Bat out of Hell
Meat Loaf Musical kommt nach Düsseldorf
Im Januar diesen Jahres verstarb mit Meat Loaf einer der erfolgreichsten amerikanischen Rocksänger der letzten Jahrzehnte. Unvergessen sind Hits wie „I´d Do Anything for Love“, „It´s All Coming Back to Me Now“ und weitere großartige Songs, viele davon aus der Feder des Komponisten Jim Steinman. Zusammen schufen sie im Jahr 1977 das Album „Bat out of Hell“, welches bis heute mit mehr als 43 Millionen verkauften Kopien zu den meistverkauften Alben aller Zeiten zählt. Zwei weitere Alben folgten in den Jahren 1993 und 2006, bei letzterem war Jim Steinman allerdings nur noch mit einigen Songs vertreten. Aus den unzähligen Hits dieser drei Alben, ergänzt um einige wenige neue Songs, entstand vor einigen Jahren ein Musical (Uraufführung: 17.02.2017 in Manchester), welches trotz relativ dürftiger Story erstaunlich rund wirkt. Dies mag sicherlich auch daran liegen, dass bereits die damaligen Alben als entsprechende Konzeptalben veröffentlicht wurden.
Nun kommt dieses Musical, in dem opulente Rocksongs auf gefühlvolle Balladen treffen, erstmals in der englischsprachigen Originalversion für wenige Wochen nach Deutschland. In aller Regel finden Sie, liebe Leser, hier beim Opernfreund keine separaten Ankündigungen. In diesem Fall ist „Bat out of Hell“ aber schon etwas besonderes, auf dass sich im Bereich großer Musicalproduktionen ausnahmsweise (!) separat hinzuweisen lohnt. Darüber hinaus traf die Corona-Pandemie einen Veranstalter wie die Mehr-BB Entertainment besonders hart, da großen Musical-Touren nicht mehr machbar waren. Umso schöner, dass man nun mit diesem ganz besonderem Stück vom 20. Dezember 2022 bis zum 04. Januar 2023 exklusiv in Deutschland ins Düsseldorfer Capitol Theater kommen wird. Somit scheint endlich der Moment gekommen, um beim Thema großer englischer Musical-Produktionen genau dort anzuknüpfen, wo man im Frühjahr 2020 unfreiwillig in eine lange Auszeit gehen musste. Weitere Informationen zum Musical unter https://www.batoutofhellmusical.com/.
Markus Lamers, 20.09.2022,
Foto: Chris Davis Studio
Erich Kästner
Drei Männer im Schnee
Wer kennt nicht Erich Kästners heiteren Roman „Drei Männer im Schnee“, in dem es um das Miteinander von Menschen und ihre Macken, vor allem aber um eine Männerfreundschaft, um das kleine Glück und um die große Liebe geht. Jahr für Jahr flimmert um die Weihnachtszeit die kongeniale Verfilmung der charmanten Komödie von Kurt Hoffmann aus dem Jahr 1955 über die Bildschirme der Nation, auch durch die einzigartige Rollen-Besetzung eine Elle, an der sich spätere Aufführungen seither messen lassen müssen. Der gutmütige und zugegeben etwas exzentrische Geheimrat Tobler, Besitzer der nach ihm benannten berühmten Tobler-Werke, ein Millionär notabene (polternd sympathisch Christof Düro), will die Menschen studieren. Deshalb beteiligt er sich unter dem Pseudonym Eduard Schulze an einem Preisausschreiben seiner eigenen Firma – und gewinnt den zweiten Preis: Einen zehntägigen Aufenthalt in einem Grandhotel in den Alpen, wo er zum Ensetzen von Hausdame Kunkel (resolut: Ute Stein) und Diener Johann zu erleben gedenkt, wie die Menschen in der piekfeinen Luxusherberge auf einen armen Schlucker wie Schulze reagieren.
