DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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 NATASCHA MAIR

Die Wienerin Natascha Mair erhielt ihre Ausbildung an der Ballettschule der Wiener Staatsoper, wo sie unter anderem bei Gabriele Haslinger, Karen Henry, Galina Skuratova und Prof. Evelyn Téri studierte. 2012 wurde sie mit 17 Jahren an das Wiener Staatsballett engagiert. Im selben Jahr wurde sie beim Internationalen Wettbewerb für Ballettschulen in Peking mit dem Preis der Jury ausgezeichnet und erhielt den 1. Preis beim Premio Roma Danza. 2014 avancierte sie zur Halbsolistin des Wiener Staatsballetts und erhielt einen Förderpreis des Ballettclub Wiener Staatsoper & Volksoper. 2016 wurde sie zur Solotänzerin ernannt.

Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählen die Rollen der Clara sowie Pastorale in Rudolf Nurejews „Der Nussknacker“, Kronprinzessin Stephanie in Kenneth MacMillans „Mayerling“, Odaliske in Manuel Legris' "Le Corsaire", Kitris Freundin, Amor und Erste Brautjungfer in Rudolf Nurejews „Don Quixote“, Gefährtin des Prinzen und Edelfräulein in dessen „Schwanensee“, Die verzauberte Prinzessin in Peter Wrights „Dornröschen“, Olga in John Crankos "Onegin", Faschingstanz in dessen „Romeo und Julia“, Solo-Schatten in Marius Petipas „Die Bajadere“, Lise und Freundin in Frederick Ashtons "La Fille mal gardée" sowie eine Partie in „Paquita“. Zudem tanzte sie in Balletten von George Balanchine ("Allegro Brillante", "Valse Fantaisie"), Serge Lifar ("Suite en blanc"), Harald Lander ("Études"), Pierre Lacotte ("La Sylphide"), William Forsythe ("The Second Detail"), John Neumeier ("Vaslaw") und David Dawson ("A Million Kisses to my Skin").

Mit gerade einmal 21 Jahren ist die aufstrebende, talentierte Ballerina auf dem besten Weg an die internationale Spitze. Bereits in ihrer zweiten Saison an der Wiener Staatsoper tanzte sie die Hauptrolle in Rudolf Nurejews „Nussknacker“. Neben einer sehr gepflegten, sicheren Technik zeichnet die junge Künstlerin vor allem Vielseitigkeit und Charme aus, welches sie unlängst in Partien wie Lise in „La fille mal gardée“, oder aber auch Olga in John Crankos „Onegin“ beweisen konnte.

Das Gespräch führt Katharina Gebauer.

OF: Die Standardfrage – Wie sind Sie zum Ballett gekommen?

NM: Als ich fünf Jahre alt war, wollten meine Eltern, dass ich einen Sport regelmässig mache. Ich habe davor wegen meinem Bruder viel Inline Skating gemacht, aber dann habe ich es in der Ballettschule probiert – nicht zuletzt auch, weil ich generell gerne getanzt habe. Es war zunächst ein Versuch, ob das was für mich ist. Und es hat mir aber ausserordentlich Spass bereitet, da meinten Freunde, als ich 7 Jahre alt war, ich sollte es doch in der Ballettschule der Wiener Staatsoper versuchen. Meine Eltern haben mir da gar keinen Druck gemacht, ich hatte immer die Wahl, weiterzumachen oder etwas anderes zu machen. Allerdings war ich dann schon so bei der Sache, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte. Und so kam eines zum anderen.

OF: Was war die erste Ballettvorstellung, die Sie gesehen haben?

NM: Das war Dornröschen – ein Gastspiel von einer russischen Company, ich bin nicht mehr sicher, ob es das Bolschoi oder Mariinsky war, ich war damals 7 oder 8 Jahre. Meine Mutter hatte sich eher gelangweilt während der Vorstellung, mich hat das allerdings sehr gepackt, vor allem haben mir die Kostüme sehr gut gefallen, dass ich auch ein solches tragen wollte. In der Staatsoper habe ich als Kind einige Vorstellungen gesehen, dass ich gar nicht mehr weiss, welches das erste Ballett war.

OF: An der Ballettschule der Wiener Staatsoper hatten Sie ja renommierte Lehrerinnen, wie z.B. Frau Prof. Evelyn Téri oder Galina Skuratova – wer hat Ihre Laufbahn besonders geprägt?

