DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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www.waldbuehne-heldritt.de

 

 

Die Sommeroperette Heldritt 2022 schwelgt in Nostalgie und lässt eine alte Filmoperette wieder neu erblühen

Die Drei von der Tankstelle

Heldritt bringt im Zeichen von Corona die Neuinszenierung einer wunderschönen, kleinen unterhaltsamen Sommererfrischung. Das Publikum im fast ausverkauften Rund spart nicht mit langanhaltendem begeistertem Applaus.

Premiere am 12. August 2022

besuchte Vorstellung am 14. August 2022

Nachdem in Heldritt im letzten Jahr ein sensationeller „Salon Pitzelberger“ und eine hervorragende „Die schöne Galathée“ vor etwas enttäuschenden Zuschauerzahlen aufgeführt worden war, hat man sich auch in diesem Jahr für die etwas kleinere Variante entschieden, denn der Virus ist noch nicht vorbei. Für mich heute noch nicht nachvollziehbar, dass die letztjährigen Zuschauerzahlen so gering waren, dass man ein Defizit erreicht hat, was durch den Sonderfond des Bundes wenigstens soweit aufgefangen werden konnte, dass letztendlich die Bilanz ausgeglichen war. Verdient hätten sich die beiden kleinen Einakter und das wundervolle Ensemble auf jeden Fall ein ausverkauftes Haus.

Dies erwartete mich beim diesjährigen Besuch. In der besuchten Vorstellung war fast kein Platz mehr frei und es war ein einmaliges Erlebnis, vor allem zu erleben, wie die Künstler hier wieder einmal vor vollem Haus beweisen konnten, was eine kleine Bühne auf die Beine stellen kann. Leuchtende Augen beim Publikum, aber vor allem bei allen Beteiligten von Seiten der Sommeroperette Heldritt, die endlich den verdienten Lohn für ihre Arbeit, jedenfalls am heutigen Nachmittag, voll einfahren konnten.

Ich gebe gerne zu, dass ich im Vorfeld der Entscheidung für das diesjährige Stück einige Zweifel beim Intendant und Vorsitzenden der Coburger Operettenfreunde, Harald Wurmsdobler angebracht habe. Ich dachte, dass man aus dem alten Spielfilm von 1930 mit Lilian Harvey, Heinz Rühmann und Willi Fritsch keine mitreißende musikalische Aufführung machen kann, die das Publikum, welches momentan ja sowieso schon etwas zurückhaltend agiert, in Scharen zur Waldbühne lockt. Ich gebe gerne zu, dass ich mich getäuscht habe. Man hat ein mehr als unterhaltsames, abwechslungsreiches, schmissiges Spiel mit einer Vielzahl von bekannten Melodien auf die Bühne gezaubert und das Publikum hat das Wagnis voll honoriert. Die bekanntesten Weisen dürften sein: „Ein Freund, ein guter Freund“, „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“, „Irgendwo auf der Welt“, „Lieber guter Herr Gerichtsvollzieher (Lied vom Kuckuck)“, „Du bist das süßeste Mädel der Welt“, „Erst kommt ein großes Fragezeichen“, „Hallo, du süße Frau, fahr nicht allein“ und viele andere.

Wieder mit einer überschaubaren Sängerschar, einem gerade mal siebenköpfigen Orchester, die aber aufgetrumpft haben, als wenn sie die dreifache Anzahl im Orchester dabei hätten und wie immer in Heldritt mit einem Einsatz, der weit über das normale Maß hinausgeht, wo jeder jedem hilft, wo unzählige Arbeitsstunden eingesetzt werden, ohne nach dem Entgelt zu fragen, mit einer riesengroßen Begeisterung und Freude für die Sache.

 

Harald Wurmsdobler - Christian-Andreas Engelhardt - Tobias Engelhardt

Die Heldritter Vereine, wie z. B. der Gesangsverein, der Obst- und Gartenbauverein, die Feuerwehr usw. bieten vor der Vorstellung und in der Pause aus der Region kulinarische Köstlichkeiten aller Art an, diesmal zu meiner Freunde und zum Leidwesen meiner Figur auch wieder die schmackhaften Coburger Bratwürste. Wir haben kräftig zugelangt an Speisen und Getränken, alles angeboten von ehrenamtlichen Mitgliedern, die auch eine familiäre Atmosphäre entstehen lassen, die es sonst bei keiner vergleichbaren Aufführungsstätte in dieser Form gibt.

Friedhelm Wölfert hat die technische Leitung und ist verantwortlich für den Bühnenaufbau. Es ist einfach nur toll, was er - mit seinem Team - hier aufgebaut hat. Unzählige Arbeitsstunden und man merkt die Liebe zum Detail und man merkt das Herzblut, das in all diesen Arbeiten steckt. Teamarbeit, bei welcher jeder jedem hilft und zupackt, ja, das ist das Erfolgsgeheimnis von Heldritt, das jedes Jahr aus neue solche wunderschönen Aufführungen ermöglicht. Die Maske liegt in den Händen von Claudia Schleicher und sie hat aus geringsten Möglichkeiten optimalstes geschaffen. Für die Schneiderei und die Ankleidung, die stimmig, passend und schön anzusehen ausgefallen ist, zeichnet Tanja Morgenroth verantwortlich. Optimal werden Licht und Ton von Florian Hornung beigesteuert. Die Choreographie hat der in Heldritt wohlbekannte in Wetzlar geborene Jan Reimitz übernommen und bei ihm merkt man einfach den Könner, bei der Einstudierung der tänzerischen Abläufe und der kompletten künstlerischen Gestaltung.

Regie bei dem munteren Treiben führt Rita Lucia Schneider, die auch als Frau Dr. Kalmus und Edith von Turoff im Stück auftritt - und das macht sie ausgezeichnet, ohne Fehl und Tadel. Die Regie-Assistenz liegt bei ebenfalls erneut bei Dominique Dietel. Für die Ausstattung und das Kostümbild zeichnet Tobias Engelhardt verantwortlich, der auch als Willi eine Hauptrolle und noch dazu die des erfolgreichen Liebhabers im Stück hat.

Wer, als der Meister des Taktstocks, der in Nürnberg geborene Reinhard Schmidt, könnte die musikalische Leitung innehaben. Er ist in Heldritt eine Institution, er hat im kleinen Finger mehr Musikalität wie andere in der ganzen Hand und seine ungeheure Erfahrung kommt dem Dirigat mehr als zu Gute. Er ist der Ruhepol im musikalischen Geschehen, er leitet sein siebenköpfiges Orchester gefühlvoll, einfühlsam, energisch, aber auch gleichzeitig zurückhaltend. Dann, wenn er seine Mannschaft etwas zurücknimmt, um den Sängern etwas mehr Raum, etwas mehr Luft zu geben. Immer ist er Herr der Lage, immer voller Leidenschaft und Feuer, voll konzentriert und immer am Ball. Natürlich zeichnet er für die komplette musikalische Einrichtung und Instrumentation verantwortlich. Eine erneut mehr als bemerkenswerte Leistung von ihm, dem musikalischen Grand Seigneur, genau wie seine sieben Musiker, die oben über der Bühne alles geben und sich voll hineinhängen. Voller Freude, wieder einmal vor ausverkauftem Haus zu spielen und diese Spielfreude merkt man jedem einzelnen an. Die beeindruckenden Weisen werden von lediglich sieben Musikern wiedergegeben und sie haben es sich mehr als verdient, dass man sie in dieser Rezension einzeln würdigt. An der Violine Beatrix Seidlitz, die Flöte wird von Angelika Stirner-Ebert gespielt, Klarinette und Saxophon übernimmt Ina Siegelin, das Violoncello spielt Ulrike Marie Gossel und den Kontrabass übernimmt Ulrich Giebelhausen. Zu seinem Leidwesen ist er in diesem Jahr nicht mehr der Hahn im Korb, denn Daniel Ostermann am Schlagzeug, übernimmt den zweiten männlichen Part.

 

Julia Domke - Harald Wurmsdobler

Das Ganze wurde von der Regisseurin Rita Lucia Schneider total umgeschrieben, mit neuen Texten versehen, ein bisschen auf Öko getrimmt und stellt so im Prinzip eine „Welt-Uraufführung“ dar, die wir in Heldritt erleben dürfen. Die Energiekrise kommt ins Spiel, auf die Bühne fährt man mit Elektrorollern und einiges mehr. Alles ist zwar nicht unbedingt notwendig, jedenfalls aus meiner Sicht, schadet dem ganzen aber auch nicht und fügt sich recht gut ins Spielgeschehen ein. Rita Lucia Schneider hat demzufolge eine völlig neue Fassung von „Die Drei von der Tankstelle“ geschrieben.

Die Geschichte der kleinen musikalischen Filmrevue oder auch Filmoperette von Werner Richard Heymann ist schnell erzählt. Drei junge Burschen betreiben zu dritt eine Tankstelle. Einer der Freunde, Kurt, hat diese von seinem Onkel vererbt bekommen (so in der neuen Fassung). Sie sind richtig gute Freunde geworden und teilen die Arbeit unter sich auf, wobei der Arbeitseinsatz untereinander recht unterschiedlich ist, so wie die jeweiligen Eigenarten der Drei. Willi, ein Erfinder, der vieles – auch manches unnütze – entwickelt und immer versucht am Puls der Zeit zu sein, Hans, der Aufwiegler, der Revolutionär, der gerne auch einmal etwas selbstgedrehtes raucht, was er auch gleich selbst anpflanzt und Kurt, der vornehme Adelige, der glaubt über allen Dingen zu stehen und sich auch eigentlich für etwas Besseres hält. Durch Schlamperei und nicht bezahlte Rechnungen droht Ihnen die Pleite und der Konkurs der Tankstelle. In diesem Moment kommt eine reiche, etwas verwöhnte, aber entzückende junge Dame vorbei und freundet sich mit den dreien an, wobei keiner weiß, dass sie auch die anderen kennengelernt hat. Bei einem Fest ihres sehr reichen Vaters treffen alle aufeinander, es gibt eine zünftige Rauferei unter den Freunden, die Freundschaft droht zu zerbrechen. Aber das süße Mädel renkt alles wieder ein, einem der Dreien ist sie besonders zugetan und die Tankstelle wird vom Papa übernommen, besser entschuldet und von den dreien, die wieder Freunde geworden sind, weiter betrieben.

 

Christian-Andreas Engelhardt - Tobias Engelhardt - Harald Wurmsdobler - Julia Domke

Als Lilian Coßmann weiß sich die blutjunge Sopranistin Julia Domke gut in Szene zu setzen. Mit klarem, stimmschönem, weichem und ausdrucksstarkem Sopran kann sie das „süßeste Mädel der Welt“ adäquat verkörpern und nicht nur die Herzen der drei jungen Herren gewinnen. Ihren Papa wickelt sie sowieso um den Finger. Vor allem auch darstellerisch macht sie eine sehr gute Figur und bietet insgesamt eine mehr als rollendeckende ausgezeichnete Leistung. Ihr Papa, Herr Coßmann, wird von dem in Wilhelmshaven geborenen Bariton Michel Mrosek dargestellt (der auch gleichzeitig in die Rolle des Herrn Mondschein schlüpft). Sowohl darstellerisch, als auch vor allem stimmlich, mit einem wohlklingendem, voluminösem, kraftvollem und durchschlagendem Bariton versehen, weiß er mehr als zu punkten. Zum sogenannten Energie-Themenpark hält er eine große feurige Rede zur Energiewende und zum Klimaschutz, mit der Aufforderung am Schluss, seinen Fernseher doch mit einem Hometrainer zu betreiben, das heißt den Strom per Fußarbeit selbst zu überzeugen. Das Publikum spendete hier viel Beifall. Seine Bühnenpräsenz ist greifbar und alles in allem eine mehr als überzeugende Leistung. Als seine Lebensgefährtin Edith von Turoff (ebenso wie als mehr als energische Anwältin Frau Dr. Kalmus) weiß die in Wien geborene Rita Lucia Schneider Ausrufungszeichen zu setzen. Neben ihrer beeindruckenden Regiearbeit, zeigt sie mit ihrem sehr schönen, vollen, runden, aufblühenden und ausdrucksstarken Mezzosopran, dass sie mehr als beeindrucken kann. Als sie dann in der Rolle der Anwältin singend durch die Reihen geht und den Herren über die Wangen und Köpfe streicht, ist vor Begeisterung kein Halten mehr.

 

Harald Wurmsdobler-Michael Mrosek-Tobias Engelhardt-Julia Domke-Rita Lucia Schneider - Christian-Andreas Engelhardt 

Als Kurt, dem blaublütigen der drei Freunde, tritt der Intendant der Sommeroperette Heldritt auf, der in Münzkirchen, in Oberösterreich geborene Tenor Harald Wurmsdobler. Mit warmem, ausdrucksvollem, beweglichem und stimmschönem Tenor haucht er der Rolle als blasiertem Adeligen Leben ein. Dass er daneben natürlich auch darstellerisch aus dem Vollen schöpft und seine Figur geradezu zelebriert, brauche ich wohl erst gar nicht zu erwähnen. Er ist die Seele der Sommeroperette und dies merkt man auch. Wie jedes Jahr freut man sich auf seinen Auftritt, Künstlerblut ist etwas, was in den Adern rollt und was man nicht kaufen oder erlernen kann. Der in Coburg geborene Tenor Christian-Andreas Engelhardt ist kurzfristig als Hans eingesprungen und kann mit seinem kraftvollem, durchschlagskräftigem Tenor überzeugen. Seine Rolle als haschbesessener Revolutionär, der mit Kampfplakaten auf die Straße geht, füllt er mehr als aus. Wieder einmal eine ganz tolle Leistung. Vor allem bemerkenswert ist auch, dass hier nun beide Brüder in einer Hauptrolle zusammen auftreten. Denn der ebenfalls geborene Coburger Tenor Tobias Engelhardt ist in der Rolle des Technikfreaks, des etwas vergeistigten Tüftlers und Bastlers Willi zu erleben. Und er, der sonst eigentlich mehr in kleineren, vor allem spaßigen humorvollen Rollen zu sehen ist, zeigt mit der Partie des Willi, der schließlich das süßeste Mädel der Welt gewinnen kann, eindrucksvoll seine Fähigkeiten. Gesanglich, wie immer, mit klarem schlankem weichem Tenor versehen, kann er, vor allem auch darstellerisch, noch eine große Schippe zulegen. Bei ihm merkt man immer wieder, dass ihn die Bretter, die die Welt bedeuten nicht loslassen – und das ist mehr als gut so. Als Radfahrer und als Chauffeur vervollständigt Andreas Truckenbrodt einwandfrei die Riege der Darsteller.

Wieder einmal ist Heldritt ein Erlebnis, ein Gesamtkunstwerk, ich wünsche weiterhin alles erdenklich Gute und eine tolle Entscheidung für die Operette 2023 – und da hoffe ich, dass sich die Waldbühne wieder füllt und möglichst viele den Weg nach Heldritt finden. Die Sommeroperette Heldritt hat es mehr als verdient.

