BRÜNN JANACEK THEATER


DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
Aufführung vom 17.4.16
Premiere 27.9. 2013
Für ein Haus vom Range des Janáček-Theaters ist es natürlich sozusagen Pflicht, in seinem Repertoire auch eine deutschsprachige Oper im Repertoire zu haben.

„Fliegenden Holländers“ hätte wohl einer sorgfältigeren Auffrischung und mehr Sorgfalt sowohl im Orchester als auch auf der Bühne bedurft. Allzuoft schlichen sich rhythmische Ungenauigkeiten ein und die richtige Spannung wollte sich weder musikalisch noch zwischen den Figuren auf der Bühne nicht so recht einstellen. Ein Lichtblick jedoch im 3. Akt: Die Szene Geister versus Matrosen – das war wirklich gut gemacht, ja angsteinflößend! Choreographie Stanislava Vlcekova.
Die Regie von Roman Polak war insgesamt sparsam, was ja viel besser ist als überladen. Allerdings wird es den Sängern (und teilweise dem Publikum) nicht leicht gemacht: Warum muss der Holländer im 1. Akt ein Reizpulverfaß über der Bühne ausleeren?

Dass der Sänger in dieser Staubwolke fähig war zu singen, grenzte an Heldentum. Einige Zuschauer mussten husten… Eine Zumutung für die Sängerinnen des Chors war das Singen-Müssen in gebückter Stellung beim „Spinnen“ – was spinnen die da eigentlich? Sie ziehen stattdessen an Gummiseilen, welche über die Bühne gespannt sind und den Sängern die Bewegung darin ziemlich erschweren. Dieses Bühnenbild stammt von Pavel Borak. Gut und frisch geraten sind die Szenen der Matrosen.
Die Sänger: Der Titelheld, Richard Haan, obwohl in dieser Partie reichlich erfahren, hatte nicht „seinen Tag“. Er stand nicht nur relativ unbeteiligt auf der Bühne, sondern hatte auch Mühe, seinen kräftigen Bariton Wagner-gerecht flexibel einzusetzen.

Die junge jugendlich-dramatische Iveta Jiřikova als Senta lässt in eine hoffnungsvolle Zukunft blicken! Sie verfügt über eine sichere, wirklich metallisch brillante Höhe, welche sie richtigerweise nicht attackiert, sondern sich entwickeln lässt. Das Timbre ist beeindruckend, dunkel,und sie ist eine Bühnenpersönlichkeit – ihr wirkungsvoll sparsames Spiel und überzeugender Gesang machen Sentas Leben in ihrer eigenen Welt deutlich. Nur schade, dass die attraktive Sängerin in ein ungüstiges, schlecht geschnittenes Kostüm gesteckt wurde (der „Königinnenmantel“ war schon besser). Ein guter Gegenpart für diese Senta war die erfahrene Jitka Zerhauova als Mary. Auch der Steuermann Petr Levicek gefiel mit tragender Tenorstimme, war auch relativ gut zu verstehen, wenngleich sein Deutsch allzu tschechisch klang. Meistens konnte man jedoch nur vereinzelt vernehmen, dass die Sänger deutsch singen… Das war vor allem beim Daland von Jiri Sulzenko und beim Erik vonNikolaj Visnakov der Fall – trötz beachtlichem Stimmmaterial.

Doch dann sang der Herrenchor (Chordirektor: Pavel Konarek) richtig und verständlich deutsch! Da kam Freude auf über die testosteronhaltigen Stimmen und ihr glaubwürdiges Spiel – bravi! Der Damenchor klang jugendlich und frisch, jedoch nicht ganz homogen.
Das Orchester unter Jakub Klecker habe ich schon oft um Klassen besser und präziser spielen gehört.
Trotz alledem ein recht freundlicher Applaus vom nicht ganz ausverkauften Haus (viele Besucher aus dem deutschsprachigen Ausland, insbesondere Opernfreunde aus Wien waren zugegen…)
Dana Herzowa 19.4.16
Bilder (c) www.ndbrno.cz/oper
Besonderer Dank an unseren Kooperationspartner MERKER-online (Wien)