NM: Bei Frau Prof. Téri hatte ich zwar nicht täglich Unterricht, aber sie hat viel mit mir gearbeitet, auch in den Ferien, für den Wettbewerb in Italien hat sie mich vorbereitet. Die Zusammenarbeit mit ihr hat mir auch deswegen sehr gut gefallen, weil sie nie Druck gemacht hat, sondern vielmehr mir ein gutes Gefühl gegeben, und mein Selbstbewusstsein aufgebaut hat. Und sehr prägend war der Unterricht bei Galina Skuratova. Die Klasse, in der ich war, war generell auf sehr hohem Niveau und sie hat uns vom „russischen Drill“ her sehr viel gegeben. Da wurde neben einer präzisen Technik auch der Ehrgeiz geweckt. Gabriele Haslinger hat uns tänzerisch und persönlich eine Menge beigebracht. Die letzten zwei Jahre war ich bei Karen Henry, eine sehr starke Persönlichkeit, welche einen ideal auf das Berufsleben vorbereitet hatte, wie es im Endeffekt abläuft.

OF: Sie sind ja sehr jung ans Staatsballett gekommen.

NM: Ja, mit 17 Jahren. Ich hatte davor eine Klasse übersprungen, dass ich mit 17 die Matura abschliessen konnte.

OF: Und Sie standen ja schon weitaus früher auf der Staatsopernbühne – war der „Nussknacker“ von Harangozo Ihre erste Produktion?

NM: Erstmals getanzt habe ich Zanellas „Nussknacker“, also noch eine Produktion davor. Da war ich eine der Chinesen. Und 2007 kam dann Harangozos „Nussknacker“, wo ich die kleine Maria tanzte; meine erste Produktion als Mitglied des Staatsballetts war ebenfalls der „Nussknacker“ und meine erste Hauptrolle genauso! (lacht) „Nussknacker“ Vorstellungen habe ich schon sehr oft getanzt. Meine erste Vorstellung als Mitglied des Wiener Staatsballetts war „Romeo und Julia“, auch wenn ich dort in erster Linie statistisch aufgetreten bin.

OF: Bei Harangozo war es ja eine choreographische Uraufführung, gab es bei der Zusammenarbeit Rollenkreationen.

NM: Ja, das waren eine Menge Proben, und eine gute Gelegenheit, mit der Company zu arbeiten. Auch weil täglich geprobt wurde und man einen Einblick in den Alltag einer professionellen Truppe bekommen konnte. Und natürlich mit den grossen Solisten auch Pas de deux zu tanzen.

OF: 2012 wurden Sie an die Staatsoper engagiert, 2014 kam die erste Hauptrolle, kurz darauf das Avancement zur Halbsolistin, und damit einige solistische Aufgaben, wo auch zahlreiche verschiedene Stile gefordert waren. Welchen Stil tanzen Sie am liebsten?

NM: Es ist schwer zu sagen. Ich tanze sehr gerne die neoklassischen Stücke, wie Balanchine – vor allem, weil wir die Chance hatten, mit Nanette Gluschak zu arbeiten, das war eine unglaubliche Erfahrung! Sie bringt soviel Energie und Motivation in den Ballettsaal, und kennt den Stil von Balanchine wirklich. „A Million Kisses“ von David Dawson hat mir auch sehr viel Freude bereitet. Diese Stücke sind sehr geniessbar zu tanzen. Aber die klassischen Handlungsballette, insbesondere „Onegin“, gefallen mir besonders gut. „Marie Antoinette“ - etwas moderneres – war auch eine schöne Produktion! Ich schätze es sehr, dass das Repertoire des Wiener Staatsballetts so abwechslungsreich ist. Dass wir nicht nur einen Stil haben, hilft uns auch unterm Jahr, dass wir genug Herausforderungen annehmen können, vielseitig bleiben. Wir arbeiten mit unterschiedlichen Choreographen, so bleibt es immer spannend.

OF: Ihre Lieblingsrolle?

NM: Das schwankt zwischen der Olga im „Onegin“ und der Lise in „La fille mal gardée“, von den Partien, die ich bisher getanzt habe. Die Lise hat zwar mehr zu tanzen, als die Olga, aber ich mag beide Partien sehr.

OF: Auch darstellerisch waren Sie ja bereits in Ihrer 1. Vorstellung als Olga wirklich sehr überzeugend, facettenreich – oft erlebt man technisch saubere Olgas, die nur mädchenhaft spielen und nicht mehr, aber bei Ihnen merkt man, dass auch künftige Hauptpartien darstellerisch glänzen werden. Welche Partie wäre Ihre Wunschrolle?