 

Manfred Drescher 17.08.22  

Bilder (c) Yvonne Bamberg/Alexander Grubert, Bild 2 und 3 Friedhelm Wölfert

Bild 4 Eigenaufnahme (c) Der Opernfreund

 

 

Die Sommeroperette Heldritt übertrifft sich selbst

Tolle „Die Schöne Galathee“ und sensationellen „Salon Pitzelberger“

 

Die beiden Operetteneinakter bringen die Glücklichen, die eine Karte bekommen haben zum Kochen – Operette und Darstellung vom Feinsten, so wird die Operette ewig leben.

Premiere am 13. August 2021, besuchte Vorstellung am 15. August 2021

Ein bisschen traurig war ich schon, aber der furchtbare Virus kennt keine Gnade und statt der erhofften Operette „Das Land des Lächelns“ wurden zwei kleine Operetteneinakter angeboten, einmal von Franz von Suppé „Die schöne Galathee“ und von Jaques Offenbach der „Salon Pitzelberger“. Beides Stücke, die man auf der Bühne leider kaum mehr findet. 2006 wurden sie bereits einmal in Heldritt aufgeführt, es ist in diesem Jahr somit die erste Wiederholung einer Aufführung auf der wunderschönen Waldbühne. Wir waren mit 57 Freunden nach Heldritt gefahren, ausgehungert nach Liveerlebnissen, seit weit über 1 Jahr nur Operette aus der Konserve, und da nahmen wir auch die Programmänderung gerne in Kauf. Wir nahmen auch in Kauf, dass wir alle im Bus mit Maske sitzen mussten, warum war uns unklar, warum haben wir uns denn dann alle impfen lassen, denn im Bus saßen nur doppelt geimpfte Freunde? Aber unser Sonnenkönig ist halt nicht gerade ein großer Verfechter für die Kultur. Ich habe es bis heute nicht verstanden, warum zigtausende im Fußballstadion ohne Maske, schreiend, brüllend und schwitzend sitzen dürfen, natürlich ohne Maske, dass Tausende Demonstranten masken- und abstandlos durch die Straßen ziehen können und wir Musikliebhaber in einem Freilufttheater mit etwa 800 Plätzen, gerade mal mit knapp 250 Freunden sitzen dürfen. Den Blick nach vorn, der Musik lauschend, kein Schreien, kein Toben, lediglich am Schluss frenetisch applaudierend, aber dazu gleich mehr. Ich kann so etwas einfach mit dem Verstand nicht nachvollziehen. Der Intendant und Vorsitzende der Coburger Operettenfreunde, Harald Wurmsdobler hat sich mit seiner tollen Mannschaft getraut, trotz aller Unbilden diese zwei Einakter aufzuführen. Mit überschaubarer Sängerschar, mit stark verkleinertem Orchester, aber mit furchtbar viel Herzblut, Einsatz, weit über das normale hinaus, Begeisterung und einfach die Freude, endlich wieder vor Publikum und seien die Zahlen noch so überschaubar, zu spielen. Die ortsansässigen Vereine unter der Leitung des Vorsitzenden des Heimatvereins Heldritt, der auch die Technische Leitung innehat, Friedhelm Wölfert, haben unzählige Stunden in ehrenamtlicher Arbeit geleistet um ihr Publikum endlich wieder live mit Operette verwöhnen zu können. Man kann den Frauen und Männern für ihren selbstlosen, weit über jede Vorstellung hinausreichenden Einsatz, nur vielmals danken, aber, dieser Einsatz hat sich mehr als gelohnt.

 

 

Galathee/Pitzelberger-Reinhard Schmidt

 

Der Heimatverein bietet auch wieder vor der Vorstellung und in der Pause aus der Region kulinarische Köstlichkeiten aller Art an, Corona bedingt leider mit einem eingeschränkten Angebot, so mussten wir auf die schmackhaften Coburger Bratwürste leider verzichten (und hoffen auf nächstes Jahr), haben uns aber an den anderen Speisen und Getränken gütlich getan – auch dies alles angeboten in ehrenamtlicher Mithilfe. Dieses ganze Flair, welches an Freunde unter Freunden erinnert, ist einfach nicht aus Heldritt wegzudenken und wir haben tüchtig zugelangt. Und bei allem achtet man penibel auf alle Hygienevorschriften – und Maßnahmen, die die Verantwortlichen nicht zu vertreten haben, die sie aber einhalten müssen, um überhaupt spielen zu dürfen. Wie gesagt, hier ist leider kein großer Fußballverein, bei dem nicht so genau hingeschaut wird. Die Lobby der Kunst ist leider gering und gerade in diesem Bereich wird so vieles geleistet und vollbracht. Die Proben wurden durch tägliche Tests verschönt, alles um mögliche Ansteckungen zu verhindern.

Die beiden Einakter werden in Eigenarbeit auf die Bühne gebracht, Rita Lucia Schneider, die als Ganymed und Madame Balandard in beiden Stücken auftritt führt Regie – und das macht sie ausgezeichnet, Regie-Assistenz liegt bei Dominique Dietel. Für die Ausstattung und das Produktionsdesign zeichnet Tobias Engelhardt verantwortlich, der auch als Butler Brösel einen umwerfenden Auftritt in „Salon Pitzelberger“ hat, Harald Wurmsdobler ist überall zu finden, tritt auch in beiden Stücken als Solist auf. Friedhelm Wölfert mit seinem Team ist an allen Stellen erreichbar, packt zu, wo es notwendig ist, erklärt, erläutert, schuftet. Teamarbeit, ja, das ist das Erfolgsgeheimnis für das Zustandekommen dieser beiden Operetten Kleinodien. Die Maske liegt in den Händen von Ingrid Heinze und Claudia Schleicher und sie haben aus den geringen Möglichkeiten erstaunliches gemacht. Für die Schneiderei und die Ankleidung, die für die Verhältnisse opulent und sehr hübsch ausgefallen sind, zeichnet Tanja Morgenroth verantwortlich.

Die musikalische Leitung liegt in den mehr als erfahrenen Händen von Reinhard Schmidt, über den noch etwas zu sagen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Er ist eine der tragenden Säulen, immer ansprechbar, immer im vollen Einsatz, immer seine Damen mit einem Herrn gefühlvoll durch die Partitur leitend, immer am Ball, immer voller Feuer, immer voller Leidenschaft, immer Herr der musikalischen Lage. Er ist auch verantwortlich für die gesamte musikalische Einrichtung und die Instrumentation - und dass er dabei auch die Tasten des Klaviers virtuos bedient, sei nur am Rande erwähnt. Wie immer eine bewundernswerte Leistung von ihm, ebenso wie seine sechs weiteren Musiker alles geben, und das ist einiges. Man merkt ihnen richtig die Spielfreude an und die Erleichterung nach den Monaten der „stillen Zeit“ endlich wieder ihr Publikum begeistern zu können. Man kann sich kaum vorstellen, dass aus dem Orchesterraum, über der Bühne, der Klang von lediglich sieben Musikern kommt. Einfach toll und deswegen will ich auch diese wunderbaren Musiker einzeln vorstellen, denn sie haben es sich redlich verdient, bei all der Leidenschaft und all dem Einsatz, den sie hier bringen. An der 1. Violine Betrix Seidlitz, die 2. Violine wird von Gerda von Wechmar gespielt, die Viola von Annemarie Birckner, die Flöte von Angelika Stirner-Ebert und das Cello von Ulrike Marie Gossel. Der Hahn im Korb ist natürlich am Kontrabass Ulrich Giebelhausen. Alle verschmelzen mit ihrem Leiter zu einer homogenen Einheit und machen die Aufführungen zu einem Erlebnis.

 

 

Galathee- Anna Voshege, Martin Shalita, Harald Wurmsdobler, Rita Lucia Schneider

„Die schöne Galathée“

Die Geschichte des kleinen musikalischen Meisterwerks von Franz von Suppé ist schnell erzählt. Pygmalion, ein junger begabter Bildhauer, hat neben vielen anderen Dingen auch die Statue der schönen Galathée erschaffen, die er aber um keinen Preis der Welt verkaufen will, da er sich in sie verliebt hat. Mydas, ein reicher Kunstliebhaber, will sie um jeden Preis haben und Ganymed, der Diener Pygmalions erfreut sich seines Lebens. Als Pygmalion zu den Göttern fleht, der Statue doch Leben einzuhauchen, wird er erhört. Die schöne Galathée erwacht, und nach kurzen Augenblicken wird sie zum Inbegriff der fordernden, am liebsten alles gleichzeitig besitzenden Frau. Sie möchte alles haben, bekommen, flirtet mit allen drei Herren der Schöpfung, lässt sich von jedem beschenken, spielt eigentlich jeden gegen den anderen aus, lässt sich mit Geschmeide umgeben und wird so fordernd, dass Pygmalion in seiner Verzweiflung den Wunsch an die Götter richtet, sie doch wieder zu Stein zu machen, was ihm auch gewährt wird. Und so sind eigentlich alle wieder zufrieden und Pygmalion kann seine erneut zu Stein gewordene Galathée verkaufen – die Welt ist wieder in Ordnung. Musikalisch ist das Ganze äußerst geschickt, abwechslungsreich in Szene gesetzt und hat viele einprägsame Melodien, die den einzelnen Sängern die Möglichkeit geben entsprechend zu glänzen – und das tun sie mit voller Inbrunst.

 

 

Galathee-Harald Wurmsdobler

 

Als Galathée ist die junge australisch-deutsche Koloratursopranistin Anna Voshege in ihrem Element. Verführerisch, leidenschaftlich, mit perlendem hellem, klarem und stimmschönem Sopran, welchen sie gefühlvoll, zart und auch voller blitzender Koloraturen präsentiert, die wie Perlen in der Luft stehen, bekommt sie völlig zurecht prasselnden Applaus des Publikums. Da sie daneben auch hübsch und anziehend ist, lässt so manchen männlichen Zuschauer im Publikum von einer solchen Statue träumen – nur dürfte zu Hause eine solche Verwandlung nur schwer gelingen. Als der liebestolle Bildhauer Pygmalion präsentiert sich der in Miami, Florida geborene Tenor Martin Shalita. Er hat einen kräftigen, sehr hohen strahlenden Tenor mit einer metallisch durchschlagskräftigen Höhe, die keine Probleme zu kennen scheint. Am Anfang noch ein kleines bisschen zurückhaltend, steigert er sich von Ton zu Ton. Sein Diener Ganymed wird von der in Wien geborenen Rita Lucia Schneider gegeben, die neben einer tollen Regiearbeit auch als Mezzosopran zeigen kann, dass sie zu gesanglichen Ausbrüchen fähig ist und deren Stimme immer mehr aufblüht und sich voluminös entfalten kann. Auch vom Darstellerischen hat sie das freche Bürschchen namens Ganymed voll im Griff.

 

 

Galathee-Martin Shalita, Anna Voshege

 

Als von sich mehr als überzeugter Kunsthändler, tritt der Intendant der Sommeroperette Heldritt auf, der in Münzkirchen, in Oberösterreich geborene Tenor Harald Wurmsdobler. Er singt und spielt den geldgierigen Kunstmäzen, der sich unbedingt Galathée einverleiben möchte, mit schönem warmem und beweglichem Tenor. Sein Auftritt, mit einem Wagen auf die Bühne brausend, macht ebenfalls Furore. Darstellerisch ist er, wie immer, eine Ausnahmeerscheinung und hat im kleinen Finger mehr Künstlerblut, als so mancher im ganzen Körper. Es macht Spaß ihm zuzusehen und zuzuhören. Die kleine Operette ist insgesamt darstellerisch wie gesanglich auf einem sehr hohen Niveau und alles passt zusammen. Starker Applaus des Publikums, bevor es in die Pause geht.

"Salon Pitzelberger"

War vor der Pause das Publikum von dem kleinen Operetteneinakter mehr als angetan und spürte man auch ihre Begeisterung für diese Aufführung, so wandelte sich das nach der Pause schlagartig.

Ich bin eigentlich niemand, der mit Schlagwörtern oder Übertreibungen arbeitet, aber diese Aufführung der Operette von Jaques Offenbach war einfach nur sensationell. Ich habe in den vielen Jahren meiner Musikbesuche, und das sind schon sehr viele, ganz ganz selten eine Aufführung erlebt, die so wie aus einem Stück war, die das Publikum mitgerissen hat, die Beifallsstürme hervorgerufen und am Ende Standing Ovation geradezu provoziert hat. Ich sage es ganz unumwunden, mit dieser Aufführung hat die Sommeroperette Heldritt einen Meilenstein gesetzt, eine musikalische und darstellerische Meisterleistung, wie ich sie in dieser Form noch nicht erlebt habe. Auf der Rückfahrt in meinem Bus, war die Aussage einhellig und einstimmig, eine sensationelle Ausführung, bei der es nur schade war, dass sie nicht vor wesentlich größerem Publikum hat stattfinden können. Ich bitte meine Euphorie zu verzeihen, aber ich bin noch heute mitgerissen von dieser einmaligen, sensationellen und tollen Aufführung bei der es keinerlei Schwachpunkte gibt und bei der alles einfach nur passt.

 

 

Pitzel-Michael Mrosek

 

Doch nun erst kurz zum Inhalt. Der neureiche Herr Pitzelberger, Produzent von hochwertigem Toilettenpapier, will in seinem Haus eine Soiree geben, da er so gerne in die „höheren Kreise“ aufsteigen will, am liebsten geadelt werden möchte. Dazu hat er die Vertreter der Fürstenhäuser und weitere hochrangige Bürger zu sich in sein Haus eingeladen und die drei besten Sänger, die es momentan gibt, um in einer musikalischen Spitzenvorstellung auf den Gipfel zu gelangen. Doch Hochmut kommt vor den Fall, viele seiner Gäste sagen ab und auch das Sängertrio hat andere Verpflichtungen. In seiner Not schlägt seine Tochter Ernestine vor, dass sie, ihr Vater und ihr Freund Nicolas, den der Vater sich nicht für seine Tochter vorgestellt hat, in die Rolle der hochrangigen italienischen Sänger schlüpfen um die Situation zu retten. Und die drei legen in schönstem Italienisch, auch wenn es manchmal nicht ganz so klappt, los. Am Ende des Konzerts, welches jubelnd aufgenommen wird, bekommt Ernestine ihren Nicolas, Herr Pitzelberger ist gerettet, auch unter Hingabe der Tochter an einen aus seiner Sicht nicht Standesgemäßen und der Diener Brösel hat auch gezeigt, zu was er fähig ist, während die Gäste, die unter anderem aus der Familie Krauthofer bestehen, heftigst applaudieren. Wie dies dargeboten wird, auf höchstem gesanglichem wie darstellerischem Niveau ist einfach unbeschreiblich.

 

 

Pitzel-Martin Shalitas, Anna Voshege

 

Als Julius Pitzelberger, seines Zeichens Toilettenpapierhersteller, tritt der in Wilhelmshaven geborene Bariton Michael Mrosek auf die Bühne und er füllt sie mit jedem Zentimeter seines Körpers. Vollmundig, mit kräftigem, dennoch schlankem, voluminösem und kraftvoll zupackendem Bariton kann er das Publikum begeistern. Ebenso wie Anna Voshege als seine Tochter Ernestine, deren stimmlicher Ausdruck immer durchschlagender wird, deren Koloraturen hier noch glitzernder und perlender und wie schwebend gesetzt sind, wie vor der Pause. Es ist einfach eine Freude ihr zuzusehen und zuzuhören. Dazu Chrysodle Babylas, ihr Geliebter, der von Martin Shalitas mit durchschlagkräftigem, keinerlei Höhenschwierigkeiten kennenden und metallisch leuchtendem Tenor dargeboten wird. Eine weitere stimmliche Steigerung nach der Pause, auch wenn das fast nicht möglich erscheint, mit herrlichen wie in Stein gemeißelten Höhen ist zu bewundern. In den Duetten übertreffen sich beide und wenn das Terzett italienisch loslegt, bleibt kein Auge trocken. Darüber freuen sich besonders das Ehepaar Balandard, welches von Rita Lucia Schneider und Harald Wurmsdobler mehr als rollendeckend exzellent verkörpert wird.

