DIE SCHWARZE SPINNE
Jeremias Gotthelf
Regie: Armin Petras
Premiere: 10. September 2022
Armin Petras verwendet in seiner sehr speziellen Produktion «DIE SCHWARZE SPINNE» nach Jeremias Gotthelf Elemente des griechischen Theaters. Die klare Aufteilung von Protagonist/Protagonistin und Antagonist/Antagonistin wird klar herausgearbeitet, genau wie die Handlungsunfähigkeit der Leibeigenen/ Bauern des Chores.Die Dramatisierung eines Prosawerkes stösst immer auf Schwierigkeiten und dies wird bei dieser Produktion manifest. Ohne das Programmheft vor dem Besuch studiert zu haben, wird dem Besucher, der Besucherin der Ansatz von Petras nicht klar. Da helfen auch die Kapitelüberschriften nicht. Und das macht das Verständnis fast unmöglich, wenn auch gewisse Textpassagen den Zuschauerraum zum Lachen bringt.

Walter Felsenstein hat einmal bemerkt, dass seine Produktionen sich an das normale Publikum richten und nicht an die kleine Minderheit von Fachleuten. Aus diesem Grund inszenierte Felsenstein an der Komischen Oper Berlin ausschliesslich in deutscher Sprache.
Die Handlung der Novelle Gotthelfs ist bekannt. Daher kann sich meine Rezension auf die Arbeit des Produktionsteams beschränken.

Vor allem zu beachten ist akrobatische Leistung der Körperarbeit von Claudius Körber als Spinne, gepaart mit hervorragender Diktion. Dazu kommt sein überzeugender Monolog in der Seuchenszene. Dies Monolog erinnerte mich an Shakespeares Richard III, Szene 1, Gloucester:
“Now is the winter of discontent
“Jetzt folgt dem Winter unserer Bitterkeit
made glorius summer by this sun of york”
Der Sommer unserer Macht, die Sonne Yorks”
© Shakespeare © Thomas Brasch
Die Spinne ist die Gegenspielerin (Antagonistin) zur wilden, von Yohanna Schwertfeger gespielten Christine (Protagonistin). Die Interpretation der Rolle durch Yohanna Schwertfeger muss auf der gleichen Stufe wie die von Körber beurteilt werden. Ihre Gestik, Mimik und Körperarbeit überzeugen und verstärken den Text, machen diesen in seiner Dramatik, seiner Ernsthaftigkeit erst klar verständlich.

Jan Maak, Ritter Hans von Stoffelen, der Antagonist des Chores, der Bauern, der selbstständig handlungsunwilligen, handlungsunfähigen Leibeigenen, poltert arrogant auf der Bühne herum. Anstelle des Panzers wäre hier von der Kostümentwerferin (Cinzia Fossati) besser gewesen, adlige Kleidung vorzusehen.
Die Choreografie des Chores wurde von Berit Jentzsch einstudiert. Das Bühnenbild hat Natascha von Steiger entworfen. Die Drehbühne ein schräger Abhang, darstellend den Burghügel überzeugt. Die Drehung wird durch Menschenkraft (Sklavenarbeit) erzeugt! Die Arbeit des gesamten Teams ist innerhalb der vom Regisseur gesetzten Leitplanken als herausragend zu bezeichnen.
Der Regie jedoch ist anzulasten, dass es doch einige Längen gibt. So erscheint zum Beispiel Szene 1, die Taufe eher zu lang, sie trägt von der Dynamik her nicht ca. 15 Minuten. Auch könnten einige Chorauftritte, rollend auf der Bühne etwas kürzer sein. Alles in Allem jedoch eine überzeugende Produktion, mit der eingangs erwähnten betreffend das Programmheft. (kann im Internet heruntergeladen werden).
Das zahlreich erschienene Publikum belohnte die Arbeit des gesamten Teams mit rauschendem Applaus.
Peter Heuberger
© Florian Spring