SARZANA
www.sarzanaoperafestival.com/
CAVALLERIA RUSTICANA
Fortezza Firmafede 23.6.15
In der Kleinstadt Sarzana, die an der Grenze zwischen Ligurien und der Toskana liegt, gibt es seit über zehn Jahren einen Gesangswettbewerb, der Spyros Argiris gewidmet ist, dem mit 48 Jahren viel zu früh verstorbenen griechischen Dirigenten, der sich nicht nur beim Festival von Spoleto einen Namen gemacht hatte.
Wie so oft in Italien kommt hier das private Engagement ins Spiel: „Il Loggiato“, eine über die Region hinaus bekannte Konditorei in einem historischen Palast, wird von zwei Schwestern geführt, deren Herz für die Kultur und vor allem die Musik schlägt. Mit ihrer Unterstützung (die sich auch auf die Verköstigung der mit dem Wettbewerb befassten Personen erstreckt) kann der Gesangswettbewerb jedes Jahr abgewickelt und auch um begleitende Programme erweitert werden.
Heuer gab es eine konzertante Wiedergabe von Mascagnis Welterfolg, der in solchem Ausmaß bekanntlich sein einziger bleiben sollte. Die Fortezza/Festung liegt im Gegensatz zu den meisten ihrer Gefährtinnen nicht auf einem Hügel, sondern gegen den Stadtrand zu. Sie ist von beeindruckender Größe und in bester baulicher Verfassung. Die Vorstellung fand in ihrem großen Hof, der rund 900 Zuschauer aufnimmt, statt und wird von der Organisation, zusammen mit der Stadtregierung, Einwohnern wie Touristen gratis angeboten. So hätte es noch mehr Zuhörer geben können, hätte der Platz gereicht.
Am Pult des Orchestra „Giacomo Puccini“ (das in Torre Del Lago zu spielen pflegt) stand Matteo Beltrami, der einmal mehr bewies, dass sein Repertoire über die Belcanto-Opern, für deren Interpretation er bekannt ist, weit hinaus geht und vorführte, wie man eine, besser DIE Oper des Verismo spielen lassen kann, ohne Phonstärken des Orchesters zu überschreiten. Man hörte eine sauber gespielte, mitreißende, aber nie vulgäre Interpretation des Werks.
Bei diesen Vorstellungen sollen junge Künstler, die nach Möglichkeit schon in den vorhergegangenen Jahren im Wettbewerb aufgefallen waren, die Chance haben, neben arrivierten Sängern aufzutreten. Star des Abends war diesmal Walter Fraccaro, der über das verfügt, was man unter Brüdern als „Röhre“ zu bezeichnen pflegt. Ich hatte Gelegenheit, Fraccaro am Vortag in den Klavierproben und am Aufführungstag zwei Stunden vor der Vorstellung in der Generalprobe immer voll aussingend zu hören – ein starker Eindruck, der in diesem Repertoire sicher sein perfektes Echo findet. Patrizia Patelmo, die aus persönlichen Gründen eine sehr schöne Karriere (u.a. Azucena in Bregenz) unterbrochen hatte, nahm nun ihre Laufbahn wieder auf. Sie überzeugte vor allem durch eine hochemotionale, auch mimisch jederzeit überzeugende Interpretation, während der Stimme eine gewisse Schrille anhaftete. Mit schönem Mezzo gefiel Cinzia Chiarini als kokette Lola, während Alessio Potestio (Alfio) mit Nervosität und daraus resultierenden falschen Einsätzen kämpfte. Sehr schön erklang der dunkle Mezzo von Sofio Janelidze, die ich gern in einer größeren Rolle wieder hören würde.
So sieht's also aus in Italien: Viva l'energia privata!
Eva Pleus 29.6.15
Bild matteobeltrami.com