 

 

Pitzel-Tobias Engelhardt

 

Und wenn man glaubt, dass hier keine Steigerung mehr möglich ist, dann hat man sich getäuscht. Als Diener Brösel ist der Coburger Tobias Engelhardt in seinem Element. Sein herrliches Couplet „Ich kann nicht alles auf einmal“ trägt er einfach nur klasse vor, begeistert damit das Publikum und dann hebt er zu einer kleinen Rede an, bei der er die Prominenz und die vermeintlich sogenannte Prominenz im Publikum „derbleckt“ und der mit seinem Humor die Bühne zum Beben und das Publikum zum wilden Applaudieren bringt. Tobias Engelhardt ist kein Komiker, nein, er ist ein Komödiant – und das ist fast ein Adelsschlag.

Und das alles wird weiterhin kongenial begleitet von Reinhard Schmidt und seinen tapferen Sechs.

Ich bitte zu entschuldigen, dass ich vielleicht etwas zu blumig formuliere, aber so einen herrlichen Einakter habe ich noch nie erlebt und das Publikum gibt stehenden Applaus uns ist restlos begeistert.

 

 

Pitzel-Martin Shalitas, Michael Mrosek, Anna Voshege

 

Nach diesem Erlebnis geht man wieder nach Haus, und es fällt schwer, wieder „herunterzukommen“ und man ärgert sich furchtbar, dass durch diese furchtbare Pandemie nur so wenige Musikliebhaber dieses Kleinod bewundern konnten. Man hätte es für die Nachwelt aufzeichnen sollen. Ein von tiefstem Herzen kommendes Dankeschön an Harald Wurmsdobler und seine gesamte Truppe, die gezeigt haben, dass man auch aus der Not und aus Einschränkungen Geniales gebären kann. Ich bin mehr als dankbar für dieses einmalige Erlebnis, welches wir hier in Heldritt hatten und wir wünschen für die Zukunft alles erdenkliche Gute und möge es mit der Pandemie schnell zu Ende gehen.

Meine Mitfahrer jedenfalls haben mir alle erklärt, dass sie im nächsten Jahr wieder dabei sein werden. Und selbst wenn es nicht alle sein werden, gibt es kaum ein größeres Lob für einen denkwürdigen musikalischen Nachmittag.

 

Manfred Drescher 21.08.21  

Bilder Sven Kaufmann

 

 

Die Sommeroperette Heldritt lässt seine Besucher trotz Corona ins Schwärmen kommen

Das Galakonzert zum 150. Geburtstag von Franz Lehár „Gold & Silber“ zeigt, dass die wunderbare kleine Waldbühne in Heldritt seine Besucher auch in schweren Zeiten begeistern kann.

 

Besuchte Vorstellung am 15. August 2020 am Nachmittag

 

Eigentlich wollte ich an diesem sonnigen und warmen Samstagnachmittag mit 50 Freunden in der Waldbühne sitzen und zum Lehár-Geburtstag die Operette „Das Land des Lächelns“ genießen. Die fürchterliche Corona-Pandemie hat dies verhindert, so wie weitere sieben Opern- und Operettenfahrten, die ich in diesem Jahr absagen oder umbuchen musste, ohne zu wissen, wie es nächstes Jahr aussehen wird. Eine fürchterliche „stille“ Zeit, die gerade für die kulturellen Veranstaltungen zum Waterloo geworden ist. Viele kleine Bühnen, die keine großen staatlichen Subventionen bekommen, viele Künstler, die nicht an großen Häusern engagiert sind, kämpfen zur Zeit um ihr Überleben und wir können alle nur hoffen, dass diese Plage so bald wie möglich vorbei sein möge. Der noch junge Verein „Coburger Operetten-Freunde e.V.“, geleitet von dem umtriebigen und rührigen Harald Wurmsdobler, will es nicht einfach hinnehmen, dass in diesem Jahr die Operette in Heldritt schweigt. Mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept, vielen ehrenamtlichen Helfern mit der Liebe zur Musik und zur Waldbühne und dem Angebot von vier Konzerten vom 14. bis 16. August trotzt man dem Virus. Die ansässigen Vereine unter Leitung von Friedhelm Wölfert arbeiten ohne Pause um dies zu bewerkstelligen. Eine Auslastung bei den Zuschauern von gerade mal 25% muss man hinnehmen, wohl wissend, dass man damit keine schwarzen Zahlen schreiben kann. Aber man will präsent sein, man will zeigen, dass man auch unter diesen widrigen Umständen Freude verbreiten kann. Und dies ist überreich gelungen. Für den Rezensenten sind die äußerst strengen Auflagen, die die Sommeroperette nicht zu verantworten hat, nicht ganz nachvollziehbar, obwohl natürlich der Schutz der Besucher (und der Künstler) an erster Stelle stehen muss. Aber, warum man nicht wenigstens verteilt im Zuschauerraum die Hälfte der Plätze anbieten kann, erschließt sich mir nicht. Hier sitzen Musikfreunde, den Kopf nach vorne, der Musik lauschend, sie reden nicht, unterhalten sich nicht und die Ansteckungsgefahr ist im Freien ja von Natur aus wesentlich geringer. Bei Demonstrationen, Corona Partys und ähnlichem sind teilweise tausende von Menschen ohne Abstand und ohne Mund- und Nasenschutz eng beieinander, mit riesigem Ansteckungspotential – und hier schaut man von den Behörden teilweise zu, weil man sich scheinbar nicht traut, entsprechend hart durchzugreifen. Drei Abende mit kompletter Kontrolle und je 150€ Strafe bei den Unmengen an Verstößen, würde diesen Spuk schnell im Keim ersticken. Aber, was solls, sind wir froh, vier wunderschöne Konzerte erleben zu können. Auch lukullische Schmankerl werden von den Ehrenamtlichen angeboten, ganz lieben Dank dafür, auch wenn ich auf viele Köstlichkeiten in diesem Jahr verständlicherweise verzichten muss.

 

Claus J. Frankl

 

Die Pressesprecherin des Vereins, Frau Friederike Möbus begrüßt das Publikum, erläutert einige der Hygienemaßnahmen und man merkt ihr mit jeder Faser an, wie sie sich freut, wenn auch in abgespeckter Form, die Bühne für die wunderbaren Klänge der Operette freizugeben.

Das Orchester, welches anders wie sonst, direkt auf der Bühne platziert ist, ist ebenso wie die Zuschauerränge abgespeckt. In einer geraden Linie mit entsprechendem Abstand finden sich hier die Musiker ein. Unter der bewährten, einfühlsamen und mitreißenden Führung des in Nürnberg geborenen Reinhard Schmidt, diesmal nur am Piano, der in seinem kleinen Finger mehr Musikalität besitzt als viele andere und der auch für die musikalische Gesamtleitung verantwortlich ist, und mehr Feuer besitzt wie so mancher jüngerer Kollege, spielen Gerda von Wechmar, Violine, Ulrike Maria Gossett, Violoncello, Ulrich Giebelhausen, Kontrabass und Sabine Reissenweber-Dotterweich, Flöte. Und sie spielen hervorragend und sind auf jeden Fall eine musikalische Bereicherung und vor allen Dingen wesentlich schlagkräftiger und melodiöser als wenn nur eine Klavierbegleitung stattgefunden hätte. Und man merkt ihnen auch an, wie froh sie sind, wieder vor einem Publikum live spielen zu dürfen und das Publikum merkt das auch und spendet reichlichen Applaus.

Und dann haben die vier Operettenkonzerte einen weiteren hochkarätigen Pluspunkt. Als Moderator, Sänger und Entertainer hat man den in Bayreuth geborenen Claus J. Frankl gewinnen können. Mit fundiertem Hintergrundwissen, erheiternden Bonmots, charmanten und kurzweiligen Überleitungen hält er alles zusammen, auch gesanglich setzt er etliche Pluspunkte, ist Mittelpunkt und immer auf der Höhe des Geschehens. Er findet für alles die richtigen Worte, mit gründlichem Wissen, aber auch mit entsprechender witziger und kurzweiliger Überleitung bringt er als Allroundkünstler die Zuhörer auf seine Seite. Ich habe über ihn bei anderer Gelegenheit einmal gesagt: „Hier merkt man, dass mit ihm ein Vollblutkomödiant, ein Vollblutsänger, ein Vollblutregisseur, einfach eine „Wunderwaffe“ der Operette auf der Bühne steht.“ Zusammen mit Harald Wurmsdobler und Reinhard Schmidt hat er auch das Konzept der vier Galakonzerte entwickelt.

Mit Franz Lehár beginnt das Konzert, die „Fünferkapelle“ spielt als Ouvertüre aus dem Walzer „Gold und Silber“. Zwar etwas dünn, aber sehr beeindruckend, schmissig, gefühlvoll, mitreißend, auf alle Fälle wesentlich besser, als wenn es nur eine Klavierbegleitung gegeben hätte. Mit dem Auftrittslied des Barinkay aus der Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauss, betritt der in Coburg geborene und sein 25jähriges Bühnenjubiläum feiernde Tenor Christian-Andreas Engelhardt die Bühne und man merkt ihm an, dass er hier ein Heimspiel hat. Mit durchschlagskräftigem baritonal gefärbtem und höhensicherem Tenor weiß er sein Publikum, vor allem das weibliche, sofort auf seine Seite zu ziehen. Ohne jede Mühe bewältigt er die nicht allzu leichte Arie und erntet prasselnden Beifall für eine exzellente Leistung.

 

Christian Engelhardt

 

Dann wieder Franz Lehár mit der Operette „Wo die Lerche singt“. Aus der leider etwas in Vergessenheit geratenen, jedoch wunderschönen Operette, singt die aus Wiesbaden stammende Sopranistin Nicola Becht das Entréelied der Margit „Durch die weiten Felder“. Und wie sie es singt! Mit aufblühendem klarem, warmem Sopran, der keinerlei Höhenschwierigkeiten kennt und der problemlos alle Klippen der Arie meistert, erntet sie starken Beifall, dass sie daneben auch optisch beeindruckt, sei mit erwähnt. Man kann sich in den Wohllaut ihrer Stimme richtig hineinfallen lassen. Aus der gleichen Operette dann der aus Wilhelmshaven stammende Bariton Michael Mrosek. Mit vollmundigem, prächtigem, stimmschönem, kräftigem und vollmundigem Bariton weiß er die Zuschauer zu begeistern. Aus „Wiener Frauen“, ebenfalls eine etwas vernachlässigte Operette Lehárs, zelebriert Claus J. Frankl dann den Nechledil-Marsch, einst ein Paradecouplet von Alexander Girardi. Und er reißt mit seiner Gestaltung das anwesende Publikum mit, welches bei jeder Musiknummer voll dabei ist. Man merkt richtig, wie ausgehungert das Publikum durch die bisher fehlende musikalische Livedarstellung ist. Die aus Wien stammende Mezzosopranistin Rita Lucia Schneider gestaltet dann das Couplet des Ganymed aus der Operette von Franz von Suppé „Die schöne Galathée“. Lustig, quirlig, selbstironisch und mitreißend wirbelt sie über die Bühne und verzaubert mit ihrer wohlklingenden vollen Stimme, mit einem warmen Timbre und einem schauspielerischen Talent, welches dieser Rolle mehr als zugutekommt.

Aus der „Graf von Luxemburg“ von Franz Lehár dann das wunderschöne Duett „Lieber Freund man greift nicht nach den Sternen“. Hier fließen die Stimmen von Nicola Becht und Christian A. Engelhardt ineinander und verschmelzen miteinander. Gut aufeinander eingestimmt und abgestimmt, lassen sie ihre beiden Stimmen in höchster Präzision ertönen, die Stimmen passen auch hervorragend zusammen und bescheren einen prasselnden Beifall, den sich die beiden redlich verdient haben. Das Duett „Geh ‘n wir ins Chambre séparée“ aus „Der Opernball“ von Richard Heuberger wird von Rita Lucia Schneider und der in Augsburg geborenen Sopranistin Elke Kottmair gestaltet. Rita Lucia Schneider mit ihrem weichen, warmen und vollmundigen Mezzo trifft auf Elke Kottmair, die einen wunderschönen, klaren silbrigen Sopran ihr Eigen nennt, der weich und stimmschön zu bezaubern weiß. Auch Elke Kottmair kann ein Jubiläum feiern, nämlich 20 Jahre Waldbühne Heldritt.

 

Harald Wurmsdobler

 

Dann betritt der in Münzkirchen in Oberösterreich zur Welt gekommene Tenor Harald Wurmsdobler die Bretter, die die Welt bedeuten. Er, die treibende Kraft hinter der Wiederbelebung der Operette auf der Waldbühne in Heldritt und dem Glücksfall, dass wenigstens diese vier Konzerte auf der Waldbühne zum Erklingen gebracht werden, er stellt sich mit dem Auftrittslied des Danilo aus Lehárs „Die lustige Witwe“ vor. „Da geh ich ins Maxim“, betont er und besingt die Damen, die ihn umschwärmen. Dass er natürlich auch eine aktuelle Strophe zum Coronageschehen beiträgt und am Schluss mit Maske vor dem Publikum steht, ist logisch. Publikumswirksam setzt er seinen geschmeidigen, leichten, warmen, stimmschönen, zurückhaltenden, schlanken, dennoch durchschlagskräftigen Tenor ein. Er besticht nicht unbedingt mit Kraft, aber mit sehr viel Gefühl und erlebt auch einen Beifallssturm des Publikums. Eine ausgesprochene Spielbegabung ist ihm ebenfalls noch in die Wiege gelegt worden, sodass er rundum überzeugt und beim Publikum toll ankommt. Dann kommt ein weiterer Höhepunkt des ersten Teils des Konzerts. Zart, einfühlsam und gefühlvoll mit schönem vollmundigem Sopran zelebriert Elke Kottmair das Viljalied aus der gleichnamigen Operette. Verzückt summt das Publikum, denn Mitsingen ist streng untersagt, im Refrain mit und macht dieses gefühlvolle Lied zu einem Highlight, die Künstlerin wird mit Applaus überhäuft. Eine wunderschöne Leistung. Zum Schluss das gesamte Ensemble mit dem Marschlied „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“ auch aus der gleichen Operette. Zuerst die Männer und dann die Frauen, die betonen, dass auch das Studium der Männer nicht leicht sei. Schmissig, fetzig dargeboten, die Füße müssen einfach unweigerlich mitwippen. Danach geht man wohlgelaunt mit Maske bedeckt in die kurze Pause, immer auf Abstand bedacht. Und unter den Masken summt der ein oder andere Besucher die Melodien nach und alle sind fröhlich und auch glücklich, endlich wieder Liveoperette – und wie!