Und er erlebt es… Doch er fährt nicht allein, denn sein Diener Johann Kesselhut (ein Komiker von Rang, großartig in seiner steifen Unsicherheit: Michael Schäfer) muß mit und im Hotel einen wohlhabenden Reeder spielen. Natürlich wird man sich nicht kennen. Den ersten Preis hat der trotz großer Fähigkeiten arbeitslose Dr. Fritz Hagedorn (ein Schwiegermutter-Schwarm: Fabian Goedecke) gewonnen, tatsächlich ein armer Schlucker. Weil nun aber Toblers Tochter Hilde (liebenswert: Kerstin Bruhn), um dem Vater in die Parade zu fahren, dem Hotel den heimlichen Tip gegeben hat, ein Millionär steige als verkappter Hungerleider ab, wird Hagedorn für den Millionär gehalten, vom Hoteldirektor (grandios hochmütig und ein wundervoller Komödiant: Volker Konrad) hofiert und von Society Ladies (Christiane Hecker und Michaela Klarwein) umschwärmt. Tobler/Schulze hingegen erfährt jede böswillige Erniedrigung durch den Hotelchef und den Portier Polter (herrlich verschlagen: Stefan Leonard). Schulze und Hagedorn lernen sich sehr bald kennen und mögen, halten zusammen, um den Snobs Paroli zu bieten und ziehen den vermeintlichen Reeder Kesselhut ins Komplott.
Nach allerlei Verwirrung und Verwechslung, Spaß und Intrigenspiel gibt es schließlich das zu erwartende Happyend für Fritz und Hilde und den berühmten Schlußgag, als Geheimrat Tobler das Hotel kaufen will. Die Düsseldorfer „Komödie in der Steinstraße“ gastierte auf Ihrer Tournee mit ihrer Inszenierung von „Drei Männer im Schnee“ am vergangenen Freitagabend auch im Remscheider Teo Otto Theater. Die Stimmung im nahezu ausverkauften Saal des traumhaft schön restaurierten 50er-Jahre-Hauses war von Anfang an aufgeräumt, das Publikum spürte sogleich die außerordentliche Qualität der Inszenierung und öffnete sich der humorvoll-turbulenten Handlung. Die hatte Fabian Goedecke mit leichter Hand und stimmiger Besetzung und zurückhaltend effektvoll so elegant in Szene gesetzt, daß jeder der Charaktere des Bühnengeschehens als Mensch und nicht nur als Figur vermittelt wurde. Sogar die „Bösen“ blieben eben menschlich und bekamen ihre Sympathie und Lacher, die Protagonisten, eben unsere drei Männer im Schnee, sowieso. Und der völlig entspannten Lacher gab es dank engagiertem Spiel, straffer Handlung, Verzicht auf Klamauk und gekonntem Extemporé reichlich – und Szenenapplaus in Serie.
Das Gelingen hatte sicher auch seinen Grund darin, daß Fabian Goedeke nicht den Versuch unternahm, die Film-Charaktere von 1955 - Paul Dahlke, Claus Biederstaedt, Günther Lüders (vor allem den), Margarete Haagen, Nicole Heesters - zu kopieeren. Das Vergnügen der Zuschauer war quasi mit Händen zu greifen, selten spürt man so viel Empathie für Handlung und Personal. Nachdem die Lachtränen aus den Augenwinkeln gewischt sind vergebe ich an die Aufführung gerne unser Prädikat, den Musenkuß. Weitere Informationen und Termine: www.komoedie-steinstrasse.de/
Fotos © Peter Bocklage
Frank Becker, 27.2.2020
Besonderen Dank an unsere Freunde von den MUSENBLÄTTERN
credits
Eine Aufführung der Komödie Steinstraße Düsseldorf
Regie: Fabian Goedecke – Bühne: + Kostüme: NN - Fotos: Peter Bocklage
Besetzung: Fabian Goedecke (Dr. Fritz Hagedorn) - Michael Schäfer (Johann Kesselhut) - Christof Düro (Geheimrat Tobler) - Volker Conradt (Direktor Kühne) - Stefan Leonard (Portier Polter) - Kerstin Bruhn (Hilde Tobler) - Ute Stein (Frau Kunkel) - Christiane Hecker (Frau Mallebré) - Michaela Klarwein (Frau Casprius)
Unbedingter OPERNFREUND DVD TIPP !
Der ewige Klassiker ist unverwüstlich und in der Originalversion von 1955 mit den legendären Paul Dahlke: Geheimrat Eduard Schlüter (alias Schulze), Günther Lüders: Diener Johann Kesselhut und Claus Biederstaed. Ein MUST HAVE LOOKED FILM, der auch beim zehnten Mal anschauen noch Spaß macht.
Immerhin hat Kästner selbst das Drehbuch verfasst. 1974 gab es ein Remake (Regisseur Alfred Vohrer), welches aber nicht annähernd an das unvergessliche Original heranreicht.
