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„Wir machen nicht einfach Oper, wir machen, was wir lieben!“

ANDRE BARBE

spricht über die Herausforderung und seine Leidenschaft, HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN zu inszenieren

Seit 2000 verbindet den Regisseur und Choreografen Renaud Doucet und den Bühnen- und Kostümbilder André Barbe eine enge Zusammenarbeit. Gemeinsam brachten sie bislang über zwanzig vielbeachtete Opernproduktionen auf die Bühne. André Barbe erhielt seine Ausbildung an der Concordia University sowie bei François Barbeau an der National Theatre School of Canada in Montréal. Seither zeichnete er als Bühnen- und Kostümbildner für über 300 Produktionen im Bereich Oper, Theater und Fernsehen verantwortlich.

Renaud Doucet inszenierte mit großem Erfolg zahlreiche Opernproduktionen in den USA und in Kanada und erarbeitete für viele auch Choreografien, darunter »La Bohème«, »Aida«, »Les pêcheurs de perles«, »Carmen«, »L’Elisir d‘Amore« und »La Traviata«. Bevor er als Opernregisseur bekannt wurde, arbeitete er als Solotänzer, Ballettmeister und Choreograf bei internationalen Tanzkompanien. Zudem war er als Schauspieler in diversen Spielfilmen und TV-Serien zu erleben.

Renaud Doucet und du, ihr macht HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN ja nicht zum ersten Mal…

Wir haben zuvor eine Produktion von HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN in den USA gemacht. Der Ansatz war jedoch ein vollkommen anderer, auf die Amerikaner zugeschnittener. Das Publikum unterscheidet sich stark vom europäischen.

Worin liegen die Unterschiede?

Die Menschen hier sind stärker daran gewöhnt, Opern zu sehen. So gibt es beispielsweise von SALOME mehrere Produktionen in einem Jahr an vielen Häusern. Ganz anders sieht es in Florida aus, um nur ein Beispiel zu nennen. Dort gibt es selbst DIE ZAUBERFLÖTE nur alle fünf Jahre zu sehen. Und eine solche Produktion sollte möglichst klassisch aussehen. Nun ist Florida nicht Chicago oder San Francisco, aber auch dort ist eine Tendenz zur klassischen Inszenierung nicht zu leugnen.

Die Bonner Produktion wird demnach anders sein?

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN ist ein schwierig Fall, denn es gibt so viele Editionen – und jeder hat eine Meinung zur vermeintlich besten oder schlechtesten und zur Interpretation der Regieteams. Leider verstarb Offenbach, bevor er sein Werk vollenden konnte. Selbstverständlich entstehen dadurch einige Probleme. Letztendlich nahmen wir die Entstehungsgeschichte selbst und machten sie zum Startpunkt unserer Inszenierung. Bei der Premiere der allerersten Produktion brannte damals das Wiener Opernhaus nieder. Und wenige Jahre später brannte auch die Opéra Comique nieder – und mit ihr sämtliche Manuskripte von HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN.

Das ist schon ein sehr seltsamer Zufall.

Was ist, wenn nun der Teufel selbst etwas damit zu tun hat? Immerhin hat sich Offenbach in Orpheus in der Unterwelt über ihn lustig gemacht. Wir haben alle Vorstellungskraft und Fantasie in die Inszenierung der Rache des Teufels gelegt. Der Großteil des Stücks spielt im niedergebrannten Theater – doch selbstverständlich ist das nur der Startpunkt für unseren Helden. Renaud und ich werden engagiert, um eine Show auf die Bühne zu bringen. Und unsere Shows enthalten immer eine Menge Fantasie, Humor und Spektakel. Kenner des Werkes werden noch weit mehr entdecken als das. Doch auch wer ohne Vorkenntnisse in die Oper geht, wird auf diese Weise einen wundervollen Abend erleben.

Das ungewöhnliche Design, v.a. die Einflüsse des Steampunks, fällt sofort ins Auge.

Wir wollen die Menschen unterhalten und dass sich stets etwas bewegt auf der Bühne. Es wird Hipster geben, leichte Mädchen und ja, auch Steampunk-Einflüsse. Der Akt um Antonia erinnert gar an einen Stummfilm der 20er-Jahre mit Bergen von Eis ganz in Schwarz Weiß gehalten. Unser Held entdeckt aber auch die erste Liebe – nur um festzustellen, dass sie nicht das ist, wofür er sie hält. Es ist somit auch die Entwicklung eines jungen Mannes, der mit dem Alter nicht länger derselbe ist.

Warum die Sprünge durch verschiedene Epochen und Stile?

Hoffmann ist Schriftsteller und als solcher hat er nun einmal eine blühende Fantasie. Das soll sich auch in unserer Inszenierung widerspiegeln. Es gibt sogar noch viele weitere Einflüsse: der frühe Expressionismus des deutschen Films zum Besispiel oder das Italien, wie Pasolini und Fellini es sahen. Aber niemand braucht dieses Wissen. Die Besucher werden fühlen, was sie sehen. Darum geht es letztlich.

Ihr arbeitet nun bereits seit über zehn Jahren als Team – und zwar ausschließlich. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Was führte euch zusammen?