 

Elke Kottmair und Nicola Becht

 

Elke Kottmair und Harald Wurmsdobler beginnen nach der Pause mit dem Duett „Mädel klein, Mädel fein“ aus dem Lehárschen „Der Graf von Luxemburg“. Gut aufeinander eingestimmt und abgestimmt, beide Stimmen passen exzellent zusammen und beide schwelgen in diesem kleinen lustigen Ausflug, stimmlich ohne Fehl und Tadel, darstellerisch sowieso. Ein toller Einstieg in den zweiten Teil. Rita Lucia Schneider gestaltet dann aus der gleichnamigen Operette das Couplet der Gräfin Kokozow „Alles mit Ruhe genießen“ und sie macht dies ausgezeichnet, beeindruckend und herrlich blasiert. An dieser Gestaltung des Couplets hat man einfach nur seine helle Freude. Danach mit „Einkäufe machen“ aus Millöckers „Der Bettelstudent“ Elke Kottmair, Nicola Becht, Rita Lucia Schneider und Michael Mrosek. Sie lassen den Spaziergang mit viel Hunger und viel Entsagung richtiggehend bildlich auf der Bühne erscheinen. Aufeinander toll abgestimmt, stimmlich alles gegeben und beim Publikum alles gewonnen. Von Franz Lehár dann das Lied des Baron Reiger aus der Operette „Die blaue Mazur“, ebenfalls ein Werk, dass seit vielen Jahren zu Unrecht kaum mehr gespielt wird und so langsam, wie z.B. in Baden bei Wien, wieder auf die Bühne zurückgeholt wird. „Verrauscht sind längst der Jugend Zeiten“ sinniert vollmundig mit kräftigem durchschlagendem gefühlvollem und warmem Bariton Michael Mrosek. Da möchte man gerne mehr daraus hören. Dann aus der Lehároperette „Eva“, auch ein Werk, welches zu Unrecht etwas verschwunden ist, das Lied der Eva „Wär ‘es auch nichts als ein Augenblick“ welches gefühlvoll, einfühlsam und beeindruckend von Elke Kottmair dargeboten wird.

 

Tobias Engelhardt und Claus J. Frankl

 

Und dann kommt der auch in Coburg aufgewachsene Tobias Engelhardt mit einem Marschlied aus der Metropol-Revue von Paul Lincke „Donnerwetter – tadellos“. Er reißt das Publikum mit einer zackigen und rassigen Gestaltung mit, voller Feuer, voller Elan. Eine komödiantische Meisterleistung, die auch stimmlich voll einschlägt. Er überzeugt das voll mitgehende Publikum so, dass es zu wahren Applausorgien kommt. Als dann zum Ende sich auch noch Claus J. Frankl dazugesellt und beide den  Marsch gemeinsam beenden, ist beim Publikum kein Halten mehr, andauernder tosender Applaus. Und danach ein weiteres Highlight, von Willy Engel-Berger und Fritz Löhner-Beda bringt Claus J. Frankl den Kabarett-Schlager für Klavier und Gesang „In der Bar zum Krokodil“. Und noch einmal kann er seine Ausnahmestellung in diesem Bereich demonstrieren und das Publikum mehr als beeindrucken. Danach, damit man sich etwas beruhigen kann, wird von Giacomo Puccini aus seiner Oper „Die Schwalbe“ die Arie der Magda von Nicola Becht dargeboten. Mit strahlenden Spitzentönen, wie in die Luft gemeißelt, kann sie mit einer mehr als ausgezeichneten Leistung das Publikum begeistern, ein Publikum welches einen Höhepunkt nach dem anderen erlebt. Dann das Richard Tauber-Lied aus Lehárs „Friederike“ „Oh Mädchen, mein Mädchen wie lieb ich dich“, strahlend, stimmschön, mit durchschlagkräftigem und wohlgefälligem Tenor von Christian A. Engelhardt dargeboten. Eine tolle Leistung. Harald Wurmsdobler bringt dann mit dem gesamten Ensemble aus der „Lustigen Witwe“ das Finale des 2. Aktes, „Es waren zwei Königskinder“ und alle geben nochmals ihr Bestes. Begeisterter Applaus, der Zugaben förmlich herausfordert. Christian A. Engelhardt zeigt mit „Dein ist mein ganzes Herz“ eindrucksvoll, was wir alle hoffentlich im nächsten Jahr in „Das Land des Lächelns“ zu erwarten haben, Kraftvoll, mit stählernen Spitzentönen und geschmeidiger Mittellage begeistert er erneut.

 

Nicola Becht-Elke Kottmair-Rita Lucia Schneider-Tobias Engelhardt-Claus J. Frankl.

 

Als „Rausschmeißer“ alle Künstler im seligen Walzerrausch bei „Und der Himmel hängt voller Geigen“. Für dieses Jahr erst einmal ein ganz dickes Dankeschön für diese wunderbaren vier Konzerte. Die, die dabei waren, werden diese Konzerte so schnell nicht vergessen.

 

Manfred Drescher 18.08.20  

Bilder Sven Kaufmann

 

 

 

 

Neue Ära auf der wunderschönen Waldbühne

 

Premiere am 09. August 2019, besuchte Vorstellung am 11. August 2019

 

Es war ein Schock in der fast 25 Jahre dauernden Operettenseligkeit in Heldritt. Die ehemalige Coburger Sommeroperette zog im letzten Jahr nach Bad Staffelstein um sich finanziell zu erholen und musste feststellen, dass man alte Bäume nicht problemlos verpflanzen kann. Nach einer musikalisch guten Vorstellung aber unterirdischen Zuschauerzahlen, musste sie die Segel streichen, das Insolvenzverfahren wurde eingeleitet, die Coburger Sommeroperette ist Geschichte. Nachdem der im letzten Jahr neugegründete eingetragen Verein der Coburger-Operetten-Freunde als Träger der Sommeroperette Heldritt in der vergangenen Spielzeit einen vielbeachteten und sehr gut besuchten Neustart mit drei Vorstellungen mit Operettenklängen versucht hatte – und dies mit riesigem Erfolg, wagte man sich nun an die Aufführung der relativ unbekannten, aber äußerst schönen und unterhaltsamen Operette „Die Landstreicher“ von Carl Michael Ziehrer, welche am 26. Juli 1899 in Wien uraufgeführt wurde. Der Vereinsvorsitzende Harald Wurmsdobler und sein Stellvertreter, der langjährige Heldritter Kapellmeister Reinhard Schmidt gingen mit vielen fleißigen Helfern und Freunden und mit der Unterstützung der Stadt Bad Rodach, dem Heimatverein Heldritt und einer Zahl von namhaften Sponsoren an die Arbeit. Der Heimatverein bietet auch wieder vor der Vorstellung und in der Pause aus der Region kulinarische Köstlichkeiten aller Art an. Dieses Flair und den Genuss, den ich mir ohne Rücksicht auf meine wachsenden Pfunde gerne gönne, möchte ich nicht missen, dies gehört einfach zur Waldbühne mit dazu, ist, wenn man so will, auch ein Markenzeichen der Waldbühne und man kann gestärkt daran gehen, zu schauen, ob das Wagnis, welches viel Zeit, Geduld, Geld und Leidenschaft gekostet hat, sich auch ausgezahlt hat. Und hier kann man ganz klar sagen, dieses Wagnis ist von einem tollen Erfolg gekrönt. In Zusammenarbeit mit der Pramtaler Sommeroperette, dessen Vorsitzender der Intendant Harald Wurmsdobler ist, zog man in das erste Operettenjahr unter neuer Führung und neuem Namen und dies war ein richtiger Schritt. Die Zusammenarbeit deshalb, um zum Neubeginn Kosten zu sparen, das, was der Coburger Sommeroperette zum Verhängnis geworden war. Kostensparend einfach deshalb, weil man ein vollständig geprobtes Stück mit der Großzahl der Darsteller, den Kostümen, der Dekoration usw. einfach übernahm und von Zell an der Pram nach Coburg karrte und lediglich vier Rollen austauschte und mit Künstler aus dem Coburger Raum besetzte um auch dem Lokalkolorit den notwendigen Spielraum zu überlassen. Die Sommeroperette Heldritt hat seine Premiere mit vollstem Erfolg feiern können und kann sich jetzt sicherlich in der Zukunft auch an eigengestaltete Aufführungen wagen. Man hat viel aufs Spiel gesetzt, ist ins kalte Wasser gesprungen, hat alles gewagt und alles gewonnen. In der von meinen Freunden und mir besuchten Vorstellung gab es kaum freie Plätze, die Operette war praktisch fast ausverkauft und drei Stunden unterhaltsamer Operettenseligkeit prasselten auf die Besucher ein. Gut, vielleicht hat man vor allem im ersten Teil vor der Pause etwas zu wenig musikalisch und zu sehr sprachlastig agiert, nach der Pause war dies wesentlich besser, aber das Publikum war begeistert, nahm jeden Witz begierig und begeistert auf, vor allem die, die aus dem internen lokalen Bereich stammten und die dem Rezensenten wenig sagten. Aber das ist mein Pech gewesen, warum komme ich auch aus Bamberg. Insgesamt gesehen ein mehr als geglückter Neustart, mit vielen Gags, vielleicht sogar ein klein bisschen zu viel, und äußerst großer Unterstützung eines toll mitgehenden Publikums. Eines Publikums, welchem man anmerkte, dass es „seine Operette“ in Heldritt haben will und sie mit vollster Unterstützung begleitet. Um die Zukunft der „neuen“ Sommeroperette Heldritt ist mir nach diesem mehr als gelungenen Einstand nicht bange, im Gegenteil, ich freue mich auf das nächste Jahr, wo man dann auch eine etwas bekanntere Operette auf die Bühne bringen will. Meine 50 Mitfahrer jedenfalls waren im Bus nach Hause in ihren Gesprächen mehr als angetan von diesem Erlebnis – und eines ist klar, der Großteil wird im nächsten Jahr wieder dabei sein.

Erich J. Langwiesner-Eva-Maria Kumpfmüller

Die Geschichte der Landstreicher ist sicherlich etwas verschachtelt und zeigt auf, wie die beiden Landstreicher Berta und August Fliederbusch aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes und ihrer Art zu leben zu Außenseitern abgestempelt werden, ja sogar als Diebe werden sie verdächtigt. Viele Irrungen und Wirrungen, viel offene und versteckte Gesellschaftskritik durchziehen die Operette. Die beiden Landstreicher stellen schließlich herrschaftliche Überheblichkeit und provinziellen Geist an den Pranger, ziehen sich selbst immer wieder aus den unmöglichsten Situationen an den Haaren heraus und die unterhaltsame Komödie weist nach, dass der Spruch „Kleider machen Leute“ nichts von seiner Aktualität verloren hat. Natürlich wendet sich, wie es in einer guten Operette üblich ist, am Schluss alles zum Guten, der Gesellschaft wurde der Spiegel vorgehalten und das Gute siegt. Das in kurzen Zügen, die ganze Handlung aufzuzeigen, würde den Rahmen sprengen, außerdem muss man dieses unterhaltsame Verwirrspiel einfach selbst anschauen und erleben.

Die Bearbeitung der einzig bekannten Operette Ziehrers durch Bernhard Maxara, einem der Gründungsväter der ehemaligen Coburger Sommeroperette ist stimmig, verändert den Handlungsablauf, wobei der wunderbare Walzer „Sei gepriesen Du lauschige Nacht“, ein wahrer Ohrwurm als Rausschmeißer und stimmungsvolles Ende der Operette fungiert. Auf dem Nachhauseweg von der Bühne zum Parkplatz wird er oft vor sich hin gepfiffen, er bleibt in Erinnerung. Die Inszenierung der jungen Manuela Kloibmüller ist schnörkellos und lässt den Handlungsverlauf gut nachvollziehen. Leider wird durch etwas zu viele Gags, die das Werk auf rund drei Stunden erweitern, die reine Operette etwas verwässert. Der Musikanteil dürfte etwas über einer Stunde liegen, eine Straffung der Operette hätte ihr sicher sehr gutgetan. Das Publikum sieht es etwas anders und bejubelt jeden Gag auf der Bühne. Insgesamt ist die Inszenierung jedoch eine „runde Sache“ wie auch die Ausstattung durch A. Daphne Katzinger, die farbenfrohe Kostüme auf die Bühne zaubert. Und dann kommt der zweite ehemalige Gründungsvater, der in Nürnberg geborene Dirigent Reinhard Schmidt ins Spiel. Auf dem ansehnlichen neuen Musik-Pavillon, der oberhalb der Naturbühne errichtet worden ist, dirigiert er das Orchester der Sommeroperette Heldritt, welches in diesem Jahr praktisch aus dem Orchester siNNfonietta von der Pramtaler Sommeroperette besteht. Und Reinhard Schmidt zeigt, was in ihm steckt. Behutsam, zurückhaltend bei den Passagen der Sänger, aber ebenso leidenschaftlich, rasant und feurig hat er seine Orchestermitglieder im Griff. Es ist schon beeindruckend, mit welchem Temperament er dem Orchester, wo es angemessen ist, freien Lauf lässt und wie er es zur Höchstform bringt. Eine beeindruckende Leistung von Dirigent und Orchester. Er zeigt, dass er noch lange nicht zum alten Eisen zählt und mehr Leidenschaft besitzt wie mancher junge Dirigent.

Die Riege der Sänger und Schauspieler ist groß und neben den Akteuren der Pramtaler Sommeroperette sind die Lokalmatadoren Christian-Andreas Engelhart, Tobias Engelhardt, Stefan Ignaz und ein weiteres ehemaliges Gründungsmitglied Wolfgang Krautwig dazugekommen und sie haben sich prächtig in das Stück integriert, es gibt keinerlei Bruch und sie sind so dabei, als wenn sie bereits in Zell an der Pram (Pramtaler Sommeroperette) von Anfang an mitgemacht hätten.

Als Berta Fliederbusch agiert die in Wien geborene Koloratursopranistin Agnes Palmisano und sie singt und spielt ihre Partie leidenschaftlich und voller Elan. Mit klarem, höhensicheren und durchschlagskräftigem Sopran weiß sie für sich einzunehmen und sie gestaltet auch den sogenannten „Wiener Dudler“, einen Wiener Koloraturjodler, den sie vorzüglich beherrscht mit einem eigens eingeschobenen Gesangstück von Carl Millöcker. Für diese Art der Koloratur gilt sie als ausgesprochene Expertin und eine der führenden Interpretinnen. Viel Beifall für ihre teilweise schwindelerregenden Koloraturen, wie auch für ihr natürliches und einfühlsames Spiel. Ihr Partner als August Fliederbusch ist der in Münzkirchen in Oberösterreich zur Welt gekommene Tenor Harald Wurmsdobler. Er ist die treibende Kraft hinter der Wiederbelebung der Operette auf der Waldbühne in Heldritt und er setzt seinen leichten, schlanken, schmelzenden, warmen und zurückhaltenden Tenor publikumswirksam ein. Er ist kein Stimmprotz, kein Ritter des hohen C, aber sein gefälliger, einschmeichelnder und beweglicher Tenor ist für diese Rolle wie geschaffen. Dazu kommt auch eine ungewöhnliche Spielbegabung und das Landstreicherehepaar erhält starken wohlverdienten Beifall des toll mitgehenden Publikums. Als Sängerin Mimi, die nichts mehr möchte als das edle Geschmeide ihres Verehrers, des Fürsten Adolars um ihren Hals zu legen, tritt die in Schärding in Oberösterreich geborene Sopranistin Eva-Maria Kumpfmüller auf. Wie eine echte Operettendiva lässt sie ihren kräftigen, runden und wohlklingenden Sopran ertönen und kann auch ihre schauspielerische Begabung nicht verbergen. Großer Beifall auch für sie. Als ihr verliebter und leicht vertrottelter Adolar, Fürst von Gilka erlebt man den in Wels in Oberösterreich geborenen Erich J. Langwiesner. Und er macht aus der Rolle des verliebten Fürsten, der fast den echten Familienschmuck der Sängerin Mimi um den Hals legt, eine wahres Kabinettstückchen. Mit einem unglaublichen darstellerischen Talent bringt er das Publikum zu wahren Lachausbrüchen. In einer wunderschönen Verfilmung von 1968 mit Peter Minich und Elfriede Ott, hat der legendäre Helge Rosvaenge diese Partie verkörpert.

