – eigentlich „gehen“. Wenn es auf der Bühne genügend Krach gibt (und dass ein Auto aus dem Schnürboden knallt, das ist doch etwas), dann hat man doch einen Event-Effekt, über den man reden kann. Ich war dabei, ich hab’s gesehen. Und „Don Giovanni“? Ähhh, also, das weiß ich jetzt nicht…
Nun geben die Herren Regisseure ja auch hochgestochene Interviews. Frank Castorf nannte es den „Interpretationsauftrag“ (er sagt „Auftrach“), der ihn treibe. (Das heißt, dass Gounods „Faust“ ohne den Algerienkrieg im Hintergrund – weil ihm der halt eben durch die Birne rauscht – nicht funktioniert und Gretchen eine Nutte ist.) Es wird viel vom „Gegenwartsbezug“ geredet, davon, „die Werke zu uns her zu holen“. Selbstverständlich, alles darf man, wenn es gut gemacht ist und gedanklich überzeugt. Wenn Robert Carsen die Händel’sche Agrippina, die zu des Komponisten Zeit als böse römische Kaiserin gemeint war und Barockgewänder trug, zu einer Firmenchefin und Intrigantin in einer Mussolini-Welt macht, geht die Rechnung auf. Das erzählt nämlich im anderen Gewand immer noch die richtige Geschichte. Dann schmeckt auch alter Wein in neuen Schläuchen.
Aber wo sind die Geschichten in den Inszenierungen geblieben, die man in letzter Zeit gesehen hat? Wo zieht man Regisseure im Namen von Komponisten und Autoren, die Großes geschaffen und etwas Bestimmtes gewollt haben, zur Rechenschaft für ihre Einfälle? Nirgends, denn das Feuilleton hat sich – vor allem, um nicht als gestrig oder gar „faschistoid“ verschrien zu werden – hier vielfach, tausendfach mit schuldig gemacht. Wer des Schreibens mächtig ist, kann alles hochjubeln (und alles herunter machen, wie es gerade opportun ist). Er kann es toll finden, wenn Neuenfels den Lohengrin-Chor in rosa Mäuse verwandelt. Mit der Sprache kann man alles machen, man kann – aus welchen opportunistischen Gründen auch immer – zurichten, verbiegen, lügen. Man sollte es bloß nicht. Nein, man sollte es nicht:
Schuld daran sind natürlich auch jene Intendanten, die stolz darauf sind, ihre Bühnen jeglicher Willkür zu öffnen, die das Zerstörungswerk, das sie in Gang setzen, bejubeln. Kommen ihnen nie Zweifel an dem, was sie da tun? Eine Theaterdirektorin hat mir einmal in einem privaten Gespräch gesagt, sie wundere sich, was sich ihr Publikum alles bieten lasse…
Ich wundere mich längst nicht mehr. Aber ich begehre, nicht schuld daran zu sein. Wie fühlt man sich als Rufer in der Wüste? Ziemlich allein.
Renate Wagne, 1.8.2021
DIE THEATER STEHEN BEREIT
Jeden Tag erreichen mich aktuell neue und sehnlichst erwartete Pressemeldungen mit der Ankündigung „WIR SPIELEN WIEDER!“. Das so oft zitierte „Licht am Ende des Tunnels“ wird immer leuchtender. Nach über einem Jahr, mehr oder weniger ohne Livepublikum, laden Deutschlands Theater und Opernhäuser endlich ihre BesucherInnen wieder ein. Von München und Augsburg über Saarbrücken und Frankfurt, von Essen und Dortmund, von Berlin und Hamburg bis Flensburg: sie alle wollen ab Juni ihren Theaterbetrieb vor Publikum wieder aufnehmen. Wenigstens teilweise. Und Schritt für Schritt. Und täglich kommen weitere Häuser dazu. Alle halten sich, wie auch zu Ende des vergangenen Jahres, an strenge Hygienevorschriften um einen reibungslosen Ablauf ihrer Spielpläne garantieren zu können. Vieles scheint nun wieder möglich zu werden. Und auch die Bayreuther Festspiele – letztes Jahr noch der Pandemie zum Opfer gefallen – scheinen in 2021 als gesichert. Wenn auch nur vor begrenzterem Publikum als gewohnt.
Für die Theater- und Opernfans kann es noch zu einem versöhnlichen Sommer kommen. Dank der ständig sinkenden Inzidenzen ist es kulturellen Einrichtungen mehr und mehr gestattet ihre Pforten für Besucher zu öffnen. Sicher wird es noch kein Opernbesuch wie vor der Pandemie sein. Eben einer, mit allem „Drum und dran“: Vielen Menschen, ausverkauften Häusern, erwartungsvollem Geraune in den Foyers, Sekt am Erfrischungsstand und auch kein Drängeln am Parkscheinautomaten nach Beendigung der Vorstellung. Letzteres würde ich allerdings nicht vermissen. Aber die Türen öffnen sich. Die Theater stehen bereit.
Viele Theater sind in den vergangenen Monaten dazu übergegangen, ihrem Publikum zumindest online Oper, Operette und Konzerte anzubieten. Sicher nur ein Ersatz für einen tatsächlichen Besuch in einem Opernhaus oder in einem der vielen deutschen Konzertsäle. Aber es ist anzuerkennen, dass dieses Angebot vorhanden war und noch ist. Denn spielen und auftreten wollen sie alle! Und hör- und sichtbar bleiben. Auch für den Preis fehlenden Applauses. Und das gehört einfach honoriert und wertgeschätzt. Natürlich kann ein Stream kein Liveerlebnis ersetzen, aber es liess uns dennoch teilhaben an einem Theatergeschehen, wie wir alle es so noch nicht kannten. Und von dem wir uns alle wünschen, dass es sehr bald Vergangenheit ist. Obgleich die Form des Streaming durchaus für die Zukunft ihren Reiz hat. Es gibt auch Gründe die dafür sprechen. Das Liveerleben ersetzt ein Stream sicher nicht.
In den zurückliegenden Monaten habe ich viele Telefonate und Chats mit Pressesprecherinnen und Pressesprecher verschiedenster deutscher Theater geführt. Und immer blieb bei mir der Eindruck zurück, wie sehr man sich bemüht diese Pandemiezeit zu überwinden und wie sehr man sich „normale“ Zustände herbeisehnt. Unter diesen Eindrücken habe ich auch so manche meiner DAS OPERNMAGAZIN-Videogespräche mit Künstlerinnen und Künstlern geführt. Denn sie sind es doch, die von den Zwangspausen seit März 2020 besonders betroffen waren. Für viele von ihnen ging und geht es noch immer um nicht weniger als die berufliche und wirtschaftliche Existenz. Nicht wenige von ihnen waren ratlos, wurden mutlos und suchten Hilfe. Die versprochenen Staatshilfen flossen nicht wie angekündigt und wenn, dann kamen sie verspätet und oftmals unzureichend. Aus dieser Not heraus aber wurden Künstler aktiv. Sie spürten, dass die erwartete Hilfe nicht von außen kam und solidarisierten sich. Wie so oft, spielte FACEBOOK dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. So wie beispielsweise die Initiative der Theaterwissenschaftlerin und Regisseurin Magdalena Weingut, die im Frühsommer 2020 die Facebookgruppe „krea [K]tiv – musiktheater stands up“ gründete und mit anfangs knapp zwei Dutzend weiterer Betroffener aus Kunst und Kultur, zu einem der führenden Sprachrohre in der Kunstszene wurde. Eines ihrer Ziele und Forderungen war und ist ein starker Berufsverband für Musiktheaterschaffende. Mittlerweile wurde aus der Facebookgruppe (mit inzwischen über 1800 Usern) ein eingetragener Verein mit eigener Homepage und stetig wachsender Vereinsmitgliedschaften. Aus dem Kreis der Mit-Initiatoren von krea[K]tiv habe ich für mein DAS OPERNMAGAZIN mit Kirsten Schötteldreier ein Videogespräch geführt und einen deutschlandweit beachteten Artikel von Christian Miedl veröffentlicht.
Für die Kulturschaffenden, und besonders die Freischaffenden unter ihnen, sind die zurückliegenden knapp 13 Monate eine bittere Erfahrung, die sie so nicht erwarten, gar erahnen, konnten. Dies betrifft aber alle Menschen. Weit über die Kultur hinaus bis in das private Leben hinein erleben wir eine Zeit, die noch sehr lange auf uns Menschen nachwirken wird. Bestenfalls nehmen wir das scheinbar „Gute“ daraus mit, um überhaupt einen Sinn in all dem notwendigerweise nötigen Verzicht der letzten Zeit zu sehen. Bei den erwähnten Kulturschaffenden, die sich solidarisiert haben, um auf ihre Situation hinzuweisen und Auswege aufzuzeigen, ist das Ziel Gehör an den richtigen Stellen zu finden, aufgegangen. Sie werden auch nach Corona eine weiterhin wichtige Rolle spielen. Oder noch anders: die Arbeit fängt für sie alle gerade erst an. Die Probleme und Missstände in der Theater- und Opernwelt waren schon viel länger da und nun sind es die Künstler selbst die für Veränderungen eintreten. Zu Recht – und weil nur sie es einfach können!
Mit fallenden Infektionszahlen steigt unsere Erwartung auf ein Leben wie wir es vor Corona lebten. Schrittweise wird es in diese Richtung gehen. Den „einen Tag“, an dem alle Auflagen und Verordnungen fallen, wird es so wohl nicht geben. Zu viele Faktoren, auch politischer Art, beeinflussen die Entscheidungsprozesse. Gleichzeitig aber lernen wir mit dieser Situation umzugehen und sie sogar zu nutzen. Wie ein Brennglas lässt uns die Pandemiezeit auf so vieles schauen, was schon immer so war und vermutlich auch so geblieben wäre. Aber eigentlich einer Veränderung bedurfte. Diese Veränderungen finden nun statt. Zug um Zug. Auch im großen Bereich der Kultur. Und das ist richtig!
Detlef Obens, 24.5.2021 (Hrg.) DAS OPERNMAGAZIN
Skurriles und Verblüffendes aus der Opernszene
Die Berliner Opernhäuser schreiben schwarze Zahlen - kaum zu glauben
berichtet das VAN Magazin. Das haben wir doch schon immer gewusst: Spielt die Oper gar nicht kostet es den Steuerzahler weniger, oder werden weniger Schulden gemacht. Nun hoffen wir - Pssssst! Nicht weitersagen bitte - daß dies unsere Politiker nicht umsetzen. Man weiß ja überhaupt nicht, wie sich die Kulturpolitik nach den Wahlen entwickelt. Wenn schon die Kobolde verboten werden sollen von Frau Baerboc - wer weiß, was noch passiert. Immerhin muß man ja mal dran erinnern, daß es einst die Grünen waren, die sagten "Wozu Opernhäuser, es gibt doch DVD Player". Da ist man dann froh - egal wie es ausgeht bei den koalitionsverhandlungen - daß die Kultur überwiegend Ländersache ist. P.B.
Stichwort Wiener PARSIFAL
Guten Morgen liebe Opernfreund Leser!
An solches oder ähnliches muß sich der unbedarfte Oernbesucher wohl gewöhnen: Ein vor allem aus aussermusikalischem polititsch-enagagiertem Grund bekannter Regisseur plant, seine nächste Inszenierung in einem Gefängnis zu "verorten" wie man heute sagt. Wenn es nicht die Zauberflöte wird, dann eben der Parsifal, unabhängig davon, daß die Gralsritter ja ursprünglich zwecks guter Taten in die Welt hinaus ziehen. Wenn überhaupt wird der Text inszeniert, die Musik wird fast als störend wahrgenommen, weshalb selbst bei wunderschönen und bedeutenden Vor- oder Zwischenspielen durch Videos o.ä. den Besucher von der Musik abgelenkt werden sollen, Für die, die alten Operninszenierungen nachweinen, zeigt man Tätowierungen mit Symbolen des Stücks oder es wird dann noch mit Kreide auf Holzwände geschrieben.
Natürlich spielen Gewaltdarstellungen eine grosse Rolle, hier konnte ich zusätzlich sehen, daß Herr Zeppenfeld seine morgendliche Gymnastik besser beherrscht als ich alter Mann. Das schließt aber nicht aus, daß Szenen, besonders soweit sie persönliche Beziehungen zwischen den Personen darstellen, eindrucksvoll gelingen. Während langjährige Opernbesucher sich daran gewöhnt haben, daß Sängerinnen und Sänger den von ihnen dargestellten Personen manchmal nur stimmlich Glaubwürdigkeit verleihen können, merkt der aufmerksame Schauspielregisseur, daß ein junger Tor und ein schon etwas graumelierter Tenor nicht als ein- und dieselbe Person auftreten dürfen . Insofern war die Aufteilung des Parsifal etwas logisch, wenn sie nicht übertrieben worden wäre. Stimmlich beherrscht Jonas Kaufmann die nicht übermässig lange Partie natürlich perfekt.
Erfreulich ist aber, daß zumindest für den aufmerksamen Zuhörer die musikalische Seite nicht kaputt zu kriegen ist, besonders wenn das Orchester unter A. Jordan die Mischtöne und Klangfarben etwa im p so eindrucksvoll zu Gehör bringt. Herrn Zeppenfeld gelang Gurnemanz besonders betreffend das Baßfundament noch eindrucksvoller als in Bayreuth, das kann aber auch an der Übertragungstechnik liegen. Sensationell vor allem gesanglich aber auch in Darstellung und Erscheinung fand ich E. Garanca als Kundry. In meinen vielen Parsifals zwischen Hamburg und München, zwischen Dortmund, Düsseldorf und Kassel, zwischen Karlsruhe, Baden-Baden und Bayreuth kann ich mich nicht kann ich mich kaum an eine ähnlich tolle Leistung im zweiten Aufzug erinnern - vielleicht Waltraud Meier!. Allein für diese Kundry hat sich für mich das auf zwei Tage verteilte Anschauen der Aufführung gelohnt, meint mit vielen Grüssen
Sigi Brockmann, 21.4.21
*Anmerkung des Hrg.
Zu diesem Thema ist unsere Kritikerschar durchaus gespalten - siehe aktuelle Besprechung. Auch die Herausgeberin des MERKERm sieht die Produktion ähnlich positiv.
HEIN MULDERS 3
Träumereien in Köln
Bei den Kölnern KulturpolitikerInnen herrscht zu Zeit Jubelstimmung über die Wahl von Hein Mulders zum Opernintendanten ab der Spielzeit 2022/23. Kultur-Politiker Lorenz Deutsch von der FDP glaubt mit Mulders sei „ein guter Fang“ gelungen und Oberbürgermeisterin Henriette Reker berichtet, die Findungskommission sei durch seine „nachhaltigen Erfahrungen und Erfolge mit der Führung von Opernhäusern“ überzeugtorden.
Wenn die Oberbürgermeisterin und ihre Kommission in den vergangenen Jahren regelmäßig das Essener Aalto-Theater besucht hätten, wo Mulders seit 2013 Intendant ist, wäre man wahrscheinlich zu einer anderen Einschätzung gekommen und würde sich nicht irgendwelchen Träumereien hingeben
Hein Mulders Intendanz am Aalto-Theater war und ist nämlich durch eine extreme Planlosigkeit geprägt. Weder bei der Auswahl der Werke noch bei den Regie-Teams war eine klare Linie oder ein Konzept erkennbar.
Vorgänger Stefan Soltesz, der das Aalto-Theater von 1997 bis 2013 als umtriebiger Intendant und GMD geleitet hatte, setzte im Spielplan hingegen klare Akzente. Alle 10 großen Wagner-Opern kamen in seiner Intendanz neu heraus, dazu gab es viele Werke von Giuseppe Verdi und Richard Strauss, von letzterem sogar einige Raritäten wie „Daphne“ und „Die ägyptische Helena“. Zudem darf man die legendäre „Frau ohne Schatten“ nicht vergessen, die Soltesz über 15 Jahre im Repertoire hielt. In der Spielplan-Konzeption war Soltesz zwar nicht innovativ, aber er verfolgte eine klare Linie.
Mit der Auswahl seiner Regisseure hat Soltesz das Publikum oft zur Weißglut gebracht, aber wenigstens gab es da Leute, die regelmäßig am Haus gearbeitet haben und dem Aalto eine Identität gegeben haben (Dietrich Hilsdorf, Michael Schulz, Anselm Weber, Tilman Knabbe). Auch Barrie Kosky, der heute jedermanns Liebling ist, arbeitete mehrfach am Aalto, war damals aber noch auf wilde Provokationen aus. (Beim „Fliegenden Holländer“ hatten die Matrosen Oralsex mit Skeletten, bei „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ mussten die Akteure mehrfach Darmentleerungen auf der Bühne simulieren.) – Trotz solcher Produktionen stand Soltesz aber zu seinen Regisseuren, die dann aber auch ganz sensible und anrührende Inszenierungen schufen wie „Tristan und Isolde“ (Kosky) oder „Madama Butterfly“ (Knabbe).
Bei Mulders hatte man aber den Eindruck, dass dieser keinen Plan hat, wo das Haus hinsollte, für welche Art Musiktheater das Aalto steht. "Macbeth" in der Regie von David Hermann war ein banaler Einstand. Regelmäßig änderte sich die Spielplankonzeption: 2014/15 gab es nur seltener gespielte Werke („Idomeneo“, „Schweigsame Frau“, „Grand Macabre“), 2015/16 wurden viele Koproduktionen gezeigt („Drei Orangen“ aus Amsterdam, „Elektra“ aus Antwerpen, „Faust“ aus Berlin).
Ab 2016/17 gab es dann eine zweieinhalbjährige Folge von 13 misslungenen Inszenierungen, bei denen ein Debakel dem nächsten folgte. Denn Anfang machten hier Imogen Kogge mit „Norma“ und Tatjana Gürbaca mit „Lohengrin“. Dass ein Opernhaus über solch ein Zeitraum eine solche Fülle misslungener und peinlicher Regiearbeiten herausbrachte, war schon fast des Guinness-Buches würdig. Erst Verdis „Otello“ in der Regie von Roland Schwab beendete 2019 die Pleitewelle.
Da ist es nicht verwunderlich, dass Mulders in neun Jahren nur vier Regiearbeiter ein zweites Mal eingeladen hat. Lotte de Beer und Tatjana Gürbaca sind zwar hochgehandelt, bewiesen aber mit ihren Essener Regiearbeiten, dass sie überschätzt werden. Auf Robert Carsens „Jenufa“-Inszenierung hätte eigentlich noch Verdis „Don Carlos“ folgen sollen, der es dann aber coronabedingt nur bis zur Generalprobe schaffte. David Hermanns Inszenierung der Uraufführung „Dogville“ ist auch auf Eis gelegt.
Zu Zeiten von Stefan Soltesz wurden in Essen viele Partien aus dem eigenen Ensemble besetzen. So kamen im „Ring des Nibelungen“ Wotan (Almas Svilpa) und Alberich (Heiko Trinsinger) aus dem Ensemble. Mit Jeffrey Dowd verfügte das Aalto-Theater über einen Heldentenor, der zwar nicht überragend, aber zuverlässig war. Viele Gastsolisten waren regelmäßig zu erleben. So gehörten auch Größen wie Michaela Kaune, Martina Serafin, Luana de Vol, Silvana Dussmann oder Franz Hawlata zum Haus.
Durch diese Regieteams, die zum festen Stamm des Hauses gehörten, konnte man sich mit dem Aalto-Theater unter Stefan Soltesz identifizieren, Künstler auf ihrem Weg begleiten und ihre Entwicklung miterleben. Bei Mulders wurden hingegen für die Hauptpartien dauernd wechselnde Gäste engagiert, die nicht groß im Gedächtnis blieben.
Köln Oberbürgermeisterin Reker wünscht sich: „Köln soll und muss an Ansehen gewinnen, als Opernstadt im Herzen Europas!“ Wenn Hein Mulders die Kölner Oper so führen wird, wie er in Essen gearbeitet hat, wird dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen.
