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DANIEL BRENNA

Interview mit Daniel Brenna, dem Siegfried der „Ring“-Trilogie im Theater an der Wien am 4. Dezember 2017

Im Café Museum: Vor mir sitzt der jugendlich - ja, genau wie der junge Siegfried - wirkende Daniel Brenna aus Wisconsin in den USA, der in diesem Monat den Siegfried in der „Ring“-Trilogie im Theater an der Wien verkörpert. Gleich kommt er auf seine Begeisterung an der theatralischen Seite des Operngesangs zu sprechen: „Ich bin ein Bühnentier, und am glücklichsten, wenn ich auf der Bühne stehe. Die Verbindung von Schauspiel und Singen ist das, was ich am liebsten mache. Es muss echt, emotional und authentisch sein, zum Herzen gehen…“ So sind seine Vorbilder in diesem Sinne John Vickers sowie Maria Callas und Leonie Rysanek, James King vom stimmlichen Klang her.

1. Wie hat alles begonnen?

Mit 2 Jahren fing ich an, für ein Kirchenpublikum als Solist zu singen. „Meine Mutter hat mich ans Klavier gestellt und singen lassen.“ Er kommt aus einer musikalischen Familie. Die Mutter ist Pianistin, Laiensängerin und Chorsängerin, der Vater war Pastor und auch Sänger, auch die beiden Schwestern singen. Er war immer im Kirchenchor, auch sang er im Schulchor und später im Universitätschor. Mit 9 oder 10 Jahren sang er in seiner ersten Oper, „Amahl and the night visitors“ von Menotti, den Amahl, einen boy soprano, ein Knabensopran, in einer Kirche in Wisconsin. Es gab zwei Vorstellungen. In einer hat das kleine Orchester sich verspielt, ja sie hörten auf zu spielen, und er sang einige Seiten a capella und guckte das Orchester böse an „Was macht ihr??“ Dann fanden sie die richtige Stelle wieder und spielten weiter. Er wurde in die sog. „Young Performers Hall of Fame“ berufen… Dadurch bekam er die Möglichkeit auf eine Kinderchorreise durch Europa zu gehen, aber seine Mutter sagte „Nein, Du gehst nicht weg, so berühmt bist Du nicht!“

Er wollte aber immer etwas Internationales machen. So hat er an der Universität Betriebswirtschaftslehre, Internationale Beziehungen und Französisch studiert. Er wollte aber nicht Sänger werden, hatte nur einfach immer gesungen, aus Spaß. Im 3. Studienjahr ging er in die Musikbibliothek und fand einen dicken LP-Band „Richard Tucker in Memoriam“. Die Stimme hat mich sofort berührt, ich hörte alle vier oder sechs Platten an. Ich habe geweint, dass diese Stimme existierte und ich sie nie auf der Bühne erleben würde können“. Daraufhin kaufte er eine CD mit Pavarotti und Sutherland mit Duetten, von der er ebenfalls begeistert war. Als er dann hörte, dass es sich hierbei nicht nur um Gesang sondern auch um Schauspiel, um Musiktheater drehte, war er völlig fasziniert. Er hatte bis dahin außer der Menotti-Oper in seiner Kindheit nie eine Oper gehört.

2. Beginn des Musikstudiums

Das war wohl Daniels Geburtsstunde für die Oper! Nun nahm er das Musikstudium mit Anfang 20 an der Boston University auf. Nebenbei ein bisschen gesungen, ohne großen Erfolg, eher aus Leidenschaft. „Man hat mich damals immer als leichten Tenor geführt.“ Er selbst dachte, dass er vielleicht ein Rossini-Tenor sein könnte. Aber seine diesbezüglichen Versuche blieben ohne jeden Erfolg. „Ich sagte zu mir, Schluss mit Tenor, ich werde Bariton“. Die Lehrer meinten aber, er sei zwar ein Bariton, aber seine Passaggi seien Tenor, ein Tenor mit Farbe. So war er in einem Niemandsland, nicht alt genug für seine Stimme. Erst mit 40 Jahren ging letztlich alles zusammen, als Heldentenor. In seinem ersten Engagement als Chorist und für eine kleine Rolle bei einem Festival am Operntheater St. Luis zur Zeit seines Masters mit etwa 25 sagte man ihm „Sie haben eine Stimme, eine Bühnenpräsenz. Sie sind gut mit Sprachen, spielen gut. Wir glauben im Moment, dass Sie ein Spieltenor sind, oder ein Charaktertenor.“