Christian-Andreas Engelhardt-Karl E. Graser-Christine Ornetsmüller

Eine besondere Rolle nimmt der Wirt Gratwohl ein, der vom in Wien geborenen Karl E. Glaser dargestellt wird. Der auch als Wienerliedinterpret sehr bekannte Künstler wird vor Beginn der Vorstellung mit gesundheitlichen Problemen entschuldigt und man merkt ihm eine sehr starke Erkältung auch an. Und dies ist eigentlich jammerschade, denn er hat etliche schöne Auftritte, unter anderem ein ganz tolles Couplet, bei dem man nur ahnen kann, wie wunderbar es geklungen hätte, wenn er völlig bei Stimme gewesen wäre. Trotzdem ist seine Leistung auch so mehr als beeindruckend und mit seinem tollen Spieltalent weiß er das Publikum, welches ihn mit starkem warmem Beifalle feiert, zu überzeugen. Durch sein Auftreten hat er die Vorstellung gerettet, auch dafür gebührt ihm ein großes Lob. Als seine Tochter Anna ist die in Ansdorf in Oberösterreich geborene Christine Ornetsmüller zu erleben und sie brilliert mit hohem durchschlagskräftigen, aufblühenden, zuweilen vielleicht etwas leicht zu scharfem Sopran, doch nachdem sie sich eingesungen hat, gibt es auch hier keine Kritik mehr anzubringen. Gestalterisch auch sie ohne Fehl und Tadel und im Zusammenspiel mit ihrem Liebsten, dem Gerichtsassessor Roland für viel Beifall gut. Roland wird von dem in Coburg geborenen Tenor Christian-Andreas Engelhardt verkörpert und auch er muss sich vor Beginn wegen stimmlicher Probleme entschuldigen lassen. Und gerade die wunderschönen Tenorarien bei Ziehrer blühen dadurch leider nicht so auf, wie es bei Vollbesitz der Stimme möglich gewesen wäre. Auch er versucht alles, aber die Gesundheit ist nicht zu überlisten und so kann er nur einen Teil seiner Möglichkeiten abrufen. Dies ist sehr schade, aber auch er hat dadurch einen möglichen Abbruch der Operette vermieden und als Lokalmatador erhält er prasselnden Beifall und den hat er sich auch redlich verdient. Sein Bruder Tobias Engelhardt, ebenfalls in Coburg aufgewachsen und in früheren Jahren öfter auf der Heldritter Bühne gestanden, bringt eine komödiantische Meisterleistung auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Er spielt den ständig betrunkenen Gerichtsdiener Kampel in fränkischer Manier so überzeugend, dass er nicht nur ständig vom schallenden Gelächter des Publikums, sondern auch von deren anhaltenden Applaus umtost wird. Auch er wird gefeiert, ist er doch mit der Waldbühne aufs engste verbunden. Dann ist da noch der Auftritt der beiden Leutnants Mucki von Rodenstein und Rudi von Muggenhein. Warum sie beide in der Operette mitspielen ist nicht so ganz klar, aber sie bringen mit ihren Liedern, ihrer Bühnenpräsenz und ihrer unbändigen Spiellust das Publikum zum Kochen. Das Publikum kann rochtig schön mitsummen, mitsingen und mitklatschen, ganz besonders bei dem zackigen „Das ist der Zauber der Montur“, welcher ein richtiger ausgesprochener Ohrwurm ist. Der in München geborene Bariton Philipp Gaiser  bringt den Leutnant Rudi mit kräftiger durchschlagender Stimme auf die Bühne. Seine stimmgewaltige mächtige Röhre, sein dennoch weicher voller Bariton und sein komödiantisches Vermögen sind im Zusammenspiel mit Michael Zallinger, der den Leutnant Mucki eindrucksvoll gestaltet, sehr publikumswirksam. Beide liefern eine tolle Bühnenshow ab, die sowohl musikalisch als auch tänzerisch sehr beeindruckt. Das Publikum jedenfalls ist begeistert und zeigt dies den beiden auch sehr deutlich. Als Lajos von Geletneky ist der Coburger Schauspieler Stephan Ignaz ganz in seinem Element. Als eifersüchtiger Liebhaber kann er alle schauspielerischen Facetten ausspielen und tut dies auch zur Genüge. Seine Auftritte kann man so schnell nicht vergessen. Und dann darf man zum Schluss einen nicht vergessen, ebenfalls ein Gründungsmitglied der ersten Stunde, den in Allenstein geborenen Wolfgang Krautwig. Er ist von Anfang an in Heldritt dabei und mit ein Motor für die Operettenauftritte. Er gestaltet Jean, den schussligen Diener des Fürsten auf seine unnachahmliche Weise und kann ebenfalls zu Recht großen und verdienten Applaus einheimsen.

Dieser Nachmittag, der vom Publikum zu Recht bejubelt wird, hat eines gezeigt. Alle Künstler sind mit Herzblut bei der Sache, jedem einzelnen merkte man die Spielfreunde an und auch, dass man hier auf dieser wunderschönen Waldbühne in Heldritt nach den Turbulenzen der letzten Monate wieder Operette spielen kann und will, und wie. Da verzeiht man sicher auch, dass diesmal vielleicht ein bisschen zu viel Klamauk dabei war, dem Publikum hat es jedenfalls sehr gefallen und der Schlussbeifall war lange, ausdauernd und herzlich. Er gibt sicher auch der Freude Ausdruck, dass es mit der Operette auf der Waldbühne weitergehen wird. Ein Dank an alle Beteiligten, Künstler, Politiker und Sponsoren, die es ermöglicht haben, dass eine der schönsten Nebensächlichkeiten der Welt, nämlich die Operette wieder ein großes und gewichtiges Standbein im Coburger Raum hat. Ich jedenfalls freue mich auf das nächste Jahr und auf das, was man uns dann als Operette anbieten wird. Man hört, vorerst noch unbestätigt, dass es das "Land des Lächelns" sein wird. Die Wiederbelebung jedenfalls war ein großer Erfolg und es ist zu hoffen, dass im nächsten Jahr alle Vorstellungen ausverkauft sind, denn nur mit dem Publikum im Rücken und seiner bedingungslosen Akzeptanz kann es gelingen, die Sommeroperette Heldritt auf Dauer zu etablieren. Ich kann meinen Satz vom Vorjahr nur wiederholen: Das Publikum hat eindeutig Stellung bezogen, Stellung zur Waldbühne in Heldritt und zur Operettenseligkeit.

 

Manfred Drescher 15.08.19  

Bilder (c) Sven Kaufmann

 

 

 

Schwelgen in Nostalgie vor begeistertem Publikum

„Grüß Euch Gott, alle miteinander“

am 10./11. und 12. August 2018 – besuchte Vorstellung am 12. August

Neubeginn in Heldritt mit viel Zuspruch – Operettenklänge aus 24 Jahren Coburger Sommeroperette

Nach 24 Jahren war die Sommeroperette Coburg von Heldritt auf die Seebühne nach Bad Staffelstein gezogen. Einen Schritt, den viele nicht verstanden und vor allem ein Schritt, den die operettenbegeisterten in Heldritt nicht so einfach hinnehmen wollten. Nein, auch im 25 Jahr sollte Operette in Heldritt auf der wunderschönen Waldbühne erklingen. Die Stadt Rodach und der Heimatverein Heldritt standen dahinter, dass man dem treuen Publikum, das ja schon ein Stammpublikum geworden war, auch im Jubiläumsjahr schmissige Operettenmelodien bieten soll, nein muss. Ein Verein wurde gegründet, der Verein „Coburger Operettenfreunde“, an der Spitze Harald Wurmsdobler, der Intendant der Pramtaler Sommeroperette der zum Vorsitzenden gewählt wurde und Reinhardt Schmidt, der langjährige Kapellmeister in Heldritt der zu seinem Stellvertreter bestellt wurde. Flugs schüttelte man auch einen neuen Namen aus dem Hut, aus der „Sommeroperette Coburg“ wurde der „Coburger OperettenSommer“. Egal, wie auch immer, war man sich einig, in diesem Jubiläumsjahr eine Gala mit Operettenmelodien aus Stücken, die in den vergangenen 24 Jahren in Heldritt aufgeführt worden waren dem treuen Publikum anzubieten. Und man verpflichtete Urgesteine der vergangenen Jahre auf der Waldbühne Heldritt. Als Kapellmeister Reinhard Schmidt, der von Anfang an bis 2010 als musikalischer Direktor firmierte, dann den langjährigen Regisseur Bernhard Maxara, mit Wolfgang Krautwig einen der Gründer der Coburger Sommeroperette. Über eines war man sich auch im Klaren, sollte der Beginn mit dem Operettenkonzert vom Publikum angenommen werden, will man auch wiedervollständige Operetten auf die Bühne stellen. Gedacht ist hierbei im nächste Jahr an die recht unbekannte Operette „Die Landstreicher“ von Carl Michael Ziehrer, eine wunderschöne, völlig zu Unrecht vergessene Operettenkostbarkeit mit herrlichen Melodien.

Elke Kottmair

Die Operettengala am Sonntagnachmittag, die der Rezensent besuchte, war bis auf einige ganz wenige Plätze ausverkauft. Hieran merkt man, dass die Waldbühne ein sehr treues anhängliches Publikum hat, welches sich nicht so einfach mit einem Federstrich zu anderen Spielorten verschieben lässt. Ein Publikum welches begeistert mitging, mitsang, zweieinhalb Stunden lang sich verzaubern ließ und vor allem zeigte, dass die Operette auf der Waldbühne in Heldritt lebt – und wie.

Eines der Highlights, welches ich nicht missen will, ist bereits lange vor Beginn der Vorstellung. Hier kann man sich wieder an den kulinarischen Köstlichkeiten der Region gütlich tun – zum Abnehmen hat man ja dann lange wieder Zeit. Also langt man gerne zu, weil man ja alles ein bisschen probieren will, nein muss, und das ist nicht wenig, was hier immer wieder angeboten wird und was auch zum Zauber, zum Flair der Aufführungen auf der Waldbühne gehört. Aber nun zur eigentlichen Hauptsache, der Jubiläumsoperettengala, auch ein bisschen als Ausflug in die Vergangenheit gedacht, aber mit dem Ausblick auf eine hoffentlich lange operettige Zukunft.

Es beginnt alles mit dem reimenden Nachtwächter von Bad Rodach Karl-Heinz Engelhard. Er versucht in launigen Worten die letzten 24 Jahre Revue passieren zu lassen und einen Ausblick auf die Zukunft zu geben. Dann betritt Bernhard Maxara die Bühne, er das Gründungsmitglied, Sänger und langjähriger Regisseur der Sommeroperette Coburg weiß das Publikum mit launigen Informationen, Rück- und Ausblicken zu begeistern. Ebenso wie mit seinem musikalischen Einstieg aus „Meine Schwester und ich“, der ersten auf der Waldbühne aufgeführten Operette und dem Lied daraus „Der Paprika, der Paprika“. So launisch eingestimmt harrt das Publikum der Dinge, die da noch kommen. Und es kommt so viel, dass es gar nicht möglich ist, jedes einzelne Lied, jede Arie, jedes Duett und jedes Ensemble einzeln aufzuführen. Es ist ein Streifzug durch 24 Jahre Operette auf der Waldbühne Heldritt. Da geht es zum „Vogelhändler“, der „Frau Luna“, dem „Wirtshaus im Spessart“ zu „Gasparone“, „Wiener Blut“, dem „Zigeunerbaron“ der „Gräfin Mariza“, „My Fair Lady“, dem „Bettelstudent, der „Lustigen Witwe“ dem „Feuerwerk“ und dem „Salon Pitzelberger“, zu „Die ganze Welt ist himmelblau“ und „Im weißen Rössl“ und sogar zur großen Oper „Die Zauberflöte“. So viel an Melodienreichtum, dass man gar nicht weiß, womit man anfangen soll. Ich versuche es etwas, den Sängern zuzuordnen, um eine gewisse Ordnung hineinzubringen.

Harald Wurmsdobler, Elke Kottmair

Den Reigen beginnt Harald Wurmsdobler mit dem Auftrittslied des Adam aus „Der Vogelhändler“ welches auch den Titel zur heutigen Gala gegeben hat: Grüß Euch Gott, alle miteinander“. Und Harald Wurmsdobler der oberösterreichische Tenor weiß mit schlanker, dennoch durchschlagskräftiger Stimmgebung, sicher sitzendem angenehm weichem und gefälligem Tenor voll zu überzeugen. Er ist kein Kraftprotz, sondern ein gestaltender mitdenkender stimmlich ausgeglichener und beeindruckender Tenor, an dem man seine Freude haben kann. Allein kann er dies noch mit dem Auftrittslied des Danilo aus der „Lustige Witwe“ beweisen. Zusammen mit Elke Kottmeier, der aus Augsburg stammenden Sopranistin bringt er das Duett „Bei Männern welche Liebe fühlen“ aus der Zauberflöte auf die Bretter die die Welt bedeuten. Und beiden merkt man richtig den Spaß und die Freude an, die sie damit haben. Gefühlvoll singen beide wieder aus dem „Vogelhändler“ das wunderbare Duett „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ welches sie stimmschön und aufeinander abgestimmt zu Gehör bringen, ebenso wie aus der „Gräfin Mariza“ das zündende Lied „Komm mit nach Varasdin“. Feuer und Leidenschaft können sie hier beide zum Ausdruck bringen. Allein glänzt Elke Kottmair mit klarem, höhensicheren, runden und vollem Sopran, der keine Höhenschwierigkeiten zu kennen scheint mit den „Schlössern die im Monde liegen“ aus der „Frau Luna“ ebenso wie mit dem begeistert aufgenommenen Bravourlied „O mein Papa“ aus „Feuerwerk“. Hier passt jeder Ton, jeder Ausdruck und auch gestalterisch weiß sie, ebenso wie Harald Wurmsdobler dem Publikum zu gefallen und es zu beeindrucken, was dies mit langanhaltenden Applaus honoriert. Die junge Sopranistin Christine Ornetsmüller aus Andorf in Oberösterreich stellt sich mit dem Robert Stolz Lied „Im Prater blüh´n wieder die Bäume“ vor. Volltönend, mit klarem hohen und hellem geläufigem Sopran, der problemlos alle Höhen erklimmt, zuweilen aber auch etwas scharf klingt, was sich aber im Laufe des Nachmittags zum Positiven wendet, wirbelt sie mit einer Leichtigkeit über die Bühne was sich auch beim Duett mit Harald Wurmsdobler „Drauß´ in Hietzing“ aus „Wiener Blut äußerst vorteilhaft bemerkbar macht. Es macht einfach Freude den beiden sanges- und spielfreudigen Publikumslieblingen zuzuhören und zuzuschauen. Ihr zweites Solostück „Ich hätt´ getanzt heut Nacht“ aus „My Fair Lady bringt sie anrührend, gefällig, äußerst publikumswirksam und mit sehr viel Beifall bedacht auf die Bühne. Eine tolle Leistung.