NM: Die Julia in „Romeo und Julia“. Dicht gefolgt von „Manon“, ich liebe diese gefühlvollen Pas de deux. „Schwanensee“ und „Dornröschen“ würden mir auch Spass machen.

OF: Welche Ballerina ist Ihr Vorbild?

NM: Die Iana Salenko vom Berliner Staatsballett hat eine sehr grazile Art. Und Sylvie Guillem war lange Zeit mein Vorbild. Die Ballettwelt ist mittlerweile schon sehr gross, dass man für jedes Stück eine andere Ballerina als Vorbild sehen könnte.

OF: Eigentlich ist das Wiener Staatsballett derzeit auf Sommerpause, aber für die meisten Tänzer sind keine 2 Monate Urlaub angesagt, so auch bei Ihnen nicht. Was sind Ihre Projekte diesen Sommer?

NM: Ich tanze in Bad Aussee, dort führen wir ein Ballett von Christian Tichy auf - „Heimat grosser Töchter – Kraftort Ausseerland“. Es handelt von bedeutenden österreichischen Frauen, die im Ausseerland gelebt und gewirkt haben. Wir haben einige Pas de deux, aber es ist bunt gemischt. Christian Tichy hat seinen eigenen Stil, es hat sehr wohl viele klassische Elemente, aber wir haben auch die eine oder andere Jazznummer drin. Es ist nicht das ganze Programm in einem Stil, zum Teil wird auch auf Halbspitze getanzt, dann wieder auf Spitze, dann mehr Pantomime.

OF: Mit dem Direktionswechsel konnte man als Zuschauer feststellen, dass Manuel Legris einen besonderen Wert auf die Jungkünstlerförderung legt. Konkret mit den Vorstellungen „Junge Talente des Wiener Staatsballetts“ haben einige Corps Tänzer die Chance bekommen, in grösseren Partien aufzutreten.

NM: Ja, 2015 habe ich dort den „Valse fantaisie“ von Balanchine getanzt, allerdings bin ich – damals noch in der Ballettschule – bei der ersten Gala (Anm. 2011) eingesprungen. Da waren von der Company die vorgesehenen Tänzerinnen krank bzw. verletzt, und ich habe in „La Vivandière“ die eine von vier Mädchen tanzen dürfen. Ich habe das eine Woche davor erfahren und das war – abgesehen vom „Nussknacker“ - die erste Vorstellung in der grossen Company: keine Rolle als Kind, bzw. junges Mädchen, sondern eben dieselben Schritte wie die „Grossen“. Und für „Valse fantaisie“ hat eben Nanette Gluschak die Einstudierung übernommen.

OF: Als Ballerina verbringt man zweifelsohne die meiste Zeit im Ballettsaal, aber haben Sie noch diverse Hobbies?

NM: Es kommt darauf an, wieviel Zeit wir haben. Wenn die Saison sehr intensiv ist – und da geht es auch meinen Kollegen so – will man nach der Probe nurmehr nachhause, essen, schlafen, vielleicht TV schauen. Wenn es lockerer ist, trainiere ich anderen Sport, wie Fitness, Schwimmen.

OF: Mit Ende dieser Saison hat sich die Riege der Solisten doch um einiges vergrössert (Anm. Sieben 1. Solotänzerinnen, fünf Solotänzerinnen), da gibt es für die Besetzung der Hauptrollen eine grosse Auswahl. Gerade bei den 1. Solotänzerinnen merkt man als Zuschauer, dass doch jede ihr „Spezialgebiet“ hat, z.B. Ketevan Papava ist für die dramatischen Partien ideal, Liudmila Konovalova hat sich mit ihrer stupenden Technik einen Namen gemacht, Olga Esina ist DIE Odette/Odile, Maria Yakovleva hat vor allem das Mädchenhafte. Worauf konzentrieren Sie sich am meisten, bzw. was macht eine Natascha Mair aus?

NM: Das ist schwer zu beurteilen. Ich liebe die dramatischen Partien und würde mich freuen, wenn sich in diese Richtung einiges ergibt, aber die technischen Stücke reizen mich ebenfalls, an technischen Herausforderungen zu wachsen und dies dann auszukosten, macht Spass! Wenn eine Partie keine technischen Herausforderungen bietet, würde ich mich früher oder später langweilen, die Technik gehört genauso dazu, wie das Darstellerische. Ich hoffe, dass ich mich weiterhin vielseitig entwickeln kann, sowohl technisch, als auch darstellerisch.