Rudolf Hermes, 16.4.2021
HEIN MULDERS 2
Der Weg des geringsten Widerstandes
Nun ist es also offiziell: Was als unmöglich - oder zumindest schwer schaffbar - galt ist gelungen und man hat für die Kölner Oper einen Intendanten gefunden. Und dabei musste man gar nicht weit blicken, der Essener Intendant Hein Mulders wagt sich auf den wackeligen Posten am Rhein. Wie auch seine Vorgängerin wird er zunächst die Oper in der Interimspielstätte im Staatenhaus leiten, bevor es dann 2024 vielleicht an den Offenbachplatz zurückgeht.
Schaut man sich diese Personalie an, so hat man mit Hein Mulders sicherlich einen erfahrenen Kulturmanager auf der Position, der nach Amsterdam und Essen auf die vermutlich unfähigsten kulturpolitischen Gegebenheiten seiner Karriere treffen dürfte. Aber es sei ihm aller Respekt gezollt sich dem auszusetzen. Neben ihm wird er, anders als in Essen, einen starken, charismatischen und populären GMD haben, der dazu auch noch mit einer Fülle an Entscheidungskompetenzen gesegnet ist.
Musikalisch wird man in Köln also gewohnt solide Dinge erleben dürfen, aber das ist in der Oper ja bei weitem nicht die ganze Miete. Was hat Mulders nach der strahlenden Ära von Stefan Soltesz in Essen Mutiges oder Bewegendes geboten? Er hat exzellente und beliebte Produktionen wie die „Carmen“ nach über 20 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand geschickt, um sie direkt durch eine miserable Neuproduktion zu ersetzen, niederschwellige Retro-Schlager-Produktionen füllten vielleicht den Saal, aber verschreckten den Opernfreund – und ansonsten: viel Mittelmaß und biederstes Repertoire. Das ganze gewürzt mit Regie-Desastern wie im „Troubadour“ oder im „Freischütz“. Doch Moment, so einfach sollte man die Intendanz Mulders in Essen nicht abwatschen. Da waren auch einige Lichtblicke: Man erinnere sich an „Le Grand Macabre“, an die Rarität „Hans Heiling“ an Aribert Reimanns „Medea“ und ja, nicht zuletzt an Meyerbeers „Prophete“. Aber, das muss man leider sagen, war es auch schon mit den Highlights in den langen Jahren dieser Intendanz. Mulders selbst sprach schon von Regisseurinnen, die in Essen so gute Arbeit geleistet hätten und die er nach Köln bringen wolle – wer mag das sein? Gerade im Bereich Regie konnte Essen in den letzten Jahren doch nur in den Kategorien „belanglos“ und „schlecht“ einen Platz belegen…
Was aber bedeutet das nun für Köln. Mit Mulders hat man einen ruhigen, besonnenen Fachmann geholt, dem man wohl zutraut, dass er mit und nicht gegen den GMD arbeitet. Dass der Franzose Roth gerne viel mehr französisches Repertoire in Köln spielen würde ist ein Gerücht, dass sich hartnäckig hält – vielleicht findet er in Mulders einen guten Partner, der in Köln doch Großes bewirkt?
Man darf Hein Mulders viel Glück wünschen, denn der Umgang mit seinen Vorgängern im Amt sollte ihn warnen. Bisher hat die Kölner Kulturpolitik eigentlich alles dafür getan die Kölner Oper zu den besten Häusern der Republik mindestens eine Armlänge auf Abstand zu halten. Henriette Rekers Ansage, sie erwarte, dass das Haus internationales Renommee erlange… ja, das wird vermutlich ein frommer Wunsch bleiben. Denn solange eine Stadt nicht weiß, was sie an ihrer Oper hat und wie man vernünftige, planvolle und langfristige Kulturpolitik macht, solange gilt auch der Satz „Der Fisch stinkt vom Kopfe her“. Oper braucht Vorlauf, braucht Perspektive und die desaströse Hemdsärmeligkeit, mit der die Personalie Mulders aus dem Hut gezaubert wurde, zeigt einmal mehr, dass man an entscheidenden Positionen wenig bis kein Verständnis für Oper hat.
Mit Hein Mulders ist kein Künstler-Berserker gekommen, keiner, der das Rad neu erfinden will und leider auch keiner, der für musiktheatralische Sternstunden steht. Aber unterm Strich scheint die Entscheidung für den Niederländer nur die Lösung zu sein, die am wenigsten Probleme bereitet.
Sebastian Jacobs 16.4.2021
Hein Mulders 1
Surprise, surprise... Hein Mulders, dessen Vertrag in Essen eigentlich bis 2023 läuft, geht nach Köln zur ewigen Opernbauruine
Essen/Köln, der 12.4.2021
Das ist eine Sensation, denn in Essen wußte man augenscheinlich bisher nichts von diesem überraschend schnellen Wechsel bzw. der Vertragsauflösung. Da ich mich in Essen etwas auskenne, wage ich bis zur ersten Pressemeldung des Aalto mal eine Analyse. Reden wir tacheles ;-)
Mulders übernahm vom großen Stefan Soltesz die Aalto Oper, zusätzlich wollte man in Essen Geld sparen und übergab ihm auch die Leitung der Philharmonie Essen. Die Philharmonie leitete er dann wirklich vorbildlich. In den letzten Jahren war alles, wirklich alles, was Rang und Namen hatte in Essen zu Gast.
Darunter litt die Oper. Nicht nur der OPERNFREUND vergab immer öfter seinen absoluten Negativpreis (Opernfreund Schnuppe); auch sonst wurden die Kritiken immer mauer. Das Aalto, welches unter Soltesz wirklich Weltklasse war, verfiel immer mehr zum simplen Stadttheater. Die schlechten Kritiken und die Beschwerden des Theatervolkes häuften sich. Der Weg zur Provinzbühne ging stetig abwärts. Die Kritik war anhaltend groß und vielfältig. Das Publikum dankte Experimente, Blödsinn und Modernitäten nicht. Zuschauerzahlen sanken...
Zwei Häuser waren erkennbar zuviel für Mulders; er schien nicht nur uns hier überfordert. Man weiß nicht was im Hintergrund lief, aber da musste etwas gelaufen sein. Spekulation: Man schaute sich ab 2023 nach einen neuen separaten Opernintendanten um, damit das Aalto wieder zu den Spitzenhäusern avanciert.
Daß könnte man Herrn Mulders irgendwie gesteckt haben, denn, so mir nichts dir nichts, aus einem laufenden Vertrag auszusteigen, ist zwar im Fußballmilieu üblich, aber nicht unbedingt in der Hochkultur präsent.
Mulders ist ein mutiger Mann sich in den legendären Kölner Klüngel zu stürzen. Laut aktuellen Meldungen, hat die Stadt gerade 15 Millionen aus dem Restaurierungsetat (wie Stefan Keim s.u. schreibt) bei der Pleitebank Greensill verzockt. Also wer ernsthaft glaubt, daß die Oper Köln tatsächlich 2024 wieder öffnet ist ein echter Optimist.
Mit besten Grüßen
Peter Bilsing (Hrg.)
PS Weitere Kommentare:
Stefan Keim schreibt dazu auf DLF.de
Es ist kein Vergnügen Opernintendant in Köln zu werden 12.4.2021
Ein weiterer
Beitrag vom O-TON Herausgeber Michael Zerban 13.4.2021
Beenden Sie die ideologische Unterwanderung
Die ideologische Unterwanderung der Sprache ist unerträglich. Vor allem im Bereich der Kultur und damit auch der öffentlich-rechtlichen Medien. Man möchte es einfach nicht mehr hören. Und man muss es auch nicht. Denn die öffentlich-rechtlichen Medien haben andere Aufgaben, mit denen sie schon lange nicht mehr zurechtkommen. Ein offener Brief an die Intendanten der Sendeanstalten.
Sehr geehrte Intendanten, Sie wissen schon noch, von wem Sie bezahlt werden, oder? Neben ein paar Feministinnen, ein paar Queer-Menschen, was auch immer die sind, und anderen „Opfergruppen“ werden Sie im Wesentlichen von Menschen bezahlt, die sich für das Geschlecht allenfalls im privaten Bereich interessieren. Aber überhaupt nicht von anderen mit geschlechtlichen Fragen belästigt werden möchten. Hören Sie also auf, die Sprache zu verbiegen. Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sind – wenn mich nicht alles irrt – den gesetzlichen Obliegenheiten verpflichtet. Sie sind gehalten, geltende Regeln in der Gesellschaft zu beachten – und nicht, sie zu torpedieren. Ihre Aufgabe ist, die Hörer- oder Zuschauerschaft in gebotener Sprache über die gesellschaftliche Realität zu informieren. Halten Sie sich dazu bitte an das gültige Regelwerk der deutschen Sprache.
Unter Ihnen, man muss sich das vorstellen, sind Historiker. Also Menschen, die wissen sollten, was eine ideologische Sprachvergewaltigung bedeutet und wohin sie in der Vergangenheit geführt hat. Der Hitler-Gruß entstand als besondere Form der Kommunikation, um die arische Rasse „sichtbarer“ zu machen. Sie gestatten in Ihren Sendeanstalten die Einführung eines Sternchens in der Schriftsprache und die Verballhornung des gesprochenen Wortes, um irgendetwas anderes „sichtbarer“ zu machen. Es ist schlimm genug, dass Sie zulassen, dass angebliche Journalisten in ihrer Sprache versuchen, sich über geltende Regeln hinwegzusetzen. Und damit eine klare Kommunikation verhindern. Eine Expert-Innenkommission macht nichts sichtbar, sondern ist Schleichwerbung für eine Kette von Radioverkäufern.
Wenn Theater und Opernhäuser glauben, sich über geltende Regeln einfach mal so hinwegsetzen zu können, ist das eine Sache. Schließlich werden sie nach ihrem eigenen Dafürhalten ja vom Staat bezahlt und haben sich so gefühlt nach seinen ideologischen Vorgaben zu richten, auch wenn sie eigentlich genau deshalb staatliche finanzielle Ausstattung erhalten, damit sie sich unabhängig von staatlichen Vorgaben verhalten können. Aber erklären Sie das mal einem Intendanten, der jeden Monat 15.000 Euro von der Stadt überwiesen bekommt. Der versteht Sie vermutlich gar nicht. Auch das hatten wir ja alles schon mal.
Aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk bekommt sein Geld nicht vom Staat. Sondern von seinen Hörern und Zuschauern. Und das hatte mal einen guten Grund. Den haben Sie, die Intendanten, offenbar aus den Augen verloren. Sie werden nicht vom Staat bezahlt, weil sie nicht für den Staat, sondern für ihre Hörer und Zuschauer da sind. Eine Studie hat herausgefunden, dass gerade mal 18 Prozent der Bevölkerung bereit sind, eine „Gendersprache“ zu tolerieren. Wissen Sie, was das heißt? Ich erkläre es Ihnen gern. 82 Prozent ihrer Hörer und Zuschauer wollen von einer „Gendersprache“ nichts wissen. Was noch einmal genau war Ihr Auftrag? Demokratische Verhältnisse zu ignorieren, um der Staatsräson zu dienen?
Sie versagen gerade auf ganzer Linie. In angeblichen Dokumentarfilmen ist von „Wilderern und Wilderinnen“ die Rede. Da wird nicht nur der alte, weiße Mann wütend. Eine Nachrichtenmoderatorin fühlt sich bemüßigt, eine Parteivorsitzende, die von ihren Wählern spricht, darauf hinzuweisen, dass doch wohl auch die Wählerinnen gemeint seien. Sagen Sie mal, sind Ihre Moderatoren der deutschen Sprache nicht mehr mächtig? Es geht nicht um das Geschlecht der Wähler, sondern darum, was sie wollen! Die Desinformation, die Sie neuerdings in Ihren Nachrichtensendungen betreiben, indem Sie von den eigentlichen Inhalten ablenken und mit Geschlechterfragen irritieren, hat mit Bildungs- und Informationsauftrag nichts mehr zu tun. Wenn Minister innen entscheiden, weiß kein Mensch mehr, was sie außen veranlassen. Das mag ja noch eine schöne Metapher für das politische Handeln dieser Tage sein, Information und Sprachökonomie bleiben außen vor.
Wir erleben gerade die schwärzeste Stunde des deutschen Journalismus seit 1945. Viele Jahre haben sich gerade die Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks um eine präzise, regelgerechte und ökonomische Sprache bemüht. Darauf durfte Journalismus einmal stolz sein. Wenn Sie jetzt als Intendanten darauf verweisen, ihren Angestellten und freiberuflichen Mitarbeitern die freie Wahl der Sprache zu überlassen, sollten Sie ganz schnell über Ihren Rücktritt nachdenken. Sie tragen die Verantwortung dafür, was in Ihren Sendern gesprochen wird. Wenn Sie dulden, dass entgegen des erklärten mehrheitlichen Willens ihrer Hörer und Zuschauer ideologische Sprachvergewaltigung betrieben wird, räumen Sie bitte unverzüglich Ihren Posten. Unter Propagandaminister Goebbels mussten noch personelle Neubesetzungen angeordnet werden, damit neue Sprachregelungen von heute auf morgen im Rundfunk durchgesetzt werden konnten. Das ist heute gar nicht mehr nötig. Ist Ihnen das nicht wenigstens ein bisschen peinlich?
Sprache, die sich von unten nach oben entwickelt und dann auch ihren Platz im öffentlich-rechtlichen Sender findet, ist super. Sprache, die von oben nach unten diktiert wird, ist Ideologie und brandgefährlich. Das wissen wir und Sie nicht erst seit 1945. Dass die pensionsreife Nachrichtensprecherin Petra Gerster vom Zweiten Deutschen Fernsehen sich über ihre Zuschauer auch noch lustig macht, erreicht damit einen weiteren Gipfel, wenn sie in einem Interview darauf hinweist, dass ob ihres unbeholfenen „Glottisschlags“ die Beschwerden abnehmen und „die Zuschauer sich schon daran gewöhnen werden“. Frau Gerster, dringend zum Intendanten! Da kann man dann mal in Ruhe über eine vorzeitige Ruhestandsregelung nachdenken, weil Gerster offenbar überhaupt nicht mehr in der Lage ist, über das zu reflektieren, was sie da so erzählt. Eine abnehmende Beschwerdezahl ist, Frau Gerster, kein Zeichen für Gewöhnung, sondern ein Zeichen dafür, dass wieder mehr Zuschauer abgeschaltet haben und zu Privatsendern wechseln. Arroganz ist zwar ein Markenzeichen des ZDF, hat sich aber noch nie ausgezahlt.
Sehr geehrte Intendanten, Sie kommen Ihrem Auftrag, der Ihnen von mindestens 80 Prozent der Hörer und Zuschauer erteilt wird, nicht mehr nach. Wenn in der freien Wirtschaft 80 Prozent der Kunden Ihr Produkt ablehnen, ist das ein Grund für eine fristlose Entlassung, wohl auch deshalb, weil Ihr Unternehmen damit nicht mehr lebensfähig ist. Und nun erklären Sie uns bitte, warum das bei den öffentlich-rechtlichen Sendern anders sein soll. Nein, erklären Sie uns das nicht, sondern sorgen Sie umgehend dafür, dass die ideologische Einflussnahme sofort beendet wird. Kehren Sie umgehend zu einer Sprache zurück, die die Mehrheit Ihres Publikums erreicht. Dann könnte es sogar sein, dass Sie die nächste „Gebührenerhöhung“ durchgesetzt bekommen. Bislang haben Sie Ihre Existenzberechtigung und Glaubwürdigkeit verwirkt. Da könnten Sie vielleicht höchstens als Intendant*innen an deutschen Theatern was werden. Und in die geht ja auch keiner mehr.
Gastkommentar O-TON
Michael S. Zerban, 3.3.2021
DER OPERNFREUND unterstützt diesen offenen Brief in allen Nuancen. Michael Zerban spricht vielen Menschen, denen die deutsche Sprache noch wichtig ist, aus der Seele. Wo bleibt eigentlich der Fernsehrat oder die Aufsichtsgremien bei solch schwachsinnig demagogisch linken Umstrukturierungsversuchen à la DDR, Stalin oder Nordkorea? Es ist unerträglich. Dank an Michael Zerban für die klaren Worte.
Peter Bilsing (Hrg.)
Was Regisseuren so durch die Birne rauscht…
Schwachsinnige Puppen etc.
Dieser Satz von Gerhard Stadelmaier, einem der Promi-Kritiker des deutschen Feuilletons, formuliert so vollendet meine Gefühle angesichts der derzeitigen Inszenierungs-Unkultur, dass ich ihn immer wieder zitiere.
Einer Generation entstammend, die Respekt vor dem Werk über alles stellt (wobei jede zulässige Neuinterpretation selbstverständlich erwünscht ist, wenn sie Sinn macht), kann man derzeit nur verzweifeln – und das nicht nur angesichts dessen, was ein Ponnelle, ein Strehler oder, horribile dictu, auch ein Schenk einst an Theaterverstand und Liebe zur Sache mitgebracht haben.
Was ich heute sehe, ist nur die brutale, aggressive Lust an der Destruktion. Wir haben uns daran gewöhnen müssen, dass es auf unseren Bühnen nicht mehr darum geht, was Libretto und Musik vorgeben, sondern einzig und allein darum, was Regisseuren dazu einfällt. Und oft nicht einmal dazu einfällt, sondern „irgendwie“ einfällt, denn dem Werk gegenüber, das auf dem Theaterzettel steht, gehen sie keinerlei Verpflichtung ein. Und ob ein Zuschauer erkennen mag, was sie da auf der Bühne herumpoltern und –hampern, ist ihnen ja schnurzegal.
Solange das große Netzwerk von Intendanten und Regisseuren funktioniert, wird es so weiter gehen. Solange Entscheidungskompetenz mit nichts anderem mehr verbunden ist als mit Geld, das man unkontrolliert ausgeben kann, und Macht, das zu tun, was man gerade will, wird sich nichts ändern. Rechenschaft ist man niemandem mehr schuldig. Die Theater- und Opernwelt ist zur Spielwiese für tobsüchtige Kinder geworden.
Vorausgeschickt: Da ich bis zu meinem letzten Schnauferer neugierig darauf sein werde, was heutzutage geboten wird, bin ich für jeden Stream dankbar. Was dabei allerdings heraus kommt…
Die ewig gleiche Marthaler-Masche bei Glucks „Orphée et Euridice“ in Zürich, unendlich langweilig.
Dmitri Tcherniakovs ziellose Spinnereien rund um den „Freischütz“ in München (und vorher eine geradezu lächerliche Einführung, in der ein hoffnungsloser Dramaturg und eine Sängerin, die alles täte, damit man sie arbeiten lässt, jeden Blödsinn mit tiefernster Miene zu rechtfertigen suchen).
Lotte de Beers schwachsinnige „Aida“-Puppen samt Amneris mit Erzengel-Flügeln in Paris.
Und schließlich das absolute Chaos (eigentlich ein ur-gestriges Happening), das Milo Rau sich in Genf für Mozarts „La Clemenza di Tito“ ausdachte. Danke für den Stream, jetzt weiß man, was man sich bei den nächsten Wiener Festwochen nicht anschauen muss.
Und die Wien Staatsoper setzt mit einer uralten „Carmen“ nach – wobei Calixto Bieito auch einer jener Regisseure ist, bei dem man sich dauernd fragt: Und was ist ihm diesmal wieder eingefallen? Nun, man weiß es längst, diese Carmen kam über DVD und Stream schon vielfach zu unserer Kenntnis. Also – es gibt eine Telefonzelle. Und Autos. Toll!
Wirklich? Nun, immerhin erkennt man, wenn auch in eine andere Welt versetzt, in etwa die Geschichte von „Carmen“, also die gegebene „Basis“. Was man bei den anderen genannten Inszenierungen bei bestem Willen nicht behaupten kann.
Renate Wagner, 23.3.2021
Opernhäuser in der Pandemie
Satte Arroganz in Deutschland, konstruktive Demut in anderen europäischen Ländern
Anlässlich des „58. Tenor Vinas“-Wettbewerb fand am 21.01.21 in Barcelona eine Diskussion statt mit Leitenden Angestellten der Opernhäuser aus Mailand, Palermo, Holland, Paris, Barcelona, Madrid sowie der Deutschen Oper und der Staatsoper aus Berlin.
Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich die Häuser finanziert sind: Paris zum Beispiel zu 60% aus Publikumseinnahmen und nur zu 40% aus Subventionen, Mailand und Palermo ähnlich (wobei es an kleineren italienischen Häusern noch deutlich ungünstiger ist). Die beiden deutschen Opernhäuser dagegen sind zu 80% staatlich subventioniert und machen wegen der Kurzarbeitsgeld-Zahlung an ihre Angestellten in Corona-Zeiten jetzt sogar ein Plus.
Entsprechend entlarvend die Diskussion: Außerhalb Deutschlands macht man sich Gedanken wie man mit prognostiziert weiter sinkenden Einnahmen klar kommt. Und vor allem wie man das Publikum noch stärker gewinnt - durch die Aufführungen aber auch durch verbesserten Service. Oder man will das Intersse an Oper selbst stärker bewerben, zum Beispiel durch Aufführungen in Schulen. Nichts davon in Berlin; man sei „optimistisch“ war deren Handlungsperspektive. Kein Wunder also, dass gerade in Deutschland das publikumsverschreckende Regietheater blüht und kreative Nabelschau dominiert.
Gibt es also Hoffnung den Trend des Zuschauerschwunds in deutschen Opernhäusern umzukehren? Wohl nur, wenn das staatliche Subventionssystem radikal verändert wird: Die Macher der Opernhäuser müssen gezwungen werden nicht sich selbst, sondern das breite Publikum in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu stellen, sowie selbst Basisarbeit für mehr Kulturinteresse zu leisten.
Gastkommerntar von Jörg Eich 27.1.2021
Die Alten an die Front
Peinliche Entscheidung
Am 11. Januar hat der Bayerische Rundfunk voller Stolz bekanntgegeben, dass er den Dirigenten Simon Rattle als Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester gewinnen konnte. Offenbar hat bei dem öffentlich-rechtlichen Sender niemand die Peinlichkeit dieser Entscheidung bemerkt oder sie aber mit viel Süßholzgeraspel verniedlichen wollen. So oder so: 89 Cent sind selbst für diesen Sender zu viel.
Simon Rattle scheint mit seinen annähernd 66 Jahren ein sympathischer, älterer Herr zu sein. Ich kenne ihn nicht persönlich. Aber hätten wir uns auf einer unserer zahlreichen Dienstreisen am Frühstücksbuffet eines Hotels getroffen, hätten wir uns ganz bestimmt sehr nett unterhalten. Ich mag ja den britischen Humor auch sehr. Und der Mann hat sicher viel zu erzählen. Schließlich hat er ein Berufsleben hinter sich: Er gilt als einer der weltbesten Dirigenten. Großartig. Ich freue mich immer, solche Menschen, ob beruflich oder privat, zu treffen, weil sie am Ende ihres Berufslebens eine Menge zu erzählen haben und ja auch kein Blatt mehr vor den Mund nehmen müssen. Und ihn da so kurz vor dem Ende seiner beruflichen Laufbahn zu treffen: Das wäre sicher ein ganz besonderes Vergnügen gewesen. Aber was er zu erzählen gehabt hätte, hätte mich wohl eher erschreckt.
Am 11. Januar hat der Bayerische Rundfunk verkündet, dass er Rattle ab 2023 als Chefdirigent für Symphonieorchester und Chor aus dem eigenen Hause verpflichtet habe. „Der Bayerische Rundfunk ist sehr glücklich, dass Sir Simon als neuer Chefdirigent nach München kommen wird. Mit seiner Leidenschaft, mit seiner künstlerischen Vielseitigkeit und mit seinem einnehmenden Charisma wird er ein überaus würdiger Nachfolger von Mariss Jansons sein. Unser Chor und unser Symphonieorchester freuen sich sehr darauf, mit ihm gemeinsam die künstlerische Konzeption für das neue Konzerthaus im Münchner Werksviertel Mitte zu entwickeln“, erzählt Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks. Was schwafelt der Mann da? Der eine alte, weiße Mann engagiert den anderen alten, weißen Mann, um ein Symphonieorchester und einen Chor weiterzuentwickeln für die Zukunft? Da habe ich jetzt etwas falsch verstanden, oder? Rattle ist im Rentenalter. Er hat seine Zeit gehabt, und er hat mit seiner Arbeit vielen Menschen Freude bereitet. Damit ist es gut.
Von Rattle selbst hätte ich erwartet, dass er sagt: „Wie freundlich Ihr Angebot ist, aber ich hätte da eine junge Dirigentin, von der ich weiß, dass sie in meine Fußstapfen treten wird.“ Das wäre die wahre Größe gewesen, die ich von einem englischen Edelmann erwartet hätte. „Ich bin begeistert, die Position des Chefdirigenten von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks anzunehmen“, lässt er sich stattdessen vernehmen. Wie peinlich ist das denn? Ist das die geistige Verwirrung eines alten Mannes, der sich in der Gegenwart nicht mehr zurechtfindet? Allein mit seinen zukünftigen Gastauftritten ist er vermutlich bis zum 80. Lebensjahr ausgelastet. Und das sei ihm gegönnt! Wenn er denn wirklich den Traum aller Dirigenten träumt, irgendwann tot von der Bühne getragen zu werden.
Das Gesülze der dazugehörigen PR-Geschichte wollen wir uns hier ersparen. Die ist ja über alle Sender der öffentlich-rechtlichen Medien gelaufen. Dass man sich als alter Mann nicht von der Bühne verabschieden kann, gehört zu den Erfahrungen, die das Publikum seit Jopi Heesters kennt. Und bis heute gibt es den Vorwurf gegenüber den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, dass sie solch schrecklichen Auftritten nicht Einhalt gebieten. Was aber bei einem erfolgreichen Dirigenten wie Simon Rattle hinzukommt, ist die Frage: Wie kann der Bayerische Rundfunk sich das leisten? Es ist doch gar kein Geld mehr da. Zumindest wenn man der – gescheiterten – Klage auf Erhöhung der Rundfunkgebühren Glauben schenken darf. 89 Cent sollte die Gebührenerhöhung betragen – pro Beitragszahler. Also wieder Millionen mehr für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Rattle wird weniger für die 89 Cent als mehr für die Millionen beim Bayerischen Rundfunk arbeiten.
Dafür verzichtet der Gebührenzahler auf junge Dirigenten, die Symphonieorchester und Chor nach vorn treiben, neue Akzente setzen und neue Hörerlebnisse schaffen, ganz gleich, ob sie weiblich oder männlich dirigiert sind. Der Bayerische Hörfunk erspart sich damit natürlich viel Arbeit. Die Suche nach neuen Talenten, womöglich nach mehr geschlechtlicher Ausgewogenheit, wer will das denn? Wenn man stattdessen einen großen Namen hat, den man auf die Programmzettel schreiben kann? Nein, da hat der Bayerische Rundfunk es sich etwas zu einfach gemacht. Und entschieden den Wunsch nach einer Erhöhung der Rundfunkgebühren verwirkt.
Ich möchte Rattle immer noch gern am Frühstücksbuffet treffen. Allerdings wäre das Gespräch nach der heutigen Verkündung ein anderes. „Sag mal, schämst Du Dich nicht, als Rentner eine Stelle zu besetzen, die eine junge, hoffnungsvolle Fachkraft dringend braucht?“, würde ich ihn auf Englisch fragen. „Ist es mit der Geldmacherei jetzt nicht endlich mal genug?“, würde ich hinzufügen. Und es wäre mir egal, dass er sich beleidigt abwendet und eine Frau im Hintergrund krakelt: „Das ist der Maestro. Wissen Sie nicht, mit wem Sie reden?“ Doch. Ich weiß es. Jemand, der von sich behaupten darf, ein englischer Edelmann zu sein, aber die Gier nicht im Griff hat. Vielleicht, weil er zu alt ist.
Michael S. Zerban, 17.1.2021
Gastbeitrag vom Hrg. des O-TON Magazins
CHAOS INTENDANTENWECHSEL
Die Kölner Intendantenwechsel der letzten 20 Jahre sind praktisch alle chaotisch verlaufen.
Der Zeitplan des Intendantenwechsel an der Kölner Oper, wie er jetzt von Oberbürgermeisterin Henriette Reker geplant wird, ist höchst problematisch. Wenn man Meyer nach 10 Jahren nicht mehr möchte, ist das ja ein normaler Vorgang, zumal den meisten Intendanten nach 10 Jahren die Konzepte ausgehen, und man eigentlich alles gemacht haben sollte, was auf der Wunschliste steht. Wenn man die Intendanz aber 2022 neu besetzen will, hätte man die Stelle 2019 ausschreiben müssen, und im Sommer 2020 den neuen Intendanten küren müssen, damit der auch zwei Jahre Planungszeit hat. Bei kleineren Theatern wie Gelsenkirchen oder Osnabrück, die stark auf das eigene Ensemble setzen, reicht ein Jahr Vorbereitungszeit für einen neuen Intendanten aus. Bei einem Haus wie Köln, das mit vielen internationalen Gästen arbeitet, sind jedoch mindestens zwei Jahre Planung notwendig.
Wenn ab 2022 Meyer nicht mehr im Amt ist, aber trotzdem ihre Spielpläne umgesetzt werden, ist das kulturpolitischer Unsinn. Ähnlich war es ja in den ersten zwei Jahren nach Krämers Abgang im Jahr 2002. Da war Krämer auch nicht mehr Intendant, aber auf der Bühne war zu sehen, was Krämer, der zudem noch selbst weiter an dem Haus inszenierte, dass er als Intendant verlassen hatte, geplant hatte
Eine wirkliche Qualitätssteigerung kann die Kölner Oper bei einer Neueröffnung des Hauses am Offenbachplatz (vielleicht 2023) auch nur erreichen, wenn der Etat für Sänger und Regisseure aufgestockt wird. Eigentlich kann man am Niveau jedes deutschen Hauses erkennen, wie hoch der Etat ist. Dass ein Intendant ein Niveau erreicht, dass über seinem Etat liegt, ist eher selten. Stefan Soltesz hat das manchmal in Essen geschafft.
Barbara Mundel (heute am Münchener Residenztheater) war 2002 Intendantin in Luzern, und sie wurde im Dezember 2002 zur neuen Kölner Opernintendantin ab Sommer 2005 berufen (drei Jahre Planung). Dann hat aber im April 2003 der damalige Kölner OB Schramma im Alleingang die Vetragsunterzeichnung verhindert und durchgesetzt, dass der Operndirektor Christoph Dammann, der bis dahin nur kommissarischer Intendant war, den Posten bekommt. Das Ergebnis waren sechs erfolglose Jahre, in denen die Kölner Oper eine Pleiten-Produktion nach der nächsten produzierte.
2007 wurde dann ein neue Intendant für die Zeit ab Sommer 2009 gesucht. Die potenziellen Kandidaten Thomas Wördehoff (2009 bis 2019 Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele) und Paul Esterhazy (hat 2016 bis 2019 Wagners "Ring" in Oldenburg inszeniert) wurden aber öffentlich gemacht und dann von der Presse so lange diskutiert, bis beide als vollkommen ungeeignet dastanden. Eigentlich wollte Kölns Kulturdezernent Georg Quander selbst Opernintendant werden, aber im Januar 2008 erhielt dann Uwe Eric Laufenberg den Zuschlag. Der wurde dann 2012 in einem Streit um den Etat der Oper fristlos entlassen. Birgit Meyer, die mit Laufenberg seit den gemeinsamen Schultagen in Köln Porz befreundet und seine Operndirektorin sowie Chefdramaturgin war, wurde seine Nacholgerin.
In Köln und vielen anderen Städten macht man auch den Fehler, dass der Vetrag des GMD nicht an den des Intendanten gekoppelt ist, wie das an der Rheinoper der Fall ist. Da gibt es immer wieder Streit zwischen Intendant und GMD. An der Deutschen Oper am Rhein wurden Horres-Wallat, Richter-Fiore, Meyer-Kober immer als Team geholt. Bei einer Indentantensuche werden in Duisburg/ Düsseldorf die möglichen Kandidaten nie vorgestellt und in der Presse diskutiert, weil das die unterlegenen Bewerber, egal wie gut sie sind, beschädigen würde.
Rudolf Hermes, 15.12.2020
ICH VERMISSE MEINE OPER
Persönliche Bekenntnisse vom Hrg. des OPERNMAGAZINS
Und wieder so ein Wochenende, an dem zwar Operntermine auf meinem DAS OPERNMAGAZIN-Terminplaner standen, aber ich realisieren musste, dass zur Zeit nichts stattfindet. Und wieder die gleiche traurige Aussicht auf die nächsten Wochenenden, wo es vermutlich nicht anders aussehen wird…
Als jemand, der seit über 40 Jahren dem Musiktheater leidenschaftlich und von Herzen verbunden war und ist, fällt es schwer sich in dieser Zeit damit zu arrangieren, dass einfach so gar nichts mehr geht.
Natürlich ist auch mir klar, dass wir alle gefordert sind, dieser Pandemie zu trotzen. Zu trotzen auch zwangsläufig damit, Liebgewonnenes – wie es die Oper nun mal auch ist – nicht in der Weise nachzukommen, wie wir es nur allzu gern möchten. Die Schließungen der Theater sind in erster Linie für die vielen Künstlerinnen und Künstler ein Desaster. Ein Desaster nicht nur in finanzieller Weise. Es ist viel mehr: diese künstlerische Arbeit, die sie alle so lieben und für die sie alle leben, nicht ausführen zu dürfen. Von einem Tag auf den anderen den Vorhang auf unbestimmte Zeit fallen zu sehen, tut einfach auch ziemlich weh.
Aber auch wir, die wir die Oper – das Musiktheater – lieben, vermissen auf einmal alles, was sonst so normal und alltäglich war. Das Virus lehrt uns das vieles im Leben eben nicht „normal und alltäglich“ ist. Denn erst, wenn wir etwas nicht mehr haben, beginnen wir es zu vermissen – und beginnen es auch noch mehr wertzuschätzen.
Die vielen angebotenen Videos, gleich ob sie aus Wohnzimmern oder aus Theatern kommen, können einfach nicht ersetzen, was es bedeutet in einem Sessel in einem Theater zu sitzen: Das Programmheft in der Hand, der Moment wenn langsam das Saallicht ausgeht und der Dirigent oder die Dirigentin den Orchestergraben betritt. Wenn dann dieser erste Applaus einsetzt und Sekunden später die Musik erklingt, sich gleichzeitig der Vorhang öffnet und das Stück beginnt und man sich völlig der Kunst hingeben kann. Dem allem wohnt so viel Zauber inne!
Sicher, wir werden das alles wieder erleben. Die Oper, die Kultur, hat schon so vieles überstanden und überlebt. Aber im Moment ist sie verstummt und keine Vorhänge heben sich. Und wir alle, die ganze Gesellschaft, bringen viele Opfer. Opfer in der großen Zuversicht, dass sich Besserung einstellt, dass die Infektionszahlen sinken, die Medizin deutliche Fortschritte macht, dass Lockerungen stattfinden und das wir unser „normales und alltägliches“ Leben zurückbekommen.
Der Verzicht auf so Vieles eint uns. Und er schärft auch unseren Blick auf das Wesentliche. Dazu gehört für jeden Menschen die Gesundheit. Die eigene und die seiner Lieben. Und die Bekämpfung dieser Pandemie. Dieses Ziel werden wir erreichen. Davon bin ich überzeugt. Der Weg dahin wird weiter beschwerlich und für viele Menschen auch behaftet von Entbehrungen sein. Dennoch bleibe ich zuversichtlich, dass dieses Jahr 2020, (frei nach Queen Elisabeth II für mich ein „Annus horribilis“) auch sein Ende am Silvesterabend finden wird und das es einen Übergang in ein für uns alle besseres und fröhlicheres 2021 gibt.
Heute ist wieder so ein Tag an dem ich an die vielen, vielen erlebten Aufführungen der letzten Jahrzehnte denke und wo ich mich so sehr mit allen Künstlerinnen und Künstlern verbunden fühle. Ein Tag, an dem ich wieder einmal voller Dankbarkeit für Ihre/Eure Leistungen auf allen Bühnen der Welt bin und wo ich einfach aus tiefster Überzeugung schreibe:
Ich vermisse Euch alle – ich vermisse meine Oper! Und – bis bald!
Detlef Obens, 2.12.2020
(Herausgeber DAS OPERNMAGAZIN)
Sich immer schön treu bleiben
Auch wenn die Kölner Oper nicht spielt, so nutzt die Kölner Stadtspitze die theaterarmen Tage, um sich, ihre skandalöse Kulturpolitik und die Kölner Oper in die Medien zu bringen. Da verkündet eine große Kölner Tageszeitung, die partei- und kulturpolitisch auch planlose Oberbürgermeisterin wolle den Vertrag mit der amtierenden Opernintendantin nicht verlängern. Aber nicht etwa, weil man mit ihr nicht zufrieden sei, sondern weil zehn Jahre in diesem Amt genug seien. In Fachkreisen bezeichnet man das auch als den „goldenen Arschtritt“. Der Fachmann staunt, der Laie wundert sich. Auf den ersten Blick eine weise Erkenntnis, denn nicht selten war es so, dass Intendanzen, die noch so gut liefen, nach zehn, nach zwölf Jahren an Strahlkraft und Innovation einbüßten.
Was macht man aber nun in Köln? Man hat ein Opernhaus, das nach wie vor eine Baustelle ist, wo vermutlich erst 2024 gespielt wird, man hat eine Intendantin, die eine größtenteils doch sehr solide Arbeit leistet, die beim Publikum trotz der Widrigkeiten des Interims eine enorme Akzeptanz genießt – aber Henriette Reker weist mit ausgestreckter Armlänge Frau Meyer die Tür, ohne einen Ersatz zu präsentieren. So zumindest der aktuelle Stand. Im Hintergrund winkt noch eine Kulturdezernentin, die auch in diesem Fall mal wieder nicht den „Oberhut“ aufhat, und in ihrer desaströsen Amtszeit in Köln eigentlich nur mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam gemacht hat. Wir denken hier an die zutiefst peinliche Angelegenheit um den Abgang des exzellenten Schauspielintendanten Stefan Bachmann, der durch einen Mann aus der tiefsten Provinz ersetzt werden sollte, der es dann doch nicht wurde, und Bachmann so blieb. Ja, das hat Tradition in Köln – oder ist das schon Brauchtum?
Jetzt steht man mit der Opernintendanz genau da, wo man eigentlich als Stadt nicht stehen dürfte: kopflos und scheinbar auch planlos im leeren Raum, denn Frau Meyer soll bereits 2022 ihren Stuhl räumen. Nun weiß man, dass große Häuser – und theoretisch ist die Kölner Oper das ja immer noch – eine mehrjährige Vorlaufzeit für Planungen haben. Wer wird es denn nun richten? Glaubt man wirklich, dass man binnen eines Jahres einen so guten neuen Opernchef findet? Oder gibt es ihn schon und wir warten nur noch auf die Verkündung? Oder haben Filz und Klüngel bereits eine interne Lösung gefunden?
Die Gerüchteküche brodelt, und manch einer mag dem - ohne Fragen als Dirigent erstklassigen – GMD Francois Xavier Roth Interesse bescheinigen, doch ist dieser international gefragt und viel unterwegs (vielleicht zu viel, um den Posten in Köln zu bekleiden). Wer könnte es denn dann noch machen? Man weiß es nicht und so wird der Posten vermutlich mal wieder in einer Kurzschlussreaktion mit dem Nächstbesten besetzt, wie einst, als die Kölner Oper in der Ära Dammann in den qualitativen Sturzflug eintrat. Ja, so kann man Kulturpolitik auch machen: Hemdsärmlig, kurzsichtig und unterm Strich wurstig. Und eigentlich zeigt man damit nichts anderes, als dass einem wenig daran gelegen ist, die Strahlkraft von Kultur zu schätzen und sie als wichtigen qualitativen Faktor einer Stadt zu begreifen. Ja, so bleibt man sich in Köln treu. Frei nach dem Motto der Kölner Kulturpolitik: Gestern standen wir noch vor dem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter.