Reinhard Schmidt

Jetzt aber zu zwei Heldritter „Urgesteinen“, den Gebrüdern Engelhardt. Christian Engelhard, ein geborener Coburger, wie sein Bruder Tobias Engelhardt, hat schon als kleiner Bub in Heldritt mitgespielt und ist jetzt seit vielen Jahren als Heldentenor verpflichtet. Er tritt mit den „Dunkelrote Rosen“ aus Gasparone auf, und man möchte meinen, dass er ein gelernter Bariton ist, er singt die Arie nämlich in der originalen Fassung. Stimmgewaltig, vollmundig, rund tönend mit einem warmen weichen Timbre, welches die Bühne beherrscht. Ebenso wie bei seinem zweiten Solo, der Arie „Ja, das Schreiben und das Lesen“ aus dem Zigeunerbaron. Urgewaltig lässt er seine Stimme strömen, jeden Zentimeter des Bühnenrunds und des Zuschauerraums ausfüllend. So richtig kommen seine Tenoreigenschaften wunderbar gefühlvoll, kräftig und dennoch zart – nein, das ist kein Widerspruch – im Duett mit Elke Kottmeir zum Tragen in dem gefühlvollen Duett „Ich setz den Fall“ aus „Der Bettelstudent“. Das Publikum geht richtig mit und ist – zu Recht – von den Darbietungen begeistert. Die beiden Brüder Engelhardt interpretieren auch auf unnachahmliche Art aus „Das Wirtshaus im Spessart“ den bekannten, ja fast möchte man sagen Gassenhauer „Ach, das könnte schön sein“. Hier können sie auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten voll ausspielen. Nicht zu vergessen Elfriede Mohrenberger, deren Mezzosopran aus „Gasparone“ das vom Publikum gut aufgenommene Lied „Es gibt ja keine Männer mehr“ stimmig interpretiert. Manche Frauen im Publikum möchten ihr hier spontan Recht geben. Und dann ist da noch ein Gründungsmitglied der ersten Stunde, Wolfgang Krautwig. Er interpretiert sehr leise, gefühlvoll und sehr publikumswirksam aus der „My Fair Lady“ das bekannte Lied „Der Herrgott schuf den Männern Arm wie Eisen“. Riesengroßer Jubel im Publikum, alles auch Dank an die Künstler der ersten Stunde, die heute zur Wiederbelebung auf die Bretter der Waldbühne getreten sind um den Neuanfang zu begleiten und voranzutreiben. Das Orchester, welches überwiegend aus ungarischen Musikern besteht, die früher ständiger Gast auf der Waldbühne waren und die sich mit Feuer und Verve in ihre Aufgabe werfen, werden von einem weiteren Urgestein von Heldritt dirigiert. Es ist erstaunlich wie leicht, behend Reinhardt Schmidt seine Musiker an der (langen) Leine hat. Er führt sie spritzig, feurig, lässt sie sich sängerdienlich zurücknehmen und ist mit seinem ganzen Körper im Einsatz. Und man merkt ihm an, wieviel Spaß ihn dieser Nachmittag macht und das Publikum merkt das auch und spendet reichlich Beifall, vor allem auch bei dem flott gespielten Einzugsmarsch aus dem „Zigeunerbaron“. Ein großes Finale vor der Pause mit Wolfgang Krautwig und allen bisherigen Mitwirkenden bringt die "Berliner Luft" aus der Operette "Frau Luna" schwungvoll und feurig zu Gehör und entlässt damit erst einmal das begeisterte Publikum. Das Finale am Schluss des Konzerts bringt das Melodien aus „Salon Pitzelberger“, mit teilweise geänderten Texten, ausgerichtet auf den Neuanfang in Heldritt und als Zugabe wird aus dem „Weißen Rössl“ gespielt und gesungen, dass es eine wahre Freude ist.

 

Elfriede Mohrenberger, Harald Wurmsdobler, Elke Kottmair, Wolfgang Krautwig, Bernhard Maxara, Christine Ornetsmüller, Christian Engelhardt und Tobias Engelhardt

Zweieinhalb Stunden sind wie im Flug vergangen und wenn der Landrat von Coburg noch auf die Bühne kommt und sich bei allen Künstlern bedankt, eine kleine Aufmerksamkeit überreicht und zum Ausdruck bringt, dass er hoffe, dass es mit der Operette auf der Waldbühne weitergeht ist des Jubels kein Halten mehr. Das Publikum hat eindeutig Stellung bezogen, Stellung zur Waldbühne in Heldritt und zur Operettenseligkeit.

Manfred Drescher 13.08.18  

Bilder Sven Kaufmann

 

 

THE BLUES BROTHERS IN PRISON

Besuchte Vorstellung am 19.08.2017      Premiere am 09.08.2017

Laut, schrill, unkonventionell und gar nicht operettig

(c) Universal - Der Original Kultfilm, aktuell nur 5 Euro,  gehört einfach dazu ;-))

 

Eine „Musical-Comedy“ lässt ihr Publikum in die Jugendjahre zurückwandern und abrocken – Die Coburger Sommeroperette auf der Waldbühne in Heldritt wird zur Nostalgieshow

In diesem Jahr hat mich die Coburger Sommeroperette vor ein großes Problem gestellt. Ursprünglich war „Die Fledermaus“ angekündigt und dann Programmwechsel. Auf der wunderschönen Waldbühne der Coburger Sommeroperette wird ganz überraschend die Musical-Comedy „The Blues Brothers in: Prison“ gezeigt. Es kostet viel Überredungskunst meiner Freunde, mit denen ich nach Heldritt fahre, um meine Voreingenommenheit in den Hintergrund zu drängen und mich dazu zu bewegen nach Heldritt zu fahren. Um es gleich vorwegzunehmen, ich habe es nicht bereut. Doch der Reihe nach. Die überaus engagierte, rührige und äußerst erfolgreiche Produktionsleiterin Adelheid Frankenberger hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass in Heldritt Operette auf höchstem Niveau gespielt worden ist. Sie holt Ausnahmekünstler zu einem Honorar auf die Waldbühne, für die sie woanders nicht einmal eine Stunde auftreten würden. In dem in Wien erscheinenden Magazin „Festspiele“ rangiert die Sommeroperette Coburg im letzten Jahr in der Abteilung Operette und Musical auf dem sensationellen vierten Platz, nach den Seefestspielen Mörbisch, dem Lehár-Festival Bad Ischl und dem Operettenfest Baden bei Wien und somit auf Platz 1 in Deutschland. Ich habe dies im letzten Jahr schon geschrieben, aber es ist so grandios, dass man es immer wieder wiederholen sollte. Es ist so sensationell, dass Coburg und das ganze Coburger Land in Ehrfurcht erstarren und so viel Fördermittel wie nur möglich aus allen möglichen Töpfen zur Verfügung stellen müssten, damit diese überragende Auszeichnung keine Eintagsfliege bleibt. Na ja, ich habe mich zwar nicht damit abgefunden, aber es als feststehend zur Kenntnis genommen, dass in Coburg der Prophet im eigenen Land nichts gilt und dass im Coburger Raum die Operette momentan auf verlorenem Posten steht. Das Publikum sieht es Gott sei Dank vollkommen anders und das sollte auch einmal die Region begreifen und ihr zu denken geben. Um das hervorragende Niveau der Coburger Sommeroperette auf Dauer zu halten, zu stärken und zu festigen, erfordert es keiner jährlichen Zuschusskrumen, die auch für eine solide Planung problematisch sind, sondern einer andauernden gleichbleibenden Unterstützung auf breiter Ebene. Vielleicht werde ich es ja eines Tages noch erleben, dass hier ein Umdenken stattfindet. Die Operette (Gott sei Dank ab nächstem Jahr wieder auf dem Programm) und die Verantwortlichen der Coburger Sommeroperette haben es mehr als verdient.

Thomas Gerber-Ron Williams-Karsten Kenzel

Auch heute muss ich wieder einmal auf eine kleine Besonderheit in Heldritt hinweisen und dies tue ich mit besonderer Freude. Eine Besonderheit, die meine Pfunde immer etwas in die Höhe schießen lassen, aber das weiß ich von vornherein und stelle mich darauf ein. Man kann hier in wunderschönem Ambiente lukullische Köstlichkeiten der Region zu sich nehmen und sich mit diesen Schmankerln auf die bevorstehende Aufführung einstimmen. Auch das gehört hier zum Theatererlebnis einfach dazu und hebt die Sommeroperette auch in dieser Beziehung von anderen Spielorten ab. Die Bewirtung übernehmen ehrenamtliche Helfer, so wie die Ehrenamtlichkeit der gesamten Sommeroperette im Vordergrund aller Arbeiten steht, ohne das wäre all diese Arbeit auch nicht zu stemmen. Auch deshalb ist eine besondere, regionale und überregionale feststehende finanzielle Hilfe einfach zum Überleben dieser einmaligen Einrichtung erforderlich.

Nun, im letzten Jahr wurden wir auf der Waldbühne von einem ganz tollen „Fidelen Bauer“ verwöhnt und deshalb war ich ja so gespannt auf die angekündigte „Fledermaus“, die ich auch als stv. Vorsitzender der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft mit besonders kritischen Augen und Ohren verfolgen wollte – Pustekuchen – Programmänderung. Die „Fledermaus“ soll nun im nächsten Jahr zum 25jährigen Bühnenjubiläum aufgeführt werden und ich gebe gerne zu, dass ich mich darauf ganz besonders freue. Doch nun zur heutigen Aufführung.

Karsten Kenzel-Ron Williams-Thomas Gerber

Der Autor Thomas Elben hat die Handlung des berühmten Films „Blues Brothers“ von 1980 anders geformt und vollkommen im Gefängnis spielen lassen. Man hat gar nicht erst versucht eine große schlüssige Handlung zu ersinnen, die alles wiedergibt, sondern man hat um die Songs und Musizierbereiche eine lockere Handlung gesponnen. Die eigentliche Hauptperson ist der Gefängnisdirektor (auch in der Rolle des Hausmeisters und des Gefängnisarztes) in der Gestalt von Ron Williams als unumstrittener Stargast der gesamten Produktion. Daneben sind noch die beiden Bluesbrothers, ihr ungeschickter Anwalt Sline mit seiner Adjutantin, die beiden Gefängniswärterinnen und Etta, die Henkerin die weiteren Darsteller des Geschehens. Bezeichnend ist ja schon, dass im Programmheft keinerlei Handlungsbeschreibung enthalten ist, einfach deshalb, weil sie neben den Songs und Ohrwürmern nachrangig ist. Die Uraufführung erfolgte bei den Alzenauer Burgfestspielen 2016, von denen die meisten Akteure auch heute in Heldritt dabei sind. Im Gegensatz zu meinen sonstigen Rezensionen werde ich auf die einzelnen Protagonisten nur ganz grob eingehen. Dazu kommt, dass mich diese Art von Musik nicht so toll anspricht und ich mit „normalem Gesicht“ neben meinen wie wild rockenden und zuckenden Freunden auf den Plätzen um mich sitze, ohne Zucken, ohne Kopfwackeln. Das führt dazu, dass mich Ron Williams, indem er auf mich zeigt und seine Mundwinkel nach oben schiebt, auffordert, doch auch endlich in den Rausch der Musik einzusteigen. Gut, ich bemühe mich dann etwas mehr, aber so ganz ist es doch nicht meine Welt, aber das ist natürlich mein persönliches Problem. Auch kenne ich fast keinen der Songs, was meine Mitreisenden fast schon erschüttert. Nun gut, zugeben muss ich, dass alles mitreißend und doch schon sehr unterhaltend ist, wenn auch durch eine gewisse Übersteuerung der Musikanlage das Ganze für mich etwas zu laut und damit zu wenig zu verstehen ist. Nun aber zu den einzelnen Darstellern.

Ben Schobel, Amina Marjam Liedtke

Also ein Orchester im eigentlichen Sinn gibt es bei der heutigen Aufführung nicht. Die „Prison Band“ spielt im Orchestervogelhaus über den Köpfen des Publikums die Prison Band und die Jungs machen ihren Job wirklich recht gut. Fetzig, schmissig, mitreißend, manchmal ein bisschen zu laut und überdreht, aber immer gefällig, spielen die sechs Musiker unter der Leitung von Christoph Gerz, der auch an den Keyboards sitzt. An der Gitarre Gabor Racz, an den Saxophonen Valentin Huber und Alexander Jung, am Bass Jan-Nicolai Schmidt, an der Trompete Steffen Mathes und am Schlagzeug schließlich Tobias Vogelsang. Regie führt Ulrich Cyran und er macht es schnörkellos und mit einfachen Mitteln. Unterstützt von der Choreographie von Ben Schobel und dem Bühnenbild von Matthias Winkler. Den Sängern merkt man an, dass sie großen Spaß an ihren Rollen haben. Sie knien sich richtig hinein und geben teilweise mehr als ihr Bestes um die bekannten Songs über die Rampe zu bringen. Hier ist natürlich an erster Stelle der in Kalifornien geborene Ron Williams zu nennen, der übrigens für dieses Musical zwei Songs komponiert hat. Ron Williams ist das, was man gemeinhin als „Bühnensau“ oder „Rampensau“ im allerbesten Sinn bezeichnet. Er hat über 800 Fernsehauftritte als Gast und über 300 eigene Sendungen im deutschsprachigen Raum hinter sich. Wenn er über die Bühne rockt, kann keiner glauben, dass er bereits über 75 Jahre alt ist. Bei ihm scheint die Zeitmessung stehengeblieben zu sein. Mit rauer, vollmundiger und volltönender Stimme ist er der Mittelpunkt der Aufführung, mit seiner „Röhre“, man gestatte mir den Ausdruck, füllt er das Rund der Waldbühne. Wie er zeitlos diese Bühne für sich vereinnahmt und die Zuschauer für sich einnimmt, das ist schon beeindruckend. Als Jolient Jake Blues gibt Karsten Kenzel sein Bestes und als sein Bruder Elwood J. Blues steht ihm Thomas Gerber in nichts nach. Di beiden ergänzen sich vorzüglich, sind gut bei Stimme und auch darstellerisch gibt es keinerlei Einschränkungen. Als Wärterin Nancy Charles weiß Dorothee Streich sowohl mit ihrer Stimme als auch mit ihrer überzeugenden Darstellung zu beeindrucken. Gut aufgelegt, ein anwaltlicher Hans Dampf in allen Gassen und durch seine Spontanität von folgenschweren Fehlentscheidungen nicht gefeit, ist Ben Schobel als Anwalt Bernie Sline eine Type für sich. Als Voodoo-Hexe und Oberin überzeugt als seine Assistentin Amina Marjam Liedtke in jeder Beziehung. Keinerlei stimmlichen oder darstellerischen Ausfälle bei der kompletten Truppe. Als Etta die Henkerin setzt Mandy Menz eine äußerst beeindruckende Stimme ein, die die Waldbühne bis in den letzten Winkel mühelos ausfüllt. Als Tänzerinnen und im Chor können sich Nathalie Hack und Sol Spies eindrucksvoll in Szene setzen. Der Chor der Coburger Sommeroper passt sich nahtlos dem Niveau der Gäste an und er trägt ein großes Stück vom Erfolg dazu bei.

