THOMAS HAMPSON IM GESPRÄCH
Nach seinem großartigen Auftritt in der glanzvollen „Arabella“-Aufführung mit Anja Harteros und Hanna-Elisabeth Müller unter Christian Thielemann (7. und 10.11.) war vorgesehen, dass Thomas Hampson in der Villa Teresa in Coswig sein Buch präsentiert, aber in seiner sympathischen, unverstellten und vor allem humorvollen Art berichtete er lieber von kuriosen Episoden aus seinem Leben.
Zur Musik kam er, weil „seine Mutter Musik liebte und sein Vater nichts dagegen hatte“. Seine renommierten Lehrer waren Marietta Coyle, Elisabeth Schwarzkopf und Martial Singher, aber das meiste, so erzählte er, hat er über das Wesen der deutschen Musik von dem Opernsänger Horst Günter gelernt, einem ehemaligen Thomaner aus Leipzig, der mehrere Lehraufträge im In- und Ausland wahrnahm, u. a. auch an verschiedenen Hochschulen in den USA und ihm unter anderem auch die Musik Johann Sebastian Bachs sehr nahe brachte.
Als Thomas Hampson einmal in Salzburg den „Don Giovanni“ und der italienische Bass-Bariton Luca Pisaroni den Leporello sang, verliebte sich seine Tochter in letzteren. Da fiel die „Prügelszene etwas heftiger aus als sonst“, meinte er schmunzelnd, aber inzwischen sind seine Tochter und der Sänger glücklich verheiratet.
Hampson sagte viel und plauderte interessant und amüsant und meinte: „Ich rede Arien“, so dass die Musikbeispiele (vom Band) gekürzt werden mussten. Man hätte gern noch länger zugehört, aber auch seinen Worten, so aufgeschlossen und interessant konnte er plaudern.
Er bekannte auch, wie stark er von dem historischen Boden in Sachsen beeindruckt war. Während der „Arabella“-Vorstellung musste er sich, wie er sagte, auf der Bühne der Semperoper mehrmals „kneifen“, um zu begreifen, dass er, der „Junge aus Spokane“ (im USA-Staat Washington), wirklich auf dieser traditionsreichen Bühne der berühmten Dresdner Oper stand und sang, wo einst Richard Strauss mehrmals dirigiert hat und wo eben diese „Arabella“, bei der er in einer so wunderbaren Aufführung als Mandryka mitwirken konnte, neben acht anderen Opern des Komponisten uraufgeführt worden ist.
Ähnlich beeindruckt war er auch, dass er in einem so traditionsreichen Haus wie der Villa Teresa, wo Eugen einst d’Albert mit seiner damaligen sechsten Ehefrau, der weltberühmten venezolanischen Pianistin Teresa Carreno (es war ihre dritte Ehe) fünf Jahre lang lebte, im großen Kreis von Kennern und Musikliebhabern über sein Leben, seinen künstlerischen Werdegang und seine großen Opernpartien mit der Moderatorin Bettina Volksdorf vom mdr Figaro (Mitteldeutscher Rundfunk) unterhalten konnte.
Und er schwärmte von Dresden, wo er einige Tage zuvor mitten im Zwinger gestanden hatte und die Arme nach allen Himmelsrichtungen ausbreiten konnte, um überall ein interessantes, historisches Gebäude zu finden, die Semperoper, die Gemäldegalerie, das Schloss mit seinen Museen, die Frauenkirche usw. Deshalb liegt ihm als gebürtigem Amerikaner sehr am Herzen, dass diese traditionsreiche, mitteleuropäische Kultur für die Welt erhalten bleibt.
Ingrid Gerk 15.11.14
Übernahme Merker-online