Sebastian Jacobs, 26.11.2020
Schließung der Opern- und Konzerthäuser im Teil-Lockdown:
Solidarität, so schmerzhaft es auch ist
Es war zu ahnen und trotzdem haben wir den ganzen Tag die Daumen gedrückt und als Mantra vor uns hingemurmelt: „Nicht die Theater, bitte schließt nicht die Theater (und Konzerthäuser)! Das trifft die Falschen!“ Und als die Entscheidung dann raus war, wollte man sich sofort dem gerade veröffentlichten Offenen Brief der Leitung des Staatstheaters Mainz anschließen (hier zu lesen).
Aber mit ein bißchen Distanz zu sich selbst als Opernfreund kann man erkennen: Die erste emotionale Reaktion liegt neben der Spur. Das was nun als „Teil-Lockdown“ in grimmiger Einmütigkeit von Kanzlerin und sämtlichen Ministerpräsidenten aller Parteifarben präsentiert wurde, ist eben keine Bestrafungsaktion. Es ist eine Notbremsung. Und nichts von dem, was jetzt dagegen vorgebracht wird, haben wir nicht schon seit Wochen und Monaten gehört: Die Maßnahmen seien zu pauschal, es reiche aus, wenn Hygiene-Konzepte streng beachtet würden, etc. etc. Es reicht aber ganz offensichtlich nicht aus. Restaurantbesitzer, Hoteliers, Theaterleute, sie alle rufen: „Wir sind nicht das Problem! Verschon mein Haus, zünd‘ andre an!“ Trotz all der schönen Konzepte, Spendern mit Desinfektionsmitteln, Bodenmarkierungen zum Abstandhalten in Stadien, Restaurants und Theatern explodieren die Infektionszahlen, füllen sich die Intensivbetten in atemberaubender Geschwindigkeit, kapitulieren die Gesundheitsämter vor der Nachverfolgung.
Warum? Weil die Leute vor allem in ihrer Freizeit zu viele Kontakte haben. Das ist schon die ganze Antwort. Und darauf zielen die neuen, zeitlich eng befristeten Maßnahmen: „Hört auf, Euch in Eurer Freizeit mit Menschen außerhalb Eurer Kernfamilie zu treffen!“ – das ist die Botschaft, welche die politischen Entscheider der von ihnen regierten Spaßgesellschaft geradezu verzweifelt entgegenrufen. Schon längst kann bei 75 Prozent der Infektionen nicht mehr nachvollzogen werden, wo genau sie erfolgt sind. Die Neuinfizierten waren keineswegs allesamt vorher auf einer orientalischen Großhochzeit, in einem evangelikalen Gebetshaus oder einer Berliner Szenebar. Womöglich haben sie sich das Virus im Fitneßstudio eingefangen. Oder beim Vereinssport. Oder beim Kaffeekränzchen. Beim Feierabendbier. Oder beim Pausenwein in der Oper, als sie eben doch die Maske abgesetzt haben. Oder sie haben es sich in der Straßenbahn auf dem Weg zur „Tosca“ eingefangen.
Es ist übrigens eine kühne Behauptung der Mainzer Theaterleute, daß sich „nachgewiesenermaßen (…) kein Besucher und keine Besucherin in einem Theater- oder Opernhaus mit Covid19 angesteckt“ habe, wenn bei 75 Prozent auch sonst kein Infektionsort feststeht. Gerade Theatermacher sollten für Sprache sensibel sein. Es besteht ein gravierender Unterschied zwischen „es wurde bislang keine Infektion nach einem Theaterbesuch nachgewiesen“ und „es gibt nachgewiesenermaßen keine Infektionen bei Theaterbesuchen“.
Man würde sich mit all diesen empörten Theaterleuten (die Mainzer werden nicht die letzten sein) liebend gerne solidarisieren, wenn sie sich in ihren „Offenen Briefen“, „Appellen“ – und was immer da noch kommen mag – nicht immer nur mit dem eigenen Bauchnabel beschäftigen würden. Ihre Denkweise ist geradezu dünkelhaft elitär. "Ja, in Fußballstadien, da haben sie keine Disziplin! Da liegen sie sich bei jedem Tor ohne jeden Abstand in den Armen! Und das mit aerosolverbreitenden Fangesängen können sie auch nicht lassen! Und schauen Sie mal, wie dicht die Leute vor den Clubs stehen! Und dieses Gehopse bei den Pop-Konzerten! Wir aber haben ein diszipliniertes Publikum, das Abstände einhält, zwei Stunden ruhig auf dem Platz sitzt und ohne Rumgegröle geordnet den Saal am Ende wieder verläßt."
Und es stimmt ja auch: Würde man bei den jetzt beschlossenen Maßnahmen die Theater und (klassischen) Konzerthäuser ausnehmen, würde das vermutlich auf die Infektionsverbreitung ohne jede meßbare Auswirkung bleiben.
Die Theaterleute sollten aber für eine Sekunde darüber nachdenken, was für ein gesellschaftlicher Sprengstoff darin bestehen würde, wenn man den Laiensportlern ihre Mannschaftssportarten wegnimmt, die Fitneßstudios schließt, überhaupt den Breitensport lahmlegt, die Clubs geschlossen läßt, Pop-Konzerte untersagt, allen und jedem nahezu jeden Freizeitspaß außer Haus nimmt, das Reisen vollständig untersagt, aber der kleinen und feinen Elite eines Bildungsbürgertums gestattet, sich mit Freunden und Bekannten in Konzerthäusern und Theatern zum stillen Genuß erlesener Kunstwerke zu treffen. Es sind oft dieselben Theaterleute, die mit sich intellektuell gebender Attitüde bei jeder Gelegenheit für jeden erdenklichen Zweck „Solidarität“ einfordern, die aber in ihrer Egomanie nicht in der Lage sind, auch nur den Gedanken zu entwickeln, daß ihr vorübergehender Verzicht ein Zeichen von Solidarität mit der sie umgebenden (und recht ordentlich ernährenden) Gesellschaft sein könnte.
Alle müssen jetzt einen Monat lang auf nahezu jede Freizeitbeschäftigung verzichten, die mit Kontakten verbunden ist, auf Sport, Reisen, Feiern und leider auf Kunstgenuß. Unser Verzicht auf unser epidemiologisch womöglich harmloses Vergnügen ist Solidarität mit allen anderen, die auch verzichten müssen. Mir blutet das Herz im Hinblick auf zwei vielversprechende Premieren der Oper Frankfurt, die nun im November flachfallen (aber hoffentlich nachgeholt werden). Meinem Bruder dagegen blutet das Herz, weil er wieder nicht ins Stadion kann, weil er mit seinen Vereinskollegen nicht trainieren kann, dem Nachbarn, weil die Restaurantbesuche flachfallen, dem Freund, weil er seine Urlaubsreise stornieren muß. Von allen gemeinsam ist es die Solidarität mit denen, die im Falle einer Infektion schwere Verläufe befürchten müssen, und Solidarität, die darin besteht, ein Gesundheitssystem nicht zu überlasten, damit niemandem wegen überfüllter Intensivbetten die lebensnotwendige Behandlung vorenthalten werden muß.
Ja, schon klar, für die Theaterleute ist das nicht „Freizeitvergnügen“. Sie bestreiten damit ihr Einkommen. Die Regierungschefs verlangen von ihnen ein Sonderopfer für die Gemeinschaft. Und jeder Jurist weiß: für Sonderopfer muß es eine angemessene Entschädigung geben. Im Frühjahr hatten das die Regierungen übersehen oder nicht schnell genug berücksichtigt. Nun aber ist die Lage eine andere: Zu den aktuellen Beschlüssen gehört die konkrete Zusage von Entschädigungen, und dieses Mal werden die Kulturschaffenden von den Theatern bis zu den freien Künstlern ausdrücklich als Berechtigte benannt. Das ist gerecht und solidarisch. Die eingeforderte Sonderrolle in einem ansonsten stillgelegten Freizeitsektor wäre es nicht.
28.10.2020 / Michael Demel
Wenn sich Labels selber feiern
OPUS KLASSIK
wie ernst ist dieser Preis zu nehmen?
Vorweg, wer die Verkaufszahlen der Tonträger dominiert, kann nicht „unwürdig“ sein, denn „von nichts kommt nichts“! Dennoch ist dieser Preis eine Heerschau, mit dem sich die Labels selbst feiern.
In der Jury sitzen weiterhin vor allem Entscheidungsträger von Musiklabels und finanzstarken Konzerthäusern. Nur wenige wirklich unabhängige Fachleute sind dabei. Da die Jury nur 9 Mitglieder umfasst, kann man sich leicht ausrechnen, wie viele „Unabhängige“ der Jury angehören. Dass künstlerische Kriterien bei der Auswahl erst an zweiter Stelle stehen, versucht man zu verstecken. Sogar als Objektivität geschminkte Zitate aus
Jury-Begründungen werden eingespielt, wenn Sänger wie Jonas Kaufmann, Diana Damrau oder Blockflötistin Dorothee Oberlinger die Bühne betreten. Die sind dann „König der Tenöre“, „einfühlsam“ oder ihre Kunst kostet „alle Facetten der Nacht aus“. Solche Sätze bedienen sich der gleichen abgegriffenen und völlig undurchdrungenen Klischees zur Beschreibung von Musik wie die Marketing-Sprüche der Firmen selbst. Vermutlich stammen sie von den gleichen Autoren. (Einige Formulierungen sind der „berliner Morgenpost entnommen).
Kurioses spielte sich im Vorfeld ab: Für den Komponistenpreis waren Hanns Eisler und Erich Wolfgang Korngold nominiert, beide schon längst verstorben. Der Journalist Axel Brüggemann wies in einem Artikel darauf hin und war gespannt, wie Moderator Thomas Gottschalk wohl Hanns Eisler den Preis überreichen würde! Nach Erscheinen des Brüggemann-Artikels waren Eisler und Korngold plötzlich sang- und klanglos von der Nominierten-Liste verschwunden.
Soviel zur Kompetenz der Veranstalter!
Anton Cupak (Hrg. MERKER-online)
Lungenheilandstalt auf Opernbesuch in Berlin
Tumult um Maskenpflicht bei der „Walküre“ an der DO
Die neue „Walküre“-Inszenierung an der Deutschen Oper erntete zur Premiere viele Buhs. Doch nun gab es nach der vierten Aufführung am Sonntag auch noch Tumulte zum Ende der Pausen! Teile des Publikums brüllten: „Maske auf, Maske auf!“. Auf den teuersten Logenplätze, rechts über dem Parkett, saßen Zuschauer ohne Mund-Nasen-Schutz! Wie kamen sie in die Oper?
Berliner Zeitung
Intendant Dietmar Schwarz meint zum Vorfall: „Es handelte sich um Besucher mit einem ärztlichen Attest, das besagte, dass sie aus medizinischen Gründen keine Maske tragen können. Das ist zum Beispiel bei Asthmatikern der Fall.“
Wenn diese eine Karte haben, müssen sie eingelassen werden – so der Opernchef. Kurios ist, dass es sich um mehrere nebeneinander sitzende Besucher gehandelt hat. Ist da etwa eine Lungenheilanstalt gemeinsam auf Besuch in der Oper gewesen? Muss da wirklich provoziert werden? Müssen sich diese Leute in die teuerste Loge setzen, damit sie bereits dadurch Neidgefühle wecken?
Anderseits „brüllten“ laut BZ die Maskentreuen „Maske auf“. Seit wann brüllt man in der Oper, bei uns in Wien wird gesungen. Außer nach Fallen des Vorhangs nach einer eher harmlosen Neuenfels-Inszenierung!
Drollig auch der Plan des Opernchefs, sollte er nochmals mit dem Problem konfrontiert werden: Wir werden Besucher mit Attest künftig in eine räumlich abgeschlossene Loge setzen, wo sie weniger gut gesehen werden.“
Interessant, Herrn Schwarz geht es nicht darum, dass die Besucher möglichst wenig Gefahr für die anderen Besucher darstellen, sondern darum, dass man sie nicht so gut sieht! Irgendwie bleibt mir ob dieser herrlichen Logik der Mund offen!
Anton Cupak, 14.10.2020
(Aus dem Tageskommentar 14.10.)
Bild (c) Peter Klier
P.S. MASKENFREI-LOGEN
Ich empfehle dem Intendanten bei weiter geplanter Zusammenarbeit mit den Lungenkliniken, sich an den sogenannte RAUCHERLOGEN - bekannt aus den 70ern im Kino - zu orientieren. Da wurden die hinteren Logenplätze einfach mit Glas ummantelt Der Ton kam dann über separate Lautsprecher. Man kann diese auch mit teilverspiegeltem Glas versehen, dann werden diese Besucher nicht gesehen und Missverständnisse vermieden.
Peter Bilsing 14.10.
Auszeichnung als „Opernhaus des Jahres“:
Eine treffsichere Hochstapelei
Alljährlich erwarten die Intendanzen der Opernhäuser im deutschsprachigen Raum gespannt die Veröffentlichung des Jahrbuchs der Zeitschrift Opernwelt. Eine bunte Mischung aus regional und überregional tätigen Opernkritikern zieht in einem Fragebogen zu jeweils 15 Kategorien Bilanz über die vergangene Spielzeit. Von der bemerkenswertesten Uraufführung über die gelungenste Inszenierung bis hin zum besten Tonträger (neuerdings formatneutral als „Medien-Veröffentlichung“ deklariert) wird kleinteilig abgefragt, was denn im Gedächtnis feuilletonistischer Vielschreiber haften geblieben ist. Kein Mensch außerhalb eines winzigen Kreises von Fachleuten würde sich dafür interessieren – wenn nicht die Macher des Nischenmagazins vor Jahren auf die geniale (und in Wahrheit größenwahnsinnige) Idee gekommen wären, die Kritikerumfrage zur Verleihung des Titels „Opernhaus des Jahres“ zu nutzen. Dafür lassen sich die solcherart gewürdigten Opernhäuser feiern, als hätten sie den Oscar im Bereich Musiktheater gewonnen. Tatsächlich handelt es sich um eine veritable Hochstapelei. Die Opernwelt addiert einfach die Eintragungen in der Kategorie „Opernhaus“ auf. Wer die meisten Nennungen bekommt, erhält den Titel. Regelmäßig genügt dafür eine Handvoll Stimmen. In diesem Jahr haben jeweils fünf Nennungen ausgereicht, um die Opernhäuser von Frankfurt am Main und Genf gemeinsam auf das Siegerpodest zu heben. Bei 43 teilnehmenden Kritikern ist das eine Quote von 11,6 Prozent pro Opernhaus. Alles andere würde überraschen. Denn unter den 43 Kritikern haben drei ihren Sitz in London, einer in New York, einer in Mailand und einer in Paris. Deren Fokus liegt naturgemäß auf den Opernhäusern ihres Sitzlandes. Gelegentlich verschlägt es sie zu den internationalen Festivals, weswegen bei ihren Nennungen auch Bayreuth und Salzburg auftauchen. Bleiben 37 Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, von denen offenbar nur die wenigsten überregional tätig sind. Ansonsten findet der Redakteur aus Bremen auffällig häufig norddeutsche Produktionen und Künstler gut, sein Kollege aus Bamberg hat Würzburg und Nürnberg im Blick, beim Kritiker aus Zürich werden Basel, Genf, Luzern, Solothurn und (Überraschung!) Zürich genannt, der Redakteur aus Freiburg findet das Theater Freiburg toll und blickt immerhin noch über die nahe Grenze nach Basel, ein Feuilletonveteran aus Wien verfährt nach dem Motto „Wien, Wien, nur du allein“ und so weiter. Natürlich kann da nichts Repräsentatives herauskommen. Die Kür eines „Opernhauses des Jahres“ auf diesem Weg ist die Anmaßung des Jahres.
Und doch hat es in diesem Jahr nicht die Falschen getroffen. Nun würde sich der OPERNFREUND niemals anmaßen, mit der Behauptung von Allgemeingültigkeit ein „Opernhaus des Jahres“ zu küren, denn natürlich haben auch die meisten unserer Mitarbeiter ihre regionalen Schwerpunkte. Aber man kann nachvollziehen, wie es etwa die Oper Frankfurt regelmäßig schafft, diese sehr werbewirksame Auszeichnung zu erringen: Man lockt die Kritiker mit Raritäten oder interessanten Namen an. In der vergangenen Spielzeit hat das Haus am Main etwa eine Mega-Rarität wie Pénélope von Gabriel Fauré als Premiere herausgebracht. Das ist für Kritiker aus der ganzen Republik ein Pflichttermin. Außerdem dirigierte Joana Mallwitz, die jung, charmant und enorm talentiert ist und aktuell als Vertreterin der immer noch raren Spezies weiblicher Kapellmeister der Liebling des Feuilletons ist. Ihr wurde auch das Dirigat der neuen Salome anvertraut, zu welcher die Kritiker von Nah und Fern anreisten, weil eine Regie von Barrie Kosky in schöner Regelmäßigkeit für außergewöhnliche Inszenierungen bürgt. Ein anderer junger Shootingstar, Lorenzo Viotti, machte auf Puccinis Manon mindestens ebenso neugierig wie die Besetzung der Titelpartie mit der außerordentlichen Asmik Grigorian und die Regie von La-Fura-dels-Baus-Veteran Àlex Ollé. Drei Pflichttermine für die Kritikerszene, drei Volltreffer – und schon ist man „Opernhaus des Jahres“. Pflichtschuldigst werden dann das vorzügliche Orchester und das herausragende Ensemble des Hauses gelobt, mit dem man von wenigen Gästen abgesehen sämtliche Partien rollendeckend besetzen kann. Tatsächlich aber wurden die Kritiker von den großen Namen angelockt. Daß es nicht die Namen des internationalen Jetsets sind, mit denen sich die großen Häuser in München und Wien schmücken, läßt diese Kritiker glauben, sie hätten einen besonders feinen Geschmack. Tatsächlich aber haben sie lediglich die Stars von morgen erlebt, für die der Frankfurter Intendant Loebe ein feines Gespür hat und nach denen er regelrecht Jagd macht. Viotti und Mallwitz haben in Frankfurt eben schon zu einem Zeitpunkt große Produktionen anvertraut bekommen, als sie noch nicht einmal als Geheimtipp galten. Inzwischen reißen sich die großen Orchester, Opernhäuser und Festivals um sie. Auch der „Sänger des Jahres“ Jakub Józef Orliński ist jedenfalls für Deutschland von der Oper Frankfurt entdeckt worden.
Der Frankfurter Opernfreund schätzt an seinem Stammhaus aber eine Qualität, die von den reisenden Berufskritikern gar nicht erfaßt werden kann: Ein reiches Repertoire mit vielen Raritäten, die auch in den Wiederaufnahmen mustergültig aufbereitet werden und musikalisch durchweg exzellent besetzt sind. In der vergangenen Spielzeit waren das etwa ein Triptychon aus drei Kurzopern von Ernst Krenek, die Julietta von Martinu oder eine hinreißende Reprise von Flotows Martha. Die mustergültige Produktion von Delius‘ Romeo und Julia auf dem Dorfe wurde tragischer Weise nach nur einer Aufführung vom Shutdown abgewürgt, die Wiederaufnahmeserie von Honeggers Jeanne d’Arc fiel nach erfolgreichen Proben der Pandemie-Eindämmung ganz zum Opfer. So sehr man der Frankfurter Intendanz unterstellen darf, daß sie ihre Neuproduktionen auch mit einem Blick auf überregionale Aufmerksamkeit programmiert, so sehr gebührt ihr unsere Dankbarkeit dafür, daß sie das so errungene Ansehen nutzt, um einen der deutschlandweit farbigsten Spielpläne auf konstant hohem musikalischem und szenischem Niveau zu präsentieren.
Und deswegen gratulieren wir herzlich zu einer Auszeichnung, über deren fragwürdiges Zustandekommen wir ausnahmsweise freundlich hinwegsehen: Paßt schon!
Michael Demel, 2. Oktober 2020
Digitalisierungs-Steinzeit
Alles freiwillig....
Kartenbestellung in Essen
Vorhin habe ich eine Karte bei der Essener Philharmonie bestellt. Sehr "lustig":
- Guten Tag ich hätte gerne eine Karte für das SWR-Symphoniker. er unter Currentzis mit Werken von Lachenmann und Scelsi am nächsten Donnerstag. Ich zahle auch direkt mit Kreditkarte.