Die Songs und Lieder der Jugendzeit wieder zu hören, hat an diesem Nachmittag das Publikum restlos begeistert, welches immer mehr mitklatscht und mitgeht, vor allem nach der Pause ist es fast nicht mehr zu halten. Langanhaltender stürmischer Beifall für eine geschlossene und eindrucksvolle Leistung aller beteiligten Künstler. Dass ich mich trotzdem auf die „Fledermaus“ im nächsten Jahr riesig freue, sei mir hoffentlich ein bisschen verziehen.

Manfred Drescher 22.08.2017          

Bilder 1 bis 3 von Ulrich Göpfert, Coburg, Bild 4 Opernfreund

 

Zugaben

Original FIMTRAILER (1980)

Filmausschnitt 1

Filmausschnitt 2 (die legendäre Club Szene!)

Filmausschnitt 3

Blues Brothers 2000 TRAILER (Remake 1998)

 

 

 

 

Ein operettiges Schmankerl mit

DER FIDELE BAUER

bei der Coburger Sommeroperette auf der Waldbühne in Heldritt

Besuchte Vorstellung am 20.08.2016      

Premiere am 10.08.2016

Leo Falls Erfolgsoperette in Kooperation mit der Pramtaler Sommeroperette aus Oberösterreich

Ohne engagierte Streiter, könnte die Coburger Sommeroperette auf der wunderschönen Waldbühne in Heldritt wohl kaum überleben. Es ist in erster Linie der rührigen Produktionsleiterin Adelheid Frankenberger zu verdanken, gemeinsam mit Claus J. Frankl, der guten Seele der Sommeroperette, der die Spielleitung und Dramaturgie innehat, dass hier auf höchstem Niveau Operette (und manchmal auch Musical) aufgeführt wird. Seit Jahren stellen die beiden wunderbare Musikerlebnisse auf die Bretter, die die Welt bedeuten und Adelheid Frankeberger lässt neben ihrem Charme alle Beziehungen spielen, um Ausnahmekünstler zu kleinem Honorar auf die Waldbühne zu bringen. Drei Spielzeiten war der international zurzeit aufsehenerregende Tenor Andreas Schagerl, der sich jetzt, nachdem er Bayreuther Wagnerweihen hinter und vor sich hat und sich nun Andreas Schager nennt, Haustenor auf der Bühne der Sommeroperette. Mit geringen finanziellen Mitteln gelang es immer wieder tolle Künstler zu annehmbaren Preisen nach Heldritt zu holen. In der neuen Ausgabe des in Wien erscheinenden Magazins „Festspiele“ rangiert die Sommeroperette Coburg in der Abteilung Operette und Musical als erstplatziertes Festival in Deutschland auf dem sensationellen vierten Platz, nach den Seefestspielen Mörbisch, dem Lehár-Festival Bad Ischl und dem Operettenfest Baden bei Wien. Bestplatziert in Deutschland müsste Adelheid Frankenberger eigentlich vor Stolz zerspringen und die Region um Coburg herum vor Ehrfurcht erstarren lassen. Aber nein, wir sind ja im Coburger Raum, wo der Prophet im eigenen Land nicht viel gilt. Es ist für mich eine Schande, wie gering dieser sensationelle Erfolg gesehen wird, wie wenig die Politik bereit ist, dieses außergewöhnliche Festival im eigenen Land zu unterstützen. Anstatt stolz wie Oscar zu sein und die finanziellen Drahtseilakte etwas abzufedern, lässt man die Bühne teilweise am ausgestreckten Arm verhungern. Um das erreichte Niveau der Coburger Sommeroperette auf Dauer zu halten und zu festigen, wäre auch eine andauernde gleichbleibende Unterstützung mehr als erforderlich. Vielleicht besinnt sich der ein oder andere Politiker einmal darauf, dass nicht nur das Sambafestival ein großer Segen für Coburg und die Region ist.

Alois Walchshofer-Willi Narowetz

Ein kleiner Nachteil, auf den ich immer wieder hinweise, der aber leider nur für meine Figur gilt, ist, dass man vor Beginn der Vorstellung den überaus schmackhaften Köstlichkeiten der Region ausgesetzt ist und sich an so manchem schmackhaftem Schmankerl laben kann. Aber das gehört zur Coburger Sommeroperette und der Waldbühne Heldritt einfach dazu und unterscheidet Heldritt von anderen Spielorten, ebenso wie die überdurchschnittliche ehrenamtliche Mitarbeit einer Unzahl von Helfern.

Nun, in diesem Jahr hat man die wunderschöne Operette von Leo Fall „Der fidele Bauer“ ausgegraben, die in der Region seit fast 40 Jahren nicht mehr aufgeführt worden war und es ist schön, dass zur Zeit die Werke von Leo Fall eine wahre Renaissance erleben, so in diesem Jahr auch „Die Rose von Stambul“ in Bad Ischl. Erstmalig hat man mit der Pramtaler Sommeroperette zusammengearbeitet, einen Teil der dortigen Inszenierung übernommen, die Orchesterstimmen und den Text (wodurch man einiges an Euros sparen konnte) aber das Ganze auch für die Waldbühne angepasst. Und zum Coburger Ensemble hat man einige Gäste aus Pramtal dazu genommen, auch das ist nicht unbedingt für die Authentizität schädlich, im Gegenteil. Nun ja, ein bisschen hat man auch die Handlung umgestellt, der letzte Akt wird zum großen Teil als Eingangsakt gezeigt, aus dem Stefan wird das Heinerle, welcher in der sonst üblichen Fassung der Operette vom Zipfelhaubn-Bauern als Sohn angenommen wird, nachdem sein eigener Sohn ihn so schmählich in Stich lässt, obwohl er sich für ihn aufgeopfert hat. Diese Fassung basiert aus den 1990er Jahren von Wilfried Steiner und ist im Großen und Ganzen stimmig und nachvollziehbar inszeniert. Das Bühnenbild von Ruth Krottenthaler vermittelt den ländlichen Charakter des Bauernstücks ohne in den schenkelklopfenden Bereich des Komödienstadels abzugleiten. Bunt und voller prallem Leben bietet sich die Operette dem Zuschauer dar.

Das Orchester der Coburger Sommeroperette wird von Urs-Michael Theus geleitet, der Chor stimmig und eindrucksvoll von Stefan Meier einstudiert und mehr als ergänzend, sondern ein richtiger Hingucker der Einsatz der Mädchen und Buben des Theater- und Konzert-Kinderchores Coburg e.V., der von Arno Seifert geleitet und einstudiert ist. Es macht Spaß den Kindern zuzuhören und zuzuschauen, die mit Feuereifer bei der Sache sind. Urs-Michael Theis hat das gut aufgelegte Orchester fest im Griff. Schwungvoll und rasant lässt er es musizieren, lässt es auch einmal feurig galoppieren, um es dann bei der Begleitung der Sänger wieder etwas zurückzunehmen, damit diese nicht überdeckt werden. Er arbeitet auch die Feinheiten der Partitur heraus, bringt auch ohne Frage bei manchen der leiseren Stücke den melancholischen Ausdruck eindrucksvoll zur Geltung. Zu Recht bekommen er und sein eindrucksvolles Orchester großen Beifall, nicht nur am Schluss der Operette, Eine feine Leistung und musikalisch auf hohem Niveau.

Christine Holzwarth-Giorgio Valenta

Wieder einmal ein feines und vor allem erfolgreiches Händchen beweisen Adelheid Frankenberger und Claus J. Frankl mit der Besetzung der Sänger und der Gesangsschauspieler. Der Zipfelhaubn-Bauer, Matthias Scheichelreuther wird von dem österreichischen Bariton aus Linz Alois Walchshofer verkörpert. Ich habe Alois Walchshofer schon sehr oft erlebt, auch mit der Wiener Operettenbühne, und man hat den Eindruck, dass er mit zunehmendem Alter immer besser wird. Er bringt den sich für seinen Sohn aufopfernden einfachen Bauern nicht rührselig sondern rührend auf die Bühne. Er, der alles in seinen Sohn steckt, in Armut, ja, man kann schon sagen, dahindarbt und der auch dann noch voll hinter ihm steht, als ihm selbst aufgeht, dass dieser sich für ihn, den einfachen Bauern schämt, er zieht das Publikum in seinen Bann, welches bei vielen seiner Passagen mucksmäuschenstill zuhört, und dass ist für eine Operette nicht gerade üblich. Aber Gott sei Dank gibt es ja auch die vielen fröhlichen und lustigen Momente. Alois Walchshofer gestaltet seinen Bauern mit warmem, vollem, durchschlagskräftigem und vollkommen überzeugenden weichen Bariton und wird zu Recht gefeiert. Neben ihm, dem ausgebildeten Sänger wird noch ein weiterer gefeiert, nämlich Willi Narowetz als Heinrich Lindoberer, Bürgermeister und Holzfabrikant und Taufpate des angehenden jungen Doktors. Willi Narowetz, der aus Blindenmarkt in Niederösterreich stammt, hat nie eine Schauspielausbildung genossen, das Naturtalent und Operettenurgestein ist seit Jahrzehnten Publikumsliebling und so auch hier. Er, der Schlawiner, der den Zipfelhaubn-Bauern auch unterstützt wo er kann, führt alle nach Wien zum feinen Herrn Doktor und dort kommt alles zum guten Ende. Der Sohn erkennt, was sein Vater getan hat und bittet ihn um Verzeihung und die hochgebildeten Schwiegerleute aus Berlin merken auch, dass nicht die Abstammung sondern auch die Herzenswärme viel zu sagen hat.

Alois Walchshofer-Theater- und Konzert-Kinderchor Coburg e.V. 

Der feine Herr Doktor wird vom aus Coburg stammenden Tenor Giorgio Valenta dargeboten, der bereits im letzten Jahr den Barinkay im „Zigeunerbaron“ gesungen hat. Und er bringt eine gute Leistung auf die Bühne. Sein hoher Tenor, der schlank geführt wird und auch in den Höhen strahlt, weiß voll zu überzeugen. Ein bisschen schwerer tue ich mir mit der gestalterischen Darstellung, etwas steif agiert er für meine Begriffe schon und der jugendliche Heißsporn von Doktor ist er inzwischen auch nicht mehr so ganz. Aber das sind wieder einmal einige wenige beckmesserische Einwände, die das Publikum anders sieht, großer Applaus für den Coburger Heimkehrer. Christine Holzwarth weiß als Annamirl, die Tochter des Zipfelhaubn-Bauern mit silbrigem zartem Sopran zu überzeugen, eigentlich ist die Wienerin eine vorzügliche Soubrette. Vincenz, der Sohn des Bürgermeisters wird vom Oberösterreicher Harald Wurmsdobler dargeboten. Sein Tenor ist kein Kraftmeier sondern ein wunderschön geführter, zarter voller Ausdruck versehener weicher und tragfähiger Tenor, der mir sehr gut gefallen hat. Harald Wurmsdorbler ist gleichzeitig auch der Intendant der Pramtaler Sommeroperette seit ihrer Gründung und ein Tausendsassa im Operettenhimmel. Jan Reimitz, der geborene Wetzlarer, der in Heldritt kein unbekannter ist, bringt in bewährter Weise die Figur des Dorfpolizisten Zopf auf die Bühne und sorgt für so manchen Lacher. Daneben ist er auch für die Choreographie zuständig, und auch hier hat er eine Leistung ohne Fehl und Tadel hingelegt. Als blasiertes Schwiegerelternpaar aus Berlin können Adelheid Brandstetter als Viktoria und Claus J. Frankl als Friedrich von Grunow (der auch noch einen weiteren Bauern spielt – und diesen ebenso überzeugend) ein Paradestückchen abliefern. Adelheid Brandsetter, die leider nur einen kleinen Gesangspart hat, ich habe sie schon oft erfolgreich in größeren Rollen erleben dürfen, zeigt, dass sie immer noch zur vordersten Reihe gehört und Claus J. Frankl zeigt, dass er für die Coburger Sommeroperette unersetzbar ist. Der Bayreuther Charakterkomiker, der seit vielen Jahren auch als Dramaturg und Regisseur für Musiktheater erfolgreich tätig ist, zeigt immer wieder seine tiefe Verbundenheit zur Coburger Sommeroperette. Als Friederike, die Tochter der beiden Berliner und Gattin des geläuterten Doktors ist die Sopranistin Thea Schuette aus Münster in Westfalen mit gefälligem Sopran zu hören.

Alphornbläser des Musikvereins „Stadtkapelle Baunach“

Kenai Bug mit zarter berührender Stimme ist der kleine Heinerle. Nach der Pause geben in der besuchten Vorstellung die Alphornbläser des Musikvereins „Stadtkapelle Baunach“ ein mit viel Beifall bedachtes „Zwischenspiel“. Am Schluss der Operette hat Claus J. Frankl noch einen stimmigen Einfall, er lässt die wunderschöne Melodie von Leo Fall „Und der Himmel hängt voller Geigen“ als walzerseligen „Rausschmeißer“ den „Fidelen Bauern“ beenden.

Beim Nachhausegehen fast nur glückliche Gesichter, viele, die die Melodien vor sich hin pfeifen und die Freude auf das nächste Jahr, wenn mit „Die Fledermaus“ die Königin der Operette von Johann Strauss jun. auf der Waldbühne von Heldritt aufgeführt werden wird. Ich freue mich schon darauf.

Manfred Drescher 27.08.2016          

Bilder von Ulrich Göpfert, Coburg

 

 

KISS ME KATE 

Aufführung am 17.08.2013

Cole Porter tritt in Heldritt auf

Im letzten Jahr hatte ich mich gefreut, dass in Heldritt wieder Operette gespielt wurde, hoffte auf einen Ausrutscher bei der Stückauswahl, prompt steht wieder ein Musical auf dem Spielplan. Ich gebe gerne zu, dass ich kein besonderer Freund des Musicals bin, vor allem, da die gesanglichen Leistungen hier mitunter nicht unbedingt im Vordergrund stehen, teilweise schwer zu verdauen sind und auch die Auswahl schöner und eingängiger Melodien in der Regel sehr überschaubar ist. Nun gut, man hatte mit „Kiss me, Kate“ von Cole Porter wenigstens einen Klassiker, der noch als Ausläufer der guten alten Operette gelten kann, ausgewählt und so war die Überwindung nach Heldritt zu fahren für mich nicht gar so groß.

Vor der Vorstellung habe ich mich natürlich wieder an den kulinarischen Köstlichkeiten der Region gütlich getan – und dies ist ein gewisses Problem in Heldritt, aber nur für meine Figur und die rein zwangsläufige Zunahme, weil man ja alles ein bisschen probieren will, nein muss, und das ist nicht wenig, was hier immer wieder angeboten wird. Aber nun zurück zur Hauptsache, der Aufführung und der Umsetzung auf der kleinen wunderschönen Naturbühne in Heldritt.

