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UTTING AM AMMERSEE

Eine Parodie auf LOHENGRIN

23. Juli 2019
Nestroyscher Humor und Wagner!


Weniger als ein Jahr, nachdem Richard Wagners „Lohengrin“ die Wiener Erstaufführung erlebte, im Theater am Kärntner Tor, fand die Premiere von Johann Nestroys Parodie auf seine romantische Oper am 31. März 1859 am Wiener Carltheater statt. Nestroy selbst spielte die Titelrolle. Er nannte das Werk, welches Publikum wie Kritik enttäuschte, „Lohengrin: Musikalisch-dramatische Parodie in vier Bildern“. Im Prinzip meinte die Presse, dass nach der sehr gelungenen Parodie auf „Tannhäuser“, jene auf „Lohengrin“ keine parodistischen Elemente enthalte, da die Handlung der Oper durchgängig gespielt und nicht auf den Kopf gestellt wurde. Sie entbehre also damit der klassischen Elemente der Parodie.

Das war aber für den kleinen gemeinnützigen und im Wesentlichen mit Laienschauspielern aus Utting am Westufer des Ammersees agierenden Verein „Seebühne Utting“ kein Grund, ihre natürlich auf Nestroy basierende Version der Parodie in diesem Sommer auf der kleinen selbst gezimmerten Bühne im Summerpark am See nahe dem Dampfersteg nicht zu präsentieren. Seit 1997 führt man nun diesen kleinen, aber sehr beliebten Theater-Event durch, im breiten Spektrum von der Klassik bis zur Moderne, von Aristophanes bis Bert Brecht, mit bisher also 23 Stücken. Intendant und Regisseur der Parodie ist Florian Münzer. Professionelle Theaterleute und Amateure wirken dabei zusammen, unterstützt von anderen Vereinen, heimischen Betrieben sowie der Tatkraft und mit dem persönlichen Engagement Einzelner. Die Schauspieler kommen praktisch alle aus dem Dorf, abgesehen von 2 -3 Profis, die man für die Hauptrollen einlädt.
Für die Seebühnenfassung der Parodie auf „Lohengrin“ hatte man ein paar Szenen aus Nestroys „Theatergeschichten“ hinzugefügt, und hiermit wurde die humoristische Komponente der Produktion enorm aufgewertet. Es gab mit witzigen und oft banalen Aussprüchen und Kommentaren immer wieder Grund zu herzlichem Lachen, was nicht nur den Opernfremden, sondern auch den Openfreunden und insbesondere auch den Kennern der Oper „Lohengrin“ gefiel.

Das Ganze wurde gut beleuchtet von Christian Liss. Gleich zu Beginn bricht der ohnehin schon fast bankrotte Theaterdirektor Schofel (sehr engagiert Holger Schmidt-Lutz) in Panik aus, weil der Darsteller des Lohengrin nicht eingetroffen war. So sucht er einen alten Bekannten, offenbar einen Sänger, im Publikum, der sich aber nicht als Tenor, sondern als unausgebildeter Bariton entpuppt (Ruben Hagspiel), aber mit großem schauspielerischem Talent. Durch die unwiderstehlichen Überredungskünste Elsas, der Fürstin von Dragant (ja, mit D!), (Claudia Mabell), kann er nach langem Hin und Her für die Rolle des Lohengrin gewonnen werden. Dann ging es los.
Mit einem etwas bajuwarisch verfremdeten Vorspiel - um es dezent auszudrücken - der das ganze Stück begleitenden Blasmusikfreunde Utting unter Leitung von Michael Bauer und mit Jeanette Höfer als Solistin für Klarinette und Fagott wird man in bekannten Tönen in die Handlung eingeführt. Michael Schulz als Gaugraf Hanns der Gerechte trifft in Dragant ein und hält seine berühmte Rede über die Aufdringlichkeit der Ungarn. Die Draganter begrüßen ihn mit bunten Standesfahnen auf der Hinterbühne und vermeiden geschickt, dass niemand nach hinten ins Wasser fällt.
Unterdessen kommt der letzte Ammersee-Dampfer des Tages vorbei, man hört die Wellen Schelde-artig an das Ufer schlagen. Die Alpenkette, überhaupt nicht passend zum Spielplatz des „Lohengrin“ in den Niederlanden, aber dennoch schön und romantisch anzusehen, verschwindet langsam in der Abenddämmerung. In dieser tritt der Hinundherrufer auf und ruft nach dem Ritter, der für Elsa kämpfen will. Lohengrin nähert sich zu Wasser, in der Tat von einem Plastik-Schwan gezogen. Der Unterwasserantrieb ist, wie sich am Schluss herausstellt, der kleine Prinz Pafnuzi (Luis Graf) alias Herzog von Dragant, den der abfahrende Lohengrin als neuen Führer auf die Bretter schickt, sehr zur Verzweiflung Elsas. Claudia Mabell singt die Rolle mit einem schönen Sopran und unterstreicht die Unterwürfigkeit unter ihren Helden Lohengrin, bis auf die berühmte Frage im Schafzimmer. Sie ist eine der beiden Profis neben Ruben Hagspiel als Lohengrin.
Dieser sorgt in silbern glänzender, blecherner Rüstung immer wieder für urkomische Momente auf der Basis Nestroyscher Sprüche, wie „Als Braut man allerhand verspricht, als Frau hernach man hält es nicht“. Das erinnerte mich an den Spruch Sancho Panzas, den ich nur zwei Tage zuvor in der Oper „Don Quichotte“ in Bregenz von Cervantes hörte. Dort hieß es sinngemäß, dass Männer Heilige seien, wenn sie in die Ehe eintreten, nur Opfer, wenn sie das nicht täten…

Bei allgemein sehr guter Dramaturgie und Personenführung wird im 2. Teil zuerst mal der Theaterdirektor von dem Tatertechniker Maxner (Gerhard Deininger als routinierter Schauspieler der Seebühne) in Vertretung der Schauspieler mangels Zahlung der Caches unter Druck gesetzt. Es kommt fast zum Abbruch. Ein Arzt (Klaus Nafzger) greift ein und rettet die Situation. Dann wird mal eben der Jägerchor aus dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber und etwas später „Mein Herr Marquis“ aus der „Fledermaus“ von Johann Strauss gespielt. Allzu witzig wird der Schwerter-Kampf zwischen Lohengrin und Ritter Mordigall alias Telramund (Karl Wilhelm als gekonnter Komiker, auch für den Bau der Bühne zuständig gewesen) inszeniert. Nachdem dieser jeden Satz von seiner Frau Gertrude alias Ortrud (sehr professionell Dany Mayland) vorgeflüstert bekommen hat, wird er durch einen sachten Schlag Lohengrins mit dem Schwert auf seinen Blechhelm auf die Bretter befördert. Allgemeine Erheiterung, ebenso wie die Szenen zwischen Lohengrin und Elsa auf dem Brautbett, einem simplem Holzkasten.
Und so geht es dahin. Wie bei Wagner fährt Lohengrin wieder ab im Kahn, und Elsa muss mit Prinz Pafnuzi klarkommen, während Gertrude sich mit einem großen Brotmesser ersticht…
Das war ein ganz großer Abend der Seebühne Utting, auf den das Ensemble stolz sein kann. Ich wünsche ihnen für die restlichen sechs Aufführungstage gutes Sommerwetter. Weitere Aufführungen heute 4. und 6.-10. August 2019. Theaterplätze 340. http://www.seebuehne-utting.de/index.php?id=20

Klaus Billand  4.8.2019

Bilder (c) Roettig / Billand

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