Der Film wurde vom 10. Februar bis Mitte März 1955 im Ringfilm-Studio und im Atelier der Wien-Film in Wien produziert. Die Außenaufnahmen entstanden in Kitzbühel[2] und Umgebung. Die Welturaufführung erfolgte am 30. Juni 1955 bei den V. Internationalen Filmfestspielen Berlin, bevor der Film erstmals am 14. Juli 1955 im Ufa-Palast in Köln in die Kinos kam. (Wikipedia). Seit Jahren gehört es bei uns dieser Film zum Weihnachtsritual - ähnlich dem Diner for one zu Silvester. Peter Bilsing 27.2,
BERLIN BERLIN
Uraufführung: Admiralspalast Berlin - 19.12.2019
besuchte Vorstellung: Capitol Theater Düsseldorf - 04.02.2020
Tanz auf dem Vulkan
Am 19. Dezember 2019 feierte die Revue „Berlin Berlin“ im Admiralspalast ihre Weltpremiere. Nach weiteren Stationen in München und Köln, von denen man bereits sehr positive Dinge vernahm, hieß es nun am 04. Februar 2020 auch in Düsseldorf „Willkommen im brodelnden Kosmos der goldenen 20er Jahre.“ Der Admiral, ein charismatischer Conférencier nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in die Vergangenheit, als in Berlin trotz Wirtschaftskrise die Vergnügungslust ihren Höhepunkt erreichte. Mit „Puttin‘ on the Ritz“ startet die Show gleich schwungvoll und mit großem Ensemble. Autor und Regisseur Christoph Biermeier gelingt es mit dieser Show an die Traditionen der großen Revuen im Berliner Admiralspalast anzuknüpfen. So werden die einzelnen Nummern auch nur durch einen kleinen roten Faden zusammengehalten, indem sich der sympathische Kutte sich um eine Stelle im Palast bewirbt und so einen Einblick in das Geschehen dort erhält. Da wären z. B. Kurt Weil und Bertolt Brecht, bei denen die Premiere der Dreigroschenoper kurz bevorsteht oder die noch recht unbekannte Marlene Dietrich, die vor einem Casting steht, welches Ihr Leben komplett verändern wird. Als bereits etablierte Stars treten Josephine Baker, die Comedian Harmonists oder die Skandaltänzerin Anita Berber auf. Dazu gibt es immer wieder große Show- und Ensemble-Szenen für die Matt Cole sehr schöne Choreografien entworfen hat. Dazu spielt das achtköpfige Berlin-Orchestra unter der musikalischen Leitung Jeff Frohner sehr schwungvoll und meistert die vielen verschiedenen musikalischen Einflüsse der 20er Jahre ganz wundervoll.
Auch die Darsteller sind hervorragend besetzt, allen voran Sophia Euskirchen als Anita Berber, ihre Version von „Cabaret“ gegen Ende des ersten Aktes ist zum dahinschmelzen, viel besser hat man diesen Song selten gehört. Als Admiral leitet Martin Bermoser mit dem typischen Berliner Charme durch den Abend, was ihm als gebürtigen Österreicher sehr gut gelingt. Bleibenden Eindruck hinterlässt auch Sebastian Prange als Kutte, der für den humorvollen Teil des Abends zuständig ist, was ihm mit viel Spielfreude an diesem Abend bestens gelingt. Dabei gerät der „Lachfoxtrott“ vielleicht auch zu einem kleinen Highlight des Abends. Als Marlene Dietrich überzeugt Nina Janke die Zuschauer ebenso wie Dominique Jackson als Josephine Baker. Auch das komplette Ensemble weiß zu gefallen und rundet den personellen Teil mehr als nur zufriedenstellend ab. Musical Supervisor Gary Hickeson gelingt bei der Titelauswahl ein bunter Querschnitt durch die Musik des Jahrzehntes, welche überraschend breit aufgestellt ist. Neben Musik von Paul Abraham, den bekannten Hits von Marlene Dietrich oder den Comedian Harmonists erwartet den Zuschauer u. a. auch „Minnie The Moocher“, „Anything Goes“ oder ein Gastspiel des Ensembles vom „Weißen Rössl“.