OF: Wie erarbeiten Sie sich bei Handlungsballetten – z.B. „Marie Antoinette“ - die Partie? Steht bei der Einstudierung erst die Technik, oder die Darstellung an erster Stelle?

NM: Bei Marie Antoinette war die Darstellung enorm wichtig. Wir arbeiten sowieso täglich an den Schritten, aber die Darstellung erarbeitet man sich in erster Linie selbst. An der Technik ist es für den Coach viel leichter, zu korrigieren. Natürlich bekommen wir auch darstellerische Korrekturen, aber man kann niemandem exakt vorschreiben, wie man die eine oder andere Emotion vermitteln soll, da muss man sich selbst seine Gedanken machen, dass man authentisch ist. Es ist wichtig, Technik und Darstellung zu kombinieren, man kann sich nicht nur auf die eine Sache konzentrieren, sonst geht das andere verloren.

OF: Und bei der „Fille mal gardée“, haben Sie sich – abgesehen von den drei Kolleginnen, die ebenfalls die Lise getanzt haben – noch an anderen Interpretationen orientiert?

NM: Ich habe diverse Videopassagen von England angesehen, und natürlich von allen Besetzungen die Vorstellungen gesehen, bzw. war selbst im Corps de Ballet involviert und bei der Gelegenheit habe ich nochmals genau hingeschaut, um die Schritte im Kopf zu repetieren, da ich bei der Wiederaufnahme noch mitten in den Proben dafür war. Und jede hatte ihre eigene Interpretation, das inspiriert einen natürlich, und da sucht man sich von jeder das heraus, was einen selbst anspricht und stellt eine eigene Version zusammen.

OF: Und das ist Ihnen hervorragend gelungen. Werden Sie nächste Saison wieder als Lise zu erleben sein?

NM: Das wurde noch nicht bekannt gegeben, es gibt nur fünf Vorstellungen und diese Spielzeit waren wir vier Besetzungen. Da kommt es wirklich darauf an, welche Stücke parallel zur „Fille mal gardée“ laufen und wer im Endeffekt wo involviert ist. Auf jeden Fall war ich sehr glücklich, dass ich im Jänner diese eine Vorstellung tanzen durfte. Auch dass es gemeinsam mit Jakob Feyferlik war, mit dem ich schon in der Ballettschule viel getanzt habe, der ist ein hervorragender Partner, da ist man eingespielt.

OF: Immerhin ist schon offiziell, dass Sie nächste Saison die Gulnare in Legris' „Corsaire“ tanzen werden. Bei der Uraufführung haben Sie ja eine der Odalisken getanzt und waren damit bei der ersten Choreographie von Manuel Legris direkt dabei.

NM: Ja, das war eine hervorragende Zusammenarbeit. Jeder rechnete damit, dass Manuel Legris aufgrund seiner ersten Premiere gestresst sein würde, aber das Gegenteil war der Fall. Das liegt auch daran, dass er uns allen vertraut, dass wir seine Schritte umsetzen können. Er war sich mit der Choreographie schon bei der ersten Probe im Klaren, hat es uns ohne Zögern vermittelt und war optimal vorbereitet. Er hatte quasi die ganze Vorstellung schon in seinem Kopf, bevor die Proben begonnen hatten. Sehr viele Choreographen ändern im Verlauf der Proben doch einiges und es kommt durchaus vor, dass das eine Stück jeden Tag ein komplett anderes Stück wird, aber Legris hat nur wenige Änderungen vorgenommen. Dadurch, dass er wirklich viel Zeit im Ballettsaal verbringt und ständig mit uns arbeitet, kennt er unsere Stärken und Schwächen und seine Choreographie ist sehr vorteilhaft zu tanzen. Ich hoffe, dass es noch mehr Stücke von ihm geben wird.

OF: Und hoffentlich viele Vorstellungen mit Ihnen! Apropos, eine Partie, die Sie sehr oft getanzt haben, war der Amor in „Don Quixote“.