- Könnten Sie die Karte vorher abholen?
- Ich wohne in Duisburg. Ich bezahle die Karte jetzt schon, damit ich sie nicht vorher abholen muss, schließlich sind seit dem LKW-Brand am Donnerstag auf der A40 Auobahn und Zugverkehr zwischen beiden Städten unterbrochen. Ich muss auch, wenn ich ins Konzert fahre, einen Umweg in Kauf nehmen.
- Gut, die Kasse am Aalto-Theater hat bis 18 Uhr geöffnet. Dann holen Sie die Karte doch am Donnerstag bis 18 Uhr ab.
- Aber das Konzert beginnt doch erst um 20 Uhr, da muss ich ja zwei Stunden warten.
- Wir wollen aber nicht, dass sich an der Abendkasse eine Schlange bildet, wegen Corona. Für den Postversand der Karte ist es jetzt auch zu spät.
- Dann schicken Sie mir die Karte doch einfach per Mail als PDF.
- Soweit sind wir technisch noch nicht!
- Was ist das denn für ein Service? Wenn ich an den Theatern in Gelsenkirchen, Krefeld oder Dortmund Karten bestelle, ist das kein Problem. Da bekomme ich immer eine PDF-Datei
- Ja, wir sind aber noch nicht soweit. Wir arbeiten daran.
- Aber hören Sie mal. Sie können bei diesem Programm mit geradezu exotischen Werken von Lachenmann und Scelsi doch froh sein, dass da überhaupt ein interessierter aufgeschlossener Klassikfreund ins Konzert kommt. Und da legen Sie einem solche Steine in den Weg.
- Entschuldigen Sie bitte, Sie müssen ja nichts in dieses Konzert gehen. Es zwingt Sie ja niemand. Das ist alles freiwillig!
- Der Service Ihres Hauses ist aber trotzdem, mit Verlaub, große Scheiße.
-Ja, warten Sie mal einen Augenblick. Meine Kollegin, die das Gespräch verfolgt hat, sagt mir gerade, Sie können Ihre Karte doch an der Abendkasse abholen. Ihre Reservierungsnummer ist....
Ein Opernfreund Leser,
nennen wir ihn Alviano Salvago,
sonst bekommt er demnächst nie mehr Karten in Essen ;-)
Redaktion Peter Bilsing
Dank an unseren Hauszeichner Peter Klier
Haben die Corona-Regeln eventuell auch Gutes?
Ja! z.B. Keine Drängelei mehr beim Verlassen des Theaters
Stichwort Zeitgewinn. Konnte der Besucher früher beim Verlassen des Aalto Theaters, wenn man in der Mitte saß, durchaus noch ruhige 10 Minuten sitzen bleiben, da es zu unsäglichen Staus und Drängelei beim Herausgehen kam, so ist das nun völlig anders. Jetzt ruft das Aufsichtspersonal die Reihen einzeln auf, um Schlangenbildung am Ausgang zu vermeiden. Find ich grundsätzlich gut und hoffe, daß man das auch für die Essener Philharmonie übernimmt, wo man in Vor-Coronazeiten in der Konzertpause ruhig sitzen bleiben konnte, denn von den 15 minütigen Pausen verbrachte man gut 10 Minuten in der Rausgeh-Schlange.
Peter Bilsing 10.9.2020
9.11. für unsere Kulturstätten - reden wir tacheles
Was keiner gerne hören will...
In den vernünftigen Chefetagen der Verantwortlichen von Opernhäusern und Konzertsälen wird deutlicher gesprochen, als in der Öffentlichkeit oder auf Pressekonferenzen. Nach aussen muß man Optimist sein und von alten Zeiten träumen. Es geht ja um scheinbare Existenzsicherung. Doch solcher Art Gehabe führt sich selbst bald ad absurdum. Diese good old days sind erst einmal unwiderruflich vorbei. Those were the days sang einst Mary Hopkins.
Glaubt wirklich irgend jemand ernsthaft, daß die Vergangenheit zurück kehren wird, wo man dicht gedrängt mit tausend oder mehr Personen eng im Theater saß? Mit den Mitmenschen auf Tuchfühlung - quasi Hautkontakt - und der rücksichtslos hustende Mitbürger verbreitet seine Aerosole aus 50 cm auf uns herab?
Unser Nachbar wurde - und wird es noch lange - zum Todfeind erklärt, denn die Maskenpflicht wird dieses Jahr überdauern und andauern. Der Mitmensch verbreitet die Pest. Halt Abstand und schütze Dich! lautet die Parole. Das ist eine Art "9.11. Ausgangslage". Ich glaube nicht, daß sich dies wieder jemals umkehren lässt. Es beginnen andere Zeiten. Ist das nun der Tod der Oper, des Konzerts oder unserer Kultur?
Man kann auch positive Konsequenzen ziehen
Statt ein Konzert mit 2.000 Besuchern an einem Tag zu spielen, spielt die Kapelle halt dasselbe Konzert an 5 Tagen vor jeweils 400 Menschen, die dafür dann bequem und entspannt sitzen und natürlich mehr bezahlen. Funktioniert prima schon im Kino, wo man angefangen hat mit großzügig verteilten neueren Kino-Sesseln mit Tischen Raum und Bequemlichkeit zu schaffen. Statt 400 Filmfans sitzen dann nur 100 Personen im Vorführsaal und es kostet nicht 10 sondern 25 Euro. Aber es funktioniert. Immerhin rettet man so das Kino.
Kleinere Opern ohne Pause sind genauso schön, man ignorierte sie nur leider häufig. Ja, das Publikum will GÖTTERDÄMMERUNG, AIDA, FIDELIO... etc.pp. möglichst mit Riesenbesetzung und Star-Ensemble. Unter der Prämisse läuft die nächsten Jahre nichts mehr. Placido, Netrebko, Kaufmann und Co. sind halt nur einmal bezahlbar bei den aktuellen Salären - die singen zwar sicherlich auch sechs Mal vor 400 Leuten aber wollen dann auch jedes Mal volle Bezahlung. Die Premiumkultur für die Eliten, oder jene, die sich für diese halten wird zweilfelsohne überleben. Den ausgewählten Salzburger Festspielbesuchern könnte es egal sein, ob der Eintritt 500 oder 3000 Euro kostet. Oder doch nicht? Die Wiener Staatsoper ist eine reine Touristenoper, sie wird auch überleben, weil sie historisches Wahrzeichen der Weltstadt ist.
Um unseren Kulturbetrieb überhaupt zu erhalten, müssen große Opfer gebracht werden. Je schneller die Beteiligten das einsehen, umso besser. Doch so etwas wird schwierig. Musiker werden erheblich mehr spielen müssen (mehr Dienste), Sänger mehr und öfter singen und liebgewonnene gewerkschaftlich abgesicherte Statusregeln müssen überarbeitet und dem Krisenstatus angepasst werden. So geht es nicht weiter. Niemals mehr...
Es geht ums Überleben
Das sieht keiner in der Szene gerne, aber die Alternative ist simpel: Dann machen wir halt das Theater zu. Hallo Fußballfans der Fankurve in Dortmund/Schalke: Es wird keine Stehplätze mehr geben. Wenn Euch das nicht passt ist es auch egal - eure Meinung interessiert keinen. Ohne weitläufige starke Kompromisse, Opfer und Umstellungen werden 90 Prozent der Theater sonst verschwinden, denn die hohen Kosten waren manchen Parteien und den Politikern, die heute aufblühen, schon immer ein Dorn im Auge. Die Meinung elitärer Opernfans interessiert da keinen.
Vorsicht vor übertriebenem Besitzstandswahrungs-Denkens! Überleben wird unsere schöne alte Opernwelt nur durch ganz erheblichen Verzicht, Neuorientierung, Einschränkung, Kostensenkung etc... Schließtage müssen absolut tabu sein. Die Oper hat jeden Tag zu spielen um ihre Existenzberechtigung zu behalten. Dazu gehört auch eine ganztägige Gastronomie. Basta! Hehre Ziele und edles Gedankengut helfen in dieser Situation nicht weiter, wie der zukünftige Verzicht auf moderne Inszenierungen oder Regietheater-Unsinn.
Alle Kulturschaffenden müssen große Opfer bringen.
Und wer ernsthaft glaubt, die Entwicklung eines, wie auch immer gearteten Impfstoffes brächte alte Zeiten zurück, scheint mir nicht von dieser Welt. Der nächste Virus wartet schon... Machen wir das Beste draus und bleiben Realist. Nicht verzagen und bitte weiterhin fröhlich bleiben.
herzlichst Ihr Hrg.
Peter Bilsing 25.8.2020
Der große Wechsel in der Ballett-Etage des Wiener Staatsballetts: positiv, sehr positiv gedacht...
31.07.2020
Eine neue Ära beginnt auch für das Wiener Staatsballett. Dem sehr erfolgreichen Manuel Legris aus Paris folgt ab September als neuer Ballettdirektor der 61jährige Schweizer Choreograph Martin Schläpfer. Es ist eine überraschende Bestellung gewesen. Sein Bezug zu Wien? Vor Jahren ist er während eines Wiener Festwochen–Gastspiels des Baseler Balletts als ein elegant in die Höhe schnellender Tänzer auf der Bühne des Theaters an der Wien gestanden. Berufen als Choreograph und als Pädagoge hatte er später die Ballettkompanien von Bern, Mainz und seit 2009 das Ballett der Deutschen Oper am Rhein geleitet.
Kein bekannter Name hierzulande. Doch Liudmila Konovalova, aus der strengen Schule des Moskauer Bolschoi-Balletts gewachsen und nun seit einem Jahrzehnt eine der exzellenten Primaballerinen der Wiener Staatsoper, weiß nach sommerlichen Trainingstagen als Gast im Ballettsaal der Düsseldorfer Kompanie die Qualitäten ihres neuen Chefs zu schätzen. In den höchsten Tönen äußert sie sich über Schläpfers Training: „Dieses hat mich so richtig vorbereitet. Sofort habe ich gespürt: es hilft mir, es ist für mich notwendig. Es ist ein gutes Training um sich weiter zu entwickeln. Sehr musikalisch, sehr beweglich. Sowohl für klassische Stücke wie für moderne. Genau das, was ich für mich noch brauche.“ Und Konovalova fügt hinzu: „Er geht direkt auf dich zu, sehr persönlich. In seinem Denken muss man voll konzentriert sein – man kann nicht automatisch arbeiten. Er sieht auch, wenn alle voll mitmachen. Bei den Tänzern des Rhein-Balletts ist es überzeugend so gewesen.“
Der starke personelle Wechsel unter der neuen Leitung hat in der Staatsoper einiges Rumoren mit sich gebracht. Doch die Ersten Solisten aus der Wiener Ära Legris konnten ihre Positionen halten. Und sehr wesentlich ist nun, wohl aber auch mit den Anforderungen etwas heikler: Schläpfer möchte sich in Wien mit Nachdruck als ambitionierter Choreograph präsentieren. Als Schläpfer-Uraufführungen sind für seine Einstands-Saison ein „Mahler, Live“-Programm und „Symphonie Nr.15“ von Dmitri Schostakowitsch angesetzt. Konovalova freut sich auf diese Novitäten: „Das ist es, wonach sich Tänzer sehnen: eigene Kreationen, originale, welche ganz auf ihre Fähigkeiten zugeschnitten sind. Für jeden ist es interessant Neuem zu begegnen und alles was man hat mehr und mehr zu entwickeln.“
Aus einer Tänzerinnen-Seele gesprochen: „Ich bin bereit etwas Neues zu machen, sehr offen zu probieren, ein Teil seiner Kreationen zu sein. Es wird für uns etwas geboren. Du möchtest dich weiter verbessern …. wie eine Blume wachsen!“
Somit: Positiv gedopt, positiv gedacht, mit voller Kraft voran – höchstes tänzerisches Niveau ist dem neuen Ballettdirektor von seinem Vorgänger vorgegeben.
Meinhard Rüdenauer, 2.8.2020
Besonderer Dank an unserer Freunde vom MERKER-online (Wien)
Etiam altera pars audiatur
Staatliche Subvention allein garantiert künstlerische Freiheit
Replik zum Gastbeitrag Jörg Eich vom 11.Mai 2020
BILDUNG IST EIN STAATSAUFTRAG. Soll heißen: EIN AUFTRAG DES SOUVERÄNS AN LEGISLATIVE UND EXEKUTIVE! Der Souverän ist der Stimmbürger, welcher die Legislative wählt. Die Legislative und die Exekutive und die Judikative werden vom Steuerzahler honoriert, ob er mit ihrer Arbeit zufrieden ist oder nicht, diese werden also " SUBVENTIONIERT", genauso wie die Arbeit der Kulturschaffenden. Ein Unterschied allerdings besteht: Weder Legislative, noch Exekutive noch Judikative erarbeiten irgendwelche Gelder, sie geben diese nur aus. Und dies sind die Steuergelder, welcher jede, jeder bezahlen muss ob man will oder nicht!
Die öffentlichen Schulen, die Bildungsanstalten werden vom Staat bezahlt, so auch alle Mitarbeiter. Schulen erarbeiten ebenso wenig Eigenmittel wie die oben erwähnten Staatsbehörden. Alle Bürger sind nicht nur Gehaltsempfänger, sondern auch Steuerzahler. Dies gilt ebenso für alle Kulturschaffenden, welche einerseits Subventionen empfangen und andererseits mit Eigenfinanzierung, sprich Eintritten in Theater, Konzert, Film usw. Einnahmen generieren, welche wiederum besteuert werden. Dazu kommt, dass die Kulturinstitutionen, hier im Besonderen Musik- und Sprechtheaterhäuser, immer, fast immer auch Ausbildungsbetriebe sind. Also wiederum Bildungsaufgaben übernehmen.
Nicht vom Staat subventionierte Kultur ist auf Sponsoren und Gönner angewiesen, siehe das amerikanische System. Diese Sponsoren nehmen großen Einfluss auf die Gestaltung der Aktivitäten unter der Drohung, dass das Geld bei Nichteinhalten der Vorgaben einfach nicht fließt.
Staatliche Subvention allein garantiert künstlerische Freiheit. Was passiert, wenn der Staat anfängt die Kulturbetriebe zu gängeln, kann am Beispiel des Dritten Reiches bestens nachvollzogen werden: Was nicht ins politische Schema passte, wurde als ENTARTETE KUNST, bezeichnet und schlicht verboten und unter Strafe gestellt. Heute werden von den Kritikern, den Kulturjournalisten missliebige Produktionen aller Art als GERMAN-TRASH, REGIETHEATER, VERKOPFTE PRODUKTIONEN und anderes mehr bezeichnet.
In einem Interview mit dem Opernfreund beantwortete Olivier Py, seines Zeichens Intendant und Theaterregisseur in Frankreich (Avignon) nachstehende Frage:
OF: Viel ist die Rede vom Regietheater. Im Musiktheater war früher oft der Dirigent der Vorherrschende, heute scheint es der Regisseur zu sein. Im Sprechtheater führt allem Anschein nach das Regietheater oft zu Verstümmelung und extremen Kürzungen der Texte und/oder der Musik. Halten solche Mechanismen nicht oft das Publikum vom Theaterbesuch ab? Oder haben die Theater Angst, lange Aufführungen könnten das Publikum vom Besuch abhalten?
Olivier Py: Abhalten?! Aus welchem Grund? Ich glaube nicht. Das Publikum kommt ins Theater, in die Oper, weil sie eine neue Generation Regisseure, Dirigenten erleben wollen. Auch ändert sich natürlich der Zuschauer, die Zuschauerin. Und ich glaube auch, dass das neue Publikum Interpretationen sehen will, welche mit der modernen Welt verbunden ist, der neuen Welt einen Spiegel vorhält. Wenn das Publikum fehlt, ist der Grund nach meiner Meinung der Eintrittspreis, welcher doch oft sehr hoch, zu hoch erscheint! Wobei anzumerken ist, dass eher das Sprechtheater unter dem Zuschauerschwund leidet. Musiktheater kommt meiner Erfahrung nach sehr gut an und verkauft sich auch gut. Regietheaterismus ist schlussendlich eine journalistische Sichtweise. Jeder Künstler, Regisseur, Dirigent, Sänger oder Sängerin ist ein Original, nie eine Kopie und hat seine eigene Sichtweise auf eine Rolle, ein Werk. Ich bin überzeugt, dass ein Regisseur zum Beispiel nicht bewusst schockieren will, sondern an seine Sichtweis als ein schönes Kunstwerk glaubt. Es kommt vor, dass ich ein Stück traditionell, originalgetreu inszeniere und damit den grossen Skandal hervorrufe. Wieso? Ich weiss es nicht! Das Interview mit Py und anderen Interviewpartnern ist im OF auf der Peter Heuberger Seite zu lesen.
Der grösste Konkurrent von Theatern und Filmsälen ist heute das Fernsehen: Es ist bequemer zu Hause sich ein FERNSEHFORMAT anzuschauen, dabei ein Glas Wein, ein Bier zu genehmigen und dies im bequemen Hausdress. Kein Umkleiden, keine Parkplatzsuche. Dabei geht vergessen, dass Fernsehen auch etwas kostet und zwar wahrscheinlich mehr als ein gelegentlicher Theaterbesuch.
Im Kommentar von Herrn Eich greift dasBeispiel Wien greift zu kurz. Wien ist, war stolz darauf, uralte Produktionen immer wieder mit neuen Sängerinnen und Sängern, aber gleicher Inszenierung auf die Bühne zu bringen und dies als Touristenmagnet vor allem aus Asien zu verwenden. Solches Tun entwickelt die Theaterlandschaft nicht weiter und ist rein monetär bedingt! Die Share-Holder Value, die oberste Maxime der Wirtschaft lässt grüssen.
Peter Heuberger (Schweiz-Korrespondent des OPERNFREUNDs), 12.5.2020
Auch Journalisten tragen Verantwortung
Eine Replik auf Michael Zerban
Polemik muß erlaubt sein. Gerade der OPERNFREUND mag es gerne deutlich. Kontroversen sind ausdrücklich erwünscht. Wenn ein geschätzter Kollege wie Michael Zerban, Chefredakteur von „O-Ton“, einen veritablen Wutausbruch veröffentlicht, dann ist unser erster Reflex, einen so saftig-deftigen Text zu dokumentieren (siehe unten, Original hier: https://o-ton.online/hintergruende/o-ton-berlin-corona-krise-zerban-200416/). Mit einigen Tagen Abstand erscheint es aber nötig, dem Kollegen deutlich Kontra zu geben.
Schon die Überschrift des Kommentars irritiert: „Widerstand ist das Minimum!“ Und was wäre das Maximum? Bürgerkrieg? Man fühlt sich unangenehm an die „besorgten Bürger“ erinnert, die montags in Dunkeldeutschland auch immer von „Widerstand“ gegen das „System“ schwadronieren und sich dabei in ihrer paranoiden Verbohrtheit gerne in eine Reihe mit Stauffenberg und Co. stellen. Und tatsächlich ist sich der Kollege selbst ausdrücklich nicht zu schade, den geschmacklosen, aberwitzigen, die Nazi-Barbarei verharmlosenden Vergleich mit „1933“ zu bemühen (der Autor relativiert zwar, indem er sagt, daß der Vergleich hinkt. Aber die Assoziation ist da bereits geweckt worden).
Dabei ist der Anlaß von Zerbans Zorn eine Fehlinformation, zumindest eine Überinterpretation: Die Bundeskanzlerin habe „in einem Nebensatz“ verkündet, daß „das Aufführungsverbot [für Opern und Konzerthäuser] bis Ende August“ verlängert werde. Diese Behauptung enthält mehr Irrtümer als Substantive. Frau Merkel hat nichts dergleichen verkündet. Sie könnte eine Schließung von Theatern und Opernhäusern ohnehin nicht anordnen. Dafür sind nämlich die Länder zuständig. Die haben, anders als der Kollege es unterstellt, in jeweils ähnlichen Verordnungen die Schließung von Opern- und Konzerthäusern lediglich bis zum 3. Mai verlängert. Nicht mehr und nicht weniger. Was aber ganz sicher bis Ende August (und, seien wir realistisch, bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes) nicht stattfinden kann, sind „Großveranstaltungen“, also Veranstaltungen, bei denen Hunderte oder Tausende von Menschen auf engem Raum zusammenkommen wie Fußballspiele, Volksfeste, Rock am Ring etc. Darauf haben sich die Länder unter der Moderation der Kanzlerin verständigt, und mehr hat sie nicht gesagt.