Im zweiten Teil unterbricht dann der aufkeimende Nationalsozialismus jäh die Partystimmung, was von der Inszenierung sehr stark umgesetzt wurde. Zuerst gab es nur Zwischenrufe eines Nazis aus dem Publikumsraum, der sich lautstark zu Wort meldet. Hier ahnt man als Zuschauer schon, dass es kein gutes Ende nehmen wird. Und so hängt am Ende eben auch eine riesige Hakenkreuzfahne im Admiralspalast unter der die Darsteller lediglich als Schatten dargestellt „Irgendwo auf der Welt“ singen, ein sehr beklemmender Moment, der stark inszeniert gerade in der aktuellen Lage zum Nachdenken anregen sollte. Damit der Zuschauer aber doch noch etwas besser gelaunt aus dem Saal entlassen wird, darf der sympathische Kutte nochmal etwas Optimismus verbreiten, was ihm auch sehr gut gelingt. Hier hat man einen würdigen Abschluss eines schönen Theaterabends gefunden, der noch lange in Erinnerung bleiben wird. Unter der Musik aus der TV-Serie „Babylon Berlin“ klingt der Abend dann auch musikalisch perfekt aus.
Wer an diesem Wochenende noch nichts vor hat, dem sei ein spontaner Besuch der Show in Düsseldorf ans Herz gelegt. Vom 11.02. bis 16.02.2020 ist „Berlin Berlin“ dann in Hamburg zu sehen, bevor die Tour vorläufig zwischen dem 18.02. und 23.02.2020 im Theaterhaus Stuttgart ihr Ende finden wird. Wer etwas langfristiger planen möchte, auf Grund des großen Erfolges sind auch bereits jetzt Tickets für eine weitere Aufführungsserie vom 15.12.2020 bis zum 03.01.2021 im Berliner Admiralspalast erhältlich.
Markus Lamers, 06.02.2020
Bilder: © Jens Hauer
Flashdance – Das Musical
Capitol Theater Düsseldorf, Premiere: 10.10.2018
„What a feeling!“
Mit dem Musical „Flashdance“ feierte die schwedische Entertainment- und Produktionsgesellschaft „2entertain“ am 20. September 2018 im Hamburger Mehr! Theater ihren Markteintritt in Deutschland. Am vergangenen Mittwoch fand nun die Premiere im Düsseldorfer Capitol Theater statt, wo das Stück bis zum 21. Oktober 2018 gastieren wird, weitere Stationen in Salzburg, Bremen, Frankfurt, Wien, Bamberg, Berlin, Mannheim und Hannover folgen. Soweit zu den örtlichen Gegebenheiten, versetzen wir uns nun zurück in die 80er Jahre, die Zeit in der die bekannte Filmvorlage entstand. Die junge Schweißerin Alexandra „Alex“ Owens hat viele Träume, vor allem aber will sie Unabhängigkeit erlangen und ihre große Liebe finden. Doch auch die Aufnahme an der Shipley Tanzakademie in Pittsburgh steht bei ihr auf der Liste der Träume. Daher jobbt sie abends nach der harten Arbeit in der Fabrik noch als Tänzerin in der benachbarten Bar „Harrys“. Doch die Auftritte sind mehr als nur bloßer Broterwerb, hier kann sie ihre Leidenschaft für das Tanzen ausleben. Durch eine Affäre mit ihrem Chef Nick Hurley nehmen die Dinge plötzlich Fahrt auf, doch wohin geht die Reise? Auch wenn das vermeintliche Happy End in diesem „Feel-Good-Musical“ bereits von Anfang an feststeht, entwickelt sich bis dahin doch eine ereignisreiche Liebesbeziehung mit einigen Höhen und Tiefen. Und auch ihre alte Tanzlehrerin Hannah hat im entscheidenden Moment großen Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse.