NM: Ja, den habe ich auch beim Gastspiel in Paris fast jede Vorstellung getanzt. Es ist eine kleine, aber feine Rolle. Und auch wenn es ein kurzer Auftritt ist, hat es mir viel Spass bereitet. Der blauen Vogel-Pas de deux (Anm. Dornröschen) hingegen stand bisher zwei mal am Programm, den würde ich sehr gerne öfters tanzen. Das ging so schnell vorbei, wir haben geprobt, dann ab zur Vorstellung, und schon wieder vorbei. Die Choreographie kann man wirklich auskosten, eine sehr dankbare Partie. Und dazu hatte ich mit Davide Dato einen wirklich guten Partner. Es wäre schön, wenn Dornröschen bald wieder am Spielplan stünde, es ist auch für die Gruppe sehr dankbar.

OF: Allerdings ist die Corps de Ballet-Zeit für Sie jetzt Vergangenheit. Haben Sie mit der Beförderung gerechnet?

NM: Nicht wirklich. Es wurden ja neun Leute befördert und es kamen ja wirklich viele in Frage, deswegen dachte ich mir, wahrscheinlich in einem oder zwei Jahren wird das der Fall sein. Andere Kollegen meinten zwar immer wieder „du wirst bestimmt befördert“, aber ich wollte mir da auch nicht unnötig Hoffnungen machen.

OF: Dann war die Überraschung umso schöner.

NM: Ja, vor allem, weil auch meine besten Freunde befördert wurden, wie z.B. Nikisha Fogo, James Stephens und Jakob Feyferlik. Und es ist umso schöner, die Freude zu teilen.

OF: Das ist auch das Schöne, dass eine herausragende Leistung wirklich belohnt und geschätzt wird, das ist nicht überall der Fall. Apropos, herausragende Leistung, beim Ballett „Mayerling“ (Anm. die Hauptpartie des Rudolf ist durch die zahlreichen Pas de deux, Soli und vor allem der ständigen Anwesenheit auf der Bühne die wohl anstrengendste Ballettpartie) haben Sie ja die Kronprinzessin Stephanie getanzt.

NM: Den Pas de deux im 1. Akt habe ich sehr genossen zu tanzen. Es ist allerdings nicht zu unterschätzen, dass der 2. und 3. Akt sich für die Frauen in die Länge zieht. Wir gehen ab und an über die Bühne, bleiben stehen, sitzen, und irgendwann kommt wieder eine Schrittkombination. Man wird quasi vom nichtstun müde.

OF: Und was ist mit der Rolle der Mary Vetsera?

NM: Auch diese hat natürlich ein paar wunderschöne Pas de deux, aber ansonsten viel Wartezeit, es ist jetzt nicht so sehr das Ballett, welches ich jeden Tag tanzen müsste. Es ist eigentlich ein Stück für Rudolf, und die anderen Partien sind eher nebensächlich.

OF: Wir hatten vorhin von dem Gastspiel in Bad Aussee gesprochen, welche Gastspiele stehen ansonsten an, bzw. hatten Sie in letzter Zeit?

NM: Zu Beginn der Sommerpause habe ich in Moldawien bei der Ballettgala von Mihail Sosnovschi getanzt, und ich hätte auch in Bulgarien tanzen sollen, aber da hat mein Weisheitszahn Probleme gemacht. Es wird aber sicher eine andere Gelegenheit geben. Durch den Beruf reist man viel herum, da gibt es einige Städte, die ich gerne besuchen möchte. Ich bin ja in Wien aufgewachsen und es gefällt mir sehr gut hier, aber auch andere Städte haben ihren Reiz.

OF: Opernproduktionen haben Sie auch getanzt?

NM: Früher in der Ballettschule haben sich einige statistische Aufgaben ergeben, und natürlich in der „Fledermaus“, aber hauptsächlich sind Tänzer der Wiener Volksoper in Opernproduktionen involviert.

OF: Welche Musik mögen Sie besonders?

NM: Ich habe keinen spezifischen Lieblingskomponisten, aber die Musik von „Romeo und Julia“ gefällt mir sehr gut, auch wenn Prokofieff nicht mein absoluter Lieblingskomponist ist. Das ist auch bei Choreographien nicht anders.

OF: Wie sind eigentlich Choreographien von Nurejew zu tanzen?

NM: Schwer. Er ist bekannt dafür, dass er jeweils die anspruchsvollsten Versionen von „Nussknacker“, „Don Quixote“ etc. gemacht hat. Er hatte eine Begabung dafür, es den Tänzern nicht gerade leicht zu machen (lacht). Aber es ist sehr ästhetisch und sehr beliebt beim Publikum. Oftmals hat er Schrittkombinationen, die vom Zuschauer aus nicht kompliziert wirken, aber für den Körper ist das Schwerstarbeit, da sind sich vermutlich alle Tänzer einig.