Die Geschichte des gezähmten Kätchens ist wohlbekannt, die Uraufführung war in New York im Jahre 1948, in Frankfurt am Main war dann die deutschsprachige Erstaufführung. Mitunter geht es sehr toll zu auf der Bühne in Heldritt, denn das Stück im Stück erfordert eine große Anpassung aller Beteiligten. Die Geschichte um eine Theatergruppe, die eine musikalische Fassung von Shakespeares „Der widerspenstigen Zähmung“ zur Aufführung bringen will, draußen auf dem Land, wo man so etwas ja mal ausprobieren kann, ist mitunter ganz schön verworren, denn das Paar aus Shakespeare hat auf der wirklichen Bühne fast die gleichen Probleme miteinander, aber wie in (fast) jedem guten musikalischen Operettenstück, wendet sich am Schluss alles wieder zum Guten.

Die Musik von Cole Porter ist eingängig, teilweise sehr schmissig und kommt gut an, sei es jetzt „Wunderbar“, „Premierenfieber“, „Wo ist die liebestolle Zeit“, als auch „Schlag nach bei Shakespeare“ und vieles andere. Dr. Attila Lang hat die Inszenierung gemacht, er ein alter Hase, Chef-Producer der Wiener Festwochen und geübter Musiktheatermacher hat ein glückliches Händchen bei seiner „Kiss me, Kate“, die er übrigens das erste Mal inszeniert. Viele Musicals hat der gebürtige Ungar schon auf die Bretter, die die Welt bedeuten, gebracht, darunter „Anatevka“, „Gigi“ und „Cabaret“, aber jetzt zum ersten Mal bei der Coburger Sommeroperette „Kiss me, Kate“.

Der Wiener Choreograf Christian Zmek steht ihm zur Seite, er ist vor allen Dingen für die ausgezeichneten Chorauftritte zuständig und Frieder Klein hat die nicht leichte Aufgabe, die entsprechenden Kulissen für die Waldbühne zu entwerfen, hervorragend gelöst. Immer ist etwas los, die Bühne wird in ihrer vollen Länge und Breite „bespielt“ und man merkt den Sängern und Darstellern an, wie viel Spaß ihnen das Stück macht. Und da sind wir dann auch bei den Leistungen der einzelnen Beteiligten. Und hier muss man mit seiner Kritik natürlich etwas zurückhaltender sein, denn ein guter Musicaldarsteller muss nicht unbedingt ein guter Sänger sein – und ist es meistens leider auch nicht. Vom rein stimmlichen, aber auch darstellerisch überzeugt mich am meisten Dirk Mestmacher als Fred Graham/Petruchio. Er ist durchgehend auf der Bühne präsent und hat einen wohlklingenden sicher geführten, schlanken Tenor. Es macht Spaß ihm zuzuhören und zuzuschauen. Seine Lilli Vanessi/Katharina ist Lenneke Willemsen. Auch sie fügt sich gut in die Rolle ein und ist Dirk Mestmacher eine sehr gute, fast gleichwertige Partnerin. Vom Spiel und vom Temperament auf jeden Fall, vom gesanglichen kann sie zum größten Teil ebenfalls überzeugen. Laura Mann als Ann Lane/Bianca hat das Publikum voll hinter sich. Die 23jährige gebürtige Coburgerin, die den Musik-Förderpreis der Stadt Coburg im Jahr 2010 erhielt, hat hier einfach ein Heimspiel. Und sie bringt dieses Debüt in Heldritt gut auf die Bretter.  Die Freier, Rainer Möbius als Harrison Howell, der mit seinem Reichtum protzt und sich auch entsprechend gibt, aber am Ende trotz aller Millionen doch leer ausgeht, Stephan Ignaz, einstiger Liebling des Landestheaters Coburg als Bob/Gremio und Robin Koger als Harold/Hortensio verkörpern ihre Rollen überzeugend und sorgen für viele Lacher, so wie das Lachen bei dieser Aufführung sehr oft an erster Stelle steht. Claus J. Frankl als Harry/und genervter Brautvater Baptista war Dramaturg am Coburger Landestheater von 1988 bis 1993. Er ist der Coburger Sommeroper seit vielen Jahren verbunden und zeigt hier auf das vortrefflichste, wie und was man aus einer vermeintlich kleinen Rolle alles herausholen kann. Als mafiosiähnliches Ganovenpärchen brillieren Alexander M. Helmer und John Sweeney. Sie machen aus den beiden Bösewichtern Paraderollen, sorgen für viel Stimmung und heimsen – zu Recht – viel Applaus ein. Adelheid Frankenberger, die Produktionsleiterin und Mädchen für alles bei der Coburger Sommeroperette will mit der Aufführung von Musicals mit Sicherheit auch ein zusätzliches jüngeres Publikum erschließen. Etwas, was auch die „großen“ Häuser in Mörbisch und Bad Ischl vor- und mitmachen. Man will damit versuchen, dieses neue Publikum auch an die Operette heranzubringen. Solange aber Operette in Rundfunk und Fernsehen nicht nur stiefmütterlich, sondern praktisch fast gar nicht mehr gespielt wird und solange nicht das musikliebende Publikum die Sender mit Briefen bombardiert dies wieder zu ändern, wird der Besucherkreis für eine der reizvollsten Musikarten immer geringer werden.

Dem Orchester der Coburger Sommeroperette unter der Leitung von Iván Boldog, merkt man richtig den Spaß an, so richtig „schmissig aufzuspielen“ und die Melodien feurig an das Publikum weiterzugeben. Es unterstützt die Sänger auch behutsam, und lässt keinen Sänger, auch wenn die Stimme nicht so tragfähig ist, untergehen. Vor allem auch der Chor gibt sein bestes und das ist nicht wenig. Man merkt ihm richtig an, dass ihm die Musik einfach Spaß macht und dies bringen sie auch über die Rampe. Insgesamt eine gute Aufführung, die dem Publikum sichtlich gefällt. Ich jedenfalls freue mich, dass im nächsten Jahr wieder zur Operette zurückgekehrt wird und zwar mit der Aufführung der leider nur selten gespielten „Die Zirkusprinzessin“ vom Emmerich Kálmán.

Manfred Drescher    

Bilder 1 und 2 Ulrich Göpfert, Coburg; Applausbild: Manfred Drescher

 

 

 

GASPARONE

Besuchte Aufführung am 18.08.2012

 Carl Millöcker in Heldritt

Schön, dass die Coburger Sommeroperette weiterhin Operette spielt und ihr Musicalausflug nur eine Eintagsfliege war. Diesmal steht „Gasparone“ auf dem Spielplan. Eine Operette von Carl Millöcker, die wunderschöne Melodien beinhaltet, aber unbegreiflicherweise nur selten aufgeführt wird. Dass dies ein Fehler ist, sieht man an der schwungvollen und stimmigen Inszenierung von Thomas Mittmann. Die Produktionsleitung liegt wieder in den Händen von Adelheid Frankenberger, die bei der Auswahl des Stücks erneut ein gutes Händchen gehabt hat. Man merkt dies, wenn man sich die Gesichter der Menschen, die nach der Vorstellung nach Hause strömten anschaut. Man sieht ihnen richtig an, dass ihnen die vergangenen zwei Stunden ausgesprochenen Spaß gemacht haben. Und das muss Operette sein, sie muss Freude bereiten, sie muss Lust auf mehr machen und sie muss vor allem ernst genommen werden. Und dies gelang auf der wunderschönen Naturbühne in Heldritt auf das trefflichste. Die Zuhörer und – schauer waren begeistert, und so soll es sein.

Ein kleiner Nachteil – aber leider nur für meine Figur – ist, dass man vor Beginn der Vorstellung den schmackhaften Köstlichkeiten der Region ausgesetzt ist. Auch dies ist eine Besonderheit und hebt Heldritt von anderen Spielorten hervor. Italienisches Flair wurde versucht auf die Heldritter Bühne zu bringen – und es gelang vorzüglich. Man fühlte sich in die sizilianische Welt versetzt, wenngleich es leider nicht ganz so warm war. Dies war aber zu verschmerzen, denn die Musik Millöckers heizte gut ein.

Gesungen wurde überwiegend hervorragend. Ganz ausgezeichnet mit voll erblühtem warmem und ausdrucksstarkem Sopran wartete Constanze Meijer als Charlotta auf, eine ganz hervorragende Leistung. Markus Gruber war Conte Erminio und hier hatte ich dieses Jahr meine Probleme. Gruber, der im letzten Jahr noch in „Viktoria und ihr Husar“ glänzte und zu den Besten zählte, hatte für mich – jedenfalls in der von mir besuchten Aufführung einige Probleme. Er sang für mich zu verhalten, mit gebremstem Schaum, mir fehlten das Feuer und die strahlenden Töne. Vielleicht lag auch eine nicht angesagte kleine Indisposition vor. Vom spielerischen und in den stillen leisen Passagen war er jedoch ebenfalls wieder sehr gut. Ausgezeichnet auch Beate-Maria Vorwerk als Zenobia, die Vertraute der Gräfin Charlotta. „Es gibt ja keine Männer mehr“ singt sie, und das so ausdrucksstark, das man ihr das fast glauben konnte. Ein ausgezeichnetes Paar geben Dirk Mestmacher als Benozzo, dem Wirt und Chef der Schmugglerband und Verena te Best als seine Frau Sora. Verena te Best ist nicht nur reizend anzusehen und spielt quicklebendig, sondern besitzt auch einen sehr schönen feinen aber dennoch durchschlagenden Sopran, der gut zu der geläufigen tenoralen Gurgel von Dirk Mestmacher passt. John Sweeney macht aus der Rolle des Bürgermeister Nasoni, dem es einfach nicht gelingen will, Gasparone zu fangen, ein kleines Paradestück. Der Bassbariton, dessen schönes Material positiv auffällt, überzieht meiner Meinung nach etwas. Ein bisschen weniger wäre wohl mehr gewesen, aber das ist ein ganz subjektiver Eindruck von mir. Dem Publikum gefällt es und der Beifall will gar nicht aufhören. Alexander M. Helmer, von dem man gerne mehr sehen und hören möchte, wenn er nicht den totalen Deppen spielen muss, ließ durch seine gefühlvolle und ausdruckstarke Stimme aufhorchen.

Dem Orchester der Coburger Sommeroperette unter der Leitung von Ivan Boldog, merkt man richtig an, wie sie in der wunderschönen Musik von Carl Millöcker schwärmen können. Auch der Chor und das Ballett laufen zur Höchstform auf und lassen ein glückliches Operettenpublikum nach Haus. Insgesamt eine ausgezeichnete Aufführung, die wiederrum Lust auf mehr macht. Ich hoffe, dass man dann wieder eine so tolle Operette aus dem Hut zaubert und nicht unbedingt erneut ein Musical. Dafür gibt es andere Spielorte als die Coburger Sommeroperette.

Manfred Drescher

 

 

 

VIKTORIA UND IHR HUSAR

Besuchte Aufführung am 20.08.2011

Heldritt ist eine Reise wert

Nach dem Abstecher zum Musical im letzten Jahr kehrte die Sommeroperette wieder zur Operette zurück – und dies war gut so. Paul Abrahams relativ selten aufgeführte „Viktoria und ihr Husar“ zog aus, um das Publikum auf der Waldbühne wieder zu verzaubern. Und es gelang. Es gelang so gut, dass man beim Nachhause gehen nur fröhliche, gelöste Gesichter sah, die die Melodien aus „Viktoria“ noch vor sich hin pfiffen. Welches schönere Kompliment kann es für eine Aufführung geben, bei der alles passte.

Dabei waren die Vorzeichen gar nicht so gut gewesen. Der kürzlich engagierte Regisseur Bernhard Maxara, der einige Jahre bleiben wollte, erklärte seinen Rückzug nach der Generalprobe. Künstlerische Differenzen und unterschiedliche Vorstellungen mit Adelheid Frankenberger, der Produktionsleiterin und 1. Vorsitzenden des Vereins Coburger Sommeroperette über den künftigen Kurs der Sommeroperette, sollen der Hintergrund sein. Auch der langjährige Kapellmeister Reinhard Schmidt verließ im Frühjahr nach 17 Jahren die Sommeroperette. Alle Differenzen, sofern sie vorhanden waren, haben dazu geführt, dass die Operette in Heldritt wie Phoenix aus der Asche gestiegen ist. Adelheid Frankenberger sah sich nach der Aufführung für ihre Arbeit der vergangen Zeit reich belohnt.

Dass man vor der Vorstellung kulinarischen Genüssen frönen kann, hebt die Coburger Sommeroperette zusätzlich aus der Reihe der weiteren Operettenaufführungsorte hervor (und lässt mich sündigen).

Bernhard Maxara hat das Ganze äußerst publikumswirksam inszeniert. Das Publikum ging richtig mit, die romantische Geschichte um den Rittmeister gab Anlass zu viel Lachen aber auch etwas zurückhaltendes Mitleiden. Das am Schluss alles wieder gut wird und sich alle bekommen, dies ist halt in der Operette so. Und deshalb wird sie wahrscheinlich auch so sehr geliebt –gestern wie auch heute.

Gesungen wurde durchwegs vorzüglich. Asa Elmgren als Viktoria besitzt eine schöne, voll erblühte Sopranstimme, die sie stilsicher einzusetzen weiß. Ihr Mann John Cunlight wird von Heimir Wium als älterer, vornehm zurückhaltender Mann auf die Bretter gestellt. Der Husarenrittmeister Stefan Koltay besitzt einen klaren, weichen, warmen Tenor, der sich durchschlagkräftig in den Soli als auch in den Duetten entfaltet. Gesungen wird er von dem Coburger Markus Gruber, der zurzeit in Detmold engagiert ist und dem eine große Zukunft vorhergesagt wird. Als Stefan Koltay jedenfalls bietet er eine hervorragende Interpretation und ich bin sicher, dass man noch viel von ihm hören wird.

Isabella Lechner als Riquette und Sascha Mei als Janczy, dem Burschen Koltays wirbeln über die Bühne, dass es einem Angst und bange wird. Daneben singen sie beide auch noch vorzüglich und heimsen zu Recht den Applaus des begeisterten Publikums ein.

Auch das zweite Buffopaar, Nadja Plattner als O Lia San, Ferrys Braut und Jan Reimitz als Graf Ferry passen hervorragend zusammen. Auch hier passen Tanz und Gesang überein. Beide Soubretten singen und tanzen bezaubernd und ihre beiden „Burschen“ stehen ihnen in nichts nach.

Das Orchester der Coburger Sommeroperette unter der Leitung von Ivan Boldog, bringt die wunderschönen Melodien Paul Abrahams zum Erblühen. Die ungarischen Musiker schaffen die Sänger unterstützend, werkgetreu und schmissig, die Grundlage für eine durchweg gelungene Aufführung.

Die Aufführung macht Lust auf mehr und so freut man sich im nächsten Jahr auf eine selten aufgeführte Operette, den „Gasparone“ von Karl Millöcker.

Manfred Drescher

 

DER OPERNFREUND  | opera@e.mail.de