Im Juli 2008, ziemlich genau 25 Jahre nach dem Film fand im Royal Theatre Plymouth die Weltpremiere der Musicalversion statt, die nun als modernisierte Fassung auch in Deutschland zu sehen ist. Dabei bietet dieses Musical alles, was man in diesem Genre erwarten darf, von großen Chorszenen bis zu hinreißenden Balladen, meist poppig und rockig, hin und wieder aber auch durchaus mal gefühlvoll leise. Bis auf die bekannten Klassiker „Flashdance – What a Feeling“, „Gloria“, „I love Rock’n Roll“ oder „Maniac“ wurde das Stück komplett ins Deutsche übersetzt, wobei die Übersetzung von Anja Hauptmann bei Sprech- und Songtexten eine gute Figur abgibt. Auch wenn das Stück vor der Pause stellenweise noch etwas vor sich hinplätschert - alles ist zwar sehr nett anzusehen, aber irgendwie will der Funke noch nicht so recht überspringen - ändert sich dies nach der Pause schlagartig. Hier nimmt die Inszenierung richtig Fahrt auf und weiß zu begeistern. Auch die Musik von Robbie Roth weiß in den eigens für das Musical komponierten Werken zu gefallen. Ein echter Hingucker sind die glasklaren Videoprojektionen, die man in einer derartigen Qualität selten gesehen hat und die das tourtaugliche Bühnenbild von Andreas Bini veredeln.
Hier wirkt nichts billig, im Gegenteil, 5 Sattelschlepper transportieren die Bühne und das Equipment der Tour und allein die Einbauten, die unter die Theaterdecke montiert werden wiegen rund 11 Tonnen. Sehr beindruckend auch, auf welche Weise eine Schwebebühne immer wieder integriert wird und wie alles mit der Lichttechnik von Palle Palmé harmoniert. Die gesamte Inszenierung von Anders Albien kommt flott daher und die Choreographien von Jennie Widegren wissen zu gefallen. Oskar Johansson liefert den passenden Sound für die Show, welcher von einer Band live gespielt wird, im kommerziellen Theater heute auch nicht mehr selbstverständlich. Sehr nett in diesem Zusammenhang auch die Kameraschwenks über die Musiker auf der großen Videowand ganz am Ende nach dem Schlussapplaus.
In der Hauptrolle der Alex zeigt Ann Sopie Dürmeyer echtes Musicaltalent. Dass bei einer ehemaligen Teilnehmerin am Eurovision Song Contest der Gesang „sitzt“ darf erwartet werden, doch auch im Schauspiel kann sie durchaus überzeugen, was nicht immer der Fall ist. Ihr zur Seite steht der langjährige Musicaldarsteller Sasha Di Capri als Nick Hurley. Schön auch zu hören, dass beide Stimmen in den Duetten gut harmonieren. Regina Venus gibt eine liebenswerte Hannah, Joachim Kaiser einen nicht minder liebenswerten Harry.
Auch Alex Freundinnen Gloria (Claudia Artner), Kiki (Ira Theofanidis) und Tess (Olivia Kate Ward) wissen zu gefallen, Tanja Rübcke glänzt in der Rolle der Altenpflegerin Louise und gibt nebenbei noch die Schuldirektorin Ms, Wilde. Abgerundet werden die Solisten durch Michael Sattler als zwielichtiger Barbesitzer C.C. und Konstantin Busack als (rollenbedingt) nicht witziger Comedian Jimmy. Für alle Darsteller gab es noch während der Schlussnummer stehende Ovationen, das erlebt man selbst bei Premieren auch nicht allzu oft.
Insgesamt gelingt „2entertain“ mit Flashdance ein sehr gelungener Einstand in den sicherlich nicht einfachen Markt der hochwertigen kommerziellen Musicaltouren, hier darf man gespannt sein auf zukünftige Projekte, aber erstmal soll es auch 2019 mit Flashdance weitergehen, ein Besuch lohnt sich.
Markus Lamers, 13.10.2018
Bilder: © Morris Mac Matzen Photography – Nadja Schweiwiller
David Bowie
LAZARUS
DE 3.2.2018 im Schauspielhaus
David Bowies Seelenflug
Interssanter WDR Link
Nur rund einen Monat vor David Bowies Tod fand im Dezember 2015 am New Yorker Off-Broadway vor nur rund 200 Zuschauern die Premiere seines letzten Werkes statt. Das Musical Lazarus entwickelte Bowie, zu dieser Zeit schon schwer krank, zusammen mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh. Herausgekommen ist hierbei ein ebenso poetisches verrätseltes wie auch gelegentlich verwirrendes Werk. Die Handlung knüpft hierbei an den Film „Der Mann der vom Himmel fiel“ aus dem Jahre 1976 an, in dem David Bowie seinerzeit selbst die Rolle des Thomas Jerome Newton verkörperte. Auf der Suche nach Wasser für seinen Heimatplaneten war der Außerirdische Newton auf der Erde gelandet, verliebte sich hier in die schöne Mary Lou, plante seine Rückkehr in die Heimat und zerbrach schließlich an der Kälte der Menschheit. Das Musical beginnt nun damit, dass Newton noch immer auf der Erde weilt. Nach einem steilen Karriereaufstieg hat sich Newton inzwischen in seine Villa zurückgezogen.