OF: Da kann man also mit viel Schweiss bei der „Raymonda“ Premiere (Anm. Dezember 2016 Premiere an der Wiener Staatsoper) rechnen.

NM: „Raymonda“ habe ich zwar noch nie getanzt, aber jeder, der das schon einmal getanzt hat, erzählt mir, dass es das „schlimmste“ Stück ist und dass wir uns auf etwas gefasst machen können. Manuel Legris hat sich bei der Bekanntgabe der Stücke auch bei uns entschuldigt, dass wir das zu Weihnachten haben, aber da wir probentechnisch die meisten Bühnenproben um diese Zeit bekommen, wird diese Herausforderung möglich sein. Nicht nur für die Solisten, sondern auch für die Gruppe wird „Raymonda“ eine Menge Arbeit. Jeder stirbt auf eine andere Art und Weise. (lacht) Aber im Ernst, die meisten Krankheitsfälle und Verletzungen geschehen um die Weihnachtszeit herum, da ist dann für die Reserven erst recht ein Druck, dass man ja fit bleiben muss. Ich hatte auch manchmal Situationen, in denen ich mich nicht ganz fit gefühlt habe, aber da ich in dem Moment die einzige, nicht-verletzte Besetzung war, habe ich mich zusammengerissen, dass das Stück nicht wegen mir abgesagt werden musste.

OF: Was war für Sie die ärgste Situation, in der Sie getanzt haben?

NM: Bei der Premiere von „Allegro Brillante“ hatte ich in der Woche davor immer wieder sehr starke Bauchkrämpfe. Am Tag der Premiere konnte ich mich kaum bewegen, bin deswegen extra schon früher zur Staatsoper, weil ich durch die Schmerzen fast nicht gehen konnte. Am Tag danach wäre das Gastspiel in Italien – auch mit „Allegro“ - gewesen. Ich habe es irgendwie in die Oper geschafft, mich geschminkt, Frisur gemacht, aber habe das Aufwärmetraining abgesagt, weil wirklich nichts ging. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das schaffen sollte. Der Theaterarzt hat mir dann eine Schmerztablette nach der anderen gegeben, Beruhigungstropfen, eine halbe Stunde später war ich komplett benebelt, habe die Muskeln fast nicht gespürt – das war das nächste Problem, jetzt soll ich tanzen und weiss nicht, wo meine Arme und wo meine Beine sind. Dann habe ich getanzt und danach einfach nur nachhause, die Wirkung der Tabletten hat logischerweise nachgelassen, und wollte den Wecker früher stellen, und in der Früh den Koffer packen. Und dann konnte ich vor lauter Schmerzen gar nicht schlafen, mich nicht bewegen, und erst nach 2 Stunden habe ich es geschafft, mein Handy zu nehmen und die Ambulanz anzurufen. Ich hatte 39 Grad Fieber und damit war das Italien-Gastspiel hinfällig. Das war das ärgste Erlebnis, dagegen sind andere Vorstellungen, wo ich eine Schmerztablette wegen Rücken oder was auch immer genommen habe, harmlos. Die Schritte habe ich alle getanzt, aber energiemässig war in dieser einen Vorstellung bei besten Willen nicht viel da.

OF: Wie gehen Sie mit Verletzungen um?

NM: Ich mache präventiv Physiotherapie, da mir früher – gerade bei Produktionen wie Schwanensee – kleinere Überdehnungen passiert sind.

OF: Wann haben Sie sich für den Beruf Balletttänzerin entschieden?

NM: Das hat sich mit den Jahren entwickelt, von Jahr zu Jahr immer mehr. In erster Linie hat mir die Ballettschule immer sehr viel Freude bereitet und die Disziplin kam schrittweise dazu. Als Teenager war mir dann klar, dass ich den Weg der professionellen Ballerina gehen werde.

OF: Und das machen Sie hervorragend! Ich wünsche Ihnen das Beste für die kommenden Saisonen, viele neue schöne Aufgaben und dem Wiener Publikum zahlreiche Vorstellungen mit Ihnen! Frau Mair, vielen Dank für das Gespräch!

Katharina Gebauer 31.7.16

Bilder (c) Staatsballett

 

 

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