3. Rückschritte = Fortschritt

Das hat ihn sehr traurig gemacht. „Die Stimme, die ich in meiner Seele hatte, war nicht ein Charaktertenor. In der Seele war immer der Siegmund, der Cavaradossi, der Canio.“ Also sagte er: „Lieber aufhören!“ Und er hörte auf! Auch zu studieren. Das war wohl auch gut für seinen Kehlkopf, der nun für ein paar Jahre Ruhe hatte. Nun ging er an die Wall Street als executive assistant eines Vize-Präsidenten und man wollte, dass er als Aktienhändler weiter machte. Da kam der verhängnisvolle Tag 9/11, den er aus seinem Büro aus einem Nebengebäude erlebte und der ihn mit der anschließenden Flucht in den Battery Park zur Fähre nach Staten Island, wo er wohnte, traumatisierte. Fast alle, die er kannte, hatten später Bronchitis- und Lungenprobleme. Er wollte Wall Street verlassen. Er war so unglücklich dort, was er aber erst erkannte in dem Moment von Leben und Tod, der sich an den Twin Towers abspielte. „Ich muss wieder glücklich sein, muss wieder singen, ich will nicht unglücklich sterben.“ Er konzentrierte sich nun auf sein Musikstudium. Bis 2004 arbeitete er zwar zum Broterwerb noch weiter, studierte aber gleichzeitig. 2004 ging er nach Deutschland und versuchte, einen Lehrer zu finden, zunächst erfolglos. Über Freunde kam er später auf Judith Natalucci in New York, die er auf Reisen dorthin immer wieder besuchte. Von ihr lernte er vor allem Technik.

4. Erste Engagements

Er bekam 2004 ein erstes Engagement in Gelsenkirchen im Theater im Revier mit Verdis „Attila“, die Rolle des Foresto, der aber keine Glanzpartie für ihn war, eher für eine Donizetti-Stimme geeignet, aber 15 Vorstellungen über eine Spielzeit und somit einen längeren Aufenthalt in Deutschland erlaubte. Er lebte sich hier gut in dieser Zeit ein. Dann kam er zum „Phantom der Oper“ in Essen, die Rolle des Ubaldo Piangi für ein Jahr, etwa 6 Mal pro Woche! Aber er wollte der Opernwelt beweisen, dass er kein Musical-Sänger sondern ein Opernsänger ist, und so kam er nach Görlitz. Denen gefiel seine Aussprache in Deutsch beim Vorsingen für „Die verkaufte Braut“ nicht. Dennoch, eine Woche vor der Premiere bat man ihn einzuspringen. In drei Tagen lernte er die Rolle auswendig und war in der Folge ein Jahr dort fest engagiert. Hier sang er bereits zum ersten Mal den Siegmund im 1. Aufzug „Walküre“ und den Eisenstein in „Die Fledermaus“. „Diese Rolle erlaubte mir, an anderen Häusern in Deutschland, u.a. in Regensburg, Essen, Münster, aber auch in anderen Ländern einzuspringen.“

5. „Moses und Aron“ – der Durchbruch!

Eines Tages fragte ihn seine Agentur, ob er Schönbergs „Moses und Aron“ kenne. „Nein, aber ich sah mir die Noten an und sagte: Ich mache das!“ Innerhalb weniger Wochen lernte er die Rolle des Aron und gastierte damit beim Festival von Miskolc 2010, sein erster internationaler Auftritt in seinem neuen Fach. Mit der Rolle wurde er im Mai 2011 gleich an die Oper Zürich gerufen - in Stagione unter Christoph von Dohnányi. Ingo Metzmacher war in der Premiere und erkundigte sich anschließend bei von Dohnányi über Daniel Brenna. Daraufhin bekam er das Angebot vom Castingdirektor der Salzburger Festspiele, dort 2012 den Desportes in „Die Soldaten“ zu singen.

Und weiter: „Die Met kam zu einer Vorstellung der „Soldaten“ und suchte einen Tenor für den Alwa in „Lulu“. Sie gaben mir ein Angebot, zum Vorsingen nach New York zu kommen. Meine Agentur bat auf meinen Wunsch aber darum, vor dem Alwa mit dem Waldweben aus Wagners „Siegfried“ zu beginnen, meine Lieblingsmusik. Nur um die Bühne aufzuwärmen…“ Er sang das Waldweben. Da kam von hinten auf einmal James Levine, in einem Rollstuhl. „Entschuldigung, Herr Brenna, wollen Sie ein bisschen mehr „Siegfried“ singen?“ „Ja, sehr gern, was möchten Sie hören? Ich liebe den Dialog Siegfrieds mit dem Waldvogel und den Monolog „Heiß ward mir von der harten Last!“ Statt einzelner Szenen durfte er ab hier den ganzen Rest des 2. Aufzugs singen, der Pianist gab den Waldvogel! „Ich war so glücklich. Wenn man mich auch nicht für Lulu engagierte, ich habe tatsächlich Siegfried auf der Met-Bühne gesungen – das kann mir keiner mehr nehmen!“ Dann sang er die Arie des Alwa, wohl recht gut, und es wurde seine beste Erfahrung mit einem Vorsingen in seinem Beruf bisher. „Die Met-Bühne ist zauberhaft.“ Er sang den Alwa dann 2015 an der Met und bekam auch noch ein Angebot für den Laca in „Jenufa“ in der Folgesaison, welches er 2016 realisierte.