Wenn man die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Gefährlichkeit des Virus und zu den Ansteckungswegen ernst nimmt, dann kann man aber tatsächlich leicht voraussagen, daß auch nach dem 3. Mai Opern- und Konzerthäuser noch auf Monate hin geschlossen oder jedenfalls in ihrem Betrieb erheblich eingeschränkt bleiben müssen. Und an dieser Stelle enthält der Kommentar des Kollegen zumindest unterschwellig eine gefährliche Botschaft: Ist doch alles nicht so schlimm! Wörtlich heißt es: „Die Verdoppelungszeit ist inzwischen über einen Monat hinausgewachsen. Ein Monat! In Deutschlands Krankenhäusern stehen zehntausende Betten leer, die erste Klinikgruppe will Kurzarbeit anmelden, weil die Patienten ausbleiben. „Zerbrechlicher Zwischenerfolg“?“
Diese Argumentation wird jetzt gerne gebraucht, vor allem von Wirtschaftsvertretern und Repräsentanten politischer Sekten: Weil die Zahl der Neuinfektionen zurückgegangen ist und die große Katastrophe uns anders als Oberitalien, das Elsaß, Spanien und New York vorerst (!) nicht erreicht hat, können wir nun endlich so weitermachen wie vor der Krise. Daß die aktuelle Ansteckungsrate womöglich nur deshalb so niedrig sein könnte, weil die Auflagen bis jetzt so konsequent waren, ist für derartige Excel-Akrobaten offenbar ein zu großer geistiger Schritt. Ähnlich schlau wäre es, Gurte, ABS, Airbags etc. mit der Begründung aus den Autos zu entfernen, daß die Zahl der Verkehrstoten seit Jahren sinkt. Oder auf die Pille zu verzichten, weil frau ja nicht schwanger geworden ist.
Man wünscht all den Verharmlosern der Gefährlichkeit dieser Seuche nichts Schlimmes, erwischt sich aber gelegentlich bei dem Gedanken, daß für den ein oder anderen ein persönlicher Boris-Johnson-Moment hilfreich sein könnte.
Es ist auch nicht klar, worauf Zerban denn hinauswill. Sollen die Opernhäuser einfach wieder öffnen? Oder mit reduziertem Programm für nur wenige Zuschauer spielen? Der Kollege ruft hier den Frankfurter Intendanten Bernd Loebe als Kronzeugen auf. Dieser habe Zuschauerzahlen von 50 pro Vorstellung für „Lunchkonzerte“ vorgeschlagen. Das ist eine gegriffene Zahl, die aber in realistischen Dimensionen denkt. Die Oper Frankfurt hat 1350 Sitzplätze. Die Reihen stehen so dicht, daß man nur jede dritte Reihe öffnen kann, wenn man einen Abstand von 1,50 Meter zum Vordermann einhalten will. Das wären dann 450 Plätze. Für den Abstand zum Nebenmann müssen aber zusätzlich immer zwei Plätze zu jeder Seite freibleiben. Dann hat man noch 150 Plätze. Man kann diese Rechnung verallgemeinern und feststellen: Unter Einhaltung der Sicherheitsabstände kann man in einem normal bestuhlten Opernhaus oder Konzertsaal maximal 10 bis 15 Prozent der verfügbaren Plätze verkaufen. Wem wäre damit geholfen? Kann man sich die Salzburger Festspiele mit derart dezimiertem Publikum vorstellen? Und was soll denn da gespielt werden? Auf und hinter der Bühne und im Orchestergraben muß der Abstand ja ebenfalls eingehalten werden. Opern kann man so nicht aufführen. Möglich sind also allenfalls Kammerkonzerte in für diese Zwecke zu großen Sälen und vor weitgehend leeren Rängen. Die Veranstalter werden kalkulieren, ob der Aufwand sich dafür lohnt. Wirtschaftlich ist das ganz sicher nicht der Fall. Und die wenigen Plätze müßte man wohl wegen der erwartbar hohen Nachfrage versteigern oder verlosen.
Gefährlich ist, daß Kommentare wie die des Kollegen Zerban den Eindruck erwecken, die Verantwortlichen in den Regierungen würden aus Machtlust handeln oder einfach, um die Leute zu ärgern. Gefährlich deswegen, weil der bisherige Erfolg bei der Eindämmung der Epidemie nur durch die Einsicht weiter Teile der Bevölkerung in die beschlossenen Maßnahmen errungen werden konnte. Diese Einsicht wird durch fahrlässige Wutreden ausgehöhlt.
Die Franzosen haben strenge Ausgangssperren, und zwar noch bis Mitte Mai. Wer da vor die Tür will, braucht einen triftigen Grund. Ähnlich ist es in Italien und Spanien. Bei uns dagegen tummelten sich am Osterwochenende bei strahlendem Wetter Jogger, Ausflügler und Familien im Freien. Die wichtigsten Geschäfte haben geöffnet, ab Montag gibt es weitere Lockerungen. Kann man vielleicht einfach einmal dankbar dafür sein, daß besonnene und gut beratene Politiker die Lage bislang so erfolgreich und so freiheitserhaltend in den Griff bekommen haben? Muß man wirklich „Widerstand“ heraufbeschwören, von „Handstreich“ reden und düstere Vergleiche zu 1933 ins Spiel bringen? Manche halten Fußball für die „schönste Nebensache der Welt“. Wir würden das eher von Opern und Konzerten sagen. Was aber die Hauptsache ist, sollte doch inzwischen jedem klar geworden sein.
Michael Demel, 19.4.2020
Political Correctness im Jugendtheater Wien
sinnentleert 80 Jahre alten Horvath Klassiker der Weltliteratur
Ja seid Ihr denn alle komplett deppert...?
Von den Romanen des Ödön von Horvath reizt Jugend ohne Gott offenbar besonders zur Dramatisierung. 1937 in der Emigration geschrieben, ist der Beginn des Werks eine politische Parabel, die so aktuell anmutet, dass man sie nicht nur heute, sondern jederzeit anwenden kann. Und zu Beginn des Abends im Theater im Zentrum, den Petra Wüllenweber textlich erstellt und inszeniert hat, ist man auch voll gefesselt.
Man erkennt es: Die Schulsituation, der Lehrer, der von schlicht humanistischen Gedanken ausgeht, für den also auch „Afrikaner“ (in Horvaths Roman heißt es noch „Neger“) Menschen sind; die Schüler, ziemlich heutig in ihrer gehässigen Attitüde dem Lehrer gegenüber, sind im Gedankengut des Zeitgeistes so weit eingefärbt, dass sie ihm für seine Humanitätsduselei alle Schwierigkeiten bereiten – und der Lehrer muss sich entscheiden, ob er sich duckt und den Beruf behält, den er schließlich als Lebensunterhalt braucht, oder ob er den Mund hält und seine Empörung in sich hineinfrisst? Er duckt sich, bis zu einer Wendung am Ende…
…Bloß: Wie sehr unser Zeitgeist alles umfärbt (!!! – ist das nicht auch das Thema des Stücks, wie man sich duckt?), beweist die Schlußformulierung: Der Lehrer, der in seiner Heimat keine Möglichkeit mehr hat, wird als Entwicklungshelfer nach Afrika gehen – als „Neger“ (Außenseiter) zu Negern, wie es bei Horvath heißt. Ist die zeitgemäße Eindeutschung „als Ausländer zu Ausländern“ sinnvoll oder auch nur einsichtig? Wohl kaum. Nur weil man sich vor einem Wort fürchtet, das hier durchaus im historischen Kontext und keinesfalls diskriminierend erscheinen würde?
Renate Wagner, 14.1.2020
Gehirnwäsche von Kindern durch den WDR?
war das wohl die erklärte Absicht!?!
Nachdem ich mittlerweile einige hundert Mails zu dem Thema WDR-Beleidigung bekommen habe, wobei mich das obligate Viertel - wie heute normal - in die AFD und Nazi-Ecke stellte, aber immerhin der Rest sich dem WDR-Boykott durchaus gedenkt anzuschließen, wenn der Skandal-Intendant Buhrow nicht zurück tritt, muß ich mich gezwungener Maaßen noch einmal zu dem leidigen Dingen äußern.
Dazu zitiere ich einen der meistgelesenen Blogs im Internet Achgut: Die Empörung wäre wahrscheinlich noch um ein Vielfaches größer, wenn jedermann wüsste, wen der WDR da auf die Kinder loslässt. Der Chorleiter des WDR-Kinderchorliedes, Zeljo Davutovic, sagte in einem Interview des Deutschlandfunks wörtlich:
„Mir persönlich liegt viel daran, diese Offenheit der Kinder zu nutzen. Den Kindern kann man alles präsentieren, wenn sie jung sind, wenn sie im ersten, zweiten, dritten Schuljahr sind. Das nutzen wir positiv.“
Inzwischen hat unser Opernfreund auch eine Karikatur erstellt, die für alle Protestler, die sich durch volksverhetzende Äußerungen dieser Art ("Umweltsau / Nazisau") beleidigt fühlen, copyright-frei verwendet werden darf)
P.B. 1.1.2019
So sieht es die neutrale Schweiz (Neue Zürcher Zeitung) https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/wdr-als-orientierungsmaschine-eine-schrumpfkur-bitte-ld.1531635
Meine Oma ist ne alte Umweltsau...
Satire, Belehrung, Beleidigung, Indoktrination oder Volksverhetzung im vom Volke bezahlten WDR ?!
Zeljo Davutovic heißt der Chorleiter des WDR- Kinderchores Dortmund, der seine Schüler zu einer politischen Hasstirade gegen ältere Mitmenschen unter dem Deckmantel der Satire instrumentalisierte. Wie ernst es tatsächlich gemeint war, kann jeder dem
Statement Davutovics auf der Seite des Chores entnehmen. Man reibt sich die Augen: Keine Entschuldigung wie von WDR-Intendant Buhrow ist da zu lesen (nicht ansatzweise!) sondern eher eine Rechtfertigung. Das sei halt Parodie, Überspitzung und Humor. Wörtlich "Es geht nicht um Oma, es geht um alle!" Er hofft, damit zur Klärung beigetragen zu haben. Soviel Chuzpe ist unglaublich. Für wie blöd hält der Chorleiter eigentlich uns Eltern?
Doch die Entschuldigung von Intendant Buhrow reicht hier nicht. Man erntet, was man sät. Das war ein fast logischer Auswuchs des demagogischen Belehrungswahns des WDR, der nicht umsonst im Volksmund seiner Kritiker ja auch als Westdeutscher Rotfunk bezeichnet wird. Es kann doch wohl kaum sein, daß Herr Buhrow sogar ab Jänner ARD-Intendant wird. Ma schaue sich allein die Skandale seiner Amtszeit an.
Der Fisch stinkt vom Kopf - sagt ein altes Sprichwort. Es gab schon einmal Zeiten in Deutschland, wo Kinder gegen Eltern und Ältere aufgehetzt wurden, Herr Buhrow! Wehret den Anfängen!
Übrigens beschrieb George Orwell diese Methode schon ganz genau in seinem Roman "1984": Man hetzt die Kinder gegen Eltern respektive Großeltern auf. Erst auf spielerische Weise, später direkter. So vernichtet man die selbstständig denkende, zusammenhaltende Einheit der Familie und schafft manipulierbare, gefügige, schwache und rückhaltlose junge Staatsklaven.
Hat bei Hitlers Nationalsozialisten und Stalin so gut funktioniert, wie in der ehemaligen Ostzone (DDR). An zensierte Nachrichten haben wir uns ja schon gewöhnt, aber jetzt läuft es über unsere Kinder. Stoppt den Wahnsin!
Da beide auch der Allgemeinheit verantwortlich sind und von uns allen bezahlt werden, über den Verstoß gegen die geltenden Rundfunkgesetze will ich gar nicht reden, ist ein Rücktritt von Buhrow und Rauswurf Davutovic das Mindeste. Juristen sollten prüfen, ob so etwas nicht auch den Paragraphen der Volksverhetzung erfüllt. Auch dienstrechtliche Verstöße müßten geprüft werden. So geht es nicht, meine Herren!
Ich habe für mich die Konsequenten gezogen. Der WDR wurde aus allen meinen Radiospeichern gelöscht, desgl. auf dem Fernsehgerät und dem Computer. Sender non grata! Ich werde, solange diese Herren noch tätig sind, den Westdeutschen Rundfunk ignorieren und hoffe daß mir noch viele Bürger folgen und dies auch öffentlich mit Namen, mal nicht internet-anonym, erklären.
Peter Bilsing (Hrg) 29.11.201
Hilfe, Hilfe, wir hören unseren Jonas nicht!
na sowas...!
Da kaufen sich die Fans von Jonas Kaufmann (nomen est omen ;-) für sündteures Geld in der weltbesten aller besten Philharmonien, jenem Archipel göttlicher Akustik - die Hamburger Elbphilharmonie ist gemeint - Karten auf hinten liegenden Plätzen, die eigentlich für Chöre vorgesehen sind bzw. wo man - was durchaus nicht uninteressant ist bei Orchesterkonzerten - den Blick auf Gesicht, Aktion und Mimik des Dirigenten hat. Da dieser nicht singt, hat das keine akustischen Konsequenzen.
Aber Jonas Kaufmann - der singt.
UND - der größte Tenor aller Zeiten und aller epochalen Weltwenden singt nicht eine Sekunde in ihre Richtung, wenn man nicht unlauteren Quellen glauben darf.
NOCH SCHLIMMER: Da hat doch ein bösartiger Mensch den großen Flügel geöffnet, und so können diese ohnehin Geschlagenen ihren heißgeliebten Jonas noch nicht einmal richtig sehen. Ja, wie elendig und hundsgemein ist das denn!
Dann machen diese Besucher, was ich menschlich für völlig verständlich halte, ihrem Ärger Luft und rufen ihre Probleme lauthals in Richtung Bühne. "Halloooo, wir hören nix!" Solch direkte Rückmeldung findet ja heutzutage nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch im Konzert statt - normalerweise mit positivem Bravo-Gebrüll nach jeder Arie oder durch Buhs am Ende einer Oper.
Und was ist das Ergebnis?
Der edle Jonas will nun, wie verlautet, nie mehr in jenem 8. Weltwunder - der HamburgerAlptraumphilharmonie - singen. Da habt ihr's, ihr Fans!
Si tacuisses, würde mein alter Lateinlehrer sagen.
Pecunia non olet, sagt der Opernfreund-Chef.
Hallo, Veranstalter, muß man denn wirklich jeden Winkel verkaufen, vielleicht demnächst sogar den Toilettenplatz mit Lautsprecher in der Klobrille, nur um des schnöden Mammons willen? Bei einem Sängerkonzert Plätze zu verkaufen, die im Rücken des Künstlers liegen, grenzt meiner Meinung schon an dreiste Unverschämtheit und Betrug.
Allerdings frage ich mich auch, was so ein Künstler denkt, wenn er einem Teil des Publikums während des Gesangs kontinuierlich seinen Allerwertesten zuwendet. Da hätte ich auch etwas gerufen, aber ich bin halt kein Superstar-Fan und käme also eh nicht in diese Lage. Gsd!
Hojottohoh.. ach jott-ach-jott
Ihr Peter Bilsing (Hrg.
Standing Ovations heißt anhaltender Beifall !
Standing Ovations heißt anhaltender Beifall !
Standing Ovations heißt anhaltender Beifall !
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Vorfall in der Wiener Volksoper ereignete sich bereits am 6.11. nach einer Aufführung „Der Mantel“ von Puccini: Ein Besucher war so begeistert, dass er spontan aufsprang und stehend applaudierte, das gefiel dem hinter ihm sitzenden älteren behinderten Herren nun überhaupt nicht. Er klopfte mit seinem Gehstock gegen die Schulter des ihm rücksichtslos die Sicht raubenden Spontan-Stehend-Klatschers. Der lief sofort zu den Zeitungen und wahrscheinlich auch zum Kadi und beklagte dort sein Leid: Ich wollte doch nur applaudieren. - vergleichbar mit der Rechtfertigung von Besitzern beißender Hunde: Er wollte doch nur spielen.
Mitnichten, lieber Opernfreund, Sie haben den hinter Ihnen sitzenden Besuchern die Sicht genommen und das ist schlichtweg egoistisch, rücksichtslos und ausgesprochen asozial! Meiner Ansicht nach ist der Stehapplaus eine Unsitte, die sich immer mehr ausbreitet. Bei echten Sternstunden kann man ja Verständnis dafür aufbringen, aber heutzutage springt ein Animator - vielleicht sogar vom Haus bezahlt - nach jedem Schmarren auf. Nun machen es die anderen Besucher nach - a) Gruppentrieb b) Dominosteine-Effekt, es sehen die dahinter Sitzenden sons ja nichts meh. Und schon wird eine Begeisterung vorgegaukelt, über die sich selbst jene wundern, die auch aufgesprungen sind.
Wikipedia zum Stehapplaus: In bestimmten Ländern regelmäßig, in deutschsprachigen Ländern meist nur bei großer Begeisterung und mit einer besonderen Ehrenbezeugung verbunden, tritt zum langen Beifall auch das Aufstehen hinzu sogenannter Stehapplaus oder stehender - im Stehen dargebrachter - Applaus. Der englische Ausdruck standing ovation (ovation von lat. ovatio = kleiner Triumph, standing für Partizip stehend oder auch anhaltend, fortdauernd, wird im Deutschen entweder unübersetzt übernommen oder als stehende Ovationen (pl.) wiedergegeben.
Merke: Der englische Ausdruck standing ovation bedeutet also ursprünglich lang anhaltender Beifall, stürmischer Applaus. Das Adjektiv standing bezieht sich nicht auf die Körperhaltung der Applaudierenden, sondern auf die Dauer des Beifalls !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Anton Cupak 3.12.2018
Herausgeber MERKER-online
P.S. Ergänzung / gleiches Gedankengut
"Guten Tag, ich bin Herbert Müller"
Im Prinzip wird wirklich jeder Schwachsinn von den Amerikanern übernommen und falsch interpretiert bzw. übersetzt. So heißt es im Englischen for example: I am Herbert Müller. Was nichts anderes heißt als Mein Name lautet Herbert Müller.
Ohne Nachdenken haben das mittlerweile viele unsere Dümmlings-Redakteurinnen/Redakteure von den Seifemedien a la RTL kommen jetzt auch in den seriösen Medien fast überall übernommen, wo es tagein tagaus heißt: Guten Tag, ich bin Helene Dörflingern-Plappermaul. Ich denke mir dann immer noch diverse fehlende treffliche Zusätz aus, wie:
- und bin Hausfrau
- und bin dumm wie Bohnernstroh
- und bin ein eigentlich ein Stein
- und bin ziemlich hungrig
- bin ein Hurenbock
- und habe eigentlich keine Ahnung wieso ich Moderator beim WDR wurde
Wo ist der noch vor Jahren ganz normale klare Standartsatz:
- Mein Name ist...
- die Sendung wurde moderiert von...
- Herzlich grüßt Ihr... aus Köln
Ich lasse mir das nur in einem Fall gefallen, verehrte Opernfreunde und sonstige Leser ;-) Und das ist hier der Fall: I am what i am...
