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am 20.7.2018
Die Vorlage stammt von Victor Hugo. Sein Roman-Welterfolg „Die Elenden“ kam 1862 heraus (damals war Hugo bereits 60). Das Erfolgsmusical von Claude-Michel Schönberg (Musik) und Alain Boublil (Libretto) wurde 118 Jahre später – 1980 in Paris – aus der Taufe gehoben und wird seither weltweit gespielt. Und dennoch: die literarische Anklage gegen die Ungerechtigkeit der Welt scheint mir aktueller denn je zu sein. Der Turbo-Kapitalismus macht zumeist die Armen ärmer und die Reichen reicher. Egoismus ist Trumpf! Und die Flüchtlings-Thematik verschärft noch diese Kontraste. Deshalb erkläre ich mir den großen Erfolg der jüngsten Produktion von „Les Miserables“ auf der Felsenbühne von Staatz. Ja: dem Team um den Intendanten, Regisseur und Interpreten des „Bösewichts“ Javert – Werner Auer – ist wieder eine Modell-Inszenierung gelungen (vor allem wenn man die finanziellen Rahmenbedingungen berücksichtigt); aber die Begeisterung war besonders intensiv, am Schluss gab es gar „standing ovations“. Und das um Mitternacht. Basis für den Jubel war nicht zuletzt die musikalische Leitung des Orchesters der Felsenbühne Staatzdurch Gregor Sommer. Und auch das „leading team“ rund um Werner Auer (der auch für das Bühnenbild verantwortlich ist) setzt jene Standards fort, die für Staatz zur Norm geworden sind. Man spürt das totale Engagement einer ganzen Region. Und man findet wieder eine Besetzung vor, die zum Gelingen des milden Sommerabends beiträgt: ein „Haudegen“ in der Titelrolle des Jean Valjeans – Darius Merstein Macleod – ist neben dem „Hausherrn“ der einzige mit einer Langzeit-Karriere. Sein emotionelle Entwicklung – vor allem die Sterbeszene – gehen unter die Haut! Der Rest ist eine Generation jünger -etwa auch die Mutter von Cosette – Anna Burger – als Fantine. Sie schloss erst vor 2 Jahren ihr Musikstudium in Wien ab. Sie erzielte mit dem Hauptschlager des 1.Teils „Ich träumte einen Traum“ eine starke emotionale Wirkung. Ebenso die unbemerkte, stille Liebe von Eponine – herzzerreißend Cassandra Schütt: die Liste der jungen Kräfte, die positiv auffallen, ist lang. Lukas Weinberger ist ein sympathischer Marius mit prachtvollem Tenor-Material. Pablo Grande ist ein vitaler Enjoras; köstlich das Wirtsleute-Paar Monsieur Thénardier – Nick Harras – und Madame Thénardier – Sonja Atlas, er klein, skurril und zierlich, sie monströs und urkomisch. Beim Schluss-Applaus wurden sie mit Gejohle empfangen; ebenso wie die Kinder – der 12jährige Gavroche –Nils Bolt – oder Cosette (als Kind): Livia Ernst und Klein-Eponine –Sophie Bittmann. Der Rest der Truppe, die von einer „besseren Welt“ träumt, soll hier en bloc genannt werden. Sie verkörpern ein hohes Maß an Potential und Begabung: Clemens Bauer – Feuilly, Philipp Fichtner – Combeferre, Niklas-Sven Kerck – Bischof, Daniel Hauser – Fauchelevant, Kaj-Luis Lucke-Granteire, Michael Postmann – Montparnasse, Alexander Rapp – Lesgles, Stefan Ulreich – Babet, TomWagenhammer – Brujon. Sie gehören alle „vor den Vorhang“!
Dank an unseren Koperationspartner MERKER-online (WIEN)
Nikolaus Raspotnik und Sonja Atlas als die Thenadiers
Copyright: Rolf Bock
Anna Burger als Fantine.
Copyright: Felsenbühne Staatz
Werner Auer als Javert.
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