Äußerlich nicht gealtert, da Außerirdische in der hier verwendeten Form ähnlich den Vampiren unsterblich sind. Und genau hier liegt das Problem, Newton wird von den Dämonen seiner Vergangenheit gequält, die er mit Alkohol ertränken will. Er sehnt sich zunehmend nach Erlösung und einer Rückkehr in seine Heimat. Als plötzlich ein junges Mädchen in sein Leben tritt, ebenso wie er offenbar eine verlorene Seele, schöpft er neue Hoffnung, dass sie ihm den Traum der Heimkehr erfüllen kann. Doch was ist noch Realität und was ist nur Einbildung, die Grenze zwischen inneren und äußeren Bildern verschwimmt im Verlaufe des Stückes immer mehr und es entwickelt sich daraus der „Seelenflug eines zwischen Leben und Tod schwebenden Rockstar-Aliens“. Insbesondere der Zusammenhang zu Bowies eigenem bevorstehenden Tod, öffnet hier einen breiten Spielraum für diverse Interpretationen dieses sehr sehenswerten Stück Musiktheater in dem eigens komponierte Songs auf große Bowie-Klassiker in einem neuen Gewand treffen.
Dem sich unter Generalintendant Wilfried Schulz trotz der derzeit widrigen Umstände in der Landeshauptstadt hervorragend entwickelnden Düsseldorfer Schauspielhaus gelang es nun, sich die Rechte für die deutschsprachige Erstaufführung dieses Musicals zu sichern. Für die Regie konnte hierbei kein geringerer als Matthias Hartmann gewonnen werden. Ein echter Glücksfall, was sich im Laufe des Abends zeigen sollte, denn Hartmann gelingt eine spannende und dichte Inszenierung, dieses durchaus teilweise wirr wirkenden Stoffes. Zusammen mit Bühnenbildner Volker Hintermeier und den Videodesignern Stephan Komitsch und Roman Kuskowski lässt er das Stück vor allem in Newtons Wohnzimmer spielen, welches in Form einer Rakete gebaut ist. Auf den beiden großen Videowänden rechts und links werden durch die im Stück eigensetzte Livekamera grandiose Bilder gezaubert. Eine weitere kleinere Videowand kann im Kreis rund um das Wohnzimmer auf der unteren Ebene fahren und so immer wieder neue Räume schaffen. Fabelhaft, denn allein die Regie und Videoprojektionen wären einen Besuch in der „Baustelle Düsseldorfer Schauspielhaus“ wert.
Doch auch die musikalische Darbietung kann vollends überzeugen. Mit dem Norweger Hans Petter Melø Dahl hat man einen Hauptdarsteller verpflichten können, der Bowie sogar recht ähnlichsieht, mit einer perfekten Aussprache der deutschen Texte überzeugt und gesanglich trotz Bronchitis am Premierenabend eine hervorragende Leistung abliefert. In weiteren wichtigen Rollen stehen im Lieke Hoppe als „Girl“, André Kaczmarczyk als Todesengel Valentine und Rosa Enskat als Newtons Angestellte Elly zur Seite. Sie überzeugen wie das gesamte restliche Ensemble und lassen so Bowies Musik lebendig werden. Unter der musikalischen Leitung von Heinz Hox spielt die achtköpfige Band ebenfalls zur vollsten Zufriedenheit, sehr schön hierbei auch die Regie-Umsetzung das bei einzelnen Instrumentensoli die Musiker ganz besonders „ins rechte Licht“ gerückt werden.
Insgesamt bietet Lazarus einen interessanten Theaterabend bei dem die gut zwei Stunden ohne Pause nicht nur gut unterhalten sondern auch zum Nachdenken und Diskutieren anregen auch wenn oder gerade weil einige Dinge in diesem Werk nicht oder nicht leicht verständlich daherkommen. Prädikat, sehenswert. Dies fand auch das Premierenpublikum im aus allen Nähten platzenden Schauspielhaus und spendete einen sehr langen und enthusiastischen Applaus für alle Beteiligten.
Markus Lamers, 04.02.2018
Fotos: © Lucie Jansch