Gerade wurde die in HD mitgeschnittene Aufführung der „Lulu“ an der Met vom 21. November 2015 zur Wahl der besten Opernaufnahme für die 60. Annual Grammy Awards nominiert. Der Preis wird im Rahmen der Grammy-Zeremonie am 28. Januar 2018 verkündet werden.

6. Wann kam er zu Wagner, und wie steht er zu seiner Musik?

Seinen ersten jungen Siegfried sang Daniel Brenna bereits beim Festival in Longborough 2011. Im Jahre 2013 gastierte er mit Siegmund und Siegfried an der Opéra de Dijon in einer verkürzten „Ring“-Fassung, die ich miterlebte und über die ich im damaligen Merker berichtete. 2014 sang er den Siegfried auch an der Staatsoper Stuttgart. 2013 hatte er dort schon den Tambourmajor im „Wozzeck“ gesungen. 2016 sang er den jungen Siegfried und zum ersten Mal auch den „Götterdämmerung“-Siegfried an der Washington National Opera in Washington D.C. und im selben Jahr den Siegfried auch mit dem Sinfonieorchester Odense und den „Götterdämmerung“-Siegfried bei den Wagner Tagen im Musikpalast MÜPA Budapest. Und schließlich nun beide Siegfriede im Theater an der Wien in der „Ring“-Trilogie von Tatjana Gürbaca. Er sprang aber auch schon für einen Siegmund in Kiel ein.

Hinzuzufügen ist noch, dass er den Alwa 2015 auch an der Nederlandse Opera Amsterdam gab und den Desportes 2014 an der Staatsoper München sowie 2015 an der Scala di Milano.

Als Musiker begeistern Daniel Brenna Wagners Harmonien und Leitmotive, in denen so viel Psychologie steckt. „Wagners Musik ist unfassbar intelligent, ihre Entwicklung, die „endlose Melodie“. Jedes Mal muss er bei Sieglindes Orchesterleitmotiv, dem Motiv der Mutterliebe im Finale der „Götterdämmerung“, also nach dem Zusammenbruch der alten Welt, weinen. Da ist er als Siegfried ja schon tot und kann konzentriert zuhören… Hier zeigt sich Daniels besonderer emotionaler Zugang zu Wagner, den er für einen großen Visionär hält.

7. Wie sieht er die Wiener „Ring“-Trilogie?

Ganz besonders interessiert und berührt ihn in dieser Produktion Siegfrieds Beziehung zu seinen Eltern Siegmund und Sieglinde, die hier mit neuen Facetten gezeigt wird. „Siegfried sehnt sich nach den Eltern“. In dieser Inszenierung erlebt er, wie Brünnhilde seine Mutter wegbringt, er erlebt den Tod des Vaters. In „Brünnhilde“ zeigt diese ihm seine Eltern, die sich dann wieder verlieren. Das Thema berührt Daniel auch deshalb so stark, da er den eigenen Vater und einen Bruder (nach sechsjährigem Koma) bei einem schuldlosen Verkehrsunfall verlor, als er erst 2 Jahre alt war. Er war der einzige Unverletzte, seine Mutter und zwei Schwestern überlebten mit Verletzungen.

8. Wie fühlt er sich bei seinem dreimonatigen Aufenthalt in Wien?

Daniel Brenna ist ein Architekturfan und bewundert deshalb diese Stadt ganz besonders. Es ist alles ganz anders als in Essen, wo er länger lebte und im 2. Weltkrieg nahezu alles zerstört wurde. Ihn interessieren besonders die Gebäude der K.-u.-k.-Monarchie. Er erlebte eine reibungslose Zusammenarbeit mit dem „Ring“-Team. „Alle sind unkompliziert und wollen Wagner so gut wie möglich dienen und streben dabei einen besonderen Perfektionismus an. Wagner ist der Divo!“

9. Kommende Engagements

Gleich nach dem Wiener „Ring“ reist Daniel Brenna nach Hongkong, um mit der dortigen Philharmonie unter Jaap van Zweden den Siegfried in „Götterdämmerung“ zu singen. Konzerte sind hier am 18. und 21. Januar 2018.

In Bilbao debutiert er am 17., 20. und 23. Februar als Herodes in „Salome“.

In San Francisco ist er dann wieder der Siegfried im „Siegfried“ am 15., 22. und 29. Juni sowie in der „Götterdämmerung“ am 17., 24. Juni und 1. Juli 2018.

Nach diesem interessanten Gespräch und der Begeisterung und Authentizität, mit der Daniel Brenna in seinem Sängerdarsteller-Beruf zu Hause ist, kann man ihm nur alles Gute für den weiteren Weg wünschen!

Klaus Billand, 14.12.2017

Fotograf: Scott Suchman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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