Mein Name ist übrigens Peter Bilsing
und ich bin Motorradfahrer ;-) und 198 cm groß
und Herausgeber vom OPERNFREUND
OPER.WUNSCH. - Gedanken eines Opernfans
Oft erlebt. Mal verstanden, mal weniger, auch mal nicht und dann doch wieder voll und ganz. Die Kritik, die Enttäuschung, der Frust darüber ganz andere Gefühle zu erleben, als die doch ursprünglich gewollten und ersehnten. Schwelgen wollen in Schönheit, vielleicht sogar in Vollendung, stattdessen nun ertragen müssen, was sich auf der Bühne tut und doch so gar nichts mehr mit Berührung und Rührung zu tun hat. Eine abermalige Deutung eines Opernstoffes unter Inkaufnahme von Verlust von Originalität, Einmaligkeit, Zauber und Gefühl? Oder doch mehr das Unabdingbare, das künstlerisch Nötige, um ein Werk, was viele Generationen und Zeiten überstanden hat, den Menschen immer wieder aufs Neue nahe zu bringen? Opernregie – Meinungen gehen bei dem Thema selten zusammen. Regie kann das Werk des Komponisten erklären, umsetzen, fühlbar machen, es kann es sogar noch ein Stück weit erheben. Es kann das Werk aber auch gewollt oder ungewollt missverständlich machen, ihm seine Gefühle nehmen, der reinen Selbstdarstellung opfern und manchmal auch einfach völliger Nonsens sein und es abwerten.
Ich habe viele Operninszenierungen in sehr vielen unterschiedlichen Opernhäusern und auch Ländern erlebt. In fast 40 Jahren kommt da für einen Opernenthusiasten, wie ich es im Laufe der Jahre zunehmend geworden bin, eine Menge zusammen. Da war Opulentes, Ausschweifendes, Schwelgerisches dabei. In der Mailänder Scala, in der New Yorker Met, in der Arena di Verona und an ähnlich herausragenden Orten. Eben dort, wo Geld und Aufwand keine große Rolle spielen. Und es gab berührende, weil so zurückgenommene und auf das wesentliche zentrierte Inszenierungen, die mit Geld und viel Aufwand nur ihren Zauber hätten verlieren können. Diese auch an eher kleineren Theatern, fernab der großen Presse. Und es waren Inszenierungen dabei, und nicht zu selten, wo zumindest die Frage erlaubt war – sofern es subventionierte Häuser waren – wofür bekommt er oder sie, hier ist natürlich die Regie gemeint, so viel von öffentlichen Geldern und wer hat das letztlich zu verantworten? Und immer kamen mir dann die Sängerinnen und Sänger in den Sinn, die, da an diesen Häusern mehr oder weniger in sicheren Beschäftigungsverhältnissen und dadurch in der Freiheit ihrer Meinung eher beschränkt sind, solche Aufführungen auch noch vertreten mussten und müssen.
Opernregie ist natürlich ein Reizthema für jeden den es betrifft. Für die an der Oper direkt beteiligten Künstler ebenso, wie auch für die Zuschauer im Theater, die ein paar Stunden ihrer Zeit damit verbringen wollen sich unterhalten zu lassen. Wie ein Mensch unterhalten werden möchte ist natürlich völlig unterschiedlich. Der eine mag es mit vielen Gefühlen, ob heiter oder tragisch, mit Dramatik an den dafür passenden Stellen und einer gewissen Originalität der Komposition. Ein anderer mag es vielleicht eher verklärt, zugespitzt, erhöht, verdeutlicht, umgedeutet und drastisch. Da sind Mittelwege schwerlich zu schaffen. Regie kann sicher beides. Das eine, wie das andere. Sie kann auch alles vermengen und am Ende sieht man die Oper vermeintlich neu. Sie kann einen Operntraum auch jäh beenden lassen. Und ja, auch manchmal sogar Träume erzeugen. Eine Opernregie kann auch, und das ist heutzutage auch immer noch anzutreffen, einen Abend zu einem Erlebnis werden lassen, der einen für lange Zeit packt.
Aber immer geht es um Gefühle. Viele werden es kennen: wann immer in unserem Leben Entscheidendes geschieht, verbinden wir es in der Erinnerung mit Musik. Oder wir erzeugen unsere eigenen Stimmungen indem wir die entsprechende Musik hören. Will ich bewusst sentimental sein, greife ich zur entsprechenden CD oder Platte aus meiner Sammlung, die mir dafür am geeignetsten erscheint und das gleiche gilt auch für die heiteren und fröhlichen Momente. Feiern tue ich mit der dazu passenden Musik, trauern aber auch. Verliebtsein und Liebeskummer haben auch ihre musikalischen Ausdrucksweisen. Und so könnte man diese Reihe noch weiter fort führen. Musik ist also eines der besonderen Stilmittel unseren Emotionen Ausdruck zu verleihen, sie zu verstärken, oder sie auch in die entgegengesetzte Gefühlsbahn zu lenken. Sie ist uns ein lebenslanger Begleiter, Freund, Tröster und Ratgeber. Musik ist Leben in seiner reinsten Form.
Die Oper ist in erster Linie ein musikalisches Werk. Natürlich. Musik transportiert in ihr alles was die in ihr agierenden Charaktere ausmacht. Es bedarf nicht zwingend einer akademischen musikalischen Vorbildung um zu hören und zu spüren, was uns ein Verdi, ein Mozart, Wagner oder Puccini, – um nur einige der Größten hier zu nennen – in ihren Werken vermitteln und sagen wollen. Wie viele Emotionen stecken darin und wie berührend kann es sein, ist man auch offen und zugänglich für sie. Unbeschreiblich wenn ein „Un bel di vedremo“ uns erschüttert oder uns Isoldes „Mild und leise wie er lächelt“ so sehr erfasst, dass es schon fast mitleidend wehtut. Momente größter Kraft, geschaffen vor vielen Jahren und doch nichts von ihrer Wucht verloren.
Was kann an ihnen noch gedeutet werden? Und warum überhaupt? Ist die Sprache der Musik in diesen Augenblicken nicht laut und mächtig genug? Braucht sie tatsächlich noch einen Megaphonartigen Sinnverstärker? Hat der Komponist nicht selbst die Deutung in seine Noten geschrieben und gibt jedem, der es verstehen kann, sein Regiebuch in die Hand? Dann könnten magische Opernmomente entstehen. Und ja, dann können sie zweimal, dreimal, viermal, hundertmal, zigmal, immer wieder neu entstehen. Denn das besondere dieser musikalischen Momente im Opernhaus ist doch, dass sie immer einmalig und so gut wie nicht reproduzierbar sind in der Sekunde wo ich sie höre und erlebe. Und das sind die Momente wo ich, der Hörer, bewusst oder auch unbewusst offen bin, empfindsam bin und manchmal sogar um Fassung ringend, ergriffen bin. Und dann möchte ich diese Emotionalität auch erleben. Sei es Lachen, sei es Weinen.
Und natürlich habe ich Operninszenierungen erlebt, die genau das an Gefühlen und Empfindungen in mir verstärkt, übersetzt und auch erlebbar gemacht haben. Es sind eben diese ganz besonderen Opernabende in vielen Jahren, die in Erinnerung geblieben sind. Leider aber speist sich diese Erinnerung an solche Erlebnisse in der letzten Zeit eher spärlich. Man mag mich als konservativen Opernliebhaber bezeichnen. Das ist dann wohl so. Und vermutlich wird sich daran auch nicht viel ändern. Ich mag nun mal Kulissen, die mich zusammen mit dem Gesang und der Musik verzaubern, erheitern, mitfühlen und träumen lassen, Kostüme, die die Sänger nicht bewusst zu lächerlichen Figuren degradieren, sondern vielmehr sie dabei unterstützen, befreit und authentisch ihrer Kunst nachzugehen und ich mag die genussvolle Freude einer Opernvorstellung in ihrer absoluten Gesamtheit. Das bedingt nun nicht, dass jede Oper nach immer dem gleichen Muster und Schema abzulaufen hat, dass Deutungen, Überspitzungen, Ausleuchtungen oder Verstärkungen nicht zulässig seien. Das der Langeweile zugespielt werden soll. Mitnichten. Wie immer gibt es mehr wie eine Meinung und Betrachtungsweise.
Nein, alles ist möglich, wenn dem Komponisten zugehört wird. Oder, wie ich manchmal gern an anderer Stelle schreibe, wenn die Musik durch das Ohr direkt ins Herz gelangt, ja, dann ist man auch der Deutung einer Oper einen bedeutenden Schritt näher gekommen. Und wenn es auch nur die rein persönliche ist. Alles andere erklärt uns die Musik, erklärt uns der Gesang. Musik ist stark genug. Sie benötigt keine Gehhilfe.
Eine Oper inszenieren zu können, zu dürfen, ist sicher etwas ganz Besonderes und vielfältig Herausforderndes. Die Geschichte eines Werkes, seine Tiefe, seine ganz einmaligen Momente in Verbindung mit dieser großartigen Musik szenisch umzusetzen ist nicht nur spannend. Es ist für alle Beteiligten auch immer im Idealfall ein Lernprozess auf verschiedensten Ebenen der haften bleibt.
Aber es ist auch einfach schön. Irgendwie reizvoll und beneidenswert schön. Ja, vielleicht sollte ich doch mal mutig umdenken? Das Leben besteht nun mal aus vielen ungenutzten Möglichkeiten. Es liegt immer an uns selbst.
Detlef Obens 24.11.2018
WIENER WOHNEN muss 220.000 Türschilder ändern - Bürger werden zu Nummern
13.10.2018
Wie im Zuchthaus in Amerika
Ein Mieter in der österreichischen Hauptstadt will keinen Namen auf dem Klingelschild und beruft sich auf die Datenschutz-Grundverordnung. Die Stadt gibt ihm Recht, die Hausverwaltung reagiert drastisch. Jeder mit gesundem Menschenverstand fasst sich an den Kopf.
Mitarbeiter von Wiener Wohnen haben in den nächsten Monaten einiges zu tun: Ganz oben auf der To-do-Liste steht das Tauschen von „läppischen“ 220.000 Türschildern. Aufgrund der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) dürfen nämlich keine Namen mehr auf den Gegensprechanlagen stehen. Diese werden daher durch Nummern ersetzt. Die
220.000 Mieter bekommen nun Klingelschilder ohne Namen. Nummer, wie im Knast in den Vereinigten Staaten oder in autoritären Staatsystemen. Lässt "1984" hier grüßen?
Oder ist das Kasperltheater pur. Die Namensschilder müssen entfernt werden, die Mieter können/dürfen aber selbst (für die eigene Wohnung) diese Schilder wieder anbringen.
Hätte man da nicht eine einfachere Lösung finden können? Diese ist zwar rechtens, aber dennoch ein Schildbürgerstreich sondergleichen und zudem teuer! Hat man da wirklich einen Richter gebraucht? Hätte nicht jeder Mieter, der nur „nummeriert“ sein will, sein Namenschild selbst ersetzen bzw. einen Antrag bei „Wiener Wohnen“ stellen können? 220 000 Türschilder sind sind eine Schikane, auf die mit Schikanen geantwortet gehört!
Diesen „Gesetzestreuen“ würde ich von der Hausbesorgerin auf „Dienst nach Vorschrift“ setzen lassen. Jeder Furz, den er künftig im Stiegenhaus lässt, gehört angezeigt und gerichtlich geahndet, ein kurzfristiges Abstellen von Gegenständen (etwa ein Einkaufssackerl) würde sofort als Besitzstörung erkannt und dem Anwalt übergeben!
Bei der Müllentsorgung gehört er genauestens beobachtet und gefilmt, denn irgendwann wird ihm sicher ein Sackerl (in Deutschland heißt das Tüte) runterfallen! Zudem hoffe ich, dass er recht oft von Besuchern, die eigentlich zu anderen „nummerierten“ Hausbewohnern wollen, womöglich aus dem Bett geläutet wird! Hoffentlich braucht er nicht so bald Handwerker in seiner Wohnung. Die täten mir nämlich leid, der „Türschildrebell“ dagegen keine Sekunde lang!
Anton Cupak 13.10.2018
P.S. Nachtrag "Bei uns in Germany"
Im Land der Gutmenschen wird sich bald auch die erste Dame melden und ähnlich argumentieren. Vermutlich wird man noch vom Hausbesitzer Schadensersatz verlangen. Allerdings schätze ich, daß dieser hochgradige Schwachsinn in dem Moment schnell ein Ende haben wird, wenn die Deutsche Post nichts mehr zustellt. An wen auch? Selbst die Benachrichtigung über nicht zugestellte Briefe und Päckchen kann ja nicht eingeworfen werden, denn selbstredent darf ja auch an den öffentlich einsehbahren Briefkästen dann kein Name stehen. Peter Bilsing
ES IST NICHT ALLES GOLD WAS TEUER IST
Stichwort Bayreuth
Nach 30 ununterbrochenen Bayreuth-Jahren wagt der Rezensent folgende These: Immer größere Teile des Publikums wollen sich nicht enttäuschen lassen, besitzen auch immer weniger Kompetenz in der Unterscheidung zwischen sehr guten, guten und weniger guten Stimmen. Nur so ist es erklärbar, dass Sänger, deren vokale Leistung noch vor wenigen Jahren als defizitär abgeurteilt worden wäre, heute von den meisten Zuschauern so bejubelt werden, als wären die Callas oder Caruso himself vor dem Vorhang erschienen. Ich möchte nicht einmal behaupten, dass „die“ Sänger in ihrer Qualität nachgelassen hätten; das Gejammer über den Verfall des Wagner-Gesangs hat ja nun auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Es könnte nur sein, dass sich die Mischung aus der Erwartung eines hochrangigen Kulturereignisses und dem Überhören von Defiziten einer Mischung aus Selbstkonditionierung und Unkenntnis verdankt. Zumindest Ersteres hat etwas mit dem Thema des „Fliegenden Holländers“ zu tun, das die Inszenierung extrem herausgearbeitet hat: mit der Kapitalisierung aller Verhältnisse. Denn wer gibt schon gern zu, dass er für 1000 Euro (Karten plus Hotel plus Spesen) einen Abend erlebt hat, der – gemessen am Ruhm Bayreuths – so doll denn doch nicht war.
Keine Bange, liebe Zuschauer: es ist menschlich. Aber es wäre auch schön, wenn man Sängerleistungen endlich einmal wieder realistisch einordnet. Vergleiche mit früheren Aufführungen - die sich natürlich einer getrübten wie verklärten Erinnerung verdanken können - sind nicht per se verboten. Man muss ja nicht gleich buhen; man sollte es auch nicht. Und schon der nächste Abend könnte einem zeigen, was wirklich guter Wagner-Gesang – auch in Bayreuth – ist.
Frank Piontek, 27.8.2018
Größenwahn oder Geldgier?
Domingo als Dirigent ausgebuht in Bayreuth
Oh Placido, oh Placido - dies hast Du nicht verdient, aber in blinder Selbstüberschätzung herbei geführt. Merke: "Es ist stets das größte Leid, watt dä Mensch sich selbst andeit" so lautet ein rheinisches Sprichwort. Schuster bleib bei deinen Leisten.
Daß Domingo älter sein soll, als in seinem mexikanischen ! Pass steht - geschenkt. Daß er einfach nicht aufhören kann, weil seine Fans ihn weiterhin loben - geschenkt. Daß er sich aber maßlos überschätzt und sich auch noch für einen großen Dirigenten hält - frei nach dem Motto "wenn man das tausendmal gesungen hat, dann kann man das auch dirigieren" basta ! - war bisher auch geschenkt, denn es waren meist nur die Wiener Jubler zugegen und die haben bekanntlich bei ihren Lieblingen ein eingeschränktes Gehör.
Nur leider waren nun in Bayreuth einige Nicht-Wiener-Staatsoper-Fans präsent und bekundeten - wie es in Bayreuth üblich ist - erbarmungslos ihren Unmut über eine scheinbar schlechte Leistung. Egal ob Sänger, Dirgent oder Regisseur - hier geht es klar zur Sache. Nun also steht es in allen Zeitungen als Aufreißer: "Domimngo ausgebuht". Daß er eben kein toller Dirigent ist, sondern nur ein weltbekannter beliebter und sympathischer Taktschläger. So ein Pech!
Ähnliches wurde dem großen Justus Frantz auch schon von kritischen und mutigen Musikjournalisten, die keinen Gehörschaden haben, einst in Düsseldorf bescheinigt.
Warum sind große Künstler nur so naiv?
Haben die keine Freunde, auf die man hören könnte?
Oder ist es der schnöde Mammon, der ja auch Anna Netrebko dazu trieb ein Tee-Service für 2400 zu kreieren, dessen künstlerischer Wert bei BARES FÜR RARES wahrscheinlich mit 16 Euro taxiert worden wäre.
Peinlich, peinlich, peinlich... auch für Bayreuth. Da hatte man nur des großen Namens wg. die eherne Tradition gebrochen, daß der Ring niemals zerteilt aufgeführt werden durfte und dann diese Pleite. Selbst schuld!
Aber die Fans, vor allem die wahren, vergessen schnell und so wird Placido, käme er nächstes Jahr auf die Idee Fabergé-Eier zu kreieren, auch da noch Abnehmer finden, denn wer so saugut singen kann, na der kann doch eigentlich alles ;-).... Oder nicht?
Gruezi aus der Schweiz
Ihr
Peter Bilsing
Hinweis auf einen älteren Kommentar zu Domingo
BRÜSSEL - Die Rezeptions-Geschichte von Wagners Nazi Oper LOHENGRIN muss eigentlich neu geschrieben werden
Im Brüsseler LOHENGRIN tritt vor jeder Vorstellung der Regisseur Olivier Py vor den Vorhang und gibt quasi eine Gebrauchsanweisung für seine Regie- Deutung. Man könnte auch sagen: Er belehrt das Publikum, dass Hitlers LOHENGRIN ein Werk über den Nationalsozialismus sei.
Oh Sorry… schriebe ich gerade „Hitler“? Freudsche Fehlleistung!
Gemeint ist natürlich "Richard Wagner" – der wahre Komponist des LOHENGRIN. Wer ihm dabei die Hand geführt hat… tja – wer weiß? Ich persönlich glaube ja, wie der Pabst oder noch heute in der katholischen Kirche praktizierende Taufelsaustreiber, an die reale Existenz des Leibhaftigen und seiner Konsorten allüberall, wenn ich so die News höre.
Aber jetzt noch einmal, damit es ganz klar ist:
Richard Wagners LOHENGRIN ist ein Werk über den Nationalsozialismus !
Deswegen (kleine Anmerkung des Opernfreund-Hrg.) wird auch immer der zweite Teil der Gralserzählung – der mit den wilden deutschen Horden die überall einfallen – weiterhin weg gekürzt. Finde ich persönlich gut, weil die Gralserzählung ohnehin zu lang ist.
Andererseits wäre der komplette ungekürzte LOHENGRIN ja wieder die ganz große Chance für ein Theater solche Produktion quasi „Europäische Uraufführung“ zu nennen, wie man es ja auch macht, wenn irgend so ein Sektierer von Musikwissenschaftler in alten Scheunen noch Noten einer populären Oper findet, die als verschollen galten – wenn man überhaupt davon was wusste…
Peter Bilsing 8. Mai 2018
YOU´LL NEVER EAT ALONE
Wie bitte, Startenor Kaufmann will in Ruhe essen?
Vorwort vom Herausgeber des OPERNFREUNDs: nachdem Jonas Kaufmann in einem mir nicht bekannten Restaurant nahe der Staatsoper einfach nur seinen Hunger nach der anstrengenden Singerei - gerade Andrea Chenier ist ja nachweislich sehr anstrengend und kräfteraubend - stillen wollte, lehnte er doch tatsächlich (Ja... wie dreist und unverschämt ist das denn???!!!) im Restaurant den Wunsch eines Fans (oder war es eine Fanin?) ab, ein Autogramm zu geben. "Ich möchte doch nur friedlich essen, bitte haben Sie Verständnis". Ja gibbet denn sowatt? Ab sofort entlud sich - besonders im MERKER-online (Wien) - ein Shitstorm über den Startenor, der sich gewaschen hatte. Dazu schreibt mein guter Freund Anton Cupak (Herausgeber des Merker-online) heute im Tageskommentar:
Diese Frage war in den letzten Tagen Streitthema in unserem Forum. Meine Haltung dazu ist bekannt: die Privatsphäre darf in keinem Fall gestört werden. Künstler pflegen den Kontakt zum Publikum beim „Bühnentürl“, über diverse Opernclubs, durch Interviews etc. Ich weiß aber von total überzogenen Fällen auch aus unserem Merker-Bereich, wo Sänger (meist natürlich Tenöre) unvorsichtigerweise ihre Telefonnummer (im weniger gefährlichen Fall die Mailadresse) bekanntgegeben haben. Über zu nächtlicher Stunde erfolgte Anrufe haben sie sich dann gewundert. In einem Extremfall ging das bis zu einem handfesten Ehezwist. Das muss nicht sein – und diese Auswüchse sind gemeint. Ein Restaurant, in dem der Sänger nicht „flüchten“ kann, ist meiner Ansicht nach aber auch tabu.