Zuallererst muss man wissen, dass Renaud und ich ein Paar sind. Wir lernten uns in der Opéra de Montréal kennen und es gab sofort eine starke Verbindung. Wir entschieden dann recht bald, dass wir uns gemeinsam und ausschließlich auf Opernproduktionen konzentrieren würden, denn die Oper war schon immer das, was uns am meisten am Herzen lag. Und würden wir nicht gemeinsam an Stücken arbeiten, würden wir uns vermutlich nie sehen. Das bedeutet aber auch, dass wenn man uns ein Stück anbietet, wir lange diskutieren. Wir sprechen darüber, wir recherchieren Kunst und Musik der jeweiligen Epoche und fügen unsere Ideen so früh wie möglich zusammen. Irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem ich mich ans Zeichenbrett und auf die Suche nach dem Look begebe. Renaud ist immer dabei und ich erkenne in seinem Gesicht sofort, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Letztlich erarbeiten wir die gesamte Dramaturgie gemeinsam. Renaud ist stets involviert, und ich bin es wiederum während der Proben. Eine solche Kollaboration ist absolut erfüllend. Wir haben schließlich keine Kinder. Unsere Kinder heißen THAÏS oder TURANDOT … (lacht). Seit 2000 ist das nun unser Leben. Wir machen nicht einfach Oper, wir machen, was wir lieben! Oper ist uns wichtig, sie berührt uns, sie ist unsere Leidenschaft. Und wir machen Oper grundsätzlich auf unsere Art. Wir machen, was wir sind – das kann man lieben oder hassen.

Seid ihr von Anfang an mit einer Vision eurer Arbeit angetreten? Oder hat sich diese über die Jahre entwickeln können?

Als Menschen durchleben wir doch alle eine Entwicklung. Aber ich glaube nicht, dass wir unseren Stil einem Stück je aufgedrückt haben. Jedes Stück Musik erzählt uns etwas. Man muss nur zuhören. Ich möchte ein Beispiel nennen: Wir haben TURANDOT einmal in einer Art Insektenwelt angesiedelt und waren dennoch äußerst werkgetreu. Es ist die Geschichte einer Welt vieler Regeln und man muss sich stets vor Augen führen, dass dieser Ort so weit entfernt schien, dass niemand auch nur eine Ahnung hatte, wie es dort ist. Ich rede von China. Natürlich kennt man China heute. Uns ging es letztlich nicht darum einen Ort zu einer gewissen Zeit zu rekonstruieren, sondern dieses Gefühl einer faszinierenden Fremde – gerade vertraut genug, um einen Bezug herstellen zu können. So konnten wir dem Publikum von heute ein Gefühl dafür geben, was das Publikum von gestern empfunden hat. Hinsichtlich der Inszenierung empfinden wir es als unsere Aufgabe, die Aussagen eines Autors unangetastet zu lassen, aber seine Sprache für ein modernes Publikum zu übersetzen.

Eine Oper sollte demnach kein Museum sein.

Ich möchte ganz einfach, dass viele Menschen in die Oper gehen und dass sie sie genießen können. Ich bin Kanadier und in Nordamerika wird Musik nicht mal mehr an den Schulen unterrichtet. Es gibt kaum noch Geld für Kultur und Kunst. Es gibt nicht einmal klassische Musik im Radio. Als ich jung war und Piano lernen und klassische Musik entdecken durfte, eröffnete sich mir ein Raum unendlicher Eindrücke, der vielen jungen Menschen heute einfach verwehrt bleibt. Es wird immer schwieriger, junge Menschen für die Oper zu begeistern, weil ihnen schlicht der Zugang fehlt. Auf gewisse Weise sind unsere Produktionen auch deshalb so unterhaltsam und intelligent zugleich – so glaube ich jedenfalls –, denn uns ist es wichtig, dass es für jeden etwas zu entdecken gibt. Nehmt euch bei der Hand, geht in die Oper und lasst euch verzaubern!

Die alte Vorstellung von Musik als universeller Sprache?

Vielmehr Oper als Sprache des Herzens. Es sollte immer erst das Herz und dann der Geist angesprochen werden. Für mich ist Oper die ultimative Kunstform. Sie ist geradezu ein Wunder, wenn man nur mal darüber nachdenkt. Teilweise befinden sich an einem Abend sechzig Musiker im Graben, hundert auf der Bühne und zig weitere dahinter. Jeder einzelne hat seinen Part punktgenau zu erfüllen. Und wenn dies wirklich klappt, ist das ein Wunder. Wir schauen auf keine Leinwand. Wir sehen keinen Film, der wiederholt identische Bilder abspult. Wer weiß, ob wir diese Kunstform in fünfzig Jahren noch genießen können. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich angesichts all der Kürzungen inzwischen so meine Zweifel. Ich bin geradezu gesegnet, noch immer das tun zu können, was ich so liebe. Jeder sollte die Oper einmal erlebt haben. Und wer weiß, vielleicht lernt der ein oder andere sie gar zu lieben.

Das Gespräch führten Benjamin Doum und Fritz Frömming 17.3.15

(Dank an das Theater Bonn)

 

hier zusammen mit seinem Freund dem Regisseur Renaus Doucet (r)

http://www.barbedoucet.com/fr/

 

 

 

 

 

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