Man soll aber auch die Popularität von Opernstars nicht überschätzen. Ich biete eine Wette an, die ich wohl nie einlösen werde müssen: Wenn ich mit Herrn Kaufmann die Meidlinger Hauptstraße von der Philadelphia- bis zur Lobkowitzbrücke (1200 Meter) oder meinetwegen sogar durch die Favoritenstraße oder die (bereits ziemlich abgesandelte) Mariahilferstraße gehe, wird Herr Kaufmann selbst ohne Sonnenbrille kein einziges Mal angesprochen.
Bei Michael Jackson hätte ich diese Wette nie angeboten, selbst Fußballer David Alaba wäre nicht ungefährdet. Sovel zum Bekanntheitsgrad unserer Opernstars. Wien ist nicht nur die Kärtnerstraße!
Ein Leser bietet eine Art Gegenwette an: "Wenn ein Sänger sich derart kommerzialisieren lässt, wie Herr Kaufmann das tut, dann muss er auch damit leben können, dass er „in der Öffentlichkeit“ angesprochen wird, erst recht wenn diese „Öffentlichkeit“ ein von Opernbesuchern und -sängern gleichermaßen frequentiertes Lokal nahe der Oper nach einer Vorstellung ist. Ich würde eine Gegenwette eingehen, dass 95 % der Künstler (aus dem Opernbereich) sich in einem solchen Fall über das Lob freuen würden und die paar Sekunden gerne opfern, die es sie kostet, einem Bewunderer ein Autogramm zu geben, gerade auch, weil man in diesem Genre nicht an jeder Straßenecke erkannt und angesprochen wird. Zur Information: Ich habe meine Infos zu dem Vorfall aus erster Hand und bin überzeugt davon, dass der betreffende Ex-Fan sich Hr. Kaufmann gegenüber nicht ungebührlich verhalten oder ihn in einer unpassenden Situation angesprochen hat, sodass dessen mir geschilderte Reaktion absolut unakzeptabel ist. Aber vermutlich hat ihm ja seine Marketingoffensive schon genug eingebracht, sodass er es nicht mehr nötig hat, seinen Bewunderern mit einem Mindestmaß an Höflichkeit zu begegnen."
An den Herrn Kaufmann hätte ich da aber einen Vorschlag: Wenn er nicht vor (!) dem Essen gestört werden will (während des Essens war es ja nicht), dann soll er eben nicht in ein Lokal gehen, in dem es von Opernfreunden (und auch Bewunderern) nur so wimmelt. Nicht jedes Restaurant, in dem wenige Operngäste verkehren, ist deswegen ein schlechtes Restaurant. Besagtes Restaurant kenne ich nicht, aber vielleicht gibt es dort sogar ein Extrazimmer. Wer sich in die Auslage setzt, wird gesehen, das haben Auslagen so an sich!
Für mich selbst ist aber klar: Ich würde Herrn Kaufmann keineswegs in einem Restaurant anquatschen, nicht einmal beim Bühnentürl. Dennoch: Gelbe Karte!
Anton Cupak 2.5.2018
Post Scriptum
Da bin ich natürlich überhaupt nicht der Meinung von Anton Cupak. Ein Superstar-Tenor hat die verdammte Pflicht und Verantwortung gegenüber seinen Fans bei Autogramm- oder Selfiewünschen auch während des Essens (!) oder des Toilettenganges (!) diesen sofort zu unterbrechen um den edlen Wünschen der Fangemeinde zu entsprechen - letztlich lebt er ja von ihnen, oder nicht?
Beim großen Lucianao war das übrigens kein Problem, soviel ich weiß, denn wenn er nicht sang, aß er meistens und teilte auch den letzten seiner vielen Spaghetti mit seinen Fan-Freunden vom teuren Rotwein gar nicht erst zu reden...
Peter Bilsing (Hrg.)
Statement Daniel Barenboim zum ECHO 2018
Ich habe die Diskussion um die ECHO-Auszeichnung für ein Rap-Album, dessen Texte eindeutig als antisemitisch, frauenfeindlich, homophob und allgemein menschenverachtend zu charakterisieren sind, mit großer Bestürzung verfolgt. Als Jude, der seit vielen Jahren gerne in Deutschland lebt und Freiheit in der Kunst als ein hohes Gut ansieht, hat mich die Debatte besonders beschäftigt und ich habe auch abgewartet, ob seitens der Verantwortlichen eine adäquate Reaktion hierauf erfolgen wird. Meinungsfreiheit und Freiheit in der Kunst gehören zu den wichtigsten Errungenschaften und Werten einer demokratischen und offenen Gesellschaft. Mit jeder Freiheit kommt aber auch eine Verantwortung: unsere Verantwortung, die errungenen Freiheiten so zu nutzen, dass auch die Freiheit eines jeden anderen Menschen und Andersdenkenden bestehen kann – ebenso wie die Verantwortung, andere Menschen in ihrer Würde zu achten und zu respektieren. Diese Überzeugung ist seit vielen Jahren Kern meines Denkens als Mensch und meiner Arbeit als Künstler. Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und die offene Verachtung von vermeintlich Schwächeren und Minderheiten sind ein Missbrauch von Freiheit, den wir als Gesellschaft niemals tolerieren dürfen. Wir müssen uns geschlossen gegen solche Stimmen erheben und dürfen sie nicht auch noch dadurch bestärken, dass wir sie mit Preisen auszeichnen und dadurch legitimieren. Im Gegenteil, wir müssen heute mehr denn je für Menschlichkeit, gegenseitige Achtung und Empathie kämpfen. In diesem Geist habe ich mich, gemeinsam mit der Staatskapelle Berlin und dem West-Eastern Divan Orchestra, entschieden, unsere Auszeichnungen geschlossen zurück zu geben. Kommerzielle Interessen dürfen nicht überwiegen, wenn es um so essenzielle Fragen des Anstands und unserer Menschlichkeit geht.
Daniel Barenboim 22.54.2018
P.S. Jugendgefährdende Verbrecher-Volklore
Wir erlauben uns in diesem Zusammenhang auf einen hervorragenden Artikel in der WZ zu verweisen, der in klarer Sprache (!) und mit den richtigen Worten das Thema analysiert und bewertet. Bravo!
TOSCA und der Sprung in den Tiber
oder
SCARPIA ist unverletzlich
Thema mit Variationen
Unseren Freunden vom Merker-online (Wien) schrieb ein Fachmann zur neuesten Salzburger Produktion "kennt sich Michael Sturminger in Rom überhaupt aus? Der idiotische Einfall, dass Scarpia auf der Engelsburg auftaucht, schwer verletzt, ist mehr als ärgerlich. Vom Palazzo Farnese braucht ein gesunder Mensch nahezu 15 Minuten zu Fuß, wenn man die Treppen berücksichtigt. Scarpia, schwer verletzt, aber noch Revolver tragend, schafft das bei Sturminger. Was für ein Schmarrn!"
Dazu sei noch zu ergänzen, wenn wir schon realhistorisch denken:
Tosca war abends im Palazzo Farnese. Wenn Scarpia nach dem Messerangriff tatsächlich die Engelsburg erreicht haben sollte (???) muss er sich ja dann noch Stunden, schwer verletzt, dort versteckt gehalten haben (Sic!) oder sich erst im Morgengrauen auf den Weg gemacht, nachdem er Stunden - unentdeckt - im Palazzo Farnese in seinem Blut gelegen hatte. Einfach unsterblich dieser Scarpia.
Ich möchte noch ergänzen, daß auch der reale Sprung von der Engelsburg höchstens Superman gelungen wäre, weshalb denn es sind mindesten 30 Meter, wie man oben sieht, zu überbrücken. Daher wollten Puccinis Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica (sie kannten sich wohl auch in Rom aus) die Oper eigentlich so enden lassen, daß sie nicht stirbt, sondern wahnsinnig wird. Das allerfdings hätte uns wirklich die folgenden tollen Aktschschlüsse diverser Opernhäuser verschlossen.
In Wuppertal sah ich vor Jahrzehnten mal eine Produktion, die auch anders geendet hätte als wie im Libretto vorgesehen, wäre man bühnenrealistisch vorgegangen, denn das Erschießungkommando stand quasi im Kreis (!) um Mario herum. ;-) !. Nein, das war nicht vom großen Otti. Der kommt jetzt:
Tosca auf dem Trampolin (kommt nach 35 Minuten - aber schauen Sie sich bitte unbedingt auch die anderen köstlichen Opernparodien an!)
P.S.
Als Schmankerl jetzt noch ein paar (mit Sicherheit) ernst gemeinte Finali
1.) Angela Georghiu - no comment dazu, sonst werde ich verklagt ;-)
2.) Raina Kabaiwanska
Super-realistisches Doku-Ende mit Blick auf Rom und Domingo
3.) Und in der Arena di Verona 2017 die genial Lösung: einfach Licht aus!
(Leider so dunkel, daß ich die Sängerin nicht erkennen konnte ;-)
4.) Auch die tierischen Versionen der Wolf Trap Opera's production gefallen mir
5.) Daß die große Dame Kiri de Kanawa (Paris 1982) nur langsam im Fahrstuhl runterfährt, verstehe ich bei dem Tempo des Orchester
(schnell vorspulen auf Minute "7", denn die Technik ist grauenhaft)
6.) Hier besteht die ganze Bühne nur aus einer einzigen riesigen einnehmenden Rampe, wobei der Zuschauer natürlich den ganzen Akt sich spannungsvoll fragt: Was macht diese Rampe da und wer wird am Ende da wohl runterspringen?
Aber immerhin springt und singt Viktoriia Chenska toll.
7.) Die Version mit der pistolehaltenden Catherine Malfitano (Amsterdam 1998) ist sagenhaft und olympiareif - bitte achten Sie auf den phänomenalen (superb gehechteten !) Sprung. Als alter Diplomsportlehrer und ehemaliger Bewertungs-Richter beim Wasserspringen gebe ich die absolute Bestnote dafür: 10 Points! WAHNSIN !!
8.) Tosca hat das Essen anbrennen lassen! Moderne Inszenierung. Bitte vorspulen auf Minute 12 ;-) . Also stirbt sie in der Küche. Und wie gemütlich Scarpias (?) Schergen dann da reinlatschen.
9.) Hier stirbt Mario (= Puccini ?) direkt im Komponierzimmer - tolle humorvolle Version für Minibühnen, die gar kein Orchester haben. Es geht alles!
10.) Sieger im Concours der am längsten gehaltenen Finaltöne - da es ziemlich dunkel ist, erschießt sie vermutlich der Dirigent.
-------
und zum Schluß die wirklich allerschönste und herzergreifend absolut jugendfreie Variante ab 5 Jahre - My favourite !
Ihr Peter Bilsing (Hrg.)
God save the queen ;-) !
Aus aktuellem Anlaß hier eine wichtige Bekanntgabe des OND (Opernfreund-Nachrichten-Dienstes):
So eröffneten z.B. die Nachrichten des Westdeutschen Rundfunks am Premierentag mit dem Satz "Heute abend findet die Eröffnung der diesjähtrigen Bayreuther Festspiele mit Richard Wagners Oper DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG statt, der Oper (!) mit der die Nazis immer ihrer Reichsparteitage eröffneten."
Vielleicht verstehen nun nicht-regionale NRW-Leser, warum böse Zungen den Namen WDR immer mehr mit Westdeutscher Rotfunk übersetzten. PB 27.7.17
Domingo als Kapellmeister in Bayreuth?
Ist man bei Euch in Germany verrückt geworden?
Eine Mail aus den USA:
In USA lächelt man nur noch über Placido Domingo, der dort auch als "Die Firma Domingo" bezeichnet wird. Greedy, gierig und trotz seiner früheren sängerischen Verdienste eine dubiose Figur, speziell als Administrator und Dirigent.
Als solcher kommt er nicht über einen kleinen Kapellmeister hinaus.
Aber er ist ja ein Aufmerksamkeitsbeschaffer und so fungiert er in Los Angeles auch als Operndirektor. Zwar ist er nie da, denn er muss ja gerade in Dubai ein Restaurant eröffnen, die unsägliche Catherine Jenkins unterstützen oder ewig widerlegte Lügen in Interviews wiederholen, wie er habe die meisten Rollen in der Geschichte der Oper gesungen.
Nota bene: Die meisten Tenorrollen sang Andreas Dippel, ein deutscher Sänger, aus Kassel gebürtig, der von 1890-!908 an der Met 400 Vorstellungen sang, deutsches und italienisches Fach und nachweislich 162 Tenorrollen sang, später Co-Chef der Met war neben Gatti-Casazzi und danach seine eigene Opernschule und Truppe gründete.
Doch auf LA's Opera-Seite gibt es noch immer Angaben, die auf allen anderen Foren längst getilgt sind weil sie Lügen darstellen. Wiki wiederholt diese nicht mehr und auch das Kennedy Center of Performing Arts hat sie getilgt.
Und so einen wollen sie in Bayreuth dirigieren lassen. Man kann auf vielfältige Weise den Verstand verlieren.
Noch etwas zur Altersfälschung:
Übrigens Domingo wurde am 15. 1. 1934 in Madrid geboren, nicht am 21. 1. 1941.
Es gab in einer Wiener Zeitung auch eine fake Geburtsurkunde, die er lancierte. Auf die angesprochen redete er sich sehr merkwürdig heraus. Nach seinen Angaben von geb. 1941 muss er in Tel AViv, wo er mit Marta Domingo geb. 1935 engagiert war 1962/63 schon 12 Riesenrollen singen müssen unter anderem Radames (mit 21 und 22); insgesamt über 200 Vorstellungen sang er nachweislich dort. Selbst mit 27 oder 28 die er zu der Zeit war, war das schon ein Hammer gewesen.
Er hat zwei Pässe, den echten spanischen, den niemand zu Gesicht bekommt, den falschen mexikanischen ... dort kriegt man ja ja alles
1994 feierte er heimlich seinen 60. in New York. Ich weiß es von jemandem, der dabei war. John Smith 26.7.2017
ES ROLLEN KEINE MILLIONEN
Placido Domingos Aida-Welt-Tournee ist geplatzt
Die KASSA wird nicht klingeln - dumm gelaufen für die Investoren
Natürlich kann Placido Domingo rein rechtlich gesehen für die geplatzte Aida-Tournee nicht zur Verantwortung gezogen werden. Er sollte sich aber dennoch fragen, ob er seine Partner tatsächlich wirtschaftlich durchleuchten hat lassen – oder ob ihm das völlig egal war – Hauptsache die Kassa klingelt.
Ja, es ist zumutbar, sich über seine Geschäftspartner zu erkundigen. Selbst in meinem finanziell überschaubaren geschäftlichen Umfeld war das eine Selbstverständlichkeit, die Geschäftspartner sind nach Bonität eingestuft – danach richten sich die Zahlungsmodalitäten – und nicht einmal habe ich auf ein lukrativ scheinendes Angebot verzichtet. Es klingt arrogant, aber eigentlich habe ich meist in wenigen Sekunden gewusst, ob ich mit jemandem zusammenarbeiten will oder nicht. Es gibt ihn, den „Geschäftsadel“ – auch wenn er schon sehr aus der Mode gekommen ist. Ich habe mit der Muttermilch eingesogen, dass ich für das, womit ich mit meinem Namen bürge, geradezustehen habe, ohne auf das Recht zu pochen!
Kaum jemand hätte sich für dieses „Aida-Spektakel“ interessiert, hätte nicht Placido Domingo mit seinem Namen (scheinbar) gebürgt. 90 Orchestermusiker, 150 Chorsänger, 85 Ballett-Tänzer und mehr als 500 Statisten: Als im Herbst 2016 die „Aida-Welttournee mit Plácido Domingo“ angekündigt wurde, wurde geklotzt und nicht gekleckert. Zum Glück gab es zunächst nur Karten für zwei Spielorte – Gelsenkirchen und München, was für für eine Welttournee noch ein überschaubares Angebot darstellt.
Doch das Sängerangebot konnte sich sehen lassen: Stars wie Erwin Schrott als Ramphis, Kristin Lewis als Aida, Violeta Urmana als Amneris und Roberto Alagna als Radames klangen verlockend. Diese Künstler vertrauten darauf, dass der große Placido die für ein Geschäft unbedingt nötige Sorgfalt hat walten lassen. Hat er nicht, wie man sieht. Wem soll man nun vertrauen? P.D. sicher nicht mehr!
Anton Cupak 16.6.2017
DIE SZENE BRAUCHT MANUEL BRUG
Ein Kritiker im Haßgewitter der Kaufmann Fans
Manuel Brug polarisiert und provoziert. Täte er das nicht, wäre er ein Anonymus wie viele „Graue Mäuse“ in der Journalistenzunft. Gegner werfen ihm Schwarz-Weiss-Malerei vor, gemeint ist, dass er nur vernichtend urteilen oder überschwänglich loben kann.
Mit Jonas Kaufmann hat sich Brug nun ein „Opfer“ gesucht, das ihm weitere Aufmerksamkeit, weitere Kritik an seiner Person garantiert. Egal wie man zu Herrn Kaufmann steht, solche „Typen“ wie ihn braucht die Opernwelt. Wir leben in einer Zeit der Superstars, die Medien fordern stets neues „Material“. Es mag menschenverachtend klingen, aber die Künstler sind für die Medien „Material“.
Journalisten wiederum brauchen Reibebäume – und es ergibt wenig Sinn, sich an „kleinen Nummern“ zu reiben. Unter diesem Aspekt muss man auch die Schreibweise des Herrn Brug sehen, dass er sich wirklich um Jonas Kaufmann Sorgen macht, nehme ich ihm nicht ab.
Jonas Kaufmann wird hoffentlich selbst wissen, was er sich zumuten kann, die Ratschläge des Herrn Brug brauchen ihn nicht zu interessieren. Den Schmeicheleien seiner Anhänger sollte er aber auch nicht trauen. Ein wirklich guter Ratgeber ist gefragt, nur wo findet man heute einen Menschen, der nicht zuerst an den eigenen Vorteil, das eigene Geschäft denkt.
Anton Cupak 16.3.2017
Hintergrund-Info für Nicht-Kaufmann-Fans:
Jonas Kaufmann: Vorsicht, bissiger Tenor !
Andrea Chenier: Sind die schönen Tage schon vorbei
Jetzt singt er wieder, Gott sei Dank
OTELLO Düsseldorf
Epileptiker müssen draußen bleiben !
Am Eingang der Deutschen Oper am Rhein steht ein Schild, welches darauf hinweist, dass bei der einleitenden Sturmszene von Verdis „Otello“ Stroboskop-Licht eingesetzt wird. Menschen mit Neigung zur Epilepsie seien also gewarnt. Was machen nun aber diese armen Leute? Wird man sie später einlassen oder gar erst in der Pause zum zweiten Akt? Die gesundheitlich ungefährdeten Opernbesucher freuen sich hingegen vermutlich: das wird Oper doch wohl mal richtig spannend. Nix davon in MICHAEL THALHEIMERS Inszenierung, welche im Februar dieses Jahres bereits an der Opera Vlaandern Gent heraus kam…
Und das alles an einem Haus, wo noch vor kurzem ein umstrittender TANNHÄUSER mit drastischen KZ-Bildern schon direkt nach der Premiere vom Intendanten C. Meyer abgesetzt wurde, nicht wegen der harrschen Kritik der altvorderen Wagnerianer, sondern weil es (vorgeblich) einigen Premieren-Besuchern schlecht geworden war in der Opernaufführung.
Ich wäre nicht ich, wenn mich der Hinweis für Epileptiker besonders interessieren würde. Speziell was man damit erreichen wollte. Sollen die Menschen nun draußen bleiben? Sollen sie ganz auf den ersten Akt verzichten? Hätte man da nicht eine andere Lösung als das Stroboskop-Licht gefunden?
Anton